Da ein Arbeitsaufenthalt in Graubünden kürzer ausfiel, als ich erwartet hatte, konnte ich einen Tourentag in den Plessur-Alpen anhängen. Das Wetter war superschön, die Verhältnissen gut. Weniger Glück schien ich mit dem Ort zu haben. Die Lenzerheide ist eine reines Skigebiet und bietet für Bergsteiger wenig - zumindest im Sommer. Ausgerechnet den scheußlichsten Berg vor Ort habe ich mir für eine Winterbegehung ausgesucht. Und das sogar nach reiflicher Überlegung.
Denn grade so eine Region bietet perfekte Möglichkeiten für leichten Winteralpinismus. Es gibt bei dieser Spielart des Bergsteigens einiges mehr zu beachten. Ich schreib diesen Bericht also nicht, weil die Tour irgendwie besonders ist, sondern damit andere Einsteigern des Winterbergsteigens (wie ich es selber bin) von meinen Überlegungen profitieren.
Jeden Tag meiner Anwesenheit hatte ich dieses Panorama vor Augen.
Bild 01.jpg
Parpaner Rothorn (l) und Aroser Rothorn (r), davor der SW-Grat
Da kann man schlecht widerstehen, einen der einfachen Grate zu gehen. Der Höhenunterschied vom Tal zu den Gipfel beträgt grad mal 1400m, so dass man bequem eine Tagestour unternehmen kann. Schwierige Kletterstellen gibt es hier nicht und das Gelände ist übersichtlich.
Obwohl die Seilbahnen sehr hässlich sind, bieten sie zu dieser Jahreszeit ein unschätzbaren Vorteil. Der LLB nennt für den Tourentag eine erhebliche Gefahr unterhalb von 2000m am Nachmittag wegen Nassschneerutschen. Wenn man mit der Seilbahn runterfährt, kann man dieses ernste Problem entschärfen. Sonst erwähnt der LLB oberhalb von 2400m eine mäßigen Schneebrettgefahr. Ich würde bei 2200m schon an den Grat gehen, wo diese Gefahr bei richtiger Spurwahl deutlich verringert werden kann. Die Exposition der Tour mit Südwest im unteren bis Südost im oberen Teil ist fast perfekt.
Die Tage zuvor konnte ich beobachten, dass der etwa fünf Zentimeter dicke Harschdeckel bis ca. 10 Uhr stabil ist. Danach wird’s schnell unangenehmer. Erst bricht man in den meterdicken Lockerschnee durch. Ab Mittag verwandelt sich der Harsch dann auch noch in eine schwere Sulze. Für den Aufstieg schätze ich aber 4-5h. Wenn ich um 6 Uhr in der Morgendämmerung starte schaffe ich es also gut bis 11 bis zum Gipfel. Wichtig ist natürlich die laufenden Tourenplanung und Beobachtungen während der Tour. Mir erschienen aber die Verhältnisse sicher genug, um eine Solounternehmung zu wagen.
Bild 02.jpg
Abendstimmung über der Lenzer Heide
Die Forststrasse war zwar tief verschneit, aber durch die vielen Skitourengeher gut geebnet und sehr fest. Da machte ich mit den Schneeschuhen sehr schnell Höhe und freute mich schon, dass die größte Sorge von Nassschneerutschen bei einer eventuellen Umkehr unbegründet ist. Kurz unter der Waldgrenze waren die Skispuren (die wegen der vorangegangenen massiven Schneefälle nicht älter als drei Tage sein konnten) von mächtigen Lawinenablagerungen überdeckt. Hundert Meter breite Felder von fest gebacken Eisbrocken, teils so dick wie ein Kühlschrank, musste ich überklettern.
Um 7:30 uhr war ich schon an einem Punkt, den ich nach 11:00 Uhr um keinen Preis mehr passieren will. Also legte ich jetzt schon fest, um 9:30 die endgültige Entscheidung für Abbruch oder konsequentes Durchziehen zu fällen. Später wäre eine Umkehr mit zusätzlichen Risiken verbunden. Wie gesagt, mit erreichen des Gipfels war die Tour gelaufen, da ich mit der Seilbahn runter kann. Nach 600 Hm erreichte ich dann das tief verschneite Hochtal der Sansaspans Alp. Hier verloren sich die Spuren.
