Eine Woche Nordic Walking in Schwedisch Lappland, Ausgangspunkt auf 68° Nord, 195km nördlich des Polarkreises.
7 Tage wandern auf dem nördlichsten Teil des Königswegs, von Hütte zu Hütte, insgesamt 103km.
Frühflug nach Düsseldorf, die heimischen Berge verabschieden uns mit einem schönen Leuchten:
Weiter geht es dann nach Stockholm und am späten Nachmittag landen wir mit der Boeing 737 auf dem kleinen Flughafen in Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens. Es ist dämmert schon kurz nach 16 Uhr, als wir mit dem Flughafenbus ins Stadtzentrum fahren. Die Straßen sind zwar alle gut geräumt aber anders als bei uns wird nicht Salz gestreut, sodass überall durchgehend Schneefahrbahn ist, das ist schon irgendwie lässig. Bei uns in den Städten ist ja einen Tag nach einem Schneefall nur mehr alles schmutzig-grau.
Im Zentrum gehen wir als erstes einmal shoppen, wir brauchen noch Lebensmittel für unsere Tour und auch Gaskartuschen bekomme ich in einem Sportgeschäft.
Kinderspielplatz aus Eis und Schnee:
Wir sind im kleinen Hotel Kebne untergebracht, nur ein paar Gehminuten vom Stadtzentrum. Die Aussicht vom Hotelfenster zeigt die Lebensgrundlage und auch das Dilemma dieser Stadt, die Eisenerzmine:
Bis 1962 wurde hier Eisenerz im Tagbau gewonnen, jetzt gilt der Standort als weltweit größte unterirdische Eisenerzmine der Welt. Die Problematik: Die Erzvorkommen ziehen sich schräg unter die Stadt und so wurde 2007 beschlossen, die komplette Stadt um etwa 5km nach Osten zu verlegen. Die Umsiedlung erfolgt kontinuierlich, laut Planung soll im Jahr 2033 der Großteil erledigt sein.
Am nächsten Tag nehmen wir den ersten Zug, der allerdings erst um 11.25 fährt. Aber es ist nur eine gute Stunde bis zum Ausgangspunkt des Kungsleden in Abisko. Auffallend viele Touristen aus Fernost haben wir gestern schon im Stadtzentrum gesehen und auch im Zug sind geschätzt die Hälfte Asiaten. Die Damen tragen dabei gerne besonders bunte Schianzüge und die Stiefelchen vervollständigen den perfekten Barbie-Look. Der „Arctic Circle Train“ scheint auf der To-Do-Liste der Europa-Urlauber einen recht hohen Stellenwert zu haben.
Die Bahnlinie verbindet Kiruna mit dem norwegischen Hafen Narvik, von wo aus das aufbereitete Eisenerz verschifft wird.
Der kleine Ort Abisko hat weniger als 100 Einwohner, von denen wohl die meisten vom Tourismus leben: Mit Hundeschlittenfahrten, Schneemobiltouren und vor allem mit der Mitternachtssonne im Sommer und dem Polarlicht im Winter wird geworben. Es gibt hier eine Aurora Sky Station, auf die mit einem Sessellift raufgefahren wird, oben gibt’s dann ein exklusives Dinner und eine geführte Tour und ohne Garantie: die Beobachtung der Aurora Borealis, des Nordlichts, wenn sich Sonne und Erde küssen.
Zurück aber zu den Niederungen unseres Vorhabens: Wir verlassen den Zug bei der Bahnstation „Abisko Touriststation“, wo sich auf der einen Seite der Geleise schon seit über hundert Jahren der Wanderer-Stützpunkt befindet und auf der anderen Seite der Startpunkt des Kungsleden.
Der Kungsleden („Königspfad“) ist ein bekannter skandinavischer Fernwanderweg, der aus zwei Teilen besteht und insgesamt knapp 800km lang ist. Im Sommer soll hier recht viel los sein und im August kanns auf den Hütten auch eng werden.
