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Ecrins, Skiüberschreitung Mont Pelvoux 3954m (Frühjahr 2017)

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  • Ecrins, Skiüberschreitung Mont Pelvoux 3954m (Frühjahr 2017)

    Briancon, am Ostrand des Ecrinmassivs gelegen, wirbt mit 300 Sonnentagen im Jahr. Auch unser Besuch fällt mitten in eine Schönwetterperiode was uns erlaubt eine Tour auszuwählen, die gute Wetter- und Schneebedingungen voraussetzt und schon lange auf der Wunschliste steht: Die Ski-Überschreitung des Mont Pelvoux, 3954m.

    Die Notwendigkeit von stabilen Verhältnissen, die zwingende Übernachtung in einem Winterraum, der steile Aufstieg durch das Couloir Coolidge und die lange und komplizierte Abfahrt mit meist mindestens einer Abseilstelle sorgen dafür, dass die Wahrscheinlichkeit hier andere Begeher anzutreffen eher gering ist. Als Lohn wartet eine grandiose, hochalpine Skitour auf einen Fastviertausender mit bis zu 2700m (!) Abfahrtshöhenmetern in einem Ambiente, dass seinesgleichen sucht.

    Das Übersichtsfoto (Dank an skitour.fr) gibt einen Eindruck von der gewaltigen Abfahrt.​​
    overview.jpg

    Unsere Tour mit GPS-Track: (1) Der Abseiler (2) Die Umfahrung des Blankeisgürtels (3) Kurze Steilrinne durch einen Felsgürtel (4) Einfahrt in Néve Pélissier (5) Finale Querung​​
    _MAP with points.jpg

    Das Auto muss auf 1250m Seehöhe auf einem recht leeren Parkplatz vor dem Tunnel am Ortsende von Le Claux bleiben. Wir folgen der verschneiten Strasse nach Ailefroide und biegen dort links in das Tal der Celse Nière ein.​​
    Pelvoux_01.jpg

    Nachdem wir anfänglich noch Resten alter Spuren folgen, müssen wir bald unseren eigenen Weg suchen. Von jetzt an werden wir bis zum Nachmittag des nächsten Tages beim Camp des Militaires knapp oberhalb von Ailefroide keine Spuren mehr sehen. Unter den Südhängen des Pelvoux geht es hier noch sehr flach aber stetig bergauf.​​
    Pelvoux_02.jpg

    Da die Flanke zur Refuge du Pelvoux von vielen kleinen Felswänden zerissen ist, halten wir uns entlang des Sommerwegs ...​​
    Pelvoux_03.jpg


    der zeitweise für Skitouristen durchaus „interessant“ angelegt ist.​​
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    Die in der Bildmitte gelegene Rinne, die zur Brêche Victor Chaud führt, wird auch regelmäßig befahren.​​
    Pelvoux_07.jpg


    Eine letzte Kante ...​​
    Pelvoux_08.jpg

    und die auf 2700m gelegene Refuge Pelvoux liegt vor uns.​​
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    Wir sind alleine auf der Hütte und verbringen den Rest des Tages damit unsere Sachen zu trocknen, Schnee zu schmelzen und zu kochen. Der Winterraum der Hütte ist offen wie auch das Lager mit Decken, es gibt aber keinen Brennstoff zum Heizen und Kochen.​ Pelvoux_10.jpg

    In der kleinen Küche arbeitet unser Chefkoch an einem kräftigen Abendessen.​ Pelvoux_11.jpg

    und dann geht es bald ins Bett, steht uns doch ein früher Aufbruch bevor.
    Zuletzt geändert von salzkammergut; 23.01.2018, 13:47.

  • #2
    Noch im Finstern mühen wir uns über die 35° steilen, pickelhart gefrorenen Hänge oberhalb der Hütte empor und über unzählige Lawinenknollen. Die Harscheisen sind hier untentbehrlich. Kurz vor den Bosses de Sialouze wird es langsam hell – wieder ein Traumtag.
    Pelvoux_12.jpg

    Im unteren Teil des Coolidge Couloirs geht es noch mit Fellen ...
    Pelvoux_13.jpg

    ehe es zu steil wird und wir mit den Steigeisen weitergehen. Die ersten Sonnenstrahlen tauchen die eindrucksvolle Kulisse in ein wunderbares Licht.​ Pelvoux_14.jpg

    Das bis zu 40° steile Couloir ist gut zu gehen.​ Pelvoux_16.jpg

    Als wir das Gipfelplateau erreichen versuchen wir es noch weiter zu Fuß, doch der Harsch trägt hier nicht und wir gehen wieder mit Fellen weiter.​ Pelvoux_18.jpg

    Der Gipfel ist in Sichtweite​ Pelvoux_19.jpg

    Wir halten die Gipfelrast kurz, steht uns doch der anspruchsvollere Teil der Tour erst bevor.​ Pelvoux_20.jpg

    Trotzdem bleibt Zeit den gewaltigen Ausblick zu genießen, hier die Südflanke der Barre des Ecrins mit der Meje rechts im Hintergrund.​ Pelvoux_21.jpg

    Der Blick nach Osten Richtung Monte Viso auf die ersten Meter unserer Abfahrt​ Pelvoux_22.jpg
    Zuletzt geändert von salzkammergut; 23.01.2018, 13:45.

