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Teufelsbadstubensteig, B/1, Raxalpe / 13.06.2020

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  • Teufelsbadstubensteig, B/1, Raxalpe / 13.06.2020

    Samstag, der 13. Juni sollte im Osten ein hochsommerlicher Tag werden, allerdings mit einer zunehmenden Labilisierung im Tagesverlauf und daher einer steigenden Neigung zu Regenschauern oder Gewittern. Ganz lange Touren schieden somit aus, aber ich hatte ohnehin schon eine Idee: wieder einmal den Teufelsbadstubensteig zu begehen. Von allen Klettersteigen der Rax ist er mir im Verlauf etlicher Jahre der Liebste geworden: landschaftlich grandios und von den Schwierigkeiten für mich anregend, zugleich aber auch im Alleingang gut zu bewältigen. Im Unterschied zu meiner letzten Begehung im Frühsommer 2013 wollte ich diesmal jedoch nicht über den Wachthüttelkamm wieder absteigen, sondern ganz auf das Plateau hinauf gehen und talwärts die Seilbahn nützen, die seit Ende Mai wieder in Betrieb ist.

    Mir ist bewusst, dass viele den Teufelsbadstubensteig gut kennen. Aber ich habe diesmal Lust darauf, einen Bericht für das Forum zu erstellen. Der Steig wurde in den letzten zehn Jahren gar nicht so oft präsentiert, und obendrein konnte ich dank des Smartphones diesmal erstmals auch im versicherten Abschnitt mehr fotografieren.


    Zu Beginn fahre ich mit dem - sehr voll besetzten! - Bus der Retter-Linie von der Talstation der Raxseilbahn zum Weichtalhaus.
    Von Beginn an begrüßt einen hier die eindrucksvolle Felslandschaft um den Ausgang des Großen Höllentals.
    03-Höllental-Klobenwand.jpg

    Auf der Brücke über die Schwarza mit ihrem herrlich klaren Wasser,...
    04-Schwarza-Brücke.jpg

    ...und einige Minuten danach erscheinen die Felsen, deren Namen die Herzen vieler Kletterer höher schlagen lassen, bereits knapp vor mir.
    Eindrucksvoll steil zieht die Blechmauernkante hier nach oben.
    06-Blechmauernkante.jpg

    Über die Schönbrunner Stiege geht es dann ins Große Höllental,...
    08-SchönbrunnerStiege.jpg

    ...wo die Felsbildungen abermals die Blicke an sich ziehen. Die klare Luft und der noch wolkenlose Himmel tragen zusätzlich zu den Eindrücken bei.
    In der Mitte die Klobenwandrinne.
    11-Klobenwandrinne.jpg

    Etwas weiter rechts ist die Vordere Klobenwand durch die markante Privatschlucht deutlich vom Hauptteil der Wand abgesetzt. Kein Wunder, dass auch viele Forumsmitglieder, die diesem Gelände gewachsen sind, sich sehr gern hier betätigen!
    13-VordereKlobenwand.jpg

    Noch scheinen nur wenige Kletterer in der Vorderen Klobenwand unterwegs zu sein. Zwei entdecke ich mit dem Zoom im unteren Teil dann doch. Sie befinden sich in der Mitte dieses Bildausschnitts fast genau übereinander.
    13A-VordereKlobenwand-Kletterer.jpg

    Nun geht es etwa eine halbe Stunde ins Große Höllental hinein: zunächst praktisch in gleicher Höhe, dann auf dem Hauptweg mäßig ansteigend. Bei einigen großen Felsbrocken zweigt dann der Zustieg zum Teufelsbadstubensteig links ab, und es dauert nicht mehr lang, bis man am Einstieg steht.
    Gleich bei der ersten Wand kann man Zweifel bekommen, wie man hier ohne Felsklettern durchkommen soll. Es geht auf der durchgehend gesicherten, diagonal verlaufenden Rampe in der linken Bildhälfte einfacher als man zunächst für möglich hält.
    18-BeginnTeufelsbadstube-Tafel.jpg

    Der Blick hinaus ins Große Höllental, mit dem Kuhschneeberg im Hintergrund. Am Vormittag beeindruckt vor allem der Kontrast zwischen der bereits voll von der Sonne beschienenen Klobenwand links und der dunklen Loswand rechts, die sich noch komplett im Schatten befindet.
    19-Klobenwand-Kuhschneeberg.jpg

