Eigentlich wollten Franzi und ich drei Tage auf der Simmshütte in den Lechtalern verbringen, doch daraus wurde nichts. Nach einer knappen Stunde morgendlichem Aufstieg über bereits nicht mehr gefrorenen Schnee war der Eingang zum zweiten zu durchquerenden Tunnel vollständig von Lawinen verschüttet, so dass wir umkehren mussten. Da hatte ich vor ein paar Jahren mehr Glück, damals war der Ausgang dieses Tunnels fast komplett verschüttet, aber eben nur fast. Da dieser worst case im vorhinein nicht ganz auszuschließen war hatte ich sicherheitshalber noch ein paar AV-Karten anderer Gebiete mitgenommen und wir entschieden uns spontan in die Ötztaler zu fahren und zum Taschachhaus aufzusteigen.
Um 13.00 machten wir uns auf den Weg zur Hütte. Zum Glück ist der Aufstieg –relativ!- sicher was Nassschneelawinenaktivität anbelangt, die Tageszeit war ja schon sehr fortgeschritten. Die Abgänge von zwei kleineren bis mittelgroßen Grundlawinen konnten wir an diesem Nachmittag an den Südseiten beobachten. Erfreulicherweise war der Schnee des steileren Hüttenhangs jedoch noch überhaupt nicht angetaut, so dass wir ungefährdet die Hütte erreichten. An diesem Abend hatten wir die Winterhütte für uns allein.
Um 5.30 Uhr machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zur Bliggspitze. Die Nacht war klar und der südseitige Aufstieg daher bis zum Bliggschartl ein Genuss: Durchgehend tragfähige Schneedecke. Das Wetter hat sich mittlerweile ja leider auf sommerliche Verhältnisse umgestellt, d. h. dunstiger Himmel und Quellwolkenbildung. Das sollte sich am Sonntag noch deutlicher bemerkbar machen. Unterm Schartl sieht man hinüber zur Hochvernagtspitze:
hochvernagt1.jpg
Die zwei Gletscherkuppen davor sind die Südl. und Nördl. Sexegertenspitzen.
Dreht man den Kopf ein bisschen nach links kommen noch Wildspitze und Hinterer Brochkogel ins Blickfeld:
hochvernagt2.jpg
Hinterm Bliggschartl ging es eine zunehmend steiler werdende Flanke hinauf zum obersten West/Nordwestgrat der Bliggspitze. Hier tauschten wir die Schneeschuhe gegen den Pickel und am Grat kamen auch noch die Steigeisen unter die Schuhe. Wenige Meter vor dem Gipfel stellte sich dann das Problem wie wir diesen gewinnen konnten (da sich ein kurzer Felsaufschwung in den Weg stellte). Der Übergang in die oberste Nordostflanke sah relativ einfach aus. Doch leider entpuppte sich der Schnee auf der kurzen Felsstufe vor dieser Flanke als haltloser Pulver. Das war mir nicht ganz geheuer und ich versuchte es rechts des Gipfelblocks. Dort lag jedoch genauso haltloser Schnee auf dem Fels. Also noch einmal ein Versuch in die Nordostflanke zu queren. Sozusagen auf Zehenspitzen schwindelten wir uns hinüber in die Flanke und der Weg zum höchsten Punkt war somit frei. Nach 5h erreichten wir die 3454m hohe Spitze.
Im Westen beeindruckt der wilde Doppelgipfel der Vorderen Ölgrubenspitze:
ölgrubenspitze.jpg
Ganz links Weißseespitze und rechts der Glockturm.
Im Norden Wazespitze, Verpeilspitze, Rofelewand und Seekogel:
waze.jpg
Im Südosten der allseits bekannte Weißkamm:
wilspitze.jpg
Das Pitztaler Gletscherskigebiet macht sich hier „nur“ durch die hässliche Gipfelstation unangenehm bemerkbar (sieht man auf dem Bildchen aber eh nicht).
Als wir im Abstieg die Schlüsselstelle hinter uns hatten atmeten wir erleichtert auf und warfen noch einmal einen Blick zurück:
gipfelklotz.jpg
Links die Aufstiegsroute, rechts unten der Versuch auf der anderen Seite.
