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29.01.2022 Arabichl (1595m), Wechselregion

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  • 29.01.2022 Arabichl (1595m), Wechselregion

    • Wegführung: Trattenbach (09.30) - Lechnerhof (10.25) - Steyersberger Schwaig (12.00) - Arabichl (1595m, 13.00) - Trattenbach (16.25)
    • Länge: 14,5 km
    • Höhenmeter (Aufstieg): 850 hm
    • Reine Gehzeit: ca. 5,5 Stunden

    Wetterlage: Kräftige Westströmung über Kammniveau, Warmfrontdurchgang im Tagesverlauf. Bodennah drehte der Wind auf Süd zurück.

    Die Satellitenbilder mit eingezeichneten Fronten von 16.15 und 19 Uhr MEZ zeigen den ausgeprägten Warmsektor, in dem der Alpenraum liegt. Die Warmfront hat uns gegen Mittag überquert, die Kaltfront folgte abgeschwächt in der Nacht. Durch die Nähe zum kräftigen Hoch über Westeuropa blieb sie nicht sehr wetteraktiv. Dafür war der Wind gewaltig - am Hochwechsel am Folgetag 170 km/h und am Sonnwendstein 155 km/h. Selbst in Reichenau an der Rax wurden 115 km/h gemessen.

    Wir blieben begünstigt, der Sturm am Arabichl hat uns noch nicht umgeblasen.



    Bild 1: Start in Trattenbach.



    Bild 2: Kapelle im Trattenbachgraben.



    Bild 3: Ehemalige Mühle tief im Graben.



    Bild 4: Beim Lechner konnten wir die Schneeschuhe anliegen.

    Der Lechner ist bereits in der Franzisco-Josephinischen Landesaufnahme eingezeichnet. In dieser ergeben sich noch ein paar weitere interessante Erkenntnisse: Die kleine Erhebung südlich der Kranichberger Schwaig hieß damals Schöberl-Berg, der heutige Schöberlriegel hieß Weißeggkogl und der Hochwechsel Hoher Umschuss. Das Gebiet um die Poirhöhe wurde mit Trattenbacher Alpe bezeichnet.

    Nachdem ich bei meiner letzten Tour zwei Tage vorher die Sonnencreme vergessen hatte, scherzte ich angesichts der erwarteten dichten Schichtbewölkung noch "Wenigstens kann ich morgen beruhigt die Sonnencreme vergessen! Tja, wir hatten relativ lange noch Sonnenschein am Vormittag. Das war unerwartet.



    Bild 5: Zunächst am markierten Weg, auch auf den engen Hohlwegen genug Schnee als Unterlage.

    Dann verpassten wir eine Fortsetzung und gingen stattdessen den Forstweg aus.



    Bild 6: Um die Sonne herum wurde ein Haloring sichtbar.

    Typisch bei Warmfrontaufzug im Winter (Lichtbrechung an unterkühlten Wassertropfen bzw. Eiskristallen).



    Bild 7: Blick zur eingehüllten Rax, links Kampalpe.

    Im Vordergrund der lange Verbindungskamm zwischen Harterkogel und Erzkogel. Typisch für diesen Frontdurchzug war die tiefe Bewölkung (Stratocumulus), darüber wolkenlos oder gering bewölkt und erst später eine zweite mittelhohe Schicht. Dieser Niederschlagstyp wird Seeder-Feeder-Mechanismus genannt. Aus der mittelhohen Schicht fallen Eiskristalle (Seeder) in die darunterliegende tiefe Wolkenschicht aus unterkühltem Flüssigwasser (Feeder). Das unterkühlte Wasser lagert sich an den Eiskristallen an und fällt gemeinsam aus. Bemerkbar machte sich das später dadurch, dass der zunächst feine Schneefall aus den tiefen Wolken in großflockigen Schneefall überging.



    Bild 8: Sonnwendstein gegenüber, links ein Teil der Rax.



    Bild 9: Unser Aufstiegsweg.

    Die Langlaufloipe war nicht zu vermeiden. Wir gingen aber am Rand bis zur Schwaig. Wir begegneten mehreren Gruppen, aber aber auch Kleingruppen mit Langlaufskilehrern.



