Gestern früh um 07.45 beim Gasthof Feurstein in Gschnitz aufgebrochen. Massen von "Habichtstürmern" taten es uns gleich. Wir dachten schon, da gehen sicher einige auch auf die Ilmspitz. Aber: Täuschung. Vom Tal aus ist das offensichtlich doch einigen zu viel. Im Nachhinein gesehen ist das keine falsche Einschätzung gewesen, wir haben ohne zu trödeln bis 18.30 Uhr gebraucht, um wieder beim Auto zurückzusein. Also, gemütlich bis zur Innsbruckerhütte, in etwa 2 Stunden. Weiter unterhalb der Kalkwand bis zum Einstieg des Klettersteiges. Die große Wand ehrfürchtig bestaunt, Gurtzeug angelegt und rein ins Vergnügen. Was folgte war Klettersteig vom feinsten. Spannender als alles weitere war sicher die Einstiegswand - wo es richtig luftig war. Dann über Klammern, Bänder, Schluchten hinauf zum Gipfel. Um 13.00 Uhr konnten wir laut "Berg Heil" schreien, wir waren alleine (ja, alleine!!) am Gipfel. Den Gipfelbucheintragungen konnten wir weitere 10 Gipfelsieger zählen, die aber vermutlich von der Innsbruckerhütte aufgestiegen sind und daher etwas früher unterwegs waren als wir vom Tal.
Zurück sind wir den angeschriebenen Abstiegsweg. Was uns dabei passiert ist, kopiere ich schnell aus meinen Tagebuch ein:
"Aber das Highlight des Tages war der Abstieg. Eine schauerliche Erfahrung bringt Gert den Spitznamen "Eisenfaust" ein. Wir hantelten uns dem Steig entlang nach unten. Plötzlich war das Sicherungsseil aus und der Weg ging in einer Schotterreiße weiter. Auffällige Markierungen gab es nicht (wohl aber, wie wir später hören mußten, unauffällige). Und da standen wir auf einmal vor einem Schlund, vor dem noch eine Eisenklammer und ein Sicherungsstift angebracht waren. "Ja - das ist der Weg - sonst sind nicht diese Dinge anzutreffen." Aber da waren wir völlig falsch gewickelt. Von oben rutschte Geröll von der Reißn nach - Steine groß wie Bratfannen. Das bedeutete für einen von uns, daß er vor dem Schlund warten mußte, bis der andere passiert hatte, um kein Gestein loszutreten. Der Wartende war ich. Gert wagte es als erster. Ich konnte ihn nicht sehen, ich hörte nur Schnauben, Selbstgespräche, Flüche und polterndes Gestein. Dann das erlösende: "Bin unten, aber iats muass i oane raachen". Daraufhin stieg ich nach. Da man ja von oben nichts sehen konnte, wußte ich zwar nicht, was mich erwartet, aber das flaue und ungute Gefühl im Bauch sollte mich nicht täuschen. Als die ersten Meter passiert waren, umkehren war nicht mehr möglich, sah ich, was auf mich wartete: eine steile Felswand, etwa 6-8 mtr hoch, rechts abgerundeter Fels ohne die Chance, einen Griff zu finden. Links ein Felsspalt, ebenso ohne Griffe. "Gert - wie hast Du das geschafft da runter??". "stütz dich links ab und spreize deine Füsse auf der anderen Seite entgegen" hallt es von unten. Ich versuche es. Aber der Halt, den mir diese Technik gibt, ist nicht 100%ig. Wieder ein paar Zentimeter nach unten, der Halt verbessert sich nicht. Gert taucht hinter dem Felsvorsprung auf. Er macht ein Foto von mir. Ich selbst werde währenddessen vermutlich weiß wie die Kalkwand in der ich mich befinde. "Mir geht die Dose - ich bin überfordert" rufe ich Gert zu. Der erkennt die Gefahr, schmeißt seinen Tschigg weg und eilt 2-3 Meter nach oben. Und nun kommt die Aktion "Cliffhänger". Gert ballt seine Faust und formt einen Tritt. "Steig aui, des tuat mir nix". Ich hatte keine Zeit zu überlegen und nahm sofort an. Dann brauchte ich einen Griff für die linke Hand. Wo? Ich griff intuitiv in einen Felsspalt und schnappte zu - Griff - hält - Stoßseufzer. Jetzt gings in Sekunden noch einmal mit dem anderen Fuß auf die andere Faust von Gert und mit einem Rutscher hinab bis zum sicheren Stand. Was folgte war minutenlanges Verschnaufen, Gert danken und mich beruhigen. Und das Bauchgefühl. Wenn der Bauch sagt: "da ist was faul - da wirds gefährlich", dann reagiere drauf. Vielleicht machen solche Erlebnisse schlußendlich auch einen erfahrenen Bergfuchs aus.........."
Hoffentlich langweile ich niemanden mit diesem Monsterbericht, aber das Gefühl von gestern nach diesem Abenteuer kommt am ehesten durch die Erzählung, nicht durch Bilder rüber.
Eine Empfehlung für alle, die auf die Ilmspitze gehen: beim Abstieg ganz genau auf die Markierungen achten. Wenn es euch komisch vorkommt, daß plötzlich an augenscheinlich gefährlichen Stellen keine Versicherungen mehr vorhanden sind, sofort umkehren!!! Wir selbst hätten nur einige Meter weiter oben und auf der anderen Seite der Reiße gehen müssen, dort wäre der versicherte und ordentliche Steigverlauf gewesen.