Nun konnten wir den zügigen Abstieg durch die Firnflanke angehen. Diesmal hielten wir uns sehr zentral in der schmalen Flanke, dort ist der Schnee insgesamt nicht so hart und windgepresst wie im linken Teil wo wir aufgestiegen sind.
Franzi im Abstieg:
abstieg.jpg
Der weitere Abstieg via Bliggschartl ins Sexegertental erfolgte über eine immer noch größtenteils tragende Schneedecke. Im Tal erwartete uns allerdings ein nachmittäglicher Glutofen, welcher auch die paar Meter Gegenanstieg zur Hütte zu einer gewaltigen Qual machte. Mittlerweile waren Skitourengeher auf der Hütte eingetroffen und bis zum Abend waren wir wohl ein Dutzend Übernachtungsgäste.
Da die vorherige Nacht sehr kurz war wollten wir diesmal ein bisschen länger schlafen und brachen am Sonntagmorgen erst um 6.30 Uhr auf Richtung Sexegertenferner. Das Ziel wollten wir noch offen lassen. Der Himmel war schon von der Früh weg teilweise bewölkt und bald fing es leicht an zu schneien. Gleichzeitig schien zeitweise die Sonne dazu, was recht stimmungsvoll war. Für den ersten steileren Gletscheraufschwung konnten wir eine Skispur vom Vortag nutzen (diese führte via Urkundsattel hinüber zum Taschachferner). Dann hieß es eine eigene Spur Richtung Nördl. Sexegertenspitze zu legen. Das Wetter hatte sich nämlich wieder gebessert bzw. es deutete sich nicht an dass es rasch völlig zuziehen würde und daher entschieden wir auf jeden Fall einen Gipfel anzugehen. Den Gletscherbruch umgingen wir am äußersten linken Rand, d.h. entlang der Felsen der Hochvernagtwand. Dies ist zwar recht steil, aber sicherer als in der Mitte, wo es theoretisch auch möglich wäre. Oberhalb des Bruches angekommen überblickt man den weiteren Weg zur Scharte zw. Südl. und Nördl. Sexegertenspitze und auf letztere:
sex1.jpg
Von der Scharte öffnet sich der Blick nach Westen:
weisssee.jpg
Der Gipfel der Weißkugel steckt in Wolken, die Weißseespitze ist frei.
Die Bliggspitze hat sich mittlerweile zu einem imposanten Gipfelklotz entwickelt (links):
bligg1.jpg
Beeindruckend auch wie die Wolkenfront nur ein paar Kilometer östlich von uns liegt und (zum Glück) nur ganz langsam herandriftet:
wolkenfront.jpg
Bei eisigem Wind erreichten wir in wenigen Minuten die 3350m hohe Spitze. Eine Viertelstunde später kam noch ein Tourengeher herauf der die Nordflanke durchstiegen hatte.
Da der Himmel insgesamt -auch da wo keine Wolken waberten- recht dunstig war nur dies eine Gipfelfoto:
bligg2.jpg
Die Bliggspitze mit „unserer“ Aufstiegsflanke vom Vortag. Rechts davon wieder die Wazespitze und direkt davor die Eiskastenspitze.
Im Abstieg ein letzter Blick zurück:
sex2.jpg
Der Weg ins Sexegertental gestaltete sich recht bequem und zügig, dann jedoch erwartete uns wieder die Hitzehölle und mit letzter Kraft erreichten wir die Hütte. Der Marsch zurück nach Mandarfen war zwar anstrengend, dank Bewölkung aber nicht ganz so schlimm wie man befürchten konnte.