    Nach einiger Zeit wird die Rampe mehr zu einem Riss, durch den die erste Leiter des Steigs führt. Es wird kaum Zufall sein, dass sie ähnlich verbeult aussieht wie die berühmten Einstiegsleiter des benachbarten Alpenvereinssteigs.
    20-ersteLeiter.jpg

    Am Ende des ersten durchgehend versicherten Abschnitts geht sich wieder ein Blick zur Klobenwand aus, die an der anderen Talseite hell in der Sonne leuchtet.
    21-BlickKlobenwand.jpg

    Unter leichtem Höhenverlust folgt nun die Querung des Teufelsbadstubenkessels, einer beeindruckend wilden Felslandschaft!
    Vor mir wird bald bereits die zweite - längere und steilere - Leiter sichtbar. Für die Fortsetzung des Steigs danach gilt abermals: Er ist nicht so ausgesetzt wie es von hier aus noch aussehen mag.
    24-langeLeiter.jpg

    In einer Nische des Felskessels befindet sich das Steigbuch, und ein paar Meter weiter links erfolgt der Einstieg in die lange Leiter: etwa 10 Meter hoch, 34 Sprossen umfassend.
    27-EinstieglangeLeiter.jpg

    Von hier bieten sich bereits schöne Blicke zum Gaisloch ganz hinten im Großen Höllental. Die versicherte Steilstufe ist nicht lang, aber der Steig ist ganzjährig nass (bzw. im Winter vereist) und daher durchaus unangenehm zu begehen.
    28-BlickGaisloch.jpg

    Am Beginn der Querung oberhalb der langen Leiter lässt der Rückblick erneut Fragen aufsteigen, wie es möglich war, durch dieses Gelände zu kommen.
    30-AnstiegnachKesselquerung.jpg
    Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 15.06.2020, 22:19.
    Lg, Wolfgang


    Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
    der sowohl für den Einzelnen
    wie für die Welt zukunftsweisend ist.
    (David Steindl-Rast)


  • #2
    Der Blick zum vorderen Teil der Klobenwand bietet abermals tolle Kontraste.
    33-GroßesHöllental-Klobenwand.jpg

    Nach einem Kamin mit Seilen auf beiden Seiten sind die anspruchsvolleren versicherten Abschnitte bewältigt. Nochmals ist ein Felskessel nach links zu queren, und danach ist ganz offensichtlich, durch welche Lücke der Steig aus der Wand herausschlüpft.
    image_597048.jpg

    Eine Viertelstunde später komme ich an dieser Gedenktafel vorbei. Gerd Leitgeb war vor allem in der 1970er- und -80er-Jahren einer der bekanntesten Journalisten Österreichs. Fast 20 Jahre liegt es mittlerweile zurück, dass er als Mitglied einer Gruppe im Abstieg über den Teufelsbadstubensteig tödlich verunglückte - noch oberhalb der versicherten Passagen.
    image_597049.jpg

    Ein weiterer Blick zum Gaisloch und zur hinteren Klobenwand. Der letzte Abschnitt des Steigs ist nicht mehr schwierig, aber mühsam: Er verläuft in steilen Kehren knapp rechts einer durchgehenden Schuttrinne.
    image_597050.jpg

    Den Abschluss bildet dann die Querung der Schuttrinne. Vor etwa 15 Jahren gab es hier eine solide Holzbrücke. Im Jahr 2013 war davon nur mehr ein reichlich wackeliger Holzbalken übrig, der eher ein Hindernis als eine Erleichterung bildete. Nun ist eine Kette gespannt, und die Rinne ist auf deutlichen Tritten schnell und problemlos zu queren. Der Vergleich zu 2013 macht da sehr sicher!
    image_597025.jpg

    Über einige Kehren auf grünem Wiesenboden erreiche ich dann den Aussichtsplatz beim Ausstieg des Teufelsbadstubensteigs. Der Tiefblick von dort ins Große Höllental ist atemberaubend: Fast 450 Höhenmeter geht es nahezu senkrecht hinunter!
    image_597051.jpg

    Mit etwas über 1200m Seehöhe befinde ich mich inzwischen nahezu in der gleichen Höhe wie die Steilstufe im Gaisloch.
    image_597052.jpg

    Nur wenige Schritte nach dem Aussichtsplatz erreiche ich diese Weggabelung.
    Beim Preintalersteig ist der Begriff "Klettersteig" für eine ungesicherte Route unüblich und daher einigermaßen missverständlich.
    Die handschriftliche Ergänzung "Climbing Route II-" trifft die Sache da viel eindeutiger.
    image_597053.jpg

