Aufgrund der hohen Temperaturen und damit verbundener Lawinengefahr wurde nichts aus meiner geplanten 2-Tages-Tour und ich entschied mich dazu eine lawinensichere Tagestour im Allgäu zu unternehmen. Ich habe die anvisierte Tour zum Rauhorn schon vor ein paar Jahren unternommen. Der Berg ist jedoch so schön, dass man auch eine zweite Winterbesteigung vornehmen kann.
Start um kurz vor 7 in Hinterstein auf 860m. Der langjährige Wucherpreis am großen Parkplatz wurde letztes Jahr auf akzeptable 2,5€ pro Tag zurückgenommen, so das man dort auch wieder parken kann. Der Sommerweg zur (bewirtschafteten) Willersalp war wie immer fussgängertauglich ausgetreten, so dass man schnell und mühelos die ersten 600 Höhenmeter zurücklegen konnte. Die ersten Sonnenstrahlen erreichen die andere Talseite:
daumen.jpg
Von links nach rechts Pfannenhölzer, Kleiner Daumen, Heubatspitze.
Kurz vor der Alp fing dann dir Spurerei für mich an, als ich nach rechts Richtung Älpele abbog. Hinter dieser kleinen Alphütte wühlte ich mich dann hinauf zum bewaldeten Rücken vor dem Gerenkopf. Nach 20-30min Kampf mit Pulverschnee und Hochwald (der Rücken ist hier trotz Bewaldung fast schon als Grat zu bezeichnen) erreichte ich den teilweise latschenbewachsenen Aufschwung hinauf zum Gerenkopf. Hier war die Schneedecke dann endlich (teilweise) windgepresst und verharscht. Am Gerenkopf auf 1898m schaut man zurück:
route.jpg
Im flachen Boden „kuschelt“ sich die Willersalp an den schützenden Wald. In Bildmitte der unten bewaldete Rücken/Grat herauf zum Gerenkopf. Wer genau hinschaut erkennt auch meine kurze Zickzackspur, etwas oberhalb des Schattenwurfs, mit der ich den Rücken erreichte.
Ein Blick hinauf zu Gaishorn (links) und Rauhorn (rechts):
gaisrau.jpg
Nun ging es also hinauf zu der Kuppe zwischen den zwei Felsgipfeln. Von dort fotografierte ich den Grat hinauf zum Gaishorn:
gaishorn.jpg
Ich stieg jedoch weiter Richtung Rauhorn. Nach einigen Metern Schneeschuhdepot. Zu Fuß weiter zur Gratkante. Ich machte mich an dieser Kante gerade daran einen kleinen senkrechten Schneepilz zu überwinden als ich mir dachte: Bloß nicht zu weit raus, das könnte überwechtet sein. Und einige Augenblicke später donnert neben mir die Schneedecke in die Tiefe! Die Abrisskante war ca. 40cm neben meinem Fußtritt und wie ich jetzt sah exakt am Felsabbruch. Theoretisch hatte ich somit zwar die ganze Zeit festen Boden unter den Füßen, war aber dennoch geschockt wie knapp die Sache war, da ich dachte mehr „Reserve“ zu haben. Und wie leicht hätte man in dieser Situation das Gleichgewicht verlieren können. Als es anfing zu rumpeln und ich im Augenwinkel sah wie sich die Schneedecke in Bewegung setzte machte ich zwar einen „Sprung“ zurück auf meine Aufstiegsseite, das war aber angesichts der dortigen Steilheit auch nicht ganz unproblematisch. Da ich von der früheren Besteigung her wusste dass später eine weitere tückische Wechtenstelle kommt (damals hatte es allerdings insgesamt weniger Schnee) war der Umkehrpunkt für mich erreicht.
Aber ganz ohne Gipfel wieder absteigen? Ich entschied mich doch noch dazu hinauf zum Gaishorn zu steigen. Die Route gibt das letzte Bild ja vor: Ich hielt mich so dicht wie möglich am bzw. auf dem Grat um die sonnenbeschienene Flanke möglichst nicht betreten zu müssen. Dennoch ging fast alles mit den Schneeschuhen an den Füßen. Nur ein oder zweimal musste ich „felsbedingt“ abschnallen (ich hätte hier kein Skitourengeher sein wollen). Nach insgesamt 6h Aufstiegszeit, davon über 4h Spurarbeit, erreichte ich das 2249m hohe Gaishorn. Und wie sollte es anders sein: Auch heute sind wieder ein paar Skifahrer über die Nordflanke aufgestiegen. Immerhin hat sich anscheinend gestern niemand reingetraut. Nach stolzen 13 Jahren jedenfalls wieder mal ein Besuch auf meinem meistbestiegenen Berg überhaupt (meine fünfte Besteigung). Hier sieht man tief drunten den verschneiten Vilsalpsee und im Osten wie immer die Zugspitze:
vilsalp.jpg
Schau nach Süden:
rauhorn.jpg
Das Rauhorn rechts ist nicht zu übersehen. Hinten rechts der Hochvogel.