Fazit: Die Bliggspitze ist recht steil und kann (überraschenderweise) auch ihre Zähne zeigen. Dafür aber auch Einsamkeitsgarantie. Die Nördl. Sexegertenspitze ist technisch einfach, hat dafür aber einen spaltigen Gletscher. Bei der derzeitigen Schneelage aber kein Problem, die Spalten sind wohl alle zu. Da ich den Gletscher jedoch noch nicht kannte haben wir sicherheitshalber angeseilt. Der lange flache Weg zwischen Tal und Taschachhaus ist für Schneeschuhgeher vor allem im Abstieg grenzwertig was das bergsteigerische Vergnügen anbelangt (im Sommer fährt man so was ja mit dem Radl). Aber was tut man nicht alles für ein paar schöne Berge.
Um 13.00 machten wir uns auf den Weg zur Hütte. Zum Glück ist der Aufstieg –relativ!- sicher was Nassschneelawinenaktivität anbelangt, die Tageszeit war ja schon sehr fortgeschritten. Die Abgänge von zwei kleineren bis mittelgroßen Grundlawinen konnten wir an diesem Nachmittag an den Südseiten beobachten. Erfreulicherweise war der Schnee des steileren Hüttenhangs jedoch noch überhaupt nicht angetaut, so dass wir ungefährdet die Hütte erreichten. An diesem Abend hatten wir die Winterhütte für uns allein.
Um 5.30 Uhr machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zur Bliggspitze. Die Nacht war klar und der südseitige Aufstieg daher bis zum Bliggschartl ein Genuss: Durchgehend tragfähige Schneedecke. Das Wetter hat sich mittlerweile ja leider auf sommerliche Verhältnisse umgestellt, d. h. dunstiger Himmel und Quellwolkenbildung. Das sollte sich am Sonntag noch deutlicher bemerkbar machen. Unterm Schartl sieht man hinüber zur Hochvernagtspitze:
hochvernagt1.jpg
Die zwei Gletscherkuppen davor sind die Südl. und Nördl. Sexegertenspitzen.
Dreht man den Kopf ein bisschen nach links kommen noch Wildspitze und Hinterer Brochkogel ins Blickfeld:
hochvernagt2.jpg
Hinterm Bliggschartl ging es eine zunehmend steiler werdende Flanke hinauf zum obersten West/Nordwestgrat der Bliggspitze. Hier tauschten wir die Schneeschuhe gegen den Pickel und am Grat kamen auch noch die Steigeisen unter die Schuhe. Wenige Meter vor dem Gipfel stellte sich dann das Problem wie wir diesen gewinnen konnten (da sich ein kurzer Felsaufschwung in den Weg stellte). Der Übergang in die oberste Nordostflanke sah relativ einfach aus. Doch leider entpuppte sich der Schnee auf der kurzen Felsstufe vor dieser Flanke als haltloser Pulver. Das war mir nicht ganz geheuer und ich versuchte es rechts des Gipfelblocks. Dort lag jedoch genauso haltloser Schnee auf dem Fels. Also noch einmal ein Versuch in die Nordostflanke zu queren. Sozusagen auf Zehenspitzen schwindelten wir uns hinüber in die Flanke und der Weg zum höchsten Punkt war somit frei. Nach 5h erreichten wir die 3454m hohe Spitze.
Im Westen beeindruckt der wilde Doppelgipfel der Vorderen Ölgrubenspitze:
ölgrubenspitze.jpg
Ganz links Weißseespitze und rechts der Glockturm.
Im Norden Wazespitze, Verpeilspitze, Rofelewand und Seekogel:
waze.jpg
Im Südosten der allseits bekannte Weißkamm:
wilspitze.jpg
Das Pitztaler Gletscherskigebiet macht sich hier „nur“ durch die hässliche Gipfelstation unangenehm bemerkbar (sieht man auf dem Bildchen aber eh nicht).
Als wir im Abstieg die Schlüsselstelle hinter uns hatten atmeten wir erleichtert auf und warfen noch einmal einen Blick zurück:
gipfelklotz.jpg
Links die Aufstiegsroute, rechts unten der Versuch auf der anderen Seite.
Nun konnten wir den zügigen Abstieg durch die Firnflanke angehen. Diesmal hielten wir uns sehr zentral in der schmalen Flanke, dort ist der Schnee insgesamt nicht so hart und windgepresst wie im linken Teil wo wir aufgestiegen sind.
