Nachdem sich mein neues Boot schon gut an den Radtransport gewöhnt hat, sattle ich wieder mein altes Aluross. Ich radel zum Bahnhof Puntigam und steig dort in die Schnellbahn, die mich in 30 Minuten nach Kaindorf bei Leibnitz bringt. Dort rolle ich dann den netten Sulmtalradweg mit der schönen Nummer R1 bis Heimschuh. Der Radweg folgt das erste Stück der alten Trasse der Sulmtalbahn, die hier von 1907 bis 1967 verkehrte. Mein altes Rennrad verwende ich im Winter und für Alltagswege in der Stadt, dafür hab ichs mit Schwalbe Marathon ausgerüstet, profilierte pannenresistente Reifen in 25mm Breite. Damit bin ich auch hier gut ausgerüstet, der Radweg ist hier nur zum Teil asphaltiert. Direkt an der Sulm entlang kann ich immer schon ins Wasser blicken und sehe, dass der Fluss unerwartet wenig Wasser führt. Klar, der März war hier unheimlich trocken, aber ich dachte das Schmelzwasser von der Koralm sollte jetzt die Wasserführung ein wenig aufpeppen. Da hab ich mich aber getäuscht, aber es wird schon gehen, ich hab ja nicht viel Tiefgang und notfalls muss ich halt mal aussteigen und treideln.
Der Pegel Leibnitz (http://ehyd.gv.at/assets/eHYD/html/pegelliste.html) gibt einen Wert von 6.5 m3/s an, das ist allerdings nach dem Zusammenfluss von Sulm und Laßnitz in Kaindorf. Trotzdem erscheint mir der Wert riesig im Vergleich zu dem, was ich im Fluss sehe.
Start ist im Ortszentrum von Heimschuh, wo unter der Brücke eine schöne Schotterbank zum Aufbauen des Bootes ist. Gleich direkt neben der Konditorei Hubmann, wo jetzt am Sonntag Nachmittag auch ordentlich Betrieb ist. Ich habe also Publikum beim Aufblasen meines Bootes und wenn der Herr Papa seinen 4-jährigen Sprössling nicht doch überredet hätte, bei ihm zu bleiben, hätte ich auch gleich einen Passagier gehabt.
Wir befinden uns hier im südsteirischen Weinland, hier ist auch ganz genüssliches Biken möglich und im Herbst kugeln die Kastanien herum. Jetzt im Frühjahr ist aber das Austreiben der Bäume die Sensation, für mich zumindest. Die Strömung ist durchwegs ganz gemächlich, oft bildet sich sogar eine spiegelglatte Wasseroberfläche:
Immer wieder wird das Wasser so seicht, dass mein Boot über den Grund schrammt, die Bootshaut stellt sich aber als sehr robust heraus, es sind zu Hause keinerlei Spuren davon zu erkennen:
Ein paar mal liegen auch Bäume im Wasser, dieser hier sperrt die gesamte Breite ab, da bleibt mir nur, das Schinakl drüberzuheben:
Sehr naturbelassen präsentiert sich die Sulm hier über weite Strecken, hier darf der Fluss sogar an den Ufern knabbern:
Die südsteirischen Jungindianer am rechten Ufer haben auch einen schönen Platz entdeckt für ein Lagerfeuer und für den Durst haben sie sicherlich auch vorgesorgt:
Geradeaus der Hügel ist der Seggauberg mit dem Schloss Seggau, Sommerresidenz des steirischen Bischofs und nebenan das römische Tempelmuseum Frauenberg:
Einige Male teilt auch eine große Schotterbank den Fluss, da muss man immer hoffen, dass man den Arm mit mehr Wasser erwischt. Immer gelingts mir nicht und ich muss auch mal aus dem Boot, weil ich hängen bleibe:
Bei den hereinhängenden Ästen muss ich besonders Acht geben, dass mein Radl da nicht hängenbleibt:
Schön langsam nähere ich mich dem Ende der Fahrt, die schon etwas tief stehende Sonne präsentiert die Natur nochmals mit ganz lässigen Stimmungen:
Hier hab ich das Sulmbad „Steinernes Wehr“ erreicht. Noch wird nicht geschwommen, aber die Füße ins Wasser halten wird schon praktiziert und der Wirt hat auch schon den Betrieb aufgenommen:
Boot zusammengerollt, das Radl wieder zusammengebaut, von hier ists nur 5 Minuten bis zur S-Bahn, die mich wieder nach Graz bringt.
Fazit: Die Südsteiermark hat auch zwischen den Weinbergen Naturgenuss zu bieten.
Wir leben wirklich in einem wunderschönen Land, achten wir ein wenig darauf.
LG Hans
Kommentar