Bild 03.jpg
Blick zum Lenzer Horn mit der darunter liegenden Alp
Jetzt begann der kritische Teil der Tour. Gemäß der Karte war eine Weg zum Grat über weniger steile Rücken möglich, aber hier drin lag wegen der umliegenden Kämme und wechselnder Winde extrem viel Triebschnee. An einer Südseite konnte ich einen frischen Schneebrettabgang erkennen. Nach einem etwas unangenehmen Aufstieg über einen kurzen aber steileren Hang (der mir wegen der Fischmäuler entspannt erschien ud noch komplett durchgefroren war) kam ich auf einen Rücken, der teilweise nur eine Schneeauflage von 10cm hatte - im Vergleich zu den bis zu 3m in den Mulden. Bald sollte sich herausstellen, wie entscheidend diese sorgfälltige Spurwahl war.
An einem fast waagerechten Plateau musste ich einige hundert Meter queren, um den mit einem sanften Rücken beginnenden SW-Grat zu erreichen. Ich betrachtete die unzähligen Tierspuren, schlenderte über den verharschten Schnee leichtfüßig dahin - noch hatte die Sonne dieses Stück nicht erreicht... WUMM!
Mein Puls schoss in die Höhe, ich wagte nicht mal zu atmen. Das Geräusch, das von allen Richtungen gleichzeitig zu kommen scheint und diese minimale Abwärtsbewegung, ohne dass man eine Veränderung sieht, etwas so verstörendes habe ich noch nie erlebt. Viele Skitourengeher berichten von Wumm-Geräuschen als Warnsignal für Schneebretter. Theoretisch war es mir bekannt. Wird ja im Munter oft genug erwähnt. Vielleicht hätte mich das Geräusch unter anderen Umständen nicht so geschockt. Aber die nun schon zweistündige Anspannung (die bei einer Solounternehmung ungleich größer als in der Gruppe ist) hatte endlich nachgelassen, als ich über diese völlig harmlos erscheinende Ebene schlenderte. Und da hat es mich dann eiskalt und unvorbereitet erwischt.
Bild 04B.jpg
Die besagte Stelle liegt fast in der Bildmitte. Gut zu erkennen sind auch die Windrippel
Ich glaube nicht, dass in diesem Gelände etwas hätte abgleiten können, aber es war mit einem mal klar, wie trügerisch die Schneedecke ist und wie überraschend sich die Spannungen entladen. Der Windkolk auf dem Bild lässt schon ahnen, wie der Schnee hier verwirbelt wurde. Die Oberfläche des extrem lose liegenden Schnees wurde täglich angetaut und nachts durchgefroren. Darunter hat sich der Schnee weiter gesetzt. Darüber wurde einen weitere Schicht Triebschnee abgeladen. Wahrscheinlich wechselte noch windverblasener Schnee mit lose Gefallenem. Nun waren die Schneedecke über weite Strecken gespannt und hat sich bei der Zusatzbelastung durch mich plötzlich gesetzt.
Ganz achtsam und ängstlich schlich ich zu dem Gratrücken. Rein intuitiv erschien mir das der sicherste Ort, denn es waren apere grasige Stellen zu sehen. Hier hatte der Wind sicher alle trügerischen Schneereste entfernt. Jetzt hatte ich über die Hälfte der Höhenmeter hinter mir und machte erstmal Rast, um die ersten Sonnenstrahlen am Lenzerhorn zu genießen - und nachzudenken.
Bild 05.jpg
Eine Umkehrentscheidung betreffend der Nassschneerutsche lag noch eine Stunde vor mir. Jetzt wegen der Schneebrettgefahr umzukehren wäre unsinnig, denn grade die kritische Stelle lag bereits hinter mir. Ich hatte in zwei Stunden die Hälfte der Hm gemacht: Also wollte ich weitersteigen, bis ich den gesamten Gratverlauf überblicken könnte. Denn was jetzt kommt wären allenfalls klettertechnische Schwerigkeiten.
Bild 06.jpg
Untere Teil des Grates
Doch kniffelige Felspassagen suchte ich vergebens. Ab jetzt wurde die Tour zur völlig relaxten Schneeschuhkraxelei (sic) mit fantastischer Aussicht. Eine Kleinigkeit nur blieb noch zu beachten: die Wechten zeigten mal nach rechts und mal nach links. Daran war wohl undurchschaubare lokale Winde schuld. Außerdem lagen zwischen den Felstürmen tief eingeschnittene Rinnen, die man im Winter nicht sehen konnte. Einfach von einem Felsen zum nächsten auf grader Linien zu latschen, war also nicht angeraten. Evtl. wäre dann der Abstieg schneller als erwünscht erfolgt.
