Mir gehen die Superlativen aus, nein eigentlich fehlen mir zu dieser Tour die Worte. Ich erlaube mir daher, einleitend aus dem Buch “Schitouren in Südalpen”, R. Zink, 2008, zu zitieren: “Zweifelsohne zählt eine Winterbesteigung des Wischbergs zu den ganz großen Erlebnissen der gesamten Julischen Alpen”. Das verrät nun auch genug über die Motivation, sich für diese Tour zu entscheiden.
Die Tour führte uns, wiederum vier Leute, fast das gleiche Team wie letzte Woche, einmal mehr in die tiefgekühlte Saisera, von wo wir uns wie schon üblich in die Spragna aufmachten. Die erste Etappe war die Mosesscharte.
Nun möchte ich die Mosesscharte keinesfalls als reines Etappenziel abtun, ganz im Gegenteil, das ist eine rassige, selbständige Schitour, nur wir hatten heute mehr vor. Ich hatte die Mosesscharte ja vor kurzem erst besucht, siehe Bericht hier unter http://www.pirker.org/blog/2008/12/2...scharte-2271m/ und dort buchstäblich die Abfahrt meines Lebens gehabt - nun so toll war es diesmal nicht, hartgepresster Schnee erlaubte zwar gutes Weiterkommen mit Harscheisen, aber kein Vergleich zum Pulver von vor zwei Wochen. Die letzten Meter wurden wie üblich zu Fuß zurückgelegt. Bis hierher hatten wir kaum Fotos gemacht, und keine richtige Pause, doch haben wir schon gute 1.200 Höhenmeter gemacht. Bis dato waren wir nur im Schatten, nun stand der Übertritt auf die Sonnenseite bevor. Bevor wir uns nun in die andere Seite begaben, bewunderten wir nochmals die Huda Paliza, auch diese Tour ist ja - sogar hier im Forum - dokumentiert.
Wir überlegen kurz, ob wir nicht dem Mosesscharten-Klettersteig folgen sollten, entscheiden uns dann aber doch, der Standardvariante zu folgen und steigen somit auf die Ostseite der Mosesscharte, ein bisschen Richtung Corsi-Hütte, aber sofort wieder links haltend entlang des Wandfusses ab. Das richtige Abenteuer konnte beginnen. Würden wir überhaupt rauf kommen? Wir hatten ein wenig Kletterzeugs mitgenommen, um notfalls eine unpassierbare Stelle auch im Fels umgehen zu können. Über eine kurze, jedoch steile Rinne mit ein paar Metern Felskletterei erreicht man die Kriechstelle - Kenner des Gebietes werden sich an die Drahtseilversicherung (leider zum grössten Teil tief im Schnee und somit unbenutzbar) und den Durchschlupf am Wischberg-Sommerweg erinnern. Nachdem der erste Kollege bald verschwunden ist, wußten wir, daß ein Durchgang möglich sein mußte.
Der Reihe nach bewältigten wir die exponierte Kriechstelle und das darauf folgende unverschämt enge Loch, den Rucksack vor sich herschiebend.
Nun waren wir in einer anderen Welt: Die steile Südostflanke sollte uns direkt auf den Gipfel führen.
Allerdings hatten wir noch gute 500 Höhenmeter vor uns. Wir konnten nichts tun, als uns nach oben zu kämpfen. Teilweise auf Schi, teilweise zu Fuß. Man kann sich vorstellen wie anstrengend das war, obwohl wir immer wieder kurze Pausen einlegten. Mal wurde es steiler, mal war es wieder (relativ) flach.
Der Schnee wurde härter - lag das an der Höhe oder harschte es schon wieder an weil die Sonne nach Westen verschwand? Ich hoffte auf das erste, weil diese steile Flanke wollte ich nicht als Eis-Tour machen. Als wir genau vor dem Gipfelaufbau waren, war die Motivation schon höher als die Sonne - die Zeit war schnell vergangen! Ich wollte noch einmal schneller werden, fast zum Gipfel laufen, aber es ging einfach nicht. Zu sehr zog der Rucksack nach unten, zu kraftraubend waren die einzelnen Schritte. Umso schöner war der Moment, als ich am Gipfel alles fallen lassen konnte und einfach nur herumschauen, die Sonne geniessen, einen Tee trinken.
