Mit E-MTB über die Berge ans Meer
Für die etwa 250 km lange Strecke mit 4.500 Höhenmetern hatten wir – eher gemütliche - 4 Tages- Etappen vorgesehen. Im an sich verregneten Mai/Juni kamen wir – nach mehrfacher Verschiebung - etwas glücklich regenfrei durch.
Diesmal hab ich länger überlegt, hier einen Bericht Forum zu schreiben, in einem Forum, das sich fast ausschließlich dem Sport durch Muskelkraft verschrieben hat.
Andererseits findet man unter den Forumsbesuchern, so dachte ich, sicher auch Durchschnitts- Sportler. Darunter vielleicht manche ältere Semester, also Leute wie ich, für die so eine längere Route mit einem normalen MTB eine Herausforderung wäre, für einige eventuell gar nicht machbar ist.
Und so wie ich mir schon viele gute Tips und Anregungen für Touren hier geholt habe, mag mein Bericht vielleicht für Leute mit Durchschnitts- Kondition eine Ermunterung sein, an so ein Mehr- Etappen- Projekt mit einem E- Bike heranzugehen.
Warum E- Bikes? Entscheidend war für uns zwei nicht mehr ganz so junge „Burschen“ (65+) die Möglichkeit der stetigen, gleichmäßigen Belastung und die größere Reichweite bzw. kürzere Tages- Fahrzeit. Dass wir einmal mit den ersten Gewitter-Tropfen im Etappenziel eintrafen, andere MTB Fahrer später im strömenden Nachmittags- Regen, bestätigte in diesem Punkt unsere Wahl.
Zusatzinformation: Wir hatten uns die E- MTB s für die Tour ausgeliehen. Der E- Antrieb hat grob geschätzt 1/3 der Aufstiegsenergie übernommen. Bergab und im Flachen war er sowieso weggeschaltet.
Zur Tour:
Unser Plan war eine abwechslungsreiche Strecke von Tarvis über die Pässe der Julischen Alpen ins obere Isonzo-Tal, über die militärhistorisch interessanten Berge Stol und Kolovrat in das Weinland der Brda/Collio, schließlich über den Karst ans Meer bei Triest.
Tag 1: 3.6.2016
PKW- Anfahrt Graz – Tarvis
Strecke: Tarvis – Festung Raibl – Predilpass –– Bergstrasse Mangart bis Höhe 1.800 – Abfahrt Mangartstrasse – Log - Festung Kluze – Fort Hermann – Flitsch– Lepena-Taleingang – Flitsch (Bovec)
Tarvis-Flitsch-GE1m.jpg
Startzeitpunkt: 09.30
Fahrzeit netto: 4h 10
Streckenlänge: 72 km
Höhenmeter Anstieg: 1.305m
Ab Tarvis erreicht man bald den alten Bergwerksort Raibl/Cave del Predil in der Talenge zwischen Grintavec und Wischberg Der Betrieb zum Abbau von Blei und Zink ist seit 1991 stillgelegt. Interessant: um eine natürliche Entwässerung der Sohle des Bergbaus – 240 m unter Tag – zu bewerkstelligen, hat man einen 3 km langen Stollen zum nächstgelegenen, etwas tiefer liegenden Punkt an der Erdoberfläche gegraben: das war im Tal der Koritnica in Log pod Mangartom.
Foto- Halt am idyllisch gelegenen Raibler See / Lago del Predil:
P1030567m.jpg
Wir nutzen den Stollen natürlich nicht wie die Bergleute aus Log, die viele Jahre lang so zur Arbeit nach Raibl fuhren, sondern nahmen den Predilpass in Angriff. Nach einigen Serpentinen liegt das alte Werk Batterie Predil direkt an der Strasse.
P1030571m.jpg
P1030577m.jpg
Ein Relikt aus der Zeit vor hundert Jahren, als 2 ½ Jahre lang am Isonzo gekämpft wurde.
Wenige 100 m nach der Passhöhe stehen die Reste des eigentlichen Sperrwerke Predil, das Österreicher vor etwa 150 Jahren zum Schutz des Reiches errichtet hatten. Gleich darauf zweigen wir zur Mangartstrasse ab. Picknickende Slowenen laden uns zum Schnaps ein, den wir nicht ablehnen, schon aus Höflichkeit dem Gastland gegenüber.
Die Strasse ist Anfang Juni noch gesperrt, was bedeutet, dass ziemlich viele Radler, mehrere Motorradfahrer und sogar einige Autos unterwegs waren. Viel Gestein liegt auf der Strasse, besonders unangenehm in den unbeleuchteten Tunnels.