Der vorher noch rechte stabile Harschdeckel war hier zwischen den Felsen schon nach einer Stunde Sonnenschein so weich, dass ohne Schneeschuhe gar nichts ging. Die wollte ich aber nicht dauernd an- und ausziehen. Man findet mit den TSL aber auch auf Fels erstaunlich gut halt. Für solche Touren ist der Schuh sehr zu empfehlen.
Vom P. 2467 konnte ich dann bis zum Gipfel den ganzen Grat überblicken.
Bild 07.jpg
Ich war grad erst drei Stunden unterwegs. Der Grat steilte hinter der Scharte etwas auf und führte nach rechts auf eine (hier nicht sichtbare) Ebene.
Bild 08.jpg
Von hier würde es zwei Möglichkeiten geben. Die Entscheidung war einfach. Rechts kommen die Tourenskifahrer entgegen. Und links schaut es sowieso interessanter aus. Endlich klettern.
Den krönenden Abschluss bildete dann der Schritt über den Windfang des Restaurants auf einen Tisch der erbosten Vollpensionisten. Naja, dann haben sie wenigstens was zu erzählen.
Ich hab schon deutlich längere und technisch anspruchsvollere Touren im Winter gemacht, aber eben immer nur auf bekannten Routen und vertrauten Verhältnissen. Dies war ein neues Erlebnis, denn ich hatte außer dem LLB und den eigenen Beobachtungen der Vortage keinerlei Informationen zu der Gegend oder der Route. Der Plan ging aber auf. Zehn nach Elf stand ich am Gipfel. Und es ist ein besonders schönes Gefühl, ein Berg zusehen und einfach hochzusteigen, ohne vorher Tonnen von Infos aus dem Netz zu fischen.
Vielen Dank noch an Donat, den Wirt der Hütte Fops. Er hat mir kurzfristig Ausrüstung geliehen und macht das beste Fondue (wahrscheinlich der Welt). Selbst meine schweizer Arbeitskollegen waren beeindruckt. Donat verkast nur die MIlch aus der Zeit, da die Kühe auf der Alm sind und fügt seinem Fondue weder Kirschwasser noch Maizena hinzu. Das macht wirklich einen großen Unterschied aus. Mir hat das Käsefondue am Vorabend soviel Energie für die Tour gegeben, dass ich ohne Frühstück und mit nur drei Müsliriegeln ausgekommen bin.
Denn grade so eine Region bietet perfekte Möglichkeiten für leichten Winteralpinismus. Es gibt bei dieser Spielart des Bergsteigens einiges mehr zu beachten. Ich schreib diesen Bericht also nicht, weil die Tour irgendwie besonders ist, sondern damit andere Einsteigern des Winterbergsteigens (wie ich es selber bin) von meinen Überlegungen profitieren.
Jeden Tag meiner Anwesenheit hatte ich dieses Panorama vor Augen.
Bild 01.jpg
Parpaner Rothorn (l) und Aroser Rothorn (r), davor der SW-Grat
Da kann man schlecht widerstehen, einen der einfachen Grate zu gehen. Der Höhenunterschied vom Tal zu den Gipfel beträgt grad mal 1400m, so dass man bequem eine Tagestour unternehmen kann. Schwierige Kletterstellen gibt es hier nicht und das Gelände ist übersichtlich.
Obwohl die Seilbahnen sehr hässlich sind, bieten sie zu dieser Jahreszeit ein unschätzbaren Vorteil. Der LLB nennt für den Tourentag eine erhebliche Gefahr unterhalb von 2000m am Nachmittag wegen Nassschneerutschen. Wenn man mit der Seilbahn runterfährt, kann man dieses ernste Problem entschärfen. Sonst erwähnt der LLB oberhalb von 2400m eine mäßigen Schneebrettgefahr. Ich würde bei 2200m schon an den Grat gehen, wo diese Gefahr bei richtiger Spurwahl deutlich verringert werden kann. Die Exposition der Tour mit Südwest im unteren bis Südost im oberen Teil ist fast perfekt.
