Winter 2018.
Eigentlich sollten wir es ja schon besser wissen…
Aber das Alter schützt offenbar wirklich nicht vor Torheit.
Na gut. Winterzeit ist für uns die Bastelzeit im Grazer Bergland. Da kann man in Ruhe und ungestört vor sich hinarbeiten. Und auch die Gefahr, irgendwem etwas auf den Kopf zu werfen, ist nicht wirklich vorhanden.
Also auch heuer wieder.
Es ist Anfang Jänner und wir starten zu einem Arbeitseinsatz an der Breiten Wand. Wir wollen eine alte Route wieder zum Leben erwecken. Vor ein paar Jahren hat der Nixtuer mit dem Jungalpinisten schon mit den ersten Ausgrabungsarbeiten begonnen. Der obere Teil wurde im letzten Herbst von einer anderen Sanierungspartie wieder gut begehbar gemacht. Wir wollen jetzt die unteren 4 Seillängen herrichten. Was unsere Frauen und unsere Freunde davon halten, dass wir mitten im Winter in der Kälte am Fels unterwegs sind, brauche ich wohl nicht näher zu erläutern…
Ok, ein bisserl kalt war's schon…
… aber die ersten beiden Längen sind fertig. Immerhin.
Zwei Wochen später:
Ein Freund schickt ein E-Mail: "Wie schaut's aus, wir gehen am Donnerstag eine Skitour. Geht wer mit?" – "Danke, aber am Donnerstag is Kletterwetter!" – "Taugts da jetzt in der Halle, oda wos?..."
Am Vortag des geplanten Arbeitseinsatzes kann ich im Vorbeifahren einen Blick auf die Wand erhaschen und schicke gleich eine Nachricht an den Nixtuer: "Der Schnee ist aus den Felsen draußen. Wird morgen also hoffentlich nicht so schlecht werden."
Na, also! Der Tag beginnt mit strahlendem Sonnenschein! Wir fahren nach Norden. Während der Fahrt dann ein paar vorbereitende Gespräche: "Sag mal, haben wir überhaupt noch Arbeitskarabiner? 5 sind drüben am Ratengrat verteilt. Letztens haben wir auch einige in der Breiten Wand zurückgelassen." – "Ein paar haben wir noch. Genug für heute."
Wir zweigen von der Schnellstraße ab. Doch was ist das??? Da liegt ja Schnee auf der Straße!!!
Macht nix. Wir starten trotzdem. Irgendwas wird schon gehen.
Na ja, aber soooo haben wir uns das nicht vorgestellt…
Winterwunderland….
Gut, wir weichen zu einer leichteren Nachbarroute aus. Ein paar Seillängen müssten wir dort schon hinaufkommen, dann können wir zu unserem Arbeitseinsatz hinüberqueren.
Der Nixtuer startet…
S_7.jpg
… und rutscht wie auf Schmierseife aus. Verdammt! Im Sommer fällt diese lächerliche Plattenquerung am Einstieg nicht einmal auf. Aber jetzt… da ist sie eine fast unüberwindliche Barriere.
Mit mehreren Anläufen wird aber auch dieses Hindernis genommen. Er klippt noch die erste Sanduhrschlinge, die dankenswerterweise aus dem Schnee ragt. Und dann ist's vorbei… 5 Meter über dem Einstieg… Es ist einfach zu kalt im Schnee.
Also Rückzug.
Wieder ein Arbeitskarabiner weniger…
So, was machen wir jetzt? Aufgeben kommt nicht in Frage. Wir umgehen den gesamten Felsbereich durch steiles fels- und baumdurchsetztes Gelände. Die Steinböcke, denen wir begegnen, schauen uns ungläubig an. Wenn sie könnten, dann würden auch sie uns einen Vogel zeigen…
S_8.jpg
Und bald treffen wir wieder auf die leichtere Nachbarroute, die wir ja ursprünglich als Zustieg benutzen wollten. Nur sind wir jetzt ein wenig weiter oben angelangt..
"Also, wo ist bitte jetzt der Standplatz, von dem wir uns abseilen wollten???"
S_9.jpg
Wir klettern ein gutes Stück ab. Heureka! Da ist er ja!
Dem Standplatz spendieren wir noch einen zweiten Bohrhaken und machen uns für die Abseilfahrt bereit. In der Zwischenzeit hat das Wetter umgeschlagen…
S_10.jpg
… und es beginnt ordentlich zu schneien.
Macht nichts. Einzig unser Arbeitsseil zeigt leichte Vereisungstendenzen. Und dort, wo es noch nicht gefroren ist, quetscht der Tuber eine braune Soße aus dem Seil, die tropf-tropf unsere Hosen verziert…
Auf unserem Weg nach unten richten wir dann die zwei noch fehlenden Standplätze vollständig ein.
S_11.jpg
Der Nixtuer kommentiert: "Wir schuften für die Allgemeinheit. Und sind am Weg in die Klapsmühle…"
Ja, da hat er nicht ganz unrecht!
Und weil wir so brav (oder so dumm?) sind, zeigt sich das Wetter gnädig und die Sonne empfängt uns am Wandfuß…
S_12.jpg
… und begleitet uns noch beim Abstieg.
S_13.jpg
Ok, groß war die heutige Ausbeute nicht. Aber immerhin sind jetzt alle Standplätze fertig.
Fortsetzung folgt.
Irgendwann. Wenn der Schnee dann wirklich aus der Wand draußen ist.
Und wenn es hoffentlich ein bisserl wärmer ist.
P. S.:
Natürlich haben unsere Frauen uns einen Vogel gezeigt.
Und natürlich haben unsere Freunde nur verständnislos den Kopf geschüttelt.