    Kommentar


    • #3
      Die Abfahrt beginnt direkt am höchsten Punkt, die ersten Meter sind aber kein Genuss, da der Harsch nicht trägt und wir immer wieder einbrechen ...
      Pelvoux_34.jpg

      daher ist die Linie eher großzügig.
      Pelvoux_35.jpg

      Doch bald geht der Schnee in Pulver über und die Abfahrt wird zum Genuß.
      Pelvoux_37.jpg

      Einfach perfekt!
      Pelvoux_38.jpg

      Die Spalten erinnern uns daran, dass wir uns auf einem Gletscher befinden.
      Pelvoux_39.jpg

      Wenn diese Hänge nur nicht aufhören würden!
      Pelvoux_40.jpg

      Genial. Leider kann das Bild kann aber das Ambiente nicht annähernd darstellen!
      Pelvoux_41.jpg

      Doch langsam wird der Gletscher steiler und zerissener.
      Pelvoux_41A.jpg

      Pelvoux_42.jpg


      Die Aussicht ist gewaltig.
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      Wir nähern uns dem ersten sperrenden Felsgürtel
      Pelvoux_44.jpg

      Hier gibt es mit Ski kein Durchkommen ...
      Pelvoux_48.jpg

      und die Ski müssen auf den Rucksack.
      Pelvoux_50.jpg


      Kommentar


      • #4
        Mit Abklettern kommen wir nicht weiter, auch die Versuche einen Abseilstand zu bauen scheitern an fehlenden Felsköpfeln bzw. am mürben Eis (oder auch an unserem Unwillen eine Schraube zu opfern). Wir entscheiden uns daher aus der Rinne herauszuqueren (durch zeitweise hüfttiefen Schnee) und finden schließlich eine Möglichkeit mit einem kurzen Abseiler die Felsen zu überwinden.
        Pelvoux_51.jpg

        Ganz rechts scheint es sogar eine Möglichkeit zu geben ohne Felskontakt durchzukommen.
        Pelvoux_52.jpg

        Der Blick nach unten verheißt nichts Gutes: Über die ganze Breite des Gletschers erstreckt sich ein Band von Blankeis – da ist kein Durchkommen ohne komplizierte und zeitraubende Eisarbeit. Der Rücken im linken Bildteil wird zum Grat über den der Sommerweg führt, mit einigen Abseilern sicher machbar. Aber wir wollen ja skifahren! Nach einer gruppendynamisch interessanten Diskussion entscheiden wir uns oberhalb des Blankeisgürtels den gesamten Gletscher zu queren, dort sollte nach einer Beschreibung ein Durchkommen möglich sein.
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        Eindrucksvolle Querung unter den Eisabbrüchen mit leichtem Unbehagen
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        Die Fortsetzung der Rinne wo wir das Abklettern verweigert haben schaut hier fast harmlos aus
        Pelvoux_57.jpg


        Unsere Entscheidung war richtig – am Südrand des Gletschers ermöglicht eine steile Rinne das Umfahren des Blankeisgürtels.
        Pelvoux_58.jpg

        Die Mächtigkeit der Blankeiszone ist hier gut erkennbar
        Pelvoux_59.jpg


        Ein weiterer Felsgürtel wird durch eine kurze Rinne überwunden.
        Pelvoux_60.jpg

        Nach dieser Rinne gibt es wohl mehrere Möglichkeiten: Direkt über die Serre du Riou (die Fortsetzung des Rückens auf den der Skifahrer im letzten Bild zusteuert) hinunter. Das ist die auf skitour.fr eingezeichnete Variante. Laut Karte warten dann aber weiter unten wieder Felsen und wir sind nicht sicher ob sie genug eingeschneit sind. Wir entscheiden uns daher weiter nach Süden in die Néve Pélissier zu queren, dort geht es sicher. Die Einfahrt führt wieder über eine kurze steile Rinne.
        Pelvoux_61.jpg

        Einfahrt in Néve Pélissier von unten
        Pelvoux_63.jpg


        Die Abfahrt über den Néve Pélissier ist problemlos, aber der Schnee wird schon recht sumpfig und rundherum gibt es einige Naßschneelawinen. Wir sind eindeutig zu spät dran, doch jetzt gilt es nochmals kurz anzufellen um einige Meter aufzusteigen und zur Schlußrinne zu queren. Leider sind wir zu tief und müssen nochmals kurz zurück. Der Weiterweg führt über die kleine Schneerinne in Bildmitte.
        Pelvoux_66.jpg


        Bei der Querung oberhalb der Travers du Pelvoux steuern wir auf den Pic du Dormillouse zu, mit dem Combe du Riou, auch eine schöne Abfahrt. Der Schnee ist jetzt schon sehr sumpfig, wir haben doch länger gebraucht als geplant.
        Pelvoux_68.jpg