Die Tage zuvor konnte ich beobachten, dass der etwa fünf Zentimeter dicke Harschdeckel bis ca. 10 Uhr stabil ist. Danach wird’s schnell unangenehmer. Erst bricht man in den meterdicken Lockerschnee durch. Ab Mittag verwandelt sich der Harsch dann auch noch in eine schwere Sulze. Für den Aufstieg schätze ich aber 4-5h. Wenn ich um 6 Uhr in der Morgendämmerung starte schaffe ich es also gut bis 11 bis zum Gipfel. Wichtig ist natürlich die laufenden Tourenplanung und Beobachtungen während der Tour. Mir erschienen aber die Verhältnisse sicher genug, um eine Solounternehmung zu wagen.
Bild 02.jpg
Abendstimmung über der Lenzer Heide
Die Forststrasse war zwar tief verschneit, aber durch die vielen Skitourengeher gut geebnet und sehr fest. Da machte ich mit den Schneeschuhen sehr schnell Höhe und freute mich schon, dass die größte Sorge von Nassschneerutschen bei einer eventuellen Umkehr unbegründet ist. Kurz unter der Waldgrenze waren die Skispuren (die wegen der vorangegangenen massiven Schneefälle nicht älter als drei Tage sein konnten) von mächtigen Lawinenablagerungen überdeckt. Hundert Meter breite Felder von fest gebacken Eisbrocken, teils so dick wie ein Kühlschrank, musste ich überklettern.
Um 7:30 uhr war ich schon an einem Punkt, den ich nach 11:00 Uhr um keinen Preis mehr passieren will. Also legte ich jetzt schon fest, um 9:30 die endgültige Entscheidung für Abbruch oder konsequentes Durchziehen zu fällen. Später wäre eine Umkehr mit zusätzlichen Risiken verbunden. Wie gesagt, mit erreichen des Gipfels war die Tour gelaufen, da ich mit der Seilbahn runter kann. Nach 600 Hm erreichte ich dann das tief verschneite Hochtal der Sansaspans Alp. Hier verloren sich die Spuren.
Bild 03.jpg
Blick zum Lenzer Horn mit der darunter liegenden Alp
Jetzt begann der kritische Teil der Tour. Gemäß der Karte war eine Weg zum Grat über weniger steile Rücken möglich, aber hier drin lag wegen der umliegenden Kämme und wechselnder Winde extrem viel Triebschnee. An einer Südseite konnte ich einen frischen Schneebrettabgang erkennen. Nach einem etwas unangenehmen Aufstieg über einen kurzen aber steileren Hang (der mir wegen der Fischmäuler entspannt erschien ud noch komplett durchgefroren war) kam ich auf einen Rücken, der teilweise nur eine Schneeauflage von 10cm hatte - im Vergleich zu den bis zu 3m in den Mulden. Bald sollte sich herausstellen, wie entscheidend diese sorgfälltige Spurwahl war.
An einem fast waagerechten Plateau musste ich einige hundert Meter queren, um den mit einem sanften Rücken beginnenden SW-Grat zu erreichen. Ich betrachtete die unzähligen Tierspuren, schlenderte über den verharschten Schnee leichtfüßig dahin - noch hatte die Sonne dieses Stück nicht erreicht... WUMM!
Mein Puls schoss in die Höhe, ich wagte nicht mal zu atmen. Das Geräusch, das von allen Richtungen gleichzeitig zu kommen scheint und diese minimale Abwärtsbewegung, ohne dass man eine Veränderung sieht, etwas so verstörendes habe ich noch nie erlebt. Viele Skitourengeher berichten von Wumm-Geräuschen als Warnsignal für Schneebretter. Theoretisch war es mir bekannt. Wird ja im Munter oft genug erwähnt. Vielleicht hätte mich das Geräusch unter anderen Umständen nicht so geschockt. Aber die nun schon zweistündige Anspannung (die bei einer Solounternehmung ungleich größer als in der Gruppe ist) hatte endlich nachgelassen, als ich über diese völlig harmlos erscheinende Ebene schlenderte. Und da hat es mich dann eiskalt und unvorbereitet erwischt.
Bild 04B.jpg
Die besagte Stelle liegt fast in der Bildmitte. Gut zu erkennen sind auch die Windrippel
Ich glaube nicht, dass in diesem Gelände etwas hätte abgleiten können, aber es war mit einem mal klar, wie trügerisch die Schneedecke ist und wie überraschend sich die Spannungen entladen. Der Windkolk auf dem Bild lässt schon ahnen, wie der Schnee hier verwirbelt wurde. Die Oberfläche des extrem lose liegenden Schnees wurde täglich angetaut und nachts durchgefroren. Darunter hat sich der Schnee weiter gesetzt. Darüber wurde einen weitere Schicht Triebschnee abgeladen. Wahrscheinlich wechselte noch windverblasener Schnee mit lose Gefallenem. Nun waren die Schneedecke über weite Strecken gespannt und hat sich bei der Zusatzbelastung durch mich plötzlich gesetzt.