P1030619m.jpg
Erste Lawinenenkegel umgehen wir noch,
IMG_3240m.jpg
bei ca. 1.800m ist aber Schluss – eine Lawine hat den Eingang zu einem Tunnel fast ganz verschüttet.
P1030633m.jpg
Nun folgt ein geruhsames Abrollen
P1030640m.jpg
bis zur Flitscher Klause, ein altes österreichisches Sperrwerk wie das nahe, etwas höher liegende Fort Hermann. Wer dort vorbeikommt, empfehle ich, einen kurzen Abstecher zum diesem alten Fort machen, ein 50 hm Anstieg mit Teilstück im Tunnel.
P1030647m.jpg
P1030661m.jpg
Unsere Bikes ließen wir bald im Wald zurück, nachdem die Wegbeschaffenheit doch etwas zu rustikal geworden war.
Nach Beziehen des Quartiers in Flitsch/Bovec noch eine kleine Sightseeing- Tour ins Lepenatal, einem landschaftlich sehr schönen Seitental östlich von Flitsch, mit Querung des Isonzo über eine originelle Hängebrücke.
P1030671m.jpg
Tag 2: 4.6.2016
Strecke: Flitsch– Cezsoca – Isonzo- Brücke Nähe Boka Wasserfall – Zaga – Ucceatal – Forstweg Stol – Kammweg Stol – Biwak Hlek – erste Abfahrt zu Forstweg durch Wald – Forstweg Richtung Trnovo ob Soci – Karfreit
Flitsch-Karfreit-GE1m.jpg
Startzeitpunkt: 7.50
Fahrzeit netto: 3h 15
Streckenlänge: 43 km
Höhenmeter Anstieg: 1.070 m
Zunächst geht es von Flitsch durch den Graben vor Cezsoca hinunter zur Isonzobrücke. Eine historisch schwer belastete Stelle: Hier fand im ersten Weltkrieg ein fürchterlicher Giftgasangriff statt, der in wenigen Minuten hunderten jungen Leuten das Leben kostete.
Dann dem linken Isonzoufer entlang bis zu einer schmalen Brücke vor Zaga mit Aussicht auf den bemerkenswerten Boka- Wasserfall.
Davor ein Blick über den Talboden zum Rombon rechts und zur Prevalascharte am Canin-Massiv links.
P1030676m.jpg
Ab Zaga geht’s in Richtung Uccea- Tal, das das Canin- Massiv vom langgezogenen Stol- Rücken trennt. Vor dem alten Grenzhäuschen zweigt der Forstweg auf den Stol ab, er ermöglicht einen sehr gleichmäßigen Anstieg auf den Stol- sattel auf ca. 1350m. Nebelfetzen von Süden erreichen den Kamm und vor allem den etwa 300m höheren Gipfel und verwehren uns den Rundblick. So fahren wir gleich weiter, aber nicht auf den im Krieg angelegten Serpentinen-Weg südwärts nach Sedlo, sondern über den ebenfalls im Krieg errichteten Weg dem Kamm entlang nach Osten.
P1030682m.jpg
Aus der erwarteten schönen Aussicht wird nichts, bis auf kurze Momente rollen wir im Nebel leicht bergab. Wann immer man sich hier auf Wegen aus dem ersten Weltkrieg bewegt: sie zeichnen sich durch geringe Steilheit und gleichmäßige Trassenführung aus, wohl dem damaligen Transport schwerer Lasten wie Kanonen und Munition zuzuschreiben.
Kurz sehen wir den südlich gelegenen Ort Kred mit der interessanten Flussbiegung des Natisone, der hier nicht weiter nach Osten zum Isonzo, sondern sich durch einen Bergeinschnitt nach Süden wendet in Richtung Cividale. 5 km Fahrt führt der Weg immer etwas unterhalb des Kamms, gerade soweit darunter, dass man ihn von Norden - also von der Feindseite - nicht einsehen konnte.
An einer Wiese verlassen wir den Kamm nordwärts in Richtung Trnovo. Ein steil abfallender Wanderweg ist – sehr beschönigend – als Schiebestrecke im Führer angegeben.
P1030685m.jpg
Etwa 200 m darunter finden wir wieder einen Forstweg, zunächst als Single- Trail, dann breiter werdend bis zur Strasse, auf der wir nach Karfreit ausrollen.