Aussicht zum Montasch, mit Huda Paliza, Brdo-Rinne:
Aussicht nach Norden, mit Hochalmspitze, Glockner (vermutlich alles zu klein in dieser Auflösung):
Das Rundumpanorama übertraf noch jenes von letzter Woche - wieder konnte man die Adria in der tiefstehenden Sonne golden glitzern sehen, ein freier Blick nach Villach, zum Glockner, zur Hochalmspitze, zum Hochobir waren unter anderem der Lohn für die Mühen. Doch halt, wenn wir von Lohn sprechen - die Abfahrt stand ja noch aus. Wir hatten uns innerlich bereits darauf vorbereitet eine Mondscheinpartie zu machen (es war ohnedies Vollmond), wollten aber zumindest mal die anspruchsvollen Teile hinter uns gebracht haben.
Die Abfahrt war natürlich ein Erlebnis der Sonderklasse - steil, rassig, in beeindruckender Kulisse (Schwierigkeitsgrad IV nach Zink). Die Flanke zieht sich ja bis direkt zum Loch - vorbei am Nordwandabbruch, an verschiedenen Felsen auf der anderen Seite, links haltend wo der Gamsmutterzug auf den Wischberg trifft. Der Harschdeckel hielt - teilweise war es unverschämt hart, aber im großen und ganzen eine Super-Abfahrt. Aber… Wie nun durch das Loch? Wiederum Schi abschnallen, rückwärts hineinsteigen, jetzt bloß nicht ausrutschen, ich hatte mir das schlimmer ausgemalt als es wirklich war, lästig war noch der Abstieg im Fels, bis ich wieder die steile kurze Zustiegsrinne erreichte - hier war der Schnee noch weich, es war unproblematisch. Nun hieß es schie wieder Schi wieder anlegen, mit so wenig Höhenverlust wie möglich zurück Richtung Mosesscharte, Schi in den Händen tragend nach oben. Es reichte wirklich - ich wollte nicht mehr, ich denke keiner von meiner Gruppe wollte das noch. Aber es half ja nichts, wir mußten da drüber.
Ein letztes Mal schnallten wir die Schi an, wir hatten ja noch die Abfahrt von der Mosesscharte vor uns! Wie oben erwähnt, eigentlich ist die Mosesscharte eine schöne selbständige Tour, ebenfalls mit steiler, rassiger Abfahrt. Ich mußte einmal mehr meine Pulver-Erinnerungen ausblenden und stürzte mich ins Vergnügen (anders kann man die Einfahrt von oben ohnehin kaum beschreiben). Es wurde gleich um einiges kälter, vorbei war es nun mit dem Sonnenbad. Die Abfahrt in der Mosesscharte war eh ganz gut, hin und wieder war der Schnee tückisch, im Sinne von Hängenbleiben, aber meist wars perfekt.
Mit beginnender Dämmerung fuhren wir durch die Wälder der Spragna, bei der Loipe wars schon ziemlich dunkel. Als wir alles ins Auto gepackt hatten, war es stockfinster. Wir waren wirklich auf die Minute genau zum Auto gekommen. Anschliessend ließen wir diesen außergewöhnlichen Tourentag bei einer Pizza in Tarvis ausklingen. Der Höhenmesser eines Kollegen zeigte 1.990hm, hatten wir wirklich praktisch zweitausend Höhenmeter gemacht? Wie auch immer, es war - und damit schlage ich die Brücke zum Eingangszitat - eines der ganz großen Erlebnisse! Dem geneigten Leser kann ich nur empfehlen, die Bildergalerie unter http://www.pirker.org/blog/galerien/...art-11-1-2009/ anzusehen, zu gerne hätte ich einige andere Bilder gleich hier im Artikel eingebunden, aber das hätte wohl den Rahmen gesprengt.
