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Hohe Wildstelle (Schigipfel) einmal anders, N.Tauern, 19.2.2019

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  • Hohe Wildstelle (Schigipfel) einmal anders, N.Tauern, 19.2.2019

    Von Untertal/Weiße Wand, Brandlalm, Neualm, Wildlochscharte

    Ungewöhnliche Verhältnisse ermöglichen ungewöhnliche Touren. Normalerweise fiele es mir nicht ein, mich um diese Zeit in das hinterste Gebiet der Preintalerhütte zu wagen. Eine lange Schönwetterperiode hat dafür gesorgt, dass die meisten gefährlichen Grundlawinen herunten sein dürften und der Schneedeckenaufbau ist sehr stabil, fast frühlingshaft.
    Den Anstieg vom Untertal/Riesachsee aus wählen nicht viele, schon gar nicht den über die Neualm. Der beliebteste Anstieg aus dem Sattental erfordert aber zunächst einen ewig langen Forstrassenhatscher, zumal die Wintersperre erst sehr spät aufgehoben wird. Mein Anstieg ist kürzer und ich habe ihn vor etlichen Jahren einmal begangen, siehe Karte.
    Karte
    Nur zwei weitere Tourengeher starten vom Parkplatz WH Weisse Wand (Zufahrt wieder möglich!). Sie wählen den Anstieg über die Preintalerhütte. Ihren Spuren sollte ich heute abfahrend noch folgen. Bald sind die beiden außer Sichtweite und (welch Seltenheit auf einer Schitour!) ich begegne ab dem Riesachsee den ganzen Tag keinem Menschen mehr.

    Testbild: Kompass logo.jpg

    Zuletzt geändert von tauernfuchs; 23.02.2019, 16:53.

  • #2
    Eine Übersicht:
    E01Karte.jpg
    Kompass logo.jpg
    Noch im Schatten liegt der Rauhenberg
    Wi-001.jpg
    das Kar daneben böte sich heuer auch noch an.
    Der Weg zur Gföhleralm ist gut ausgetreten, offenbar auch beliebt bei Schneeschuhgehern. Bald lugt, weiß gepanzert, der Hochgolling hervor.
    Wi-002.jpg
    Kurz vor der Gfölleralm sehe ich auch mein heutiges Ziel, den Gipfel links.
    Wi-003.jpg
    Die Wanderin vor mir begleitet mich nur zur Lenzenalm.
    Den Riesachsee haben Tourengeher vor mir wohlweislich überquert, in respektvollem Abstand zum Einzugsgebiet gefährlicher Grundlawinen.
    Wi-004.jpg
    Bereits bei der Kerschbaumeralm verlasse ich die übliche Route. Der Senner ist schon anwesend und von ihm erfahre ich, dass vor Kurzem über meine geplante Route jemand abgefahren sei. Sonst werde ich wohl keine Spuren finden.
    Mein Anstieg führt über eine schmale, steile Waldrippe, etwa dort wo auch die Sommermarkierung verläuft. Von dieser finde ich so gut wie gar nichts und ich muss auch sofort hinein in den Wald, weg von der linken Rinne, die mir nicht geheuer ist.
    Die Schispuren verlaufen dort drin, na ja…
    Der griffige Schnee ermöglicht ein zügiges Emporkommen, die Abfahrt im Wald wäre zwar etwas „selektiv“ oder „eng gesteckt“ aber machbar. Bereits nach etwa 250 Metern legt sich das Gelände aber zurück, wird freier und ich betrete ein wundervoll einsames Schnee-Hügellland.
    Wi-005.jpg
    Zügig erreiche ich die Neualm, wo wieder Restspuren meines Vorgängers/Abfahrers erblicke. Hier raste ich ein wenig und bewundere das Waldhorn.
    Wi-006.jpg
    Meine Hoffnung auf Firn scheint sich aber an diesem Tag leider nicht zu erfüllen, auf dem Harschdeckel liegt teils ganz wenig Pulver, das wird fürs Auffirnen nicht reichen, für Bruchharsch und Wechselschnee aber schon…
    Bereits jetzt überlege ich übers Trattenkar runter zu fahren, denn die Lawinengefahr schätze ich auf sehr gering ein.
    Über wundervoll kupiertes Gelände rechts der Rinne, die vom Wildlochsee hinauf zieht, steige ich auf. Die Wildstelle rückt näher:
    Wi-007.jpg
    Recht weit oben finde ich eine flachere Stelle um etwa 100 Meter unter der Wildlochscharte in die Rinne darunter zu queren.
    Wi-008.jpg
    Die letzten Meter zur Scharte sind steil, es liegt nur wenig Pulver auf stabiler Unterlage, mein Vorgänger hat eine schöne Spur hinein gezeichnet.
    Wi-009.jpg
    Die erste Aufstiegspur zu legen, wird nun meine Aufgabe. Wäre ideal für die Abfahrt – aber eben nur dieses Stück…
    In der Wildlochscharte empfängt mich nun doch eine kühle Brise, aber das Wetter ist traumhaft und schon steige ich weiter den breiten Firnrücken Richtung Schneegipfel.
    Wi-010.jpg
    Blick zurück in die Wildlochscharte, dahinter die Wildlochhöhe, hier war ich 1983 mit Schi oben. Und über allem dominiert der Hochgolling:
    Wi-011.jpg
    Endlich erreiche ich den Gratansatz und damit auch den Endpunkt meiner Tour.
    Wi-012.jpg

