Zwieselbacher Rosskogel

[martin_l]

Skitour am 5.6.2006; Ausgangspunkt: Weiler Haggen, Kühtai, Tirol

Wer glaubt, daß der Zwieselbacher Rosskogel (3.081 m) ein überlaufener Ski-Dreitausender ist, hat recht. Das gilt aber nur bis Anfang Mai; danach wird es sehr, sehr friedlich, wobei der Berg als Skitour meist bis Ende Mai und mit Bigfoot bis Ende Juni sinnvoll machbar ist. Daher habe ich mich heute solo auf den Weg gemacht und bin reich belohnt worden. (Ganz abgesehen davon: um diese Jahreszeit kriegen Skitouren ein wenig von dem Abenteuercharakter zurück, den sie normalerweise aufgrund der Völkerwanderungen nur noch selten haben). Beinahe wäre ich ganz allein gewesen, aber bei der Abfahrt sind mir überraschend doch noch zwei weitere Tourengeher begegnet.

Zum Thema Jahrhundertwinter: 2004 ist zur selben Zeit wesentlich mehr Schnee gelegen; heuer waren der April und Anfang Mai so warm, daß die Rekordschneemengen auch im Rekordtempo verschwunden sind.

Den Zwieselbacher würde ich als Skitour nicht mehr empfehlen (siehe Fotos), aber in zwei Wochen gibt er die perfekte Bigfoot-Tour ab. Habe aber am Parkplatz eine Tourengeherin getroffen, die heute als erste auf den Sulzkogel gespurt hat und danach den Finstertaler Schartenkogel mitgenommen hat. Sie war ebenso begeistert wie ich vom Zwieselbacher: man kann im Kühtai noch bis zum Auto abfahren - beide Touren hatten heute perfekten Pulver; auch Gaiskogel und Pirchkogel (ja, sogar die Südseite geht noch) waren gut besucht.

Nun aber zu den Fotos:

Aufbruch von Haggen um 07:00 - reichlich spät für die Jahreszeit, an einem kühlen Tag geht's ...
Zwieselbacher06_01.jpg

Blick zur anderen Talseite beim Aufstieg über die ersten Lawinenkegel (Seejoch)
Zwieselbacher06_02.jpg

Über der ersten (unteren) Zwing türmt sich der Schöllekogel auf. Der Schnee in der Zwing ist leider schon unterbrochen und daher kaum mehr befahrbar - Ausstieg in der Mitte beim Bach dürfte mühsam sein.
Zwieselbacher06_03.jpg

Net schlecht für 5. Juni, die Eiszapfen; daneben blühen die Blumen.
Zwieselbacher06_04.jpg

Zwieselbacher06_05.jpg

[martin_l]

Zwieselbacher Rosskogel

Nach der ersten Zwing, Blick zur Jagdhütte; ups, da hätte ich doch mehr Schnee erwartet. Wo werde ich runterfahren, und vor allem: das schreit nach Stein-Ski (die ich nicht mithabe).
[ATTACH]32619[/ATTACH]

Als ich aus der Oberen Zwing auftauche, wird das Wetter freundlicher. Der Rietzer Grießkogel leuchtet herüber.
[ATTACH]32620[/ATTACH]

Blick auf meine Aufstiegsspur und den Rauhengrat. Das Spuren wird langsam mühsam, der Neuschnee ist zwischen 20 und 40 cm tief (!) - und der Nachteil allein ist, daß Dir das Spuren auch keiner abnimmt.
[ATTACH]32621[/ATTACH]

Blick hinauf - links im Bild die Haidenspitze und dahinter der namenlose P. 3040 aus der AV-Karte, in der Bildmitte der P. 3020, der einer der beiden Vorgipfel des Zwieselbachers ist. Dazwischen der steile Hang über den Kraspesferner, der auf das kleine Gletscherplateau führt. Vom Kraspesferner ist wirklich nicht mehr viel übrig, jedes Jahr sind mehr Felsen zu sehen.
[ATTACH]32622[/ATTACH]

Es wird immer sonniger - rechts der Gaißkogel, über dessen Gipfelgrat einige Tourengeher aufsteigen, links davon zuerst Windegg und dahinter der Pockkogel.
[ATTACH]32623[/ATTACH]

[martin_l]

Zwieselbacher Rosskogel

Uff, endlich am Gletscherplateau. Der griesige Pulver ist ganz schön mühsam, schon erst recht im Steilhang. In der Bildmitte der Rauhengrat.
[ATTACH]32624[/ATTACH]

Wenigstens scheint die Sonne, und der mühsame Schnee beim Aufstieg wird mit Sicherheit bei der Abfahrt umso vergnüglicher sein.
[ATTACH]32625[/ATTACH]