Wir haben jetzt am Nachmittag noch unsere erste Etappe vor und schnallen gleich direkt beim Stationsgebäude an:
Das ist das Eingangstor zum Kungsleden:
Hier wird auch Schneemoped gefahren und auf den ersten Kilometern sehen wir auch noch andere Schiwanderer, die ein Stück in den Abisko Nationalpark hineinschnuppern. Einsamkeit gibt’s für uns erst ab dem zweiten Tag.
Das letzte Stück unserer ersten Tagesetappe legen wir schon nach Sonnenuntergang zurück, aber wir erreichen die Hütte Abiskojaure noch bevor es ganz finster wird. Das Abendrot macht auch eine ganz nette Stimmung:
Minus 13 Grad hab ich auf meinem Schistockthermometer gemessen, kälter ist es auf unserer ganzen Tour nie mehr geworden. Wir habens also temperaturmäßig recht moderat erwischt, vorbereitet waren wir für wesentlich tiefere Temperaturen.
In der ersten Hütte sind recht viele Leute: Ein junges schwedisches Pärchen haben wir noch kurz vor der Ankunft überholt, da waren wir ohne Pulkas schon etwas flotter unterwegs.
Dann eine Familie aus Südfrankreich mit Schneeschuhen, die noch einen Tag weiter gehen, bevor sie sich auf den Rückweg machen und die beiden Briten Scott und Phil, mit denen wir das Zimmer teilen: Für sie ist es der letzte Tag. Sie waren 10 Tage unterwegs in tatsächlicher Einsamkeit auf einer Route, wo es keinen Stützpunkt gibt und sie immer im Zelt geschlafen haben. Dagegen ist unsere Hüttenroutenunternehmung einige Nummern kleiner. Sie haben auch schöne Tierbeobachtungen gemacht, so haben sie uns ein Foto von einem Vielfraß gezeigt.
Phil beim Beladen seines gewaltigen Pulkas:
Die Hütten am Kungsleden haben eine Winteröffungszeit zwischen Mitte Februar und Anfang Mai und eine Sommeröffnungszeit zwischen Mitte Juni und Mitte September.
Während dieser Öffnungszeiten ist ein Hüttenwart anwesend, der den Gästen mit Rat und Tat zur Seite steht und die Nächtigungsgebühr kassiert. Für eine Selbstversorgerunterkunft ist die Nächtigungsgebühr von 35 Euro pro Nase und Nach recht happig, in Kiruna hatte das Doppelzimmer im Hotel auch nur 100 Euro gekostet, mit einem wirklich tollen Frühstücksbuffet.
Der Hüttenwart Janne von der Singi-Hütte:
Auf der Singihütte waren wir die einzigen Gäste, alle anderen hatten mittlerweile den Rückweg nach Abisko angetreten. Janne haben wir abends auf einen Rumtee eingeladen und er hat uns mit sensationellen, gerade frisch gebackenen Zimtschnecken verwöhnt. Vom Rumtee war er so begeistert, dass wir ihm unseren letzten Rest Rum geschenkt haben, den er übrigens gleich als Stroh-Rum identifiziert hat, ein Kenner. Dass wir 80%-igen Rum mithaben, hat ihn begeistert, in Schweden wäre so Hochprozentiges gar nicht erhältlich, hat er gemeint.
An manchen Hütten gibt’s auch noch einen Minishop, wo es Packerlsuppen, Lebensmittelkonserven, Blasenpflaster oder Gaskartuschen zu kaufen gibt. Ebenfalls an einigen Hütten gibt es noch eine Saunahütte, ein besonderer Genuss nach einem kalten Tag on Trail.
In den Hütten ist überall eine Gemeinschaftsküche mit Gasherd, Holzofen und eventuell Gaslicht.
Auch in den Schlafräumen mit 4 bis 6 Betten ist überall ein Holzofen. Elektrischen Strom gibt es übrigens nirgends, also genug Reserveakkus mitnehmen für die elektronischen Geräte, ohne die man nicht auszukommen glaubt. Das Handy zählt übrigens nicht dazu, hier gibt’s kein Netz. Wenn man telefonieren wollte, dann nur mit Satelliten-Telefon.
