13. Dezember 2015 - Sella di Rioda, 1800m...zwei Unerschrockene sitzen neben der Straße im Gras und versuchen ihre Zehen wiederzubeleben.
Die Fahrradschuhe werden ausgezogen und die eiskalten Füße mit den auch nicht allzu warmen Händen gerieben. Es fehlen noch 45km
zum Auto...es ist kurz vor 15:00 Uhr. Der verbleibende Teil der Strecke liegt im Schatten...
Aber erzählen wir lieber von Anfang an:
Ein Anruf eines guten Freundes klärt mich darüber auf, dass ihm nur noch 84km (genauergesagt 83,4km) auf eine runde Tausenderzahl an gefahrenen Kilometern für das Jahr 2015 fehlen.
Alles klar...erledigen wir am Sonntag.
Eine schöne Strecke wird zusammengestellt: Von Osoppo aus Richtung Südwesten, immer am Fuße der Karnischen Voralpen entlang, immer in der Sonne, ohne störende, schattenwerfende Bergrücken. Nicht zu viele Höhenmeter, ein, zwei kurvige, wenig befahrene Sträßchen und nach einem Kaffee irgendwo in der Nähe von Poffabro (ein äußerst schönes und empfehlenswertes Dörfchen), zurück zum Ausgangspunkt.
Wir fahren los. Perfektes Wetter - aber plötzlich, kurz vor Tolmezzo, präsentiert sich uns eine Nebel-, Wolkenbank und wir sind uns sicher:
Da wollen wir heute nicht hinein!
Umdisponieren...improvisieren...schnell sind zwei, drei andere Pläne geboren. Alle etwas knackiger, weil sie Richtung Sonne im Nordwesten führen - und dort sind die Berge!
Abfahrt Carnia-Tolmezzo, Richtung Villa Santina und kurz nach dem Ortsausgang beim Fußballplatz geparkt.
Jetzt geht's los!
Die Wegfahrtemperatur liegt bei 1,5 Grad...
Aber in der Sonne fährt sich es wunderbar und wir radeln Richtung Westen, nach Ampezzo.
Brücke bei der Riesenumfahrung der Ortschaft Socchieve
Brücke.jpg
Auf dem Weg nach Ampezzo
Monte Amariana.jpg
Kurz vor Ampezzo muss schon die erste Schicht abgelegt werden. Nach links weg geht es auf den Passo di Monte Rest, aber wir wollen nach Nordwesten, über den Passo del Pura (1427m) fahren. Dort führte übrigens 2014 auch die 20. und vorletzte Giro-Etappe hoch. Die Fahrer nahmen damals aber unter anderem auch noch einen Hügel namens Monte Zoncolan mit...
Diese Strecke liegt durchgehend in der Sonne. Steigungen bis zu zwölf Prozent lassen die Oberschenkel schön warm werden (ich sage nur 39/26).
In einer Kehre mit wunderbarem Ausblick treffen wir auf einen Jäger, der uns sagt, dass die Abfahrt zum Lago die Sauris kein Problem wäre...maximal ein halber Kilometer mit etwas Schnee und Eis, der Rest wäre staubtrocken...
Schöne Bergstraße zum Passo del Pura
Auffahrt Passo del Pura.jpg
Ausblick Richtung Osten - Montasio, Amariana, Verzegnis und viele mehr
Ausblick Radtour.jpg
Monte Tinisa
Monte Tinisa.jpg
Ankunft am Pass
Passo del Pura.jpg
Man darf sich freuen...hinten sieht man schon einige Berge, die das Val Pesarina vom Norden her begrenzen:
Creton di Clap Grande, Creton di Clap Piccolo und dazwischen Torre Sappada. Rechts davor in grün der Monte Pieltinis hoch über Sauris di Sotto
Erster Pass geschafft.jpg
Wir kommen zu dem Streckenabschnitt, den uns der Jäger als unproblematisch beschrieben hatte...mit den Rennrädern doch eher
schwierig zu befahren...
Abfahrt im Schnee.jpg
Es wird geschoben, teilweise sehr langsam und vorsichtig dahingerollt und irgendwann kann man auch wieder Rad fahren. Wenige Kurven später gelangen wir zum Lago di Sauris. Abenteuerliche Tunnelanlagen, in denen Licht sicherlich vorteilhaft gewesen wäre, leiten bis zur Staumauer.
Tunneleingang.jpg
Über die Staumauer, immerhin 136m hoch, geht es weiter und danach links Richtung Sauris di Sotto. Nach rechts würde es durch eine Vielzahl an teils langen Tunneln, die Lumiei-Schlucht entlang, zurück nach Ampezzo gehen.
Staumauer Lago di Sauris.jpg
Die Straße nach Sauris di Sotto und später nach Sauris di Sopra steigt gemächlich an. Immer wieder weisen Schilder darauf hin, dass wir uns auf eine deutsche Sprachinsel zubewegen.