Ganz achtsam und ängstlich schlich ich zu dem Gratrücken. Rein intuitiv erschien mir das der sicherste Ort, denn es waren apere grasige Stellen zu sehen. Hier hatte der Wind sicher alle trügerischen Schneereste entfernt. Jetzt hatte ich über die Hälfte der Höhenmeter hinter mir und machte erstmal Rast, um die ersten Sonnenstrahlen am Lenzerhorn zu genießen - und nachzudenken.
Bild 05.jpg
Eine Umkehrentscheidung betreffend der Nassschneerutsche lag noch eine Stunde vor mir. Jetzt wegen der Schneebrettgefahr umzukehren wäre unsinnig, denn grade die kritische Stelle lag bereits hinter mir. Ich hatte in zwei Stunden die Hälfte der Hm gemacht: Also wollte ich weitersteigen, bis ich den gesamten Gratverlauf überblicken könnte. Denn was jetzt kommt wären allenfalls klettertechnische Schwerigkeiten.
Bild 06.jpg
Untere Teil des Grates
Doch kniffelige Felspassagen suchte ich vergebens. Ab jetzt wurde die Tour zur völlig relaxten Schneeschuhkraxelei (sic) mit fantastischer Aussicht. Eine Kleinigkeit nur blieb noch zu beachten: die Wechten zeigten mal nach rechts und mal nach links. Daran war wohl undurchschaubare lokale Winde schuld. Außerdem lagen zwischen den Felstürmen tief eingeschnittene Rinnen, die man im Winter nicht sehen konnte. Einfach von einem Felsen zum nächsten auf grader Linien zu latschen, war also nicht angeraten. Evtl. wäre dann der Abstieg schneller als erwünscht erfolgt.
Der vorher noch rechte stabile Harschdeckel war hier zwischen den Felsen schon nach einer Stunde Sonnenschein so weich, dass ohne Schneeschuhe gar nichts ging. Die wollte ich aber nicht dauernd an- und ausziehen. Man findet mit den TSL aber auch auf Fels erstaunlich gut halt. Für solche Touren ist der Schuh sehr zu empfehlen.
Vom P. 2467 konnte ich dann bis zum Gipfel den ganzen Grat überblicken.
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Ich war grad erst drei Stunden unterwegs. Der Grat steilte hinter der Scharte etwas auf und führte nach rechts auf eine (hier nicht sichtbare) Ebene.
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Von hier würde es zwei Möglichkeiten geben. Die Entscheidung war einfach. Rechts kommen die Tourenskifahrer entgegen. Und links schaut es sowieso interessanter aus. Endlich klettern.
Den krönenden Abschluss bildete dann der Schritt über den Windfang des Restaurants auf einen Tisch der erbosten Vollpensionisten. Naja, dann haben sie wenigstens was zu erzählen.
Ich hab schon deutlich längere und technisch anspruchsvollere Touren im Winter gemacht, aber eben immer nur auf bekannten Routen und vertrauten Verhältnissen. Dies war ein neues Erlebnis, denn ich hatte außer dem LLB und den eigenen Beobachtungen der Vortage keinerlei Informationen zu der Gegend oder der Route. Der Plan ging aber auf. Zehn nach Elf stand ich am Gipfel. Und es ist ein besonders schönes Gefühl, ein Berg zusehen und einfach hochzusteigen, ohne vorher Tonnen von Infos aus dem Netz zu fischen.
Vielen Dank noch an Donat, den Wirt der Hütte Fops. Er hat mir kurzfristig Ausrüstung geliehen und macht das beste Fondue (wahrscheinlich der Welt). Selbst meine schweizer Arbeitskollegen waren beeindruckt. Donat verkast nur die MIlch aus der Zeit, da die Kühe auf der Alm sind und fügt seinem Fondue weder Kirschwasser noch Maizena hinzu. Das macht wirklich einen großen Unterschied aus. Mir hat das Käsefondue am Vorabend soviel Energie für die Tour gegeben, dass ich ohne Frühstück und mit nur drei Müsliriegeln ausgekommen bin.
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