Um 16.15 Uhr waren wir dann noch schnell auf einen "Gipfelkreuzabstauber" auf der Kalkwand (2564 mtr). Dort mußten wir von zwei anwesenden Bergkameraden hören, daß das Malheur beim Abstieg schon mehreren passiert ist.Wir sind dann schnell weiter zur Innsbruckerhütte. Dort schnell was getrunken und um 17.30 Uhr weiter Richtung Tal. Wir waren so aufgeputscht von den Erlebnissen, daß wir beschlossen hatten zu testen, wie schnell wir es ins Tal schaffen. Das gelang uns in exakt 1 Stunde (für exakt 1115 mtr). Eine vollständige Foto-Doku folgt in http://christian-hilgarter.fotoalbum-medion.de/
Zurück sind wir den angeschriebenen Abstiegsweg. Was uns dabei passiert ist, kopiere ich schnell aus meinen Tagebuch ein:
"Aber das Highlight des Tages war der Abstieg. Eine schauerliche Erfahrung bringt Gert den Spitznamen "Eisenfaust" ein. Wir hantelten uns dem Steig entlang nach unten. Plötzlich war das Sicherungsseil aus und der Weg ging in einer Schotterreiße weiter. Auffällige Markierungen gab es nicht (wohl aber, wie wir später hören mußten, unauffällige). Und da standen wir auf einmal vor einem Schlund, vor dem noch eine Eisenklammer und ein Sicherungsstift angebracht waren. "Ja - das ist der Weg - sonst sind nicht diese Dinge anzutreffen." Aber da waren wir völlig falsch gewickelt. Von oben rutschte Geröll von der Reißn nach - Steine groß wie Bratfannen. Das bedeutete für einen von uns, daß er vor dem Schlund warten mußte, bis der andere passiert hatte, um kein Gestein loszutreten. Der Wartende war ich. Gert wagte es als erster. Ich konnte ihn nicht sehen, ich hörte nur Schnauben, Selbstgespräche, Flüche und polterndes Gestein. Dann das erlösende: "Bin unten, aber iats muass i oane raachen". Daraufhin stieg ich nach. Da man ja von oben nichts sehen konnte, wußte ich zwar nicht, was mich erwartet, aber das flaue und ungute Gefühl im Bauch sollte mich nicht täuschen. Als die ersten Meter passiert waren, umkehren war nicht mehr möglich, sah ich, was auf mich wartete: eine steile Felswand, etwa 6-8 mtr hoch, rechts abgerundeter Fels ohne die Chance, einen Griff zu finden. Links ein Felsspalt, ebenso ohne Griffe. "Gert - wie hast Du das geschafft da runter??". "stütz dich links ab und spreize deine Füsse auf der anderen Seite entgegen" hallt es von unten. Ich versuche es. Aber der Halt, den mir diese Technik gibt, ist nicht 100%ig. Wieder ein paar Zentimeter nach unten, der Halt verbessert sich nicht. Gert taucht hinter dem Felsvorsprung auf. Er macht ein Foto von mir. Ich selbst werde währenddessen vermutlich weiß wie die Kalkwand in der ich mich befinde. "Mir geht die Dose - ich bin überfordert" rufe ich Gert zu. Der erkennt die Gefahr, schmeißt seinen Tschigg weg und eilt 2-3 Meter nach oben. Und nun kommt die Aktion "Cliffhänger". Gert ballt seine Faust und formt einen Tritt. "Steig aui, des tuat mir nix". Ich hatte keine Zeit zu überlegen und nahm sofort an. Dann brauchte ich einen Griff für die linke Hand. Wo? Ich griff intuitiv in einen Felsspalt und schnappte zu - Griff - hält - Stoßseufzer. Jetzt gings in Sekunden noch einmal mit dem anderen Fuß auf die andere Faust von Gert und mit einem Rutscher hinab bis zum sicheren Stand. Was folgte war minutenlanges Verschnaufen, Gert danken und mich beruhigen. Und das Bauchgefühl. Wenn der Bauch sagt: "da ist was faul - da wirds gefährlich", dann reagiere drauf. Vielleicht machen solche Erlebnisse schlußendlich auch einen erfahrenen Bergfuchs aus.........."
Hoffentlich langweile ich niemanden mit diesem Monsterbericht, aber das Gefühl von gestern nach diesem Abenteuer kommt am ehesten durch die Erzählung, nicht durch Bilder rüber.
Eine Empfehlung für alle, die auf die Ilmspitze gehen: beim Abstieg ganz genau auf die Markierungen achten. Wenn es euch komisch vorkommt, daß plötzlich an augenscheinlich gefährlichen Stellen keine Versicherungen mehr vorhanden sind, sofort umkehren!!! Wir selbst hätten nur einige Meter weiter oben und auf der anderen Seite der Reiße gehen müssen, dort wäre der versicherte und ordentliche Steigverlauf gewesen.
Um 16.15 Uhr waren wir dann noch schnell auf einen "Gipfelkreuzabstauber" auf der Kalkwand (2564 mtr). Dort mußten wir von zwei anwesenden Bergkameraden hören, daß das Malheur beim Abstieg schon mehreren passiert ist.Wir sind dann schnell weiter zur Innsbruckerhütte. Dort schnell was getrunken und um 17.30 Uhr weiter Richtung Tal. Wir waren so aufgeputscht von den Erlebnissen, daß wir beschlossen hatten zu testen, wie schnell wir es ins Tal schaffen. Das gelang uns in exakt 1 Stunde (für exakt 1115 mtr). Eine vollständige Foto-Doku folgt in http://christian-hilgarter.fotoalbum-medion.de/
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