    Zuletzt geändert von tauernfuchs; 23.02.2019, 16:54.

    Kommentar


    • #3
      Der Grat zum Gipfel wäre sogar in recht gutem Zustand, aber leider ist es bereits fast 14h, d.h. mein ultimativer Zeitpunkt zum Erreichen des Gipfels ist da.
      Für den Grat hin und zurück allein würde ich ca. eine Stunde brauchen und in dem Gelände rasch dahin hudeln ist nicht angesagt. Die klobigen Schischuhe sind zum Klettern auch nicht gerade eine Verlockung.
      Eine Verlockung hingegen ist eine längere Gipfelrast hier – eine klare Entscheidung, rasch getroffen. So zoome ich mir den Gipfel ein wenig herbei, ja die Verhältnisse wären gar nicht so schlecht, hmmm…
      Wi-017.jpg
      Ein Blick ins Sattental, Spuren sind auch hier kaum zu erkennen
      Wi-014.jpg
      Blick zum Umlaufer:
      Wi-013.jpg
      Sehr gute Bergsteiger können heuer auch hier auf die Wildstelle steigen und nach Überwindung der Engstelle mit Schi fast bis zum Gipfel gelangen.
      Ich schaue ins Trattenkar, das mich nun doch mehr verlockt, vielleicht erwartet mich dort etwas mehr Firn
      Wi-015.jpg
      Aufgereiht von rechts: Waldhorn, Kieseck, vorne die Schareckspitzen, wieder dahinter Roteck, Preber…
      Und Richtung Norden: Höchstein, Zwiesling
      Wi-016.jpg
      Ein Tief-Blick zurück auf meinen welligen Aufstiegsrücken, etwa in Bildmitte
      Wi-018.jpg
      Das Hohe Schareck ist fast aper, im vergangenen Sommer war ich wieder einmal oben, rechts hinten Roteck, Preber…
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      Ich zoome zum Knallstein und bin erstaunt wie ausgeblasen das westseitige Gelände ist.
      Wi-020.jpg
      Die Gipfelrinne bin ich im Vorjahr noch im April am Hosenboden hinunter gerauscht… Das ginge jetzt schon nicht mehr.
      Falls aber jetzt nicht mehr viel Schnee kommt, gehen sich dort schon bald wieder die ersten Grate aus...
      Noch ein Blick zum Umlaufer und weit hinten Warscheneck, Haller Mauern, rechts das Gumpeneck
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      Rupprechtseck, Ghagspitz, Seekarspitz, Predigtstuhl, auch hier hat offenbar der Sturm gewütet
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      Ein neugieriges Zoom zum Seekarspitz und Ghagspitz.
      Wi-023.jpg
      Dort liegt der schwer zugängliche Seekarsee, den ich noch nie aufgesucht habe,
      schon ein Plan für den Sommer.
      Es heißt Abschied nehmen und ich fahre ab in die Wildlochscharte. Die Wildlochhöhe (links dahinter Hochgolling und Kasereck) mit ihrem schön geschwungenen Schneegrat wäre noch ein leicht erreichbares Ziel.
      Wi-024.jpg
      Leider bereits zu spät…

      Angehängte Dateien
      Zuletzt geändert von tauernfuchs; 23.02.2019, 16:55.

