Oder was herauskommt, wenn die Stadtkinder im Gebirge nicht zum Klettern kommen.
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"Verdammter Mist!!!"
Wir stehen am Fuß der Stangenwand im Nebel. Wieder einmal. Und wieder einmal ist es arschkalt. Und der Fels ist patschnass...
Dabei war die Wettervorhersage für heute gar nicht so schlecht. Von 'hoher Bewölkung' und 'Südwind' war da die Rede. Eigentlich nichts wirklich Bedenkliches. Normalerweise kommt der Nebel hier immer nur bei Nordstaulagen bis zum Wandfuß herunter. Aber heute ist die Nebelsuppe gleich noch viel schlimmer! Dabei hatten wir so viel vor… Zweieinhalb Stunden haben wir Bohrmaschine & Co. heraufgeschleppt, um in unserem Projekt weiterzumachen.
Alles vergeblich.
Sisyphos lässt grüßen…
Wir steigen mit unseren schweren Rucksäcken wieder ab (und begegnen dabei 2 Pausetourensammlern aus München, die sich auf dem Weg zur SO-Wand verlaufen haben…)
Wie unsere Stimmung ist, brauche ich wohl nicht näher zu beschreiben…
Wir kommen ins Sinnieren.
'Für solche Tage bräuchten wir ein Ausweichziel… Weiter unten, wo der depperte Nebel nicht runterkommt…'
Wir gehen den Steig hinunter und auf einmal…
"Du, schau'! Diese Wasserrillenplatten da könnt'ma uns einfach einmal anschauen. Damit wir net ganz umsonst durch die Gegend laufen…"
Ja, wieso nicht. Die Felsen sind zwar total verwachsen, aber anschauen können wir uns das ja trotzdem.
Und siehe da…!
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"Wow, des schaut gar net'amal so schlecht aus!!!"
"Wird halt a ziemliche Arbeit werden…"
Jedenfalls wird das unser Ausweichkogel werden.
Bis es mit dem Arbeiten losgeht, sind dann doch noch viele Monate vergangen. Aber heuer im Juli hat dann alles gepasst. Unsere Kletterform war für's Weiterarbeiten in der Stangenwand allzu bescheiden. Und noch dazu sagt der Wetterbericht Sturm für die Höhenlagen voraus…
Voller Motivation geht's los.
Lucky Nixtuer, der schneller als sein Schatten