P. 3020 von vorhin, jetzt wesentlich näher.
[ATTACH]32626[/ATTACH]

Endlich geschafft, nach doch fast vier Stunden Ski tragen und Spurarbeit; 15 Meter vor dem Gipfel setzen eine blanke Eisplatte und ziemlich schnell hereinziehende Wolken meinem Gipfelstürmer-Ehrgeiz ein Ende. Wegen dem Stück die Harscheisen montieren? Nein, lieber noch bei akzeptabler Sicht abfahren ...
[ATTACH]32627[/ATTACH]

Schnell noch einen Blick über Grat ins Horlachtal, Zwieselbachtal und zur Guben-Schweinfurter Hütte. Für Hochreichkopf und Wasserfalle müßte man selbst ab der Hütte schon ein Stück tragen (ganz rechts am Bildrand).
[ATTACH]32628[/ATTACH]

[martin_l]

AW: Zwieselbacher Rosskogel

Blick Richtung Stubaier, lustige Wolkenformationen
[ATTACH]32629[/ATTACH]

Auch wenn man's nicht gut sieht: der Pulver ist ein Traum - Abfahrt vom Gletscherplateau.
[ATTACH]32630[/ATTACH]

Auch in der Oberen Zwing geht es gut, hier hat es schon aufgefirnt.
[ATTACH]32631[/ATTACH]

Vorläufiges Ende des Vergnügens bei der Jagdhütte - erstaunlich, mit etwas Vorsicht und einmal abschnallen bin ich doch wieder bis zur Hütte zurück gekommen, ohne die K2s zu ruinieren.
[ATTACH]32632[/ATTACH]

Die Zwing umgehe ich am Sommerweg (das Zickzack rechts im Bild), auf den vielen Lawinenkegeln mache ich mir aber noch das Vergnügen, mehrere Male an- und abzuschnallen. Gehen wäre in Summe schneller, aber Fahren macht mehr Spaß.
[ATTACH]32633[/ATTACH]

[martin_l]

AW: Zwieselbacher Rosskogel

Oben am Berg regnet es sich ein, während ich schon fast beim Auto bin und schließlich auch trocken unten ankomme.
[ATTACH]32634[/ATTACH]

Und nicht zuletzt: der Vergleich macht Sie sicher! Hier das Tal unterhalb der zweiten Zwing heute ....
[ATTACH]32635[/ATTACH]

... und am 30.5.2004. Erstaunlich, wie viel Schnee damals lag (das Frühjahr dürfte ziemlich kalt gewesen sein).
[ATTACH]32636[/ATTACH]

[a666]

AW: Zwieselbacher Rosskogel

originell, bei dem wetter!

im sommer ist dort übrigens auch nicht viel los...

[martin_l]

AW: Zwieselbacher Rosskogel

originell, bei dem wetter!

im sommer ist dort übrigens auch nicht viel los...

Was das Wetter betrifft, so hilft nur Zweckoptimismus. Für die sechs Stunden war's ja sogar niederschlagsfrei!

Bezüglich nicht viel los gebe ich Dir völlig recht - im Frühjahr/Sommer/Herbst sind viele Skitourenziele im Kühtai, Wipptal und Stubaital wunderbare Bigfoottouren oder Bergtouren, auf denen man meist fast alleine ist. Man nimmt am besten die populären Tourenziele und probiert es aus - da kann man nicht viel falsch machen; manche sind teilweise weglos, aber davon sollte man sich nicht abhalten lassen.

[robins]

AW: Zwieselbacher Rosskogel

dein Bericht hat mich motiviert auch noch deine anderen Threads wieder einmal anzusehen. Die meisten Berge kenne ich nicht einmal vom namen her, umso besser das die hier einmal vorgestellt werden

[martin_l]

AW: Zwieselbacher Rosskogel

Das ist ja das Schöne - es gibt neben den ausgetrampelten Modetouren noch genug Berge, die darauf warten entdeckt zu werden. Ich habe mich in den letzten Jahren darauf verlegt, die Modetouren nur noch außerhalb der eigentlichen Saison zu gehen (und später im Jahr mit Bigfoot) und ansonsten einen gewissen Ehrgeiz entwickelt, ausgefallenere Berge zu gehen. Wenn wir schon vom Zwieselbacher als Skitour reden - der Schöllekogel und die Kraspesspitze sind auch sehr schöne Ziele, die sich zwar einen Teil des Aufstiegs mit ihm teilen, aber nur einen Bruchteil so viele Begehungen haben. Auch der Rauhengrat, der auf den Fotos zweimal drauf ist, soll aus dem Gleirschtal eine etwas steile, aber sehr schöne Skitour sein (habe ich selbst leider noch nicht ausprobiert).

Die Seespitze ist ein Teil des Kammes, der das Sellraintal vom Inntal trennt (bekannter sind der Rietzer Grießkogel oder der Roßkopf oberhalb vom Rangger Köpfl) - diese ganze Gegend ist im Frühjahr und Sommer nur ganz wenig begangen. Auch ein guter Tip ...