Linz-Berlin sechs Tage, 795 KM
Der sicherlich interessantes Stadt Deutschlands einmal einen Besuch abzustatten war schon lang überfällig. Das ganze mit einer Radltour zu verbinden kam mir einfach zu verlockend vor. Seit Jahren trage ich diese Projekt mit mir herum und heuer habe ich es verwirklicht.
Geplant war von zu Hause über Linz-Budweis-Prag-Dresden-Torgau in sieben Tagen nach Berlin zu radeln. 130 Km pro Tag schienen mir mit dem Rennrad realistisch. Übernachten in Hotels oder Pensionen. In Berlin treffe ich mich dann mit meiner Familie, die mit dem Auto kommt und wir fahren dann zusammen nach Hause.
Also habe ich in den letzten Wochen eine Strecke ausgearbeitet, mir eine Fahrradnavi gekauft, etwas radgefahren und Zimmer in Berlin sowie entlang der Route gebucht. Am Pfingstsamstag sollte es losgehen. Aber dieser war so verregnet, dass ich entschloss erst am Sonntag zu starten. Da es für mich ungemütlich erschien diesen verlorenen Tag wieder reinzuradeln fuhr ich schweren Herzens das Teilstück Salzburg – Linz mit dem Zug.
Also bin ich Pfingstsonntag morgen um 6 Uhr in Bischofswiesen gestartet und bei gleichmäßigem Regen nach Salzburg geradelt. Per IC geht’s in 5/4 Std. nach Linz. Auch hier regnet es noch und das Navi lotst mich weiter Richtung Bad Leonfeld. Über Hellmansödt trete ich nach Weigetschlag hinauf und passiere die Tschechische Grenze.
Der Regen lässt nach und ich rolle über Studanky nach Vyssi Brod (Hohenfurt) zur Moldau hinunter. Die nächste Tage will ich entlang der Moldau bis Melnik radeln. Allerdings ist dies nicht wie an der Donau auf Flußradwegen möglich, sondern man radelt im Böhmerwald auf und ab und sammelt so viele Höhenmeter. Über asphaltierte Nebenstraßen fahre ich durch die endlosen Wälder des Böhmerwalds. Ich erreiche dann Krümau, das fast unwirklich auf mich wirkt. Die Zeit scheint hier stehengeblieben zu sein. Erst als ich unter der Schloßbrücke durchfahre erinnern mich die Touristen an das sehenswerte Weltkulturerbe.
Die kurzen aber knackigen Steigungen lassen nicht nach. Und ich bin froh die Moldau kurz vor Budweis wieder zu erreichen und flach auf gutem Radweg in die schöne Stadt Budweis zu kommen. Meine Unterkunft liegt unweit vom Stadtplatz. Ich kaufe noch ein paar Sachen für morgen und leiste mir eine Pizza am Stadtplatz und trinke köstliches Budweiser Bier. Nach 130 KM und knapp 2000 HM habe ich das auch verdient.
Der Pfingstmontag beginnt wolkenlos. Um halb acht sitze ich schon am Rad. Ein paar Fotos in Budweis geschossen und weiter durch Alleen entlang von Teichen zum Schloss Hluboká.
Das hügelige Gelände wartet auch heute wieder mit vielen Auf- und Abfahrten auf mich. Heute ist´s deutlich wärmer als gestern. Bevor ich Tyn erreiche sehe ich Temelin.
Bei Tyn wechsle ich auf die andere Moldauseite. Durch viele kleine böhmische Dörfer führt mich heute meine Route. Am Nachmittag beginnts wieder zu regnen. Ein paar mal stehe ich unter. In Milesov sehe ich dass die Straße nach Krásná Hora gesperrt ist. Die Umleitung würde 15 Zusatzkilometer erfordern. Ich wage es die kürzere aber gesperrte Strecke zu fahren. Es regnet in Strömen, ich fahre etwas ins ungewisse, die Schaltung macht Mucken, und das Navi will mich auf Feldwege lotsen. Situationen die Radreisende nicht gerade aufmuntern. In der Prärie steht ganz verlassen ein Bushäuschen aus Blech. Ich suche etwas Unterschlupf. Ein paar Kekse heben die Stimmung und ein Blick auf die Karte gibt mir recht, das Navi zu ignorieren. Guten Mutes fahre ich auf Krásná Hora zu und warte auf die Straßensperre. Es ist die Ortseinfahrt des kleinen Ortes, die gerade saniert wird. Ich schieb mein Rad durch die matschige Baustelle bis ich wieder auf Asphalt treffe. Radlfahrer haben halt bei gesperrten Straßen doch noch Vorteile. Auf schlechter Straße geht’s wieder zur Moldau runter, die ich bei Kamýk erreiche. In einer schön gelegenen Pension finde ich ein Zimmer. Ich repariere die Schaltung und reinige mich vom Schlamm.