    Bild 10: Steyersberger Schwaig, gut besucht.



    Über die Skipiste, der Lift war nicht in Betrieb, stiegen wir auf direktem Weg Richtung Arabichl an. Der kräftige Nordwestwind schob uns im Rücken an. Mit dem hart gepressten Schnee war der steile Aufstieg kein Problem.
    http://www.wetteran.de

  • #2
    Bild 11: Blick über den Heuberg (748m, Rosalia) und Neusiedler See zur Parndorfer Platte mit den Windrädern - immerhin 85km entfernt!



    Bild 12: Niedrigwasser mit erkennbarem Schilfgürtel.



    Bild 13: Rückblick - links Alpl und Erzkogel, rechts Kleiner Otter, Mitterotter und Großer Otter.

    Auch hier sieht man nochmal gut die tiefe Wolkenschicht, darüber wolkenfrei und dann erst die mittelhohen Wolken links.



    Bild 14: Plötzlich kam uns eine Schneeschuhgeherin vom Gipfel entgegen...

    Der Neufundländer (oder Leonsberger) setzte sich unvermittelt hin und musste zum Weitergehen überredet werden.



    Bild 15: Kurz nach der Aufnahme wälzte er sich am Rücken im Schnee.



    Bild 16: Ein Gipfelfoto mit Blick zum Schöberl- und Umschussriegel.

    Die bänderförmigen Altocumuli entstanden wie schon am Donnerstag durch hochreichende Leewellen (Gebirgswellen) durch die westliche Anströmung des Alpenostrands. Erst am Gipfel begann es zu schneien, es gab aber auch danach immer wieder Pausen und es schimmerte gelegentlich blauer Himmel durch. Trotz des abgeblasenen Gipfels wehte der Sturm eher verhalten, als wir oben waren. Er legte erst im Abstieg deutlich zu.



    Bild 17: Abstieg neben der Piste im Tiefschnee.



    Bild 18: Auch diesen Hang konnte man noch gut hinabstapfen.



    Bild 19: Dann am selben Weg zurück mit hohen Schneewächten.



    Bild 20: Stürmische Böen und Schneefegen.



    Bild 21: Blick in die Bucklige Welt.



    am Rückweg nahmen wir die Forstwegkehren, dort ließ es sich besser stapfen.

    Bild 22: Origineller Platz für ein Häuschen.



    Bild 23: Schneezwergkaninchen



    Als wir am Parkplatz ankamen, bogen sich über uns im Wald schon ordentlich die Bäume. Das Timing hatte wieder gepasst.

    Bild 24: Auf der Südautobahn dann ein gewaltiger Sonnenuntergang.

    Im Wiener Becken dunkelblaue Schichtwolken, sah eher wie die Rückseite eines Gewitters aus und nicht wie eine abziehende Warmfront. Von hinten angestrahlt, denn nach Niederschlagsende lockerte es deutlich auf.



    Bild 25: Im Rückspiegel.

    Richtung Rax und Schneeberg waren dann auch noch beeindruckende mehrstöckige Föhnwolken (Altocumulus lenticularis duplicatus) zu bestaunen.



    In Wien hörte der Regen gerade auf, als wir ankamen. Der heftige Sturm begann dann in der ersten Nachthälfte und heulte die Nacht über durch.

    Gruß und danke für die schöne gemeinsame Wanderung Wolfgang - es war mir eine Freude!
    Felix
    http://www.wetteran.de

    Kommentar


    • #3
      Recht spät im Winter 2021/22 war die erste gemeinsame Schneeschuhtour mit Felix geplant. Angesichts der speziellen Wetterlage des Tages war der Meteorologe einmal mehr der ideale Partner bei der Suche nach einem geeigneten Ziel. Nicht überraschend hat sich die Entscheidung für die Wechselregion als sehr glücklich erwiesen.

      Ich erhoffte mir von dem Tag einige neue Eindrücke, da ich den Trattenbachgraben bis dahin noch nie gegangen war und auf dem Arabichl zwar bereits mehrfach stand, aber noch nie im Winter.