Die Tour führte uns, wiederum vier Leute, fast das gleiche Team wie letzte Woche, einmal mehr in die tiefgekühlte Saisera, von wo wir uns wie schon üblich in die Spragna aufmachten. Die erste Etappe war die Mosesscharte.
Nun möchte ich die Mosesscharte keinesfalls als reines Etappenziel abtun, ganz im Gegenteil, das ist eine rassige, selbständige Schitour, nur wir hatten heute mehr vor. Ich hatte die Mosesscharte ja vor kurzem erst besucht, siehe Bericht hier unter http://www.pirker.org/blog/2008/12/2...scharte-2271m/ und dort buchstäblich die Abfahrt meines Lebens gehabt - nun so toll war es diesmal nicht, hartgepresster Schnee erlaubte zwar gutes Weiterkommen mit Harscheisen, aber kein Vergleich zum Pulver von vor zwei Wochen. Die letzten Meter wurden wie üblich zu Fuß zurückgelegt. Bis hierher hatten wir kaum Fotos gemacht, und keine richtige Pause, doch haben wir schon gute 1.200 Höhenmeter gemacht. Bis dato waren wir nur im Schatten, nun stand der Übertritt auf die Sonnenseite bevor. Bevor wir uns nun in die andere Seite begaben, bewunderten wir nochmals die Huda Paliza, auch diese Tour ist ja - sogar hier im Forum - dokumentiert.
Wir überlegen kurz, ob wir nicht dem Mosesscharten-Klettersteig folgen sollten, entscheiden uns dann aber doch, der Standardvariante zu folgen und steigen somit auf die Ostseite der Mosesscharte, ein bisschen Richtung Corsi-Hütte, aber sofort wieder links haltend entlang des Wandfusses ab. Das richtige Abenteuer konnte beginnen. Würden wir überhaupt rauf kommen? Wir hatten ein wenig Kletterzeugs mitgenommen, um notfalls eine unpassierbare Stelle auch im Fels umgehen zu können. Über eine kurze, jedoch steile Rinne mit ein paar Metern Felskletterei erreicht man die Kriechstelle - Kenner des Gebietes werden sich an die Drahtseilversicherung (leider zum grössten Teil tief im Schnee und somit unbenutzbar) und den Durchschlupf am Wischberg-Sommerweg erinnern. Nachdem der erste Kollege bald verschwunden ist, wußten wir, daß ein Durchgang möglich sein mußte.
Der Reihe nach bewältigten wir die exponierte Kriechstelle und das darauf folgende unverschämt enge Loch, den Rucksack vor sich herschiebend.
Nun waren wir in einer anderen Welt: Die steile Südostflanke sollte uns direkt auf den Gipfel führen.
Allerdings hatten wir noch gute 500 Höhenmeter vor uns. Wir konnten nichts tun, als uns nach oben zu kämpfen. Teilweise auf Schi, teilweise zu Fuß. Man kann sich vorstellen wie anstrengend das war, obwohl wir immer wieder kurze Pausen einlegten. Mal wurde es steiler, mal war es wieder (relativ) flach.
Der Schnee wurde härter - lag das an der Höhe oder harschte es schon wieder an weil die Sonne nach Westen verschwand? Ich hoffte auf das erste, weil diese steile Flanke wollte ich nicht als Eis-Tour machen. Als wir genau vor dem Gipfelaufbau waren, war die Motivation schon höher als die Sonne - die Zeit war schnell vergangen! Ich wollte noch einmal schneller werden, fast zum Gipfel laufen, aber es ging einfach nicht. Zu sehr zog der Rucksack nach unten, zu kraftraubend waren die einzelnen Schritte. Umso schöner war der Moment, als ich am Gipfel alles fallen lassen konnte und einfach nur herumschauen, die Sonne geniessen, einen Tee trinken.
