Stabiles Tourenwetter gilt es in diesem Sommer besonders bewusst zu nützen. Wenn solche Bedingungen bereits Tage davor just für einen Samstag vorausgesagt werden, kann das Schmieden der Pläne beginnen.
Klaus und ich mussten diesmal nicht erst lange überlegen. Schon seit einiger Zeit wollten wir gemeinsam wieder den Klettersteig der Wildfährte im Westen der Rax begehen. Vor langer Zeit waren wir dort als Teil einer größeren Gruppe schon einmal unterwegs. Als ich in meinen alten Aufzeichnungen stöberte, überkam mich leichtes Entsetzen: Es war im Jahr 1991 und lag somit bereits 30 Jahre zurück! Höchste Zeit daher, den landschaftlich großartigen Steig wieder zu gehen!
Wir entscheiden uns für die "Standardrunde" von Hinternasswald aus: die Wildfährte hinauf, über den Bärengraben zum Habsburghaus und auf dem Kaisersteig hinunter.
Ich bin mir bewusst, dass es im Forum bereits etliche Berichte zur Wildfährte gibt. Aber da die meisten von ihnen (deutlich) älter als 10 Jahre sind, möchte ich aktuelle Bilder zeigen.
In kursiver Schrift schildere ich an einigen Stellen persönliche Eindrücke - vor allem davon, wie ich die Anforderungen des Steigs erlebt habe.
Wir starten um etwa neun Uhr in Hinternasswald bei fast wolkenlosem Wetter am Fuß des Amaißbichls im Schneealpenstock, auf dem ich erst genau zwei Wochen davor stand.
01-Hinternasswald-Amaißbichl.jpg
Nach gut einer halben Stunde erreichen wir im Reißtal die Stelle, wo einst das Wirtshaus Binder stand und nun die Materialseilbahn zum Habsburghaus beginnt.
Die Kahlmäuer im Hintergrund schauen nach Nordwesten und liegen daher am Vormittag komplett im Schatten. Die Wildfährte verläuft durch ihren linken Teil.
Das "Häubchen" auf dem Gamseck rechts erkläre ich mir mit einer leichten Südanströmung; es ist Föhn angekündigt.
03-Reißtal-Kahlmäuer.jpg
Bereits am Zugang zu Wildfährte und Bärenloch, nach der Abzweigung vom Kaisersteig. Vor allem vom Großen Grieß kam in den vergangenen Jahren mehrfach viel Schutt und Geröll herunter und schob sich im Tal weit nach unten. Der Weg musste neu angelegt werden und verläuft nun ein wenig in der rechten Flanke, ist aktuell aber ohne jede Beeinträchtigung zu gehen.
05-ZustiegWildfährte.jpg
Wo die Bäume dann lockerer stehen, wird uns erst voll bewusst, in welchem wilden Felskessel wir längst unterwegs sind!
07-ZustiegWildfährte.jpg
Der Steig dreht sich nun nach Westen und bietet beeindruckende Blicke zum Großen Grieß an der Ostseite des Kessels.
09-GroßesGrieß.jpg
In einigen Kehren führt der Steig dann über das Schuttfeld bis zum Einstieg zu Wildfährte und Bärenloch hinauf. Die Felskulisse bleibt unverändert gewaltig!
Speziell im Hochsommer ist klar von Vorteil, dass der Zustieg bis hierher am Vormittag zum größten Teil im Schatten (zunächst von Bäumen, später von steilen Felswänden) verläuft.
14-GroßesGrieß.jpg
Der Felsabschnitt des Steigs beginnt mit einem zunächst gänzlich ungesicherten Anstieg über eine breite, stark gestufte Rampe. Typisches Einsergelände.
Dank der Breite der Rampe verläuft der Steig hier nicht ausgesetzt, und der feste Fels bietet jede Menge gute Tritte und Griffe.
Manche Schilderungen erwähnen, dass der Abschnitt bei stark feuchtem Fels unangenehm sein kann. Das klingt für mich sehr plausibel.
image_613161.jpg
Im oberen Teil liegt die Rampe in der Sonne, was durchaus angenehm ist.
Wir ließen der Vierergruppe auf dem vorhergehenden Bild und diesem Einzelgeher bewusst den Vortritt, da wir davon ausgingen, dass sie rascher als wir unterwegs sein würden. Danach sahen wir bis zum Ende der Versicherungen niemanden mehr, sodass wir das Glück hatten, die Wildfährte an einem Samstag mit gutem Wetter bei viel Ruhe gehen zu können.
16-Einstiegsrampe.jpg
Es wird flacher, das Sicherungsseil beginnt und gleich kommt - zumindest von der Ausgesetztheit her - die Schlüsselstelle: Ein Felsturm ist in halber Höhe recht luftig zu queren!
Hier ist das Band noch relativ bequem zu gehen, gleich ums Eck herum wird es aber viel schmäler.