Plotnpoch.jpg
Haus in Sauris di Sopra
Haus in Sauris.jpg
Lago di Sauris vom Monte Tinisa aus
Lago di Sauris vom Monte Tinisa.jpg
Nach Sauris di Sopra geht es erst weiter relativ flach dahin - die letzten 300 Höhenmeter werden aber noch einmal steil. Über 8 Kehren gewinnt man rasch an Höhe, zum Ende hin mit teilweise 16% Steigung...wieder ein Gedicht mit meiner Übersetzung.
Aber dann ist auch dieser Anstieg geschafft. Wir erreichen den Sella die Rioda (1800m) und versuchen unsere Zehen wiederzubeleben...
Sella di Rioda.jpg
Es ist kalt, aber wir müssen weiter. Wir fahren zum Sella die Razzo und dann biegen wir Richtung Norden in die Straße durch das Val Pesarina ein.
Zum ersten Mal bewegen wir uns nicht mehr von unserem Auto weg...
Von nun an geht es nur noch abwärts...auch nicht gerade ideal für die ausgekühlten Körper. Die Zehen in den gut belüfteten Schuhspitzen werden kälter und gefühlloser. Zu unserem Glück treffen wir nach fast 600 Höhenmetern abwärts auf den Gasthof Pian di Casa. Obwohl die Stunde schon fortgeschritten ist, beschließen wir uns kurz aufzuwärmen.
In der Hütte gibt es einen beheizten Kaminofen - die Augen werden vor Freude glasig...
Kamin.jpg
Nach Kaffee und Kuchen geht es ca. 15min. später wieder weiter. Das Feuer hat gute Dienste geleistet und obwohl es noch immer sehr kalt ist, sind wir guter Dinge, dass wir das Auto erreichen können ohne Gliedmaßen zu verlieren.
Die Straße durch das Tal hinaus Richtung Ovaro ist äußerst unterhaltsam zu fahren. Kaum Verkehr und ideale Kurvenradien lassen hohe Geschwindigkeiten zu. Über Ovaro geht es nach Süden weiter auf Villa Santina zu. Eine einzige kurze Rampe wird noch bewältigt und jetzt sind wir uns auch sicher, dass das letzte Tageslicht ausreichen wird.
Als wir beim Auto ankommen, sind die härteren Einlagen schon wieder vergessen und wir gratulieren uns zu dieser interessanten Runde und steuern auf eine Pizza in Tarvis zu.
Das Warmluftgebläse wird beim Hochfahren trotzdem auf die Füße/Zehen eingestellt.
LG Ramon
Die Fahrradschuhe werden ausgezogen und die eiskalten Füße mit den auch nicht allzu warmen Händen gerieben. Es fehlen noch 45km
zum Auto...es ist kurz vor 15:00 Uhr. Der verbleibende Teil der Strecke liegt im Schatten...
Aber erzählen wir lieber von Anfang an:
Ein Anruf eines guten Freundes klärt mich darüber auf, dass ihm nur noch 84km (genauergesagt 83,4km) auf eine runde Tausenderzahl an gefahrenen Kilometern für das Jahr 2015 fehlen.
Alles klar...erledigen wir am Sonntag.
Eine schöne Strecke wird zusammengestellt: Von Osoppo aus Richtung Südwesten, immer am Fuße der Karnischen Voralpen entlang, immer in der Sonne, ohne störende, schattenwerfende Bergrücken. Nicht zu viele Höhenmeter, ein, zwei kurvige, wenig befahrene Sträßchen und nach einem Kaffee irgendwo in der Nähe von Poffabro (ein äußerst schönes und empfehlenswertes Dörfchen), zurück zum Ausgangspunkt.
Wir fahren los. Perfektes Wetter - aber plötzlich, kurz vor Tolmezzo, präsentiert sich uns eine Nebel-, Wolkenbank und wir sind uns sicher:
Da wollen wir heute nicht hinein!
Umdisponieren...improvisieren...schnell sind zwei, drei andere Pläne geboren. Alle etwas knackiger, weil sie Richtung Sonne im Nordwesten führen - und dort sind die Berge!
Abfahrt Carnia-Tolmezzo, Richtung Villa Santina und kurz nach dem Ortsausgang beim Fußballplatz geparkt.
Jetzt geht's los!
Die Wegfahrtemperatur liegt bei 1,5 Grad...
Aber in der Sonne fährt sich es wunderbar und wir radeln Richtung Westen, nach Ampezzo.
Brücke bei der Riesenumfahrung der Ortschaft Socchieve
Brücke.jpg
Auf dem Weg nach Ampezzo
Monte Amariana.jpg
Kurz vor Ampezzo muss schon die erste Schicht abgelegt werden. Nach links weg geht es auf den Passo di Monte Rest, aber wir wollen nach Nordwesten, über den Passo del Pura (1427m) fahren. Dort führte übrigens 2014 auch die 20. und vorletzte Giro-Etappe hoch. Die Fahrer nahmen damals aber unter anderem auch noch einen Hügel namens Monte Zoncolan mit...