7 Tage wandern auf dem nördlichsten Teil des Königswegs, von Hütte zu Hütte, insgesamt 103km.
Frühflug nach Düsseldorf, die heimischen Berge verabschieden uns mit einem schönen Leuchten:
Weiter geht es dann nach Stockholm und am späten Nachmittag landen wir mit der Boeing 737 auf dem kleinen Flughafen in Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens. Es ist dämmert schon kurz nach 16 Uhr, als wir mit dem Flughafenbus ins Stadtzentrum fahren. Die Straßen sind zwar alle gut geräumt aber anders als bei uns wird nicht Salz gestreut, sodass überall durchgehend Schneefahrbahn ist, das ist schon irgendwie lässig. Bei uns in den Städten ist ja einen Tag nach einem Schneefall nur mehr alles schmutzig-grau.
Im Zentrum gehen wir als erstes einmal shoppen, wir brauchen noch Lebensmittel für unsere Tour und auch Gaskartuschen bekomme ich in einem Sportgeschäft.
Kinderspielplatz aus Eis und Schnee:
Wir sind im kleinen Hotel Kebne untergebracht, nur ein paar Gehminuten vom Stadtzentrum. Die Aussicht vom Hotelfenster zeigt die Lebensgrundlage und auch das Dilemma dieser Stadt, die Eisenerzmine:
Bis 1962 wurde hier Eisenerz im Tagbau gewonnen, jetzt gilt der Standort als weltweit größte unterirdische Eisenerzmine der Welt. Die Problematik: Die Erzvorkommen ziehen sich schräg unter die Stadt und so wurde 2007 beschlossen, die komplette Stadt um etwa 5km nach Osten zu verlegen. Die Umsiedlung erfolgt kontinuierlich, laut Planung soll im Jahr 2033 der Großteil erledigt sein.
Am nächsten Tag nehmen wir den ersten Zug, der allerdings erst um 11.25 fährt. Aber es ist nur eine gute Stunde bis zum Ausgangspunkt des Kungsleden in Abisko. Auffallend viele Touristen aus Fernost haben wir gestern schon im Stadtzentrum gesehen und auch im Zug sind geschätzt die Hälfte Asiaten. Die Damen tragen dabei gerne besonders bunte Schianzüge und die Stiefelchen vervollständigen den perfekten Barbie-Look. Der „Arctic Circle Train“ scheint auf der To-Do-Liste der Europa-Urlauber einen recht hohen Stellenwert zu haben.
Die Bahnlinie verbindet Kiruna mit dem norwegischen Hafen Narvik, von wo aus das aufbereitete Eisenerz verschifft wird.
Der kleine Ort Abisko hat weniger als 100 Einwohner, von denen wohl die meisten vom Tourismus leben: Mit Hundeschlittenfahrten, Schneemobiltouren und vor allem mit der Mitternachtssonne im Sommer und dem Polarlicht im Winter wird geworben. Es gibt hier eine Aurora Sky Station, auf die mit einem Sessellift raufgefahren wird, oben gibt’s dann ein exklusives Dinner und eine geführte Tour und ohne Garantie: die Beobachtung der Aurora Borealis, des Nordlichts, wenn sich Sonne und Erde küssen.
Zurück aber zu den Niederungen unseres Vorhabens: Wir verlassen den Zug bei der Bahnstation „Abisko Touriststation“, wo sich auf der einen Seite der Geleise schon seit über hundert Jahren der Wanderer-Stützpunkt befindet und auf der anderen Seite der Startpunkt des Kungsleden.
Der Kungsleden („Königspfad“) ist ein bekannter skandinavischer Fernwanderweg, der aus zwei Teilen besteht und insgesamt knapp 800km lang ist. Im Sommer soll hier recht viel los sein und im August kanns auf den Hütten auch eng werden.