17-QuerungFelsturm.jpg
Das Band endet dann komplett, und für den nächsten Schritt ist ein Trittbügel angebracht. Ich habe an dieser Stelle "über dem Abgrund" nicht fotografiert und erlaube mir daher einen link ins "Forumsarchiv". Bild 10 im ersten Posting betrachten!
https://www.gipfeltreffen.at/forum/g...seck#post29615
Ich hatte an die viel erwähnte Stelle keine detaillierte Erinnerung mehr, wusste allerdings noch, dass ich vor 30 Jahren ohne besondere Probleme drübergekommen war.
Das hat sich diesmal bestätigt: Für Menschen mit stärkerer Höhenangst wäre diese luftige Querung eine Herausforderung. Aber der Eindruck, den manche Bilder vermitteln, täuscht m.E. durchaus: Bei keinem einzigen Schritt muss man überlegen, wohin man ihn setzen kann, sondern stets ist dies durch die Felsgliederung - oder einmal eben den Trittbügel - offenkundig.
Auf die Querung folgen einige Steilpassagen mit stets ausreichenden Versicherungen.
Für kurze Abschnitte trifft Schwierigkeitsgrad B sicher zu; zugleich habe ich bei trockenem Fels keinen einzigen Schritt als heikel empfunden.
19-Steilaufschwung.jpg
Auch da geht es gehörig steil hinauf!
Ganz typisch auf diesem Bild: Alle Trittbügel und Stifte sowie die meisten Verankerungen der Versicherung sind (sehr) alt; der Steig wurde ja bereits 1877 errichtet. Die alten Ketten wurden hingegen bei der Sanierung im Jahr 2014 durch das Stahlseil ersetzt.
Die Meinungen zur Sanierung gehen natürlich auseinander. Am meisten bedauern sie - verständlicherweise - jene, die sich an die alten Versicherungen am besten erinnern können. Bei mir war dies nach meiner einzigen Begehung vor 30 Jahren nahezu nicht mehr der Fall.
22-SteilstufeTrittbügel.jpg
Bei einem (kleinen) Rasenstück passieren wir die Abzweigung des Bärenlochsteigs, und gleich danach bietet sich dieser - durchaus spektakuläre! - Durchblick zum Amaißbichl.
25-DurchblickAmaißbichl.jpg
Auch das Umdrehen lohnt sich an diesem Platz, denn da wird - über einer wilden Felsszenerie - erstmals das Habsburghaus sichtbar. Noch thront es hoch oben am Rand des Plateaus.
26-Habsburghaus.jpg
Klaus und ich mussten diesmal nicht erst lange überlegen. Schon seit einiger Zeit wollten wir gemeinsam wieder den Klettersteig der Wildfährte im Westen der Rax begehen. Vor langer Zeit waren wir dort als Teil einer größeren Gruppe schon einmal unterwegs. Als ich in meinen alten Aufzeichnungen stöberte, überkam mich leichtes Entsetzen: Es war im Jahr 1991 und lag somit bereits 30 Jahre zurück! Höchste Zeit daher, den landschaftlich großartigen Steig wieder zu gehen!
Wir entscheiden uns für die "Standardrunde" von Hinternasswald aus: die Wildfährte hinauf, über den Bärengraben zum Habsburghaus und auf dem Kaisersteig hinunter.
Ich bin mir bewusst, dass es im Forum bereits etliche Berichte zur Wildfährte gibt. Aber da die meisten von ihnen (deutlich) älter als 10 Jahre sind, möchte ich aktuelle Bilder zeigen.
In kursiver Schrift schildere ich an einigen Stellen persönliche Eindrücke - vor allem davon, wie ich die Anforderungen des Steigs erlebt habe.
Wir starten um etwa neun Uhr in Hinternasswald bei fast wolkenlosem Wetter am Fuß des Amaißbichls im Schneealpenstock, auf dem ich erst genau zwei Wochen davor stand.
01-Hinternasswald-Amaißbichl.jpg
Nach gut einer halben Stunde erreichen wir im Reißtal die Stelle, wo einst das Wirtshaus Binder stand und nun die Materialseilbahn zum Habsburghaus beginnt.
Die Kahlmäuer im Hintergrund schauen nach Nordwesten und liegen daher am Vormittag komplett im Schatten. Die Wildfährte verläuft durch ihren linken Teil.
Das "Häubchen" auf dem Gamseck rechts erkläre ich mir mit einer leichten Südanströmung; es ist Föhn angekündigt.
03-Reißtal-Kahlmäuer.jpg
Bereits am Zugang zu Wildfährte und Bärenloch, nach der Abzweigung vom Kaisersteig. Vor allem vom Großen Grieß kam in den vergangenen Jahren mehrfach viel Schutt und Geröll herunter und schob sich im Tal weit nach unten. Der Weg musste neu angelegt werden und verläuft nun ein wenig in der rechten Flanke, ist aktuell aber ohne jede Beeinträchtigung zu gehen.