Aussicht zum Montasch, mit Huda Paliza, Brdo-Rinne:
Aussicht nach Norden, mit Hochalmspitze, Glockner (vermutlich alles zu klein in dieser Auflösung):
Das Rundumpanorama übertraf noch jenes von letzter Woche - wieder konnte man die Adria in der tiefstehenden Sonne golden glitzern sehen, ein freier Blick nach Villach, zum Glockner, zur Hochalmspitze, zum Hochobir waren unter anderem der Lohn für die Mühen. Doch halt, wenn wir von Lohn sprechen - die Abfahrt stand ja noch aus. Wir hatten uns innerlich bereits darauf vorbereitet eine Mondscheinpartie zu machen (es war ohnedies Vollmond), wollten aber zumindest mal die anspruchsvollen Teile hinter uns gebracht haben.
Die Abfahrt war natürlich ein Erlebnis der Sonderklasse - steil, rassig, in beeindruckender Kulisse (Schwierigkeitsgrad IV nach Zink). Die Flanke zieht sich ja bis direkt zum Loch - vorbei am Nordwandabbruch, an verschiedenen Felsen auf der anderen Seite, links haltend wo der Gamsmutterzug auf den Wischberg trifft. Der Harschdeckel hielt - teilweise war es unverschämt hart, aber im großen und ganzen eine Super-Abfahrt. Aber… Wie nun durch das Loch? Wiederum Schi abschnallen, rückwärts hineinsteigen, jetzt bloß nicht ausrutschen, ich hatte mir das schlimmer ausgemalt als es wirklich war, lästig war noch der Abstieg im Fels, bis ich wieder die steile kurze Zustiegsrinne erreichte - hier war der Schnee noch weich, es war unproblematisch. Nun hieß es schie wieder Schi wieder anlegen, mit so wenig Höhenverlust wie möglich zurück Richtung Mosesscharte, Schi in den Händen tragend nach oben. Es reichte wirklich - ich wollte nicht mehr, ich denke keiner von meiner Gruppe wollte das noch. Aber es half ja nichts, wir mußten da drüber.
Ein letztes Mal schnallten wir die Schi an, wir hatten ja noch die Abfahrt von der Mosesscharte vor uns! Wie oben erwähnt, eigentlich ist die Mosesscharte eine schöne selbständige Tour, ebenfalls mit steiler, rassiger Abfahrt. Ich mußte einmal mehr meine Pulver-Erinnerungen ausblenden und stürzte mich ins Vergnügen (anders kann man die Einfahrt von oben ohnehin kaum beschreiben). Es wurde gleich um einiges kälter, vorbei war es nun mit dem Sonnenbad. Die Abfahrt in der Mosesscharte war eh ganz gut, hin und wieder war der Schnee tückisch, im Sinne von Hängenbleiben, aber meist wars perfekt.
Mit beginnender Dämmerung fuhren wir durch die Wälder der Spragna, bei der Loipe wars schon ziemlich dunkel. Als wir alles ins Auto gepackt hatten, war es stockfinster. Wir waren wirklich auf die Minute genau zum Auto gekommen. Anschliessend ließen wir diesen außergewöhnlichen Tourentag bei einer Pizza in Tarvis ausklingen. Der Höhenmesser eines Kollegen zeigte 1.990hm, hatten wir wirklich praktisch zweitausend Höhenmeter gemacht? Wie auch immer, es war - und damit schlage ich die Brücke zum Eingangszitat - eines der ganz großen Erlebnisse! Dem geneigten Leser kann ich nur empfehlen, die Bildergalerie unter http://www.pirker.org/blog/galerien/...art-11-1-2009/ anzusehen, zu gerne hätte ich einige andere Bilder gleich hier im Artikel eingebunden, aber das hätte wohl den Rahmen gesprengt.
Kommentar