Wir haben jetzt am Nachmittag noch unsere erste Etappe vor und schnallen gleich direkt beim Stationsgebäude an:
Das ist das Eingangstor zum Kungsleden:
Hier wird auch Schneemoped gefahren und auf den ersten Kilometern sehen wir auch noch andere Schiwanderer, die ein Stück in den Abisko Nationalpark hineinschnuppern. Einsamkeit gibt’s für uns erst ab dem zweiten Tag.
Das letzte Stück unserer ersten Tagesetappe legen wir schon nach Sonnenuntergang zurück, aber wir erreichen die Hütte Abiskojaure noch bevor es ganz finster wird. Das Abendrot macht auch eine ganz nette Stimmung:
Minus 13 Grad hab ich auf meinem Schistockthermometer gemessen, kälter ist es auf unserer ganzen Tour nie mehr geworden. Wir habens also temperaturmäßig recht moderat erwischt, vorbereitet waren wir für wesentlich tiefere Temperaturen.
In der ersten Hütte sind recht viele Leute: Ein junges schwedisches Pärchen haben wir noch kurz vor der Ankunft überholt, da waren wir ohne Pulkas schon etwas flotter unterwegs.
Dann eine Familie aus Südfrankreich mit Schneeschuhen, die noch einen Tag weiter gehen, bevor sie sich auf den Rückweg machen und die beiden Briten Scott und Phil, mit denen wir das Zimmer teilen: Für sie ist es der letzte Tag. Sie waren 10 Tage unterwegs in tatsächlicher Einsamkeit auf einer Route, wo es keinen Stützpunkt gibt und sie immer im Zelt geschlafen haben. Dagegen ist unsere Hüttenroutenunternehmung einige Nummern kleiner. Sie haben auch schöne Tierbeobachtungen gemacht, so haben sie uns ein Foto von einem Vielfraß gezeigt.
Phil beim Beladen seines gewaltigen Pulkas:
Die Hütten am Kungsleden haben eine Winteröffungszeit zwischen Mitte Februar und Anfang Mai und eine Sommeröffnungszeit zwischen Mitte Juni und Mitte September.
Während dieser Öffnungszeiten ist ein Hüttenwart anwesend, der den Gästen mit Rat und Tat zur Seite steht und die Nächtigungsgebühr kassiert. Für eine Selbstversorgerunterkunft ist die Nächtigungsgebühr von 35 Euro pro Nase und Nach recht happig, in Kiruna hatte das Doppelzimmer im Hotel auch nur 100 Euro gekostet, mit einem wirklich tollen Frühstücksbuffet.
Der Hüttenwart Janne von der Singi-Hütte:
Auf der Singihütte waren wir die einzigen Gäste, alle anderen hatten mittlerweile den Rückweg nach Abisko angetreten. Janne haben wir abends auf einen Rumtee eingeladen und er hat uns mit sensationellen, gerade frisch gebackenen Zimtschnecken verwöhnt. Vom Rumtee war er so begeistert, dass wir ihm unseren letzten Rest Rum geschenkt haben, den er übrigens gleich als Stroh-Rum identifiziert hat, ein Kenner. Dass wir 80%-igen Rum mithaben, hat ihn begeistert, in Schweden wäre so Hochprozentiges gar nicht erhältlich, hat er gemeint.
An manchen Hütten gibt’s auch noch einen Minishop, wo es Packerlsuppen, Lebensmittelkonserven, Blasenpflaster oder Gaskartuschen zu kaufen gibt. Ebenfalls an einigen Hütten gibt es noch eine Saunahütte, ein besonderer Genuss nach einem kalten Tag on Trail.
In den Hütten ist überall eine Gemeinschaftsküche mit Gasherd, Holzofen und eventuell Gaslicht.
Auch in den Schlafräumen mit 4 bis 6 Betten ist überall ein Holzofen. Elektrischen Strom gibt es übrigens nirgends, also genug Reserveakkus mitnehmen für die elektronischen Geräte, ohne die man nicht auszukommen glaubt. Das Handy zählt übrigens nicht dazu, hier gibt’s kein Netz. Wenn man telefonieren wollte, dann nur mit Satelliten-Telefon.
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