Franzi im Abstieg:
abstieg.jpg
Der weitere Abstieg via Bliggschartl ins Sexegertental erfolgte über eine immer noch größtenteils tragende Schneedecke. Im Tal erwartete uns allerdings ein nachmittäglicher Glutofen, welcher auch die paar Meter Gegenanstieg zur Hütte zu einer gewaltigen Qual machte. Mittlerweile waren Skitourengeher auf der Hütte eingetroffen und bis zum Abend waren wir wohl ein Dutzend Übernachtungsgäste.
Da die vorherige Nacht sehr kurz war wollten wir diesmal ein bisschen länger schlafen und brachen am Sonntagmorgen erst um 6.30 Uhr auf Richtung Sexegertenferner. Das Ziel wollten wir noch offen lassen. Der Himmel war schon von der Früh weg teilweise bewölkt und bald fing es leicht an zu schneien. Gleichzeitig schien zeitweise die Sonne dazu, was recht stimmungsvoll war. Für den ersten steileren Gletscheraufschwung konnten wir eine Skispur vom Vortag nutzen (diese führte via Urkundsattel hinüber zum Taschachferner). Dann hieß es eine eigene Spur Richtung Nördl. Sexegertenspitze zu legen. Das Wetter hatte sich nämlich wieder gebessert bzw. es deutete sich nicht an dass es rasch völlig zuziehen würde und daher entschieden wir auf jeden Fall einen Gipfel anzugehen. Den Gletscherbruch umgingen wir am äußersten linken Rand, d.h. entlang der Felsen der Hochvernagtwand. Dies ist zwar recht steil, aber sicherer als in der Mitte, wo es theoretisch auch möglich wäre. Oberhalb des Bruches angekommen überblickt man den weiteren Weg zur Scharte zw. Südl. und Nördl. Sexegertenspitze und auf letztere:
sex1.jpg
Von der Scharte öffnet sich der Blick nach Westen:
weisssee.jpg
Der Gipfel der Weißkugel steckt in Wolken, die Weißseespitze ist frei.
Die Bliggspitze hat sich mittlerweile zu einem imposanten Gipfelklotz entwickelt (links):
bligg1.jpg
Beeindruckend auch wie die Wolkenfront nur ein paar Kilometer östlich von uns liegt und (zum Glück) nur ganz langsam herandriftet:
wolkenfront.jpg
Bei eisigem Wind erreichten wir in wenigen Minuten die 3350m hohe Spitze. Eine Viertelstunde später kam noch ein Tourengeher herauf der die Nordflanke durchstiegen hatte.
Da der Himmel insgesamt -auch da wo keine Wolken waberten- recht dunstig war nur dies eine Gipfelfoto:
bligg2.jpg
Die Bliggspitze mit „unserer“ Aufstiegsflanke vom Vortag. Rechts davon wieder die Wazespitze und direkt davor die Eiskastenspitze.
Im Abstieg ein letzter Blick zurück:
sex2.jpg
Der Weg ins Sexegertental gestaltete sich recht bequem und zügig, dann jedoch erwartete uns wieder die Hitzehölle und mit letzter Kraft erreichten wir die Hütte. Der Marsch zurück nach Mandarfen war zwar anstrengend, dank Bewölkung aber nicht ganz so schlimm wie man befürchten konnte.
Fazit: Die Bliggspitze ist recht steil und kann (überraschenderweise) auch ihre Zähne zeigen. Dafür aber auch Einsamkeitsgarantie. Die Nördl. Sexegertenspitze ist technisch einfach, hat dafür aber einen spaltigen Gletscher. Bei der derzeitigen Schneelage aber kein Problem, die Spalten sind wohl alle zu. Da ich den Gletscher jedoch noch nicht kannte haben wir sicherheitshalber angeseilt. Der lange flache Weg zwischen Tal und Taschachhaus ist für Schneeschuhgeher vor allem im Abstieg grenzwertig was das bergsteigerische Vergnügen anbelangt (im Sommer fährt man so was ja mit dem Radl). Aber was tut man nicht alles für ein paar schöne Berge.
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