        Über eine letzte, sich verbreiternde Rinne erreichen wir den Talboden. Wir sind sehr zufrieden aber auch ziemlich geschafft.
        Pelvoux_69.jpg

        Die Abfahrt entlang der Strasse ist dann entspannt nur südöstlich von Ailefroide hat auf einer Höhe von ca. 1400m unterhalb der Felsen von Les Ribeyrettes eine gewaltige Lawine die Strasse und unsere Aufstiegssüur verschüttet. Wehe dem, der sich dort zur falschen Zeit aufhält, denn die Schneemassen kamen über die oberhalb gelegene Felswand wie ein Wasserfall herab.Über meinem Freund das Schneefeld des Néve Péllissier, über das wir noch vor kurzem gefahren sind.
        Pelvoux_71.jpg

        Die Ski schnallen wir schließlich beim Auto ab:Meine längste Abfahrt: 2700hm, von 3954m bis auf 1250m. Nach dieser Tour schmecken Bier und Pizza so gut wie schon lange nicht!






        .




        Zuletzt geändert von salzkammergut; 23.01.2018, 22:59.

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        • #5
          Einige Tage später genießen wir vom Montagne des Agneaux noch einen Blick auf unsere Tour und freuen uns noch einmal. Auf dem Bild sieht man gut die weiße Linie, die die Flanke des Mt Pelvoux von rechts oben nach links unten durchzieht. Auch die abschließende Querung mit der Schlußrinne ist gut zu sehen. Rechts neben dem Pelvoux der Pic Sans Nom und daneben die Ailfroide, deren Ostgipfel auch noch auf der Wunschliste steht. Bis zum nächsten mal ...
          Pelvoux_73.jpg


          P.S.:

          Wie Ihr natürlich sofort erkannt habt, fand diese Besteigung schon vor einiger Zeit statt – man verzeihe mir, dass ich erst jetzt die Zeit gefunden habe diesen Bericht online zu stellen. Vielleicht motiviert er ja auch einen von Euch diese Tour selbst zu machen. Für mich war die Überschreitung des Pelvoux jedenfalls eines der eindrucksvollsten Tourenerlebnisse der letzten Jahre!

          Eine französische Beschreibung findet Ihr auf skitour.fr
          Zuletzt geändert von salzkammergut; 23.01.2018, 00:16.

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          • #6
            gewaltig

            2 Anmerkungen:
            wäre nett wenn Du noch sagen kannst wann das war.
            Die Bilder in den ersten 2 Beiträgen kann ich nicht sehen.
            Kaklakariada

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            • #7
              Super Bericht und Tour. Ich kann leider auch nur die Bilder ab dem 3. Beitrag sehen.
              Bei den Bergen ist es so: Je höher man steigt, umso weiter ist die Sicht; bei den Menschen ist es oft umgekehrt (Otto Baumgartner-Amstad)

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              • #8
                Ich gehe mal davon aus, dass das letzten Winter war, oder? Ansonsten ein super Bericht und tolle Bilder, leider sehe auch ich nicht alle.

                Viele Liebe Grüße von climby
                Meine Nachbarn hören Metal, ob sie wollen oder nicht

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                • #9
                  @alle: Sorry für das Problem mit den Bildern - manchmal geht's, manchmal nicht. Hier hat mir die Forumssoftware wohl einen Streich gespielt. Die Tour ist natürlich eine Frühjahrestour - April oder Mai.

                  Hurrah - jetzt habe ich es geknackt - die Bilder sollten alle sichtbar sein!
                  Zuletzt geändert von salzkammergut; 23.01.2018, 13:49.

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                  • #10
                    Auch von herzlichen Dank für den eindrucksvollen Bericht und vor allem auch für die sehr gute Beschreibung wenn man sie irgendwann mal wiederholen möchte.

                    hg
                    Roman

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                    • #11
                      Zitat von salzkammergut Beitrag anzeigen
                      .... Da brauche ich die Hilfe der Admins, ...
                      Ich bin zwar kein solcher, aber das kann ich gerne machen -> siehe PN!

                      lg
                      Norbert
                      Meine Touren in Europa
                      ... in Italien
                      Meine Touren in Südamerika
                      Blumen und anderes

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                      • #12
                        Beeindruckende Sache, danke für den Bericht! Die Wegfindung im unteren Bereich war nervlich sicher spannend...

                        Eine Frage zum ersten Abseiler, weil du das mögliche Opfern einer Schraube erwähnst: für eine Abalakov war das Eis zu mürbe? Wegpickeln hat auch nicht geholfen und zu soliderem Eis geführt?
                        Zuletzt geändert von FloImSchnee; 23.01.2018, 13:53.

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                        • #13
                          Ich bin sehr beeindruckt.
                          Danke für diesen fantastischen Bericht!

                          Kommentar


                          • #14
                            Grandiose und eindrucksvolle Tour!
                            LGr. Pablito

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                            • #15
                              Danke für's Mitnehmen auf diese geniale Tour.

                              Großes Kino

                              In der Abfahrt möchte ich mich nicht verirren...

                              LG, Günter
                              Meine Touren in Europa

                              Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
                              (Marie von Ebner-Eschenbach)

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