      Einige ergänzende Bilder

      Wir starten vom relativ geräumigen Parkplatz in der kleinen Gemeinde Trattenbach, ganz in der Nähe der schlichten Pfarrkirche.
      01-Trattenbach-Pfarrkirche.jpg

      Bis zum Lechner, dem hintersten Gehöft im Trattenbachgraben, kommen wir auf dem Strässchen (dünne, harte Schneeauflage, aber gut gestreut) zügig voran. Dort legen wir die Schneeschuhe an und stapfen gleich zu Beginn eine steile Lichtung hinauf.
      Rückblick zum Lechnerhof, links hinten der Diebsgraben.
      08-GehöftLechner-Diebsgraben.jpg

      Der Anstieg erinnert uns beide an die viel häufiger begangene Route von Mariensee zur gleichnamigen Schwaig: zunächst auf Hohlwegen relativ steil bergauf, wiederholt Forststraßen querend, bevor der Hang sich allmählich zurücklegt und die flacheren Abschnitte häufiger werden.
      10-Schneeschuhspur-Felix.jpg

      Einige hundert Meter nordöstlich der Steyersberger Schwaig erreichen wir wieder freies Gelände. Erfreut registrieren wir, dass der Tag fast bis zum Mittag noch weitgehend sonnig verläuft, und genießen den schönen Blick zum nahegelegenen Stuhleck.
      13-BlickStuhleck.jpg

      Hier stoßen wir auf die kurze Übungsloipe, die bei günstigen Bedingungen recht rege frequentiert ist. Da die Loipe dem markierten Weg folgt, müssen wir den - nicht allzu langen - Abschnitt bis zur nahegelegenen Steyersberger Schwaig ganz an ihrem Rand gehen.
      16-Übungsloipe-Stuhleck.jpg

      Hier haben wir die in gut 1350m Höhe in einer Mulde gelegene Schwaig bereits passiert. Trotz regen Betriebs auf den Loipen ist der große Parkplatz gar nicht voll belegt.
      21-SteyersbergerSchwaig-Alpl.jpg

      Der Schlepplift ist nicht in Betrieb, und so können wir entlang der mittelsteilen Schipiste auf kürzestem Weg Richtung Arabichl ansteigen.
      Im Hintergrund Erzkogel und Sonnwendstein: etwas blass, da es nun - wie prognostiziert - von Nordwesten her um die Gipfel leicht zu schneien beginnt.
      24-Schipiste-ErzkogelSonnwendstein.jpg

      Aber immer noch dringt die Sonne durch die Wolken. Bei der Bergstation des Schlepplifts zeigt sich das für den gesamten Wechselstock im Winter so typische Bild: Die weiten baumfreien Flächen sind größtenteils abgeblasen; windschwache Tage sind hier heroben selten.
      Im Hintergrund das 1499m hohe Alpl nordöstlich der Steyersberger Schwaig.
      26-Alpl.jpg

      Wo die Bäume noch Schutz vor dem Wind bieten, stärken wir uns kurz, bevor wir zur flachen und vollkommen baumfreien Kuppe es Arabichls weiter ansteigen. Mitten über den Gipfelbereich verläuft ein langer Zaun.
      30-Arabichl-Gipfelkuppe.jpg

      Auf der unendlich großräumigen Kuppe in 1595m Höhe. Zwischen den Grasbüscheln hat sich sogar etwas mehr Schnee gehalten als ich erwartet hätte.
      Die nun aufziehenden Wolken färben den Himmel immer stärker fahl; der lange Kamm vom Hochwechsel zum Niederwechsel einige Kilometer weiter südöstlich ist aber noch gut zu erkennen.
      34-Arabichl-BlickHochwechsel.jpg

      In der nun aufziehenden Warmfrontbewölkung bietet sich hingegen gar keine Sicht mehr Richtung Rax und Schneeberg. Daher zur Illustration ein älteres Bild vom August 2018.
      Es ist ganz typisch für die Sommermonate, dass der Arabichl dann vorwiegend großen Gruppen von Rindern gehört. Da er so viel Platz bietet, treten sie ein wenig davon aber üblicherweise bereitwillig an Wanderer ab...
      40-BlickRaxalpeSonnwendsteinSchneeberg.jpg