    Einige Kehren im Waldgelände führen bald zum Anstieg über den Wachthüttelkamm, der einmal noch ganz an die Abbruchkante zur Loswand heranführt. Da bietet sich noch einmal der Paradeblick zum Gaisloch,...
    image_597054.jpg

    ...vor allem aber mittlerweile ein Tiefblick auf die obersten Kehren des Teufelsbadstubensteigs. Dass es hinter dem schmalen Wiesenstreifen mit den Nadelbäumen noch einmal 400 Höhenmeter hinunter geht, kann man sich aus dieser Perspektive gar nicht recht vorstellen. Was für eine grandiose Felslandschaft!
    image_597055.jpg

    Vergleichsweise zahm zeigt sich vom gleichen Platz dieser Blick aufwärts durch das Höllental zu einigen Voralpengipfeln. Es sind unter anderem die Traisener Hinteralm und die Reisalpe, aber auch der felsige Falkenstein oberhalb von Schwarzau im Gebirge zu erkennen.
    image_597056.jpg

    In einigen Kehren führt der obere Wachthüttelkamm dann vom Abbruch der Loswand weg in eine ganz andere Welt: auf einen breiten Rücken mit großen, Schatten spendenden Nadelbäumen. Bei einer kleinen Lichtung schaut erstmal das Klosterwappen jenseits des Höllentals drüber: nur fünf Kilometer in der Luftlinie von meinem Standort entfernt. Die Höhenunterschiede auf kleinem Raum sind hier gewaltig!
    image_597057.jpg

    Nach und nach wird der Wald lockerer und ist häufiger von Lichtungen durchsetzt, die zum Teil dicht von Ampfer bewachsen sind. Bei diesem Blick gegen die Aufstiegsrichtung bildet der Kuhschneeberg den Hintergrund.
    image_597058.jpg

    Bei einer markanten Linkskehre des markierten Wegs zum Otto-Schutzhaus folge ich schließlich einem unmarkierten, aber problemlos begehbaren Steiglein geradeaus. Es wird mich nämlich auf kürzestem Weg zum tollen Panoramaplatz der Höllental-Aussicht führen. Eine leicht verkarstete Rinne ist zu queren,...
    image_597059.jpg

    ...und gleich danach stoße ich auf den breiten, viel begangenen Weg vom Praterstern und brauche nur mehr ein paar Minuten bis zur Höllental-Aussicht.
    image_597060.jpg
    Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 03.07.2020, 11:11.
    Lg, Wolfgang


    Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
    der sowohl für den Einzelnen
    wie für die Welt zukunftsweisend ist.
    (David Steindl-Rast)

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    • #3
      Nach dem "redlichen" Anstieg über einen der Klettersteige lässt sich das Panorama von der Höllental-Aussicht besonders bewusst auskosten.
      Links schauen die Lechnermauern und die Bärengrube über die Baumwipfel; darüber der Gipfel der Scheibwaldhöhe, 1943m.
      60-Scheibwaldhöhe-Lechnermauern.jpg

      Erneut ein Bild der Kontraste rechts anschließend: die flache, in der schneefreien Zeit wegen des Latschendickichts unerreichbare Kuppe des Klobens über der Klobenwand mit ihren gewaltigen Ausmaßen.
      61-Kloben-Klobenwand.jpg

      Über dem niedrigeren Teil der Klobenwand stehen in einiger Entfernung Obersberg, Hinteralm, Reisalpe und Hochstaff. Etwas nach 13 Uhr fällt auf, dass sich über den Voralpengipfeln bereits wesentlich mächtigere Wolken gebildet hatten als über Rax und Schneeberg. Zwei Stunden später sollte im Raum Türnitz - Lilienfeld ein heftiger Platzregen niedergehen (übrigens der einzige in den gesamten Niederösterreichischen Alpen), und irgendwie lag diese Entwicklung im wahrsten Sinn der Worte bereits in der Luft!
      63-Klobenwand-ObersbergReisalpe.jpg

      Totalpanorama des Großen Höllentals vor Kuhschneeberg und Hochschneeberg im Hintergrund. In Summe meines Erachtens die großartigste Felslandschaft, die Niederösterreich zu bieten hat!
      64-PanoramaGroßesHöllental-Schneeberg.jpg