05-ZustiegWildfährte.jpg
Wo die Bäume dann lockerer stehen, wird uns erst voll bewusst, in welchem wilden Felskessel wir längst unterwegs sind!
07-ZustiegWildfährte.jpg
Der Steig dreht sich nun nach Westen und bietet beeindruckende Blicke zum Großen Grieß an der Ostseite des Kessels.
09-GroßesGrieß.jpg
In einigen Kehren führt der Steig dann über das Schuttfeld bis zum Einstieg zu Wildfährte und Bärenloch hinauf. Die Felskulisse bleibt unverändert gewaltig!
Speziell im Hochsommer ist klar von Vorteil, dass der Zustieg bis hierher am Vormittag zum größten Teil im Schatten (zunächst von Bäumen, später von steilen Felswänden) verläuft.
14-GroßesGrieß.jpg
Der Felsabschnitt des Steigs beginnt mit einem zunächst gänzlich ungesicherten Anstieg über eine breite, stark gestufte Rampe. Typisches Einsergelände.
Dank der Breite der Rampe verläuft der Steig hier nicht ausgesetzt, und der feste Fels bietet jede Menge gute Tritte und Griffe.
Manche Schilderungen erwähnen, dass der Abschnitt bei stark feuchtem Fels unangenehm sein kann. Das klingt für mich sehr plausibel.
image_613161.jpg
Im oberen Teil liegt die Rampe in der Sonne, was durchaus angenehm ist.
Wir ließen der Vierergruppe auf dem vorhergehenden Bild und diesem Einzelgeher bewusst den Vortritt, da wir davon ausgingen, dass sie rascher als wir unterwegs sein würden. Danach sahen wir bis zum Ende der Versicherungen niemanden mehr, sodass wir das Glück hatten, die Wildfährte an einem Samstag mit gutem Wetter bei viel Ruhe gehen zu können.
16-Einstiegsrampe.jpg
Es wird flacher, das Sicherungsseil beginnt und gleich kommt - zumindest von der Ausgesetztheit her - die Schlüsselstelle: Ein Felsturm ist in halber Höhe recht luftig zu queren!
Hier ist das Band noch relativ bequem zu gehen, gleich ums Eck herum wird es aber viel schmäler.
17-QuerungFelsturm.jpg
Das Band endet dann komplett, und für den nächsten Schritt ist ein Trittbügel angebracht. Ich habe an dieser Stelle "über dem Abgrund" nicht fotografiert und erlaube mir daher einen link ins "Forumsarchiv". Bild 10 im ersten Posting betrachten!
https://www.gipfeltreffen.at/forum/g...seck#post29615
Ich hatte an die viel erwähnte Stelle keine detaillierte Erinnerung mehr, wusste allerdings noch, dass ich vor 30 Jahren ohne besondere Probleme drübergekommen war.
Das hat sich diesmal bestätigt: Für Menschen mit stärkerer Höhenangst wäre diese luftige Querung eine Herausforderung. Aber der Eindruck, den manche Bilder vermitteln, täuscht m.E. durchaus: Bei keinem einzigen Schritt muss man überlegen, wohin man ihn setzen kann, sondern stets ist dies durch die Felsgliederung - oder einmal eben den Trittbügel - offenkundig.
Auf die Querung folgen einige Steilpassagen mit stets ausreichenden Versicherungen.
Für kurze Abschnitte trifft Schwierigkeitsgrad B sicher zu; zugleich habe ich bei trockenem Fels keinen einzigen Schritt als heikel empfunden.
19-Steilaufschwung.jpg
Auch da geht es gehörig steil hinauf!
Ganz typisch auf diesem Bild: Alle Trittbügel und Stifte sowie die meisten Verankerungen der Versicherung sind (sehr) alt; der Steig wurde ja bereits 1877 errichtet. Die alten Ketten wurden hingegen bei der Sanierung im Jahr 2014 durch das Stahlseil ersetzt.
Die Meinungen zur Sanierung gehen natürlich auseinander. Am meisten bedauern sie - verständlicherweise - jene, die sich an die alten Versicherungen am besten erinnern können. Bei mir war dies nach meiner einzigen Begehung vor 30 Jahren nahezu nicht mehr der Fall.
22-SteilstufeTrittbügel.jpg
Bei einem (kleinen) Rasenstück passieren wir die Abzweigung des Bärenlochsteigs, und gleich danach bietet sich dieser - durchaus spektakuläre! - Durchblick zum Amaißbichl.
25-DurchblickAmaißbichl.jpg
Auch das Umdrehen lohnt sich an diesem Platz, denn da wird - über einer wilden Felsszenerie - erstmals das Habsburghaus sichtbar. Noch thront es hoch oben am Rand des Plateaus.
26-Habsburghaus.jpg
Kommentar