Im Ort gleich nach der Ankunft beginnt es heftig zu regnen, die frühe Abfahrt und der relativ schnelle Anstieg mit dem E-Bike haben uns geholfen, vor dem Nachmittagsgewitter das Etappenziel schon erreicht zu haben.
(Fortsetzung folgt ....)
Für die etwa 250 km lange Strecke mit 4.500 Höhenmetern hatten wir – eher gemütliche - 4 Tages- Etappen vorgesehen. Im an sich verregneten Mai/Juni kamen wir – nach mehrfacher Verschiebung - etwas glücklich regenfrei durch.
Diesmal hab ich länger überlegt, hier einen Bericht Forum zu schreiben, in einem Forum, das sich fast ausschließlich dem Sport durch Muskelkraft verschrieben hat.
Andererseits findet man unter den Forumsbesuchern, so dachte ich, sicher auch Durchschnitts- Sportler. Darunter vielleicht manche ältere Semester, also Leute wie ich, für die so eine längere Route mit einem normalen MTB eine Herausforderung wäre, für einige eventuell gar nicht machbar ist.
Und so wie ich mir schon viele gute Tips und Anregungen für Touren hier geholt habe, mag mein Bericht vielleicht für Leute mit Durchschnitts- Kondition eine Ermunterung sein, an so ein Mehr- Etappen- Projekt mit einem E- Bike heranzugehen.
Warum E- Bikes? Entscheidend war für uns zwei nicht mehr ganz so junge „Burschen“ (65+) die Möglichkeit der stetigen, gleichmäßigen Belastung und die größere Reichweite bzw. kürzere Tages- Fahrzeit. Dass wir einmal mit den ersten Gewitter-Tropfen im Etappenziel eintrafen, andere MTB Fahrer später im strömenden Nachmittags- Regen, bestätigte in diesem Punkt unsere Wahl.
Zusatzinformation: Wir hatten uns die E- MTB s für die Tour ausgeliehen. Der E- Antrieb hat grob geschätzt 1/3 der Aufstiegsenergie übernommen. Bergab und im Flachen war er sowieso weggeschaltet.
Zur Tour:
Unser Plan war eine abwechslungsreiche Strecke von Tarvis über die Pässe der Julischen Alpen ins obere Isonzo-Tal, über die militärhistorisch interessanten Berge Stol und Kolovrat in das Weinland der Brda/Collio, schließlich über den Karst ans Meer bei Triest.
Tag 1: 3.6.2016
PKW- Anfahrt Graz – Tarvis
Strecke: Tarvis – Festung Raibl – Predilpass –– Bergstrasse Mangart bis Höhe 1.800 – Abfahrt Mangartstrasse – Log - Festung Kluze – Fort Hermann – Flitsch– Lepena-Taleingang – Flitsch (Bovec)
Tarvis-Flitsch-GE1m.jpg
Startzeitpunkt: 09.30
Fahrzeit netto: 4h 10
Streckenlänge: 72 km
Höhenmeter Anstieg: 1.305m
Ab Tarvis erreicht man bald den alten Bergwerksort Raibl/Cave del Predil in der Talenge zwischen Grintavec und Wischberg Der Betrieb zum Abbau von Blei und Zink ist seit 1991 stillgelegt. Interessant: um eine natürliche Entwässerung der Sohle des Bergbaus – 240 m unter Tag – zu bewerkstelligen, hat man einen 3 km langen Stollen zum nächstgelegenen, etwas tiefer liegenden Punkt an der Erdoberfläche gegraben: das war im Tal der Koritnica in Log pod Mangartom.
Foto- Halt am idyllisch gelegenen Raibler See / Lago del Predil:
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Wir nutzen den Stollen natürlich nicht wie die Bergleute aus Log, die viele Jahre lang so zur Arbeit nach Raibl fuhren, sondern nahmen den Predilpass in Angriff. Nach einigen Serpentinen liegt das alte Werk Batterie Predil direkt an der Strasse.
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Ein Relikt aus der Zeit vor hundert Jahren, als 2 ½ Jahre lang am Isonzo gekämpft wurde.
Wenige 100 m nach der Passhöhe stehen die Reste des eigentlichen Sperrwerke Predil, das Österreicher vor etwa 150 Jahren zum Schutz des Reiches errichtet hatten. Gleich darauf zweigen wir zur Mangartstrasse ab. Picknickende Slowenen laden uns zum Schnaps ein, den wir nicht ablehnen, schon aus Höflichkeit dem Gastland gegenüber.