      Der Boden des Großen Höllentals, 900 bis 1000 Höhenmeter unter meinem Standort. Um die Mittagszeit liegen Klobenwand links und Loswand rechts nun gleichermaßen in der Sonne.
      66-TiefblickGroßesHöllental.jpg

      Der Hochschneeberg über dem breiten Waldrücken, der den oberen Teil meines Anstiegs bildete.
      67-Hochschneeberg-Krummbachstein.jpg

      Ich verlasse die Höllental-Aussicht wieder und gelange sogleich auf die große Lichtung mit Blick zu den Lechnermauern und der Raxgmoahütte auf dem Trinksteinsattel. Auch über der westlichen Rax breiten sich nun rasch dunklere Wolken aus, so gehe ich eher zügig Richtung Otto-Schutzhaus weiter.
      69-Trinksteinsattel-Lechnermauern.jpg

      Erfreulicherweise sieht es danach aus, als würden die dickeren Wolken westlich von mir vorbei ziehen. Das Otto-Schutzhaus befindet sich an ihrem Rand; der Törlkopf bleibt sogar im Sonnenschein.
      70-Törlkopf-GrOtter.jpg

      Natürlich mache ich den kurzen Abstecher zur Vilma-Haid-Aussicht am Plateaurand nahe des Schutzhauses. Über den vorgelagerten Sengerkogel hinweg geht der Blick hinunter nach Reichenau und Payerbach im Schwarzatal, flankiert von Feichtaberg und Gahns links sowie dem Großen Otter ganz rechts.
      73-BlickSengerkogel-GahnsSchwarzatal.jpg

      Ich finde einen freien Platz auf den Tischen vor dem Otto-Schutzhaus und raste dort einige Zeit. Die Hütte ist natürlich sehr gut besucht, aber zum Glück nicht unangenehm überlaufen, und die Organisation der Getränke- und Essensausgabe via Selbstbedienung ist gut.
      Bis zur Talfahrt meiner Gondel um 15.38 Uhr bleibt mir noch einige Zeit. So schlendere ich zunächst gemütlich Richtung Bergstation und schaue nochmals zum Otto-Schutzhaus und dem Jakobskogel zurück.
      77-Ottohaus-Jakobskogel.jpg

      Etwas nach dem Gatterlkreuz setze ich mich ins Gras und freue mich darüber, dass die Sonne wieder mehr heraus kommt.
      Die hübschen Blüten um mich wachsen zur Zeit auch auf dem Gahns, daher kann ich sie bei ihrem Namen nennen: Es handelt sich um den Wiesen-Storchschnabel.
      79-Wiesenstorchschnabel.jpg

      Gar nicht weit an mir vorbei führt der viel begangene Weg, und doch ist es ruhig und daher genussvoll, hier noch einige Zeit zu sitzen.
      Nach wie vor hängen über Reisalpe und Hinteralm dunklere Wolken als über der Raxalpe.
      81-Wanderweg-BlickHinteralmReisalpe.jpg

      Knapp eine halbe Stunde vor der Talfahrt treffe ich auf der Terrasse vor der Bergstation der Seilbahn ein. Ich bin keinesfalls überrascht, wie gut besucht sie an diesem Nachmittag mit Hochsommertemperaturen ist. Naheliegend daher, dass die Gondeln im kürzestmöglichen Intervall - viermal pro halber Stunde - fahren!
      83-Raxseilbahn-Bergstation.jpg

      Mit diesem Ausblick über Großau u.a. zur Kampalpe und dem Stuhleck lässt sich die restliche Zeit gut überbrücken. Es ist speziell erfreulich, dass die Sonne sich nochmals so durchsetzen konnte und das Sitzen auf der Terrasse daher so angenehm ist. Wegen der aktuellen Einschränkungen durfte man am 13. Juni in der Schalterhalle der Bergstation nämlich noch nicht warten.
      image_597074.jpg

      Pünktlich um 15.38 Uhr schwebe ich rasch und knieschonend ins Tal zurück.
      Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 15.06.2020, 23:08.
      Lg, Wolfgang


      Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
      der sowohl für den Einzelnen
      wie für die Welt zukunftsweisend ist.
      (David Steindl-Rast)

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      • #4
        Informationen zur Tour

        Da kann ich mich kurz halten:
        Meine Route ist knapp über 10 Kilometer lang und weist 1200 Höhenmeter im Anstieg auf.