Aber es hat trotzdem Spaß gemacht…
Eigentlich sollten wir es ja schon besser wissen…
Aber das Alter schützt offenbar wirklich nicht vor Torheit.
*****
Na gut. Winterzeit ist für uns die Bastelzeit im Grazer Bergland. Da kann man in Ruhe und ungestört vor sich hinarbeiten. Und auch die Gefahr, irgendwem etwas auf den Kopf zu werfen, ist nicht wirklich vorhanden.
Also auch heuer wieder.
Es ist Anfang Jänner und wir starten zu einem Arbeitseinsatz an der Breiten Wand. Wir wollen eine alte Route wieder zum Leben erwecken. Vor ein paar Jahren hat der Nixtuer mit dem Jungalpinisten schon mit den ersten Ausgrabungsarbeiten begonnen. Der obere Teil wurde im letzten Herbst von einer anderen Sanierungspartie wieder gut begehbar gemacht. Wir wollen jetzt die unteren 4 Seillängen herrichten. Was unsere Frauen und unsere Freunde davon halten, dass wir mitten im Winter in der Kälte am Fels unterwegs sind, brauche ich wohl nicht näher zu erläutern…
Ok, ein bisserl kalt war's schon…
… aber die ersten beiden Längen sind fertig. Immerhin.
Zwei Wochen später:
Ein Freund schickt ein E-Mail: "Wie schaut's aus, wir gehen am Donnerstag eine Skitour. Geht wer mit?" – "Danke, aber am Donnerstag is Kletterwetter!" – "Taugts da jetzt in der Halle, oda wos?..."
Am Vortag des geplanten Arbeitseinsatzes kann ich im Vorbeifahren einen Blick auf die Wand erhaschen und schicke gleich eine Nachricht an den Nixtuer: "Der Schnee ist aus den Felsen draußen. Wird morgen also hoffentlich nicht so schlecht werden."
Na, also! Der Tag beginnt mit strahlendem Sonnenschein! Wir fahren nach Norden. Während der Fahrt dann ein paar vorbereitende Gespräche: "Sag mal, haben wir überhaupt noch Arbeitskarabiner? 5 sind drüben am Ratengrat verteilt. Letztens haben wir auch einige in der Breiten Wand zurückgelassen." – "Ein paar haben wir noch. Genug für heute."
Wir zweigen von der Schnellstraße ab. Doch was ist das??? Da liegt ja Schnee auf der Straße!!!
Macht nix. Wir starten trotzdem. Irgendwas wird schon gehen.
Na ja, aber soooo haben wir uns das nicht vorgestellt…
Winterwunderland….
Gut, wir weichen zu einer leichteren Nachbarroute aus. Ein paar Seillängen müssten wir dort schon hinaufkommen, dann können wir zu unserem Arbeitseinsatz hinüberqueren.
Der Nixtuer startet…
S_7.jpg
… und rutscht wie auf Schmierseife aus. Verdammt! Im Sommer fällt diese lächerliche Plattenquerung am Einstieg nicht einmal auf. Aber jetzt… da ist sie eine fast unüberwindliche Barriere.
Mit mehreren Anläufen wird aber auch dieses Hindernis genommen. Er klippt noch die erste Sanduhrschlinge, die dankenswerterweise aus dem Schnee ragt. Und dann ist's vorbei… 5 Meter über dem Einstieg… Es ist einfach zu kalt im Schnee.
Also Rückzug.
Wieder ein Arbeitskarabiner weniger…
So, was machen wir jetzt? Aufgeben kommt nicht in Frage. Wir umgehen den gesamten Felsbereich durch steiles fels- und baumdurchsetztes Gelände. Die Steinböcke, denen wir begegnen, schauen uns ungläubig an. Wenn sie könnten, dann würden auch sie uns einen Vogel zeigen…
S_8.jpg
Und bald treffen wir wieder auf die leichtere Nachbarroute, die wir ja ursprünglich als Zustieg benutzen wollten. Nur sind wir jetzt ein wenig weiter oben angelangt..
"Also, wo ist bitte jetzt der Standplatz, von dem wir uns abseilen wollten???"
S_9.jpg
Wir klettern ein gutes Stück ab. Heureka! Da ist er ja!
Dem Standplatz spendieren wir noch einen zweiten Bohrhaken und machen uns für die Abseilfahrt bereit. In der Zwischenzeit hat das Wetter umgeschlagen…
S_10.jpg
… und es beginnt ordentlich zu schneien.
Macht nichts. Einzig unser Arbeitsseil zeigt leichte Vereisungstendenzen. Und dort, wo es noch nicht gefroren ist, quetscht der Tuber eine braune Soße aus dem Seil, die tropf-tropf unsere Hosen verziert…
Auf unserem Weg nach unten richten wir dann die zwei noch fehlenden Standplätze vollständig ein.
S_11.jpg
Der Nixtuer kommentiert: "Wir schuften für die Allgemeinheit. Und sind am Weg in die Klapsmühle…"
Ja, da hat er nicht ganz unrecht!
Und weil wir so brav (oder so dumm?) sind, zeigt sich das Wetter gnädig und die Sonne empfängt uns am Wandfuß…
S_12.jpg
… und begleitet uns noch beim Abstieg.
S_13.jpg
Ok, groß war die heutige Ausbeute nicht. Aber immerhin sind jetzt alle Standplätze fertig.
Fortsetzung folgt.
Irgendwann. Wenn der Schnee dann wirklich aus der Wand draußen ist.
Und wenn es hoffentlich ein bisserl wärmer ist.
P. S.:
Natürlich haben unsere Frauen uns einen Vogel gezeigt.
Und natürlich haben unsere Freunde nur verständnislos den Kopf geschüttelt.
Aber es hat trotzdem Spaß gemacht…
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