In Tschechien gibt’s ein großes Netz an Radrouten, das über wenig befahrene Straßen führt. Die wenigen Autofahrer verhalten sich sehr rücksichtsvoll gegenüber Radfahrern. Zwar ist es schwer sich anhand der Nummer auf den Radwegschildern zu orientieren aber es klappt dann eigentlich recht gut. Vielleicht hätte ich doch die Radwegnummern aus der OM-Cycle Map rausschreiben sollen...
Der Tag Nummer drei ist bei mir immer der Tag der über Sieg oder Niederlage entscheidet. Darum lege ich heute eine kürzere Etappe ein. Von Kamýk geht’s bei Regenwetter wieder durch hügelige Wälder und weite Felder nach Cholin am Moldaustausee.
In Slapy führt meine Strecke über einen nicht enden wollenden kopfsteingepflasterden Anstieg hinauf zur Verbindungsstraße Richtung Prag. Doch auch der längste Anstieg geht vorbei und bald rolle ich vergnügt nach Stechovice hinunter. Und die Straße wird trocken. Ein paar KM auf stark befahrener Bundesstraße, dann wechsle ich auf die rechte Flußseite und folge dem neuen Radweg bis Prag. In der goldenen Stadt Prag schlendere ich über die Karlsbrücke und lasse mich von den Touristenströmen zum Stadtplatz ziehen. In einem gemütlichen Gasthaus in einer kleinen Gasse esse ich hervorragend zu Mittag und beobachte dann noch die Gaukler und Schausteller am Stadtplatz. Das Schauspiel der astronomischen Uhr zur vollen Stunde ist „ein Muss“ und ich reihe mich mit 500 anderen vor dem Rathaus ein um es zu beobachten...
Auf gutem Radweg entlang der Moldau radle ich dann noch 20 KM nach Klecany wo ich bereits ein Zimmer reserviert habe.
Da ich den dritten Tag gut überstanden habe nehme ich mir für den vierten Tag eine 140 KM Etappe vor. Die Route geht entlang der Moldau nach Melnik. Danach entlang der Labe (Elbe) bis Decin (Tetschen) unweit der Deutschen Grenze. Da kaum größere Steigungen vorkommen sollten 140 Km gut fahrbar sein. Doch schon nach 10 KM begrüßt mich kalter N-Wind, der Gegenwind behindert mich den ganzen Tag. Teilweise führt meine Tour heute wieder durch schöne Allen z. B. Am Schloss Zamek vorbei. Manchmal geht’s auf Waldwegen und über grobes Kopfsteinpflaster mehr oder weniger entlang der Moldau. Kurz vor Vrbno trage ich mein Radl über eine Pipelinebrücke.
Und wenig später sehe ich von einer Schleusenanlage aus die Stadt Melnik.
Aufgrund der lange Tagesetappe, sowie dem starkem, kalten Gegenwind verzichte ich auf die geplante Stadtbesichtigung. Der Moldauradweg endet bei Melnik und ich rolle auf dem Elberadweg weiter. Der Elberadweg gilt als eine der beliebtesten Radrouten in Europa. Er beginnt als breiter Aspaltweg. Doch muss ich heute viel Rüttlerei auf Kopfsteinpflaster und tw. schlechte Feldwege überwinden. Ich bin froh um jeden Asphaltkilometer.
In Litomerice lege ich nochmal eine Pause ein. Und freue mich, dass es nur noch wenige KM bis Decin sind. Mein Quartier liegt ca. sechs KM westlich von Tetschen in Byrno. Also über die Elbbrücke und nicht auf der Hauptstraße sondern gleich steil über ein Nebensträßchen hinauf. Das Sträßchen führt durch Siedlungen, die auch ein einem Berghang bei Arco am Gardasee stehen könnten. Auf der anderen Seite geht’s flott wieder runter, und auf der Hauptstraße erreiche ich Bryno, wo ich im gemütlichen Hotel Marion ein Zimmer gebucht habe. Der heutige Tag wird der anstrengendste Tourentag bleiben. Kälte, Gegenwind und tw. schlechte Wege haben mich gefordert.
Aber nach einem schmackhaften Abendessen sowie köstlichem tschechischem Bier und einem Palatschinken als Nachspeise sind die Strapazen bald wieder vergessen.
Gleich geht's weiter...
Der sicherlich interessantes Stadt Deutschlands einmal einen Besuch abzustatten war schon lang überfällig. Das ganze mit einer Radltour zu verbinden kam mir einfach zu verlockend vor. Seit Jahren trage ich diese Projekt mit mir herum und heuer habe ich es verwirklicht.