        Der Teufelsbadstubensteig wird üblicherweise mit Schwierigkeitsgrad B (bzw. einige kleine Felsstufen ohne Sicherung mit 1) bewertet.
        Eine genaue Beschreibung findet sich beispielsweise hier: https://www.bergsteigen.com/touren/k...adstubensteig/

        Ich kann mich dieser Einschätzung der Schwierigkeiten gut anschließen. Die Einstiegspassage mit der diagonalen Rampe, dem Riss und der ersten Leiter verdient m.E. in ihrer Gesamtheit Grad B. Das Begehen der langen Leiter ist im oberen Teil etwas luftig; der beidseitig gesicherte Kamin mag einzelne schwierigere Schritte haben, ist dafür überhaupt nicht exponiert.
        Konzentration erfordern auch die zumeist ungesicherten Querungen sowie die steilen Kehren vor dem oberen Ausstieg.
        Die Querung der Schuttrinne mit Hilfe der Kette und von deutlichen Trittspuren ist um vieles angenehmer als der wackelige Holzbalken vor sieben Jahren. Es ist zugleich die einzige Änderung gegenüber meiner letzten Begehung, die mir sofort aufgefallen ist.

        Sehr angenehm ist, dass sowohl der Zustieg durch das Große Höllental als auch der komplette Steig selbst in Zeiten des höchsten Sonnenstands am Vormittag sehr lang im Schatten liegen. Dadurch ist der Teufelsbadstubensteig viel besser für Touren im Hochsommer geeignet als der viel längere Alpenvereinssteig oder gar der gegenüberliegende Hoyos-Steig, wo schon der steile ostseitige Zustieg schweißtreibend wäre.

        Persönlich gehe ich den Teufelsbadstubensteig im Aufstieg selbstverständlich mit Helm, aber ohne Klettersteigset. Aber ich möchte das natürlich in keiner Weise als allgemeine Empfehlung formulieren.

        Den Aufstieg bis auf das Raxplateau und die Talfahrt mit der Seilbahn habe ich als deutlich angenehmer erlebt als den sofortigen Abstieg über den Wachthüttelkamm. Natürlich ist die Landschaft toll und der Steig technisch nicht schwierig, mühsam ist er durch den vielen Schutt aber dennoch.

        Dank der Busse im Höllental ist die Tour auch öffentlich gut möglich.
        Minimalvoraussetzung ist ja, zu Beginn zum Schließen der Runde mit der Retter-Linie von Hirschwang zum Weichtalhaus zu fahren. Ich war sehr überrascht, wie voll besetzt dieser Bus (über Hinternasswald schließlich bis Rohr im Gebirge) war. Nur einige stiegen in Kaiserbrunn aus, drei - dank eines freundlichen Lenkers - beim Stadelwandgraben sowie maximal 10 beim Weichtalhaus. Fast voll besetzt fuhr der Bus weiter; offensichtlich hatte eine große Gruppe junger Leute Hinternasswald als Ziel.
        Erst vor kurzem wurde ja der angekündigte Plan nochmals revidiert, Hinternasswald ab Juli mit dem Linienbus nicht mehr anzufahren. Nach den Eindrücken vom 13. Juni kann ich nur sagen: Gott sei Dank kommt es nun doch nicht dazu!


        Persönliches Fazit

        Felskletterer wissen, warum es sie regelmäßig in die Wände nahe dem Weichtalhaus zieht.
        Wer selbst nicht klettert, aber offen für Landschaftseindrücke ist, kann von der Felskulisse des Großen Höllentals aber auch nur beeindruckt sein. Ich wüsste im näheren Tagesumfeld Wiens keine in ihrer Gesamtheit damit vergleichbare Bergszenerie. So sind die Klettersteige im Großen Höllental für mich die bevorzugte Möglichkeit, sie einigermaßen regelmäßig erleben zu können. Der Teufelsbadstubensteig ist mir aus mehreren Gründen (Länge, Schwierigkeitsgrad, beeindruckende Landschaft...) der liebste der Klettersteige in der Region. Auch daraus möchte ich keine allgemeine Empfehlung ableiten, sondern andere mögen aus guten Gründen andere Präferenzen haben (und behalten).

        Ich habe mittlerweile ein Alter erreicht, in dem ich mit Freude und Dankbarkeit registriere, dass mir der Steig nicht schwerer gefallen ist als vor sieben Jahren und ich auch nachher nicht stärker erschöpft war als meine Erinnerungen sagen. So bleibt mir als Wunsch für die Zukunft, dass noch etliche weitere Besuche des Großen Höllentals und nach Möglichkeit auch ein erneutes Begehen des Teufelsbadstubensteiges folgen mögen.
        Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 16.06.2020, 09:38.
        Lg, Wolfgang


        Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
        der sowohl für den Einzelnen
        wie für die Welt zukunftsweisend ist.
        (David Steindl-Rast)

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        • #5
          Super Doku, tolle Bilder Danke Ja, da sollte ich auch wieder einmal raufgehen

          LG
          der 31.12.