      Zurück in die Gegenwart, in der sich nun auch der Blick Richtung Bucklige Welt zunehmend eintrübt. Etwas deutlicher ist rechts noch der Kampstein zu erkennen.
      38-Arabichl-BlickKampstein.jpg

      Wie erhofft, streifen uns hier nur Ausläufer der Warmfront, sodass es bei leichtem Schneefall bleibt. Abseits der Piste steigen wir im Wald durch guten Pulverschnee zur Steyersberger Schwaig ab.
      Hier sind wir bereits wieder am Rand der Übungsloipe unterwegs. Bei kräftigen Windböen ist nun natürlich niemand mehr unterwegs. Vor Felix die bis weit oben baumfreie Südwestflanke des Alpls. Am Ende des Jungwalds wird unsere Route jedoch nach links in den Trattenbachgraben hinunter abzweigen.
      41-Übungsloipe-AlplSüdwesthang.jpg

      Noch ein Blick zu Erzkogel und Sonnwendstein, nun vom Schneefall deutlich getrübt. Zugleich ist zu sehen, dass die Bewölkung nach wie vor nicht komplett geschlossen ist, sondern wiederholt kleine Lücken aufweist.
      43-ErzkogelSonnwendstein.jpg

      Nach den ersten paar Minuten folgen wir im Abstieg zur Gänze Kehren von Forststraßen, die bis zum Strässchen beim Lechnerhof ein sehr angenehmes Stapfen ermöglichen.
      Als wir dann Trattenbach erreichen, hat der Schneefall bereits wieder aufgehört, und im Westen kommt sogar die Sonne nochmals heraus. Felix kann auf der Rückfahrt nach Wien einige der tollen Wolkenstimmungen noch festhalten.


      Persönliches Fazit

      Ein recht später, aber sehr gelungener Einstieg in die Schneeschuhsaison 2021/22!

      Wie für die Wechselregion üblich, bietet die gesamte Strecke vom Gelände her keinerlei Schwierigkeiten.
      Zugleich ist die Route mit 850 Höhenmetern und fast 15 Kilometern für eine Schneeschuhwanderung recht lang. Da ist recht fein, dass die Straße bis zum Lechnerhof im Winter offensichtlich stets gestreut und daher recht zügig zu begehen ist.
      Und auf dem steilsten Stück gleich danach kam ich in den Genuss, mit einem hoch motivierten Spurmacher unterwegs sein zu können!
      06-FelixbeimSpuren.jpg

      Ein kleiner Nachteil ist, dass man 500m vorder Steyersberger Schwaig auf die - oft rege genützte - Loipe stößt. Das Gelände lässt es aber zum Glück gut zu, ganz an ihrem Rand entlangzugehen, ohne sie zu zerstören.

      Dafür bietet sich außerhalb von Pandemiezeiten - die irgendwann hoffentlich wieder kommen werden - natürlich eine Einkehr in der Steyersberger Schwaig an, die während der Langlaufsaison im Winter üblicherweise durchgehend geöffnet ist.

      Zitat von Exilfranke Beitrag anzeigen
      Danke für die schöne gemeinsame Wanderung Wolfgang - es war mir eine Freude!
      Vielen Dank, Felix, die Freude war ganz meinerseits!
      Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 01.02.2022, 22:36.
      Lg, Wolfgang


      Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
      der sowohl für den Einzelnen
      wie für die Welt zukunftsweisend ist.
      (David Steindl-Rast)

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      • #4
        Guten Morgen Wolfgang.
        Dieses Jahr habe ich noch keine einzige Schneeschuhtour gemacht. Am Arabichl war ich glaube ich auch noch nicht
        Du hast da wieder ein paar tolle Bilder geschossen.
        Vielen Dank für die Vorfreude auf´s Schneeschuhwandern die jetzt in mir aufgekeimt ist

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