Die Strasse ist Anfang Juni noch gesperrt, was bedeutet, dass ziemlich viele Radler, mehrere Motorradfahrer und sogar einige Autos unterwegs waren. Viel Gestein liegt auf der Strasse, besonders unangenehm in den unbeleuchteten Tunnels.
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Erste Lawinenenkegel umgehen wir noch,
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bei ca. 1.800m ist aber Schluss – eine Lawine hat den Eingang zu einem Tunnel fast ganz verschüttet.
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Nun folgt ein geruhsames Abrollen
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bis zur Flitscher Klause, ein altes österreichisches Sperrwerk wie das nahe, etwas höher liegende Fort Hermann. Wer dort vorbeikommt, empfehle ich, einen kurzen Abstecher zum diesem alten Fort machen, ein 50 hm Anstieg mit Teilstück im Tunnel.
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Unsere Bikes ließen wir bald im Wald zurück, nachdem die Wegbeschaffenheit doch etwas zu rustikal geworden war.
Nach Beziehen des Quartiers in Flitsch/Bovec noch eine kleine Sightseeing- Tour ins Lepenatal, einem landschaftlich sehr schönen Seitental östlich von Flitsch, mit Querung des Isonzo über eine originelle Hängebrücke.
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Tag 2: 4.6.2016
Strecke: Flitsch– Cezsoca – Isonzo- Brücke Nähe Boka Wasserfall – Zaga – Ucceatal – Forstweg Stol – Kammweg Stol – Biwak Hlek – erste Abfahrt zu Forstweg durch Wald – Forstweg Richtung Trnovo ob Soci – Karfreit
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Startzeitpunkt: 7.50
Fahrzeit netto: 3h 15
Streckenlänge: 43 km
Höhenmeter Anstieg: 1.070 m
Zunächst geht es von Flitsch durch den Graben vor Cezsoca hinunter zur Isonzobrücke. Eine historisch schwer belastete Stelle: Hier fand im ersten Weltkrieg ein fürchterlicher Giftgasangriff statt, der in wenigen Minuten hunderten jungen Leuten das Leben kostete.
Dann dem linken Isonzoufer entlang bis zu einer schmalen Brücke vor Zaga mit Aussicht auf den bemerkenswerten Boka- Wasserfall.
Davor ein Blick über den Talboden zum Rombon rechts und zur Prevalascharte am Canin-Massiv links.
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Ab Zaga geht’s in Richtung Uccea- Tal, das das Canin- Massiv vom langgezogenen Stol- Rücken trennt. Vor dem alten Grenzhäuschen zweigt der Forstweg auf den Stol ab, er ermöglicht einen sehr gleichmäßigen Anstieg auf den Stol- sattel auf ca. 1350m. Nebelfetzen von Süden erreichen den Kamm und vor allem den etwa 300m höheren Gipfel und verwehren uns den Rundblick. So fahren wir gleich weiter, aber nicht auf den im Krieg angelegten Serpentinen-Weg südwärts nach Sedlo, sondern über den ebenfalls im Krieg errichteten Weg dem Kamm entlang nach Osten.
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Aus der erwarteten schönen Aussicht wird nichts, bis auf kurze Momente rollen wir im Nebel leicht bergab. Wann immer man sich hier auf Wegen aus dem ersten Weltkrieg bewegt: sie zeichnen sich durch geringe Steilheit und gleichmäßige Trassenführung aus, wohl dem damaligen Transport schwerer Lasten wie Kanonen und Munition zuzuschreiben.
Kurz sehen wir den südlich gelegenen Ort Kred mit der interessanten Flussbiegung des Natisone, der hier nicht weiter nach Osten zum Isonzo, sondern sich durch einen Bergeinschnitt nach Süden wendet in Richtung Cividale. 5 km Fahrt führt der Weg immer etwas unterhalb des Kamms, gerade soweit darunter, dass man ihn von Norden - also von der Feindseite - nicht einsehen konnte.
An einer Wiese verlassen wir den Kamm nordwärts in Richtung Trnovo. Ein steil abfallender Wanderweg ist – sehr beschönigend – als Schiebestrecke im Führer angegeben.
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Etwa 200 m darunter finden wir wieder einen Forstweg, zunächst als Single- Trail, dann breiter werdend bis zur Strasse, auf der wir nach Karfreit ausrollen.
Im Ort gleich nach der Ankunft beginnt es heftig zu regnen, die frühe Abfahrt und der relativ schnelle Anstieg mit dem E-Bike haben uns geholfen, vor dem Nachmittagsgewitter das Etappenziel schon erreicht zu haben.
(Fortsetzung folgt ....)
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