Geplant war von zu Hause über Linz-Budweis-Prag-Dresden-Torgau in sieben Tagen nach Berlin zu radeln. 130 Km pro Tag schienen mir mit dem Rennrad realistisch. Übernachten in Hotels oder Pensionen. In Berlin treffe ich mich dann mit meiner Familie, die mit dem Auto kommt und wir fahren dann zusammen nach Hause.
Also habe ich in den letzten Wochen eine Strecke ausgearbeitet, mir eine Fahrradnavi gekauft, etwas radgefahren und Zimmer in Berlin sowie entlang der Route gebucht. Am Pfingstsamstag sollte es losgehen. Aber dieser war so verregnet, dass ich entschloss erst am Sonntag zu starten. Da es für mich ungemütlich erschien diesen verlorenen Tag wieder reinzuradeln fuhr ich schweren Herzens das Teilstück Salzburg – Linz mit dem Zug.
Also bin ich Pfingstsonntag morgen um 6 Uhr in Bischofswiesen gestartet und bei gleichmäßigem Regen nach Salzburg geradelt. Per IC geht’s in 5/4 Std. nach Linz. Auch hier regnet es noch und das Navi lotst mich weiter Richtung Bad Leonfeld. Über Hellmansödt trete ich nach Weigetschlag hinauf und passiere die Tschechische Grenze.
comp_Hellmannsödt.jpg
Das erste mal mit dem Radl in Tschechien
Im Regen Richtung Norden
comp_CZ Grenze.jpgDas erste mal mit dem Radl in Tschechien
Der Regen lässt nach und ich rolle über Studanky nach Vyssi Brod (Hohenfurt) zur Moldau hinunter. Die nächste Tage will ich entlang der Moldau bis Melnik radeln. Allerdings ist dies nicht wie an der Donau auf Flußradwegen möglich, sondern man radelt im Böhmerwald auf und ab und sammelt so viele Höhenmeter. Über asphaltierte Nebenstraßen fahre ich durch die endlosen Wälder des Böhmerwalds. Ich erreiche dann Krümau, das fast unwirklich auf mich wirkt. Die Zeit scheint hier stehengeblieben zu sein. Erst als ich unter der Schloßbrücke durchfahre erinnern mich die Touristen an das sehenswerte Weltkulturerbe.
Die kurzen aber knackigen Steigungen lassen nicht nach. Und ich bin froh die Moldau kurz vor Budweis wieder zu erreichen und flach auf gutem Radweg in die schöne Stadt Budweis zu kommen. Meine Unterkunft liegt unweit vom Stadtplatz. Ich kaufe noch ein paar Sachen für morgen und leiste mir eine Pizza am Stadtplatz und trinke köstliches Budweiser Bier. Nach 130 KM und knapp 2000 HM habe ich das auch verdient.
Der Pfingstmontag beginnt wolkenlos. Um halb acht sitze ich schon am Rad. Ein paar Fotos in Budweis geschossen und weiter durch Alleen entlang von Teichen zum Schloss Hluboká.
comp_Allee.jpg
Traumhafte Radstrecken durch den Böhmerwald
Traumhafte Radstrecken durch den Böhmerwald
Das hügelige Gelände wartet auch heute wieder mit vielen Auf- und Abfahrten auf mich. Heute ist´s deutlich wärmer als gestern. Bevor ich Tyn erreiche sehe ich Temelin.
Bei Tyn wechsle ich auf die andere Moldauseite. Durch viele kleine böhmische Dörfer führt mich heute meine Route. Am Nachmittag beginnts wieder zu regnen. Ein paar mal stehe ich unter. In Milesov sehe ich dass die Straße nach Krásná Hora gesperrt ist. Die Umleitung würde 15 Zusatzkilometer erfordern. Ich wage es die kürzere aber gesperrte Strecke zu fahren. Es regnet in Strömen, ich fahre etwas ins ungewisse, die Schaltung macht Mucken, und das Navi will mich auf Feldwege lotsen. Situationen die Radreisende nicht gerade aufmuntern. In der Prärie steht ganz verlassen ein Bushäuschen aus Blech. Ich suche etwas Unterschlupf. Ein paar Kekse heben die Stimmung und ein Blick auf die Karte gibt mir recht, das Navi zu ignorieren. Guten Mutes fahre ich auf Krásná Hora zu und warte auf die Straßensperre. Es ist die Ortseinfahrt des kleinen Ortes, die gerade saniert wird. Ich schieb mein Rad durch die matschige Baustelle bis ich wieder auf Asphalt treffe. Radlfahrer haben halt bei gesperrten Straßen doch noch Vorteile. Auf schlechter Straße geht’s wieder zur Moldau runter, die ich bei Kamýk erreiche. In einer schön gelegenen Pension finde ich ein Zimmer. Ich repariere die Schaltung und reinige mich vom Schlamm.