Nach einer eher kurzen Rast machte ich mich an den Abstieg. Auf dem Grat ein Blick voraus auf den weiteren Abstiegsweg:
abstieg1.jpg
Da ein direkter Abstieg über die Steilflanke rechts zu gefährlich war musste ich den ganzen Weg den ich gekommen war auch wieder zurück. D.h. ich musste fast bis zum höchsten Punkt der Kuppe (am linken Bildrand) wieder aufsteigen um dann zum Gerenkopf (das sonnenbeschienene Plateau) abzusteigen.
Blick hinunter ins Hintersteiner Tal und hinaus ins Illertal:
abstieg2.jpg
Am Gerenkopf ein letztes Mal das Gaishorn:
letztes.jpg
Weiter exakt entlang der Aufstiegsroute ging es hinab nach Hinterstein.
Fazit: Das Rauhorn würde ich wie unschwer zu vermuten ist momentan als ziemlich heikel einstufen. Meine Aufstiegsroute via Gerenkopf ist sicher nicht jedermanns Sache, da der Ausflug in die Botanik recht mühsam und nicht gerade als „elegant“ einzustufen ist. Man sollte auch etwas langärmeliges anhaben, sonst sind die Arme nachher garantiert zerkratzt. Dennoch ist es meiner Meinung nach die einzige Möglichkeit um auch bei heikler Lawinenlage einen einigermaßen sicheren Zugang zu Gaishorn/Rauhorn zu haben (und eine der wenigen Möglichkeiten überhaupt um im Allgäu bei solchen Verhältnissen an größere Felsberge heranzukommen). Für Skitourengeher völlig ungeeignet. Ich bin daher sicher dass dieser öffentliche „Geheimtip“ nie Gefahr läuft eine Modetour zu werden. Die Lawinensituation war an diesem Tag übrigens meiner Meinung nach deutlich unproblematischer als es der Bayerische LLB vorausgesagt hatte. Den ganzen Tag hat es nur einmal kurz an der Bschiesser-Südflanke gepoltert, ansonsten war keinerlei Aktivität zu beobachten. Die Temperaturen waren auch niedriger als es der LLB vorhergesagt hatte (trotzdem ist der Schnee südseitig natürlich sehr pappig geworden). Insgesamt sind am Vortag zwar einzelne kleinere Lawinen und Rutsche abgegangen, große Grundlawinen habe ich aber –zumindest in dieser Ecke- noch keine gesehen. D. h. es gibt noch genug Potential wenn der Frühling richtig zuschlägt.
Start um kurz vor 7 in Hinterstein auf 860m. Der langjährige Wucherpreis am großen Parkplatz wurde letztes Jahr auf akzeptable 2,5€ pro Tag zurückgenommen, so das man dort auch wieder parken kann. Der Sommerweg zur (bewirtschafteten) Willersalp war wie immer fussgängertauglich ausgetreten, so dass man schnell und mühelos die ersten 600 Höhenmeter zurücklegen konnte. Die ersten Sonnenstrahlen erreichen die andere Talseite:
daumen.jpg
Von links nach rechts Pfannenhölzer, Kleiner Daumen, Heubatspitze.
Kurz vor der Alp fing dann dir Spurerei für mich an, als ich nach rechts Richtung Älpele abbog. Hinter dieser kleinen Alphütte wühlte ich mich dann hinauf zum bewaldeten Rücken vor dem Gerenkopf. Nach 20-30min Kampf mit Pulverschnee und Hochwald (der Rücken ist hier trotz Bewaldung fast schon als Grat zu bezeichnen) erreichte ich den teilweise latschenbewachsenen Aufschwung hinauf zum Gerenkopf. Hier war die Schneedecke dann endlich (teilweise) windgepresst und verharscht. Am Gerenkopf auf 1898m schaut man zurück:
route.jpg
Im flachen Boden „kuschelt“ sich die Willersalp an den schützenden Wald. In Bildmitte der unten bewaldete Rücken/Grat herauf zum Gerenkopf. Wer genau hinschaut erkennt auch meine kurze Zickzackspur, etwas oberhalb des Schattenwurfs, mit der ich den Rücken erreichte.