Diese Strecke liegt durchgehend in der Sonne. Steigungen bis zu zwölf Prozent lassen die Oberschenkel schön warm werden (ich sage nur 39/26).
In einer Kehre mit wunderbarem Ausblick treffen wir auf einen Jäger, der uns sagt, dass die Abfahrt zum Lago die Sauris kein Problem wäre...maximal ein halber Kilometer mit etwas Schnee und Eis, der Rest wäre staubtrocken...
Schöne Bergstraße zum Passo del Pura
Auffahrt Passo del Pura.jpg
Ausblick Richtung Osten - Montasio, Amariana, Verzegnis und viele mehr
Ausblick Radtour.jpg
Monte Tinisa
Monte Tinisa.jpg
Ankunft am Pass
Passo del Pura.jpg
Man darf sich freuen...hinten sieht man schon einige Berge, die das Val Pesarina vom Norden her begrenzen:
Creton di Clap Grande, Creton di Clap Piccolo und dazwischen Torre Sappada. Rechts davor in grün der Monte Pieltinis hoch über Sauris di Sotto
Erster Pass geschafft.jpg
Wir kommen zu dem Streckenabschnitt, den uns der Jäger als unproblematisch beschrieben hatte...mit den Rennrädern doch eher
schwierig zu befahren...
Abfahrt im Schnee.jpg
Es wird geschoben, teilweise sehr langsam und vorsichtig dahingerollt und irgendwann kann man auch wieder Rad fahren. Wenige Kurven später gelangen wir zum Lago di Sauris. Abenteuerliche Tunnelanlagen, in denen Licht sicherlich vorteilhaft gewesen wäre, leiten bis zur Staumauer.
Tunneleingang.jpg
Über die Staumauer, immerhin 136m hoch, geht es weiter und danach links Richtung Sauris di Sotto. Nach rechts würde es durch eine Vielzahl an teils langen Tunneln, die Lumiei-Schlucht entlang, zurück nach Ampezzo gehen.
Staumauer Lago di Sauris.jpg
Die Straße nach Sauris di Sotto und später nach Sauris di Sopra steigt gemächlich an. Immer wieder weisen Schilder darauf hin, dass wir uns auf eine deutsche Sprachinsel zubewegen.
Plotnpoch.jpg
Haus in Sauris di Sopra
Haus in Sauris.jpg
Lago di Sauris vom Monte Tinisa aus
Lago di Sauris vom Monte Tinisa.jpg
Nach Sauris di Sopra geht es erst weiter relativ flach dahin - die letzten 300 Höhenmeter werden aber noch einmal steil. Über 8 Kehren gewinnt man rasch an Höhe, zum Ende hin mit teilweise 16% Steigung...wieder ein Gedicht mit meiner Übersetzung.
Aber dann ist auch dieser Anstieg geschafft. Wir erreichen den Sella die Rioda (1800m) und versuchen unsere Zehen wiederzubeleben...
Sella di Rioda.jpg
Es ist kalt, aber wir müssen weiter. Wir fahren zum Sella die Razzo und dann biegen wir Richtung Norden in die Straße durch das Val Pesarina ein.
Zum ersten Mal bewegen wir uns nicht mehr von unserem Auto weg...
Von nun an geht es nur noch abwärts...auch nicht gerade ideal für die ausgekühlten Körper. Die Zehen in den gut belüfteten Schuhspitzen werden kälter und gefühlloser. Zu unserem Glück treffen wir nach fast 600 Höhenmetern abwärts auf den Gasthof Pian di Casa. Obwohl die Stunde schon fortgeschritten ist, beschließen wir uns kurz aufzuwärmen.
In der Hütte gibt es einen beheizten Kaminofen - die Augen werden vor Freude glasig...
Kamin.jpg
Nach Kaffee und Kuchen geht es ca. 15min. später wieder weiter. Das Feuer hat gute Dienste geleistet und obwohl es noch immer sehr kalt ist, sind wir guter Dinge, dass wir das Auto erreichen können ohne Gliedmaßen zu verlieren.
Die Straße durch das Tal hinaus Richtung Ovaro ist äußerst unterhaltsam zu fahren. Kaum Verkehr und ideale Kurvenradien lassen hohe Geschwindigkeiten zu. Über Ovaro geht es nach Süden weiter auf Villa Santina zu. Eine einzige kurze Rampe wird noch bewältigt und jetzt sind wir uns auch sicher, dass das letzte Tageslicht ausreichen wird.
Als wir beim Auto ankommen, sind die härteren Einlagen schon wieder vergessen und wir gratulieren uns zu dieser interessanten Runde und steuern auf eine Pizza in Tarvis zu.
Das Warmluftgebläse wird beim Hochfahren trotzdem auf die Füße/Zehen eingestellt.
LG Ramon
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