In Tschechien gibt’s ein großes Netz an Radrouten, das über wenig befahrene Straßen führt. Die wenigen Autofahrer verhalten sich sehr rücksichtsvoll gegenüber Radfahrern. Zwar ist es schwer sich anhand der Nummer auf den Radwegschildern zu orientieren aber es klappt dann eigentlich recht gut. Vielleicht hätte ich doch die Radwegnummern aus der OM-Cycle Map rausschreiben sollen...
Der Tag Nummer drei ist bei mir immer der Tag der über Sieg oder Niederlage entscheidet. Darum lege ich heute eine kürzere Etappe ein. Von Kamýk geht’s bei Regenwetter wieder durch hügelige Wälder und weite Felder nach Cholin am Moldaustausee.
comp_Cholin.jpgIm Regen durch Böhmen
In Slapy führt meine Strecke über einen nicht enden wollenden kopfsteingepflasterden Anstieg hinauf zur Verbindungsstraße Richtung Prag. Doch auch der längste Anstieg geht vorbei und bald rolle ich vergnügt nach Stechovice hinunter. Und die Straße wird trocken. Ein paar KM auf stark befahrener Bundesstraße, dann wechsle ich auf die rechte Flußseite und folge dem neuen Radweg bis Prag. In der goldenen Stadt Prag schlendere ich über die Karlsbrücke und lasse mich von den Touristenströmen zum Stadtplatz ziehen. In einem gemütlichen Gasthaus in einer kleinen Gasse esse ich hervorragend zu Mittag und beobachte dann noch die Gaukler und Schausteller am Stadtplatz. Das Schauspiel der astronomischen Uhr zur vollen Stunde ist „ein Muss“ und ich reihe mich mit 500 anderen vor dem Rathaus ein um es zu beobachten...
Auf gutem Radweg entlang der Moldau radle ich dann noch 20 KM nach Klecany wo ich bereits ein Zimmer reserviert habe.
Da ich den dritten Tag gut überstanden habe nehme ich mir für den vierten Tag eine 140 KM Etappe vor. Die Route geht entlang der Moldau nach Melnik. Danach entlang der Labe (Elbe) bis Decin (Tetschen) unweit der Deutschen Grenze. Da kaum größere Steigungen vorkommen sollten 140 Km gut fahrbar sein. Doch schon nach 10 KM begrüßt mich kalter N-Wind, der Gegenwind behindert mich den ganzen Tag. Teilweise führt meine Tour heute wieder durch schöne Allen z. B. Am Schloss Zamek vorbei. Manchmal geht’s auf Waldwegen und über grobes Kopfsteinpflaster mehr oder weniger entlang der Moldau. Kurz vor Vrbno trage ich mein Radl über eine Pipelinebrücke.
comp_Rohrbrücke.jpg
Lustige Radwegführung
Lustige Radwegführung
Und wenig später sehe ich von einer Schleusenanlage aus die Stadt Melnik.
Aufgrund der lange Tagesetappe, sowie dem starkem, kalten Gegenwind verzichte ich auf die geplante Stadtbesichtigung. Der Moldauradweg endet bei Melnik und ich rolle auf dem Elberadweg weiter. Der Elberadweg gilt als eine der beliebtesten Radrouten in Europa. Er beginnt als breiter Aspaltweg. Doch muss ich heute viel Rüttlerei auf Kopfsteinpflaster und tw. schlechte Feldwege überwinden. Ich bin froh um jeden Asphaltkilometer.
In Litomerice lege ich nochmal eine Pause ein. Und freue mich, dass es nur noch wenige KM bis Decin sind. Mein Quartier liegt ca. sechs KM westlich von Tetschen in Byrno. Also über die Elbbrücke und nicht auf der Hauptstraße sondern gleich steil über ein Nebensträßchen hinauf. Das Sträßchen führt durch Siedlungen, die auch ein einem Berghang bei Arco am Gardasee stehen könnten. Auf der anderen Seite geht’s flott wieder runter, und auf der Hauptstraße erreiche ich Bryno, wo ich im gemütlichen Hotel Marion ein Zimmer gebucht habe. Der heutige Tag wird der anstrengendste Tourentag bleiben. Kälte, Gegenwind und tw. schlechte Wege haben mich gefordert.
Aber nach einem schmackhaften Abendessen sowie köstlichem tschechischem Bier und einem Palatschinken als Nachspeise sind die Strapazen bald wieder vergessen.
Gleich geht's weiter...
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