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          • #6
            Ein wunderbarer Bericht, danke auch für die geladenen Bilder. Jetzt sehe ich endlich meine nicht ganz abgeschlossene Umrundung des Klobens.
            Aber das gehörte ja zur Kesselgrabengeschichte .

            Lg. Sigi

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            • #7
              Die Dokumentation das allgemeinen Steigzustandes ist sicher interessant, ausserdem gab es bis jetzt keinen annähernd so schön und ausführlich bebilderten Bericht - danke für die Mühe!
              carpe diem!
              www.instagram.com/bildervondraussen/

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              • #8
                Wolfgang macht solche Dokus immer in Perfektion würde ich sagen. Zum genießen solch eines Berichtes brauche ich dann immer entsprechend lange, aber das soll ja auch so sein. Hin und wieder hab ich aufgrund von Bildern welche andere aus dem Steig gemacht haben schon überlegt mir den auch mal anzusehen. Dieser Bericht macht das ganze noch verlockender. Danke für diese umfangreiche Dokumentation!

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                • #9
                  Sehr schön dokumentiert und auch wettermäßig perfekt erwischt
                  Wird Zeit, dass ich auch dort wieder einmal hinaufgehe, oder auch hinunter nach einem anderen Anstiegssteig ...

                  lg
                  Norbert
                  Meine Touren in Europa
                  ... in Italien
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                  Blumen und anderes

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                  • #10
                    Lieber Wolfgang,
                    ein super Bericht über diesen Klassiker bei so guten Verhältnissen. Ich freu mich immer über Berichte zu Touren oder Gegenden die ich gut kenne, weil mich die "andere" Sichtweise interessiert und ich oft auf Dinge aufmerksam werde die ich selbst übersehen habe oder an die ich mich nicht mehr erinnern kann.

                    LG. Martin
                    Alle meine Beiträge im Tourenforum

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                    • #11
                      Ich kann mich den Vorrednern nur anschließen und möchte mich gleichzeitig für die eindrückliche Erinnerung bedanken, daß es 1. im Umkreis von Wien tatsächlich nichts Vergleichbares gibt und 2. ich den Teufelsbadstubensteig noch gar nicht begangen habe und somit dort noch etwas zu erledigen habe - in welcher Kombination auch immer.

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                      • #12
                        Ich bin ja jetzt nicht mehr so oft im Forum unterwegs, aber Berichte von Wolfgang A. schau ich mir regelmäßig an, da sie immer gut recherchiert sind, immer seine subjektive Sicht der Umgebung zeigen (die ich mag) und immer schöne Bilder mit maximaler Information bringen. Ich habe schon viel von dir gelernt, Wolfgang.
                        Aber bitte, BITTE, nimm wieder deine Kamera auf die Touren mit!

                        Liebe Grüße, Michl Fasan
                        Zu seiner Milbe sagt der Milber:
                        "Geh bitte, schenk mir einen Zahn aus Silber.
                        Damit ich, wenn im Haargewurl
                        ich beißen möchte, hab kan Gsturl!"

                        Kommentar


                        • #13
                          Schön mal so einen feinen Bericht zu sehen, ist doch ewig lange her, das ich dort unterwegs war.
                          Das Wetter hast du jedenfalls perfekt genützt.
                          Lg. helmut55

                          Kommentar


                          • #14
                            Ich bin den Teufelsbadstubensteig bisher nur im Abstieg gegangen...ein wunderschöner Steig, aber die Gedenktafeln machen doch etwas nachdenklich, wie dieser Text etwa: "bis hierher war meine Reni mir Geleit - ein Stein der sich löste hat uns für immer entzweit"....


                            LG Chris

                            Kommentar


                            • #15
                              Zitat von Wolfgang A. Beitrag anzeigen
                              ir.
                              Eindrucksvoll steil zieht die Blechmauernkante hier nach oben.
                              06-Blechmauernkante.jpg
                              Dein sehr schönes Bild zeigt die Kante über die diese Klettertour führt. Hat mich daran erinnert, dass ich da auch schon mal rauf bin.

                              LG. Martin

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