Ein Blick hinauf zu Gaishorn (links) und Rauhorn (rechts):
gaisrau.jpg
Nun ging es also hinauf zu der Kuppe zwischen den zwei Felsgipfeln. Von dort fotografierte ich den Grat hinauf zum Gaishorn:
gaishorn.jpg
Ich stieg jedoch weiter Richtung Rauhorn. Nach einigen Metern Schneeschuhdepot. Zu Fuß weiter zur Gratkante. Ich machte mich an dieser Kante gerade daran einen kleinen senkrechten Schneepilz zu überwinden als ich mir dachte: Bloß nicht zu weit raus, das könnte überwechtet sein. Und einige Augenblicke später donnert neben mir die Schneedecke in die Tiefe! Die Abrisskante war ca. 40cm neben meinem Fußtritt und wie ich jetzt sah exakt am Felsabbruch. Theoretisch hatte ich somit zwar die ganze Zeit festen Boden unter den Füßen, war aber dennoch geschockt wie knapp die Sache war, da ich dachte mehr „Reserve“ zu haben. Und wie leicht hätte man in dieser Situation das Gleichgewicht verlieren können. Als es anfing zu rumpeln und ich im Augenwinkel sah wie sich die Schneedecke in Bewegung setzte machte ich zwar einen „Sprung“ zurück auf meine Aufstiegsseite, das war aber angesichts der dortigen Steilheit auch nicht ganz unproblematisch. Da ich von der früheren Besteigung her wusste dass später eine weitere tückische Wechtenstelle kommt (damals hatte es allerdings insgesamt weniger Schnee) war der Umkehrpunkt für mich erreicht.
Aber ganz ohne Gipfel wieder absteigen? Ich entschied mich doch noch dazu hinauf zum Gaishorn zu steigen. Die Route gibt das letzte Bild ja vor: Ich hielt mich so dicht wie möglich am bzw. auf dem Grat um die sonnenbeschienene Flanke möglichst nicht betreten zu müssen. Dennoch ging fast alles mit den Schneeschuhen an den Füßen. Nur ein oder zweimal musste ich „felsbedingt“ abschnallen (ich hätte hier kein Skitourengeher sein wollen). Nach insgesamt 6h Aufstiegszeit, davon über 4h Spurarbeit, erreichte ich das 2249m hohe Gaishorn. Und wie sollte es anders sein: Auch heute sind wieder ein paar Skifahrer über die Nordflanke aufgestiegen. Immerhin hat sich anscheinend gestern niemand reingetraut. Nach stolzen 13 Jahren jedenfalls wieder mal ein Besuch auf meinem meistbestiegenen Berg überhaupt (meine fünfte Besteigung). Hier sieht man tief drunten den verschneiten Vilsalpsee und im Osten wie immer die Zugspitze:
vilsalp.jpg
Schau nach Süden:
rauhorn.jpg
Das Rauhorn rechts ist nicht zu übersehen. Hinten rechts der Hochvogel.
Nach einer eher kurzen Rast machte ich mich an den Abstieg. Auf dem Grat ein Blick voraus auf den weiteren Abstiegsweg:
abstieg1.jpg
Da ein direkter Abstieg über die Steilflanke rechts zu gefährlich war musste ich den ganzen Weg den ich gekommen war auch wieder zurück. D.h. ich musste fast bis zum höchsten Punkt der Kuppe (am linken Bildrand) wieder aufsteigen um dann zum Gerenkopf (das sonnenbeschienene Plateau) abzusteigen.
Blick hinunter ins Hintersteiner Tal und hinaus ins Illertal:
abstieg2.jpg
Am Gerenkopf ein letztes Mal das Gaishorn:
letztes.jpg
Weiter exakt entlang der Aufstiegsroute ging es hinab nach Hinterstein.
Fazit: Das Rauhorn würde ich wie unschwer zu vermuten ist momentan als ziemlich heikel einstufen. Meine Aufstiegsroute via Gerenkopf ist sicher nicht jedermanns Sache, da der Ausflug in die Botanik recht mühsam und nicht gerade als „elegant“ einzustufen ist. Man sollte auch etwas langärmeliges anhaben, sonst sind die Arme nachher garantiert zerkratzt. Dennoch ist es meiner Meinung nach die einzige Möglichkeit um auch bei heikler Lawinenlage einen einigermaßen sicheren Zugang zu Gaishorn/Rauhorn zu haben (und eine der wenigen Möglichkeiten überhaupt um im Allgäu bei solchen Verhältnissen an größere Felsberge heranzukommen). Für Skitourengeher völlig ungeeignet. Ich bin daher sicher dass dieser öffentliche „Geheimtip“ nie Gefahr läuft eine Modetour zu werden. Die Lawinensituation war an diesem Tag übrigens meiner Meinung nach deutlich unproblematischer als es der Bayerische LLB vorausgesagt hatte. Den ganzen Tag hat es nur einmal kurz an der Bschiesser-Südflanke gepoltert, ansonsten war keinerlei Aktivität zu beobachten. Die Temperaturen waren auch niedriger als es der LLB vorhergesagt hatte (trotzdem ist der Schnee südseitig natürlich sehr pappig geworden). Insgesamt sind am Vortag zwar einzelne kleinere Lawinen und Rutsche abgegangen, große Grundlawinen habe ich aber –zumindest in dieser Ecke- noch keine gesehen. D. h. es gibt noch genug Potential wenn der Frühling richtig zuschlägt.
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