      Kommentar


      • #4
        Vor mir setzt sich noch einmal das Hohe Schareck in Szene, fast aper:
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        Knapp daneben seine Nachbarn (Kl. Schareck und Zwilling) sind hingegen mit Schnee dicht beladen.
        Wi-026.jpg
        Die Abfahrt übers Trattenkar ist landschaftlich wunderbar, der harte, teils harschige Schnee lässt aber leider nur weit ausgreifendes Abfahren zu.
        Aber am firnigen Hang über der Preitalerhütte beginnt genußvolles Schwingen.
        Ich hatte zunächst Bedenken, dieser Abfahrtspur zu folgen, aber der Hang war bereits sicher wie im Frühjahr, also hurtig hinunter.
        Vor mir baut sich zum Abschied noch das Waldhorn auf
        Wi-027.jpg
        und ich genieße die letzten Sonnenstrahlen.
        Bald aber verschwindet die Sonne hinter den Bergen des Klafferkessels:
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        Bei der Preintalerhütte gönne ich mir eine kurze Rast,
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        dann nichts wie weiter Richtung Riesachsee. Vom Schneider ist die gewaltige Grundlawine gottseidank bereits abgegangen (Bilddiagonale).
        Wi-030.jpg
        Die Schispur weicht ihr aus – trotzdem… Ein klarer Hinweis darauf, sich dieser Gegend erst bei stabilen Verhältnissen zu nähern. Hier das Monster:
        Wi-031.jpg
        Bei der Kerschbaumeralm folgt noch ein Aha-Erlebnis: Dicht neben meiner Aufstiegslinie in der linken Rinne neben dem Waldkamm, liegt eine frische Grundlawine! Sie war in der Früh noch nicht da…
        Wi-032.jpg
        Ich wäre zwar dort nicht rein gefahren, bin auch sofort im Wald rauf, aber die Abfahrtspur meines Vorgängers war teilweise drin…
        Unglaublich auch, wie knapp neben den Lawinenbahnen auch hier die geschützten Almhütten stehen.
        Wi-033.jpg
        Noch einmal überquere ich den Riesachsee und die abendlich beleuchteten Bergspitzen begleiten mich hinaus.
        Wi-034.jpg
        Ein Gegenanstieg noch Richtung Gfölleralm, dann rausche ich den ruppigen Forstweg runter.
        Ein langer, toller Schitourentag ist zu Ende.

        LG


        Weitere Tourenberichte von tauernfuchs findest du hier:
        Zuletzt geändert von tauernfuchs; 28.02.2019, 20:33.

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        • #5
          Beeindruckend, sowohl die Tour als auch diese herrlichen Fotos.
          Ich kenne diese Gegend nur von den schneefreien Touren, daher ist es faszinierend, das so
          verschneit zu sehen.

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          • #6
            Sehr schön! vielleicht schaffe ich es heuer auch noch mal in die Gegend, auf meiner Todolist gäbe es da noch das eine oder andere
            ...a Tog ohne Bier is wia a Tog ohne Wein....
            google online Album

            Paul

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            • #7
              Servus Manfred,

              ich bin zu faul, im Archiv zu wühlen, aber gefühlt ist es für mich eine Premiere, einen Skitourenbericht von dir zu lesen. Also wohl dem, der viele alpine Spielarten beherrscht, so wie du...

              Auf jeden Fall zeigst du uns eine schöne Tour, wenngleich die Schneebedingungen für den großen Abfahrtsgenuss vlt nicht ganz mitgespielt haben. Aber der blaue Himmel und die Sonne waren das frühe Aufstehen doch alle Mal wert.

              Der Gipfelverzicht ist dir sicher nicht ganz leicht gefallen. Kann ich nur verstehen - der Grat sah wirklich einladend aus. Aber umso besser ists, wenn man der Vernunft folgen kann.

              Danke für den Bericht. Ich finds immer wieder klasse, dass du nicht nur mit deinen Retroberichten glänzen kannst, sondern auch neue Abenteuer zu bieten hast



              "Meine Spur ziehe ich am liebsten, wohin keine andere führt. Ich kann zurückblicken und sie beurteilen, was ich sonst nicht könnte, weil sie sich durch die vielen anderen verlieren würde.
              Auch mein Leben will ich unter Kontrolle haben. Darum gehe ich einen eigenen Weg, dem nicht jeder folgt." (Heini Holzer)

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              • #8
                Wunderschöne, lange Tour die du uns da zeigst! Erinnert mich wieder daran, dass ich dort oben auch noch nicht mit Schi gestanden bin!
                carpe diem!
                www.instagram.com/bildervondraussen/

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                • #9
                  Danke euch!
                  Schitourenberichte schreibe ich schon eher seltener. Aber doch, meist halt nur, wenn sie etwas ausgefallenener sind.

                  z.B..
                  Eiskarspitz:
                  http://www.gipfeltreffen.at/forum/gi...350-m-n-tauern

                  Rettelkirchspitze:
                  http://www.gipfeltreffen.at/forum/gi...uern-26-2-2014

                  Gerade eben bin ich wieder von zwei tollen Schitouren zurück.

                  LG

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                  • #10
                    Ein super Bericht! Danke für die tollen, beeindruckenden Bilder! Eine tolle Tourengegend die ich bisher nur im Sommer besucht habe.

                    LG. Martin
                    Alle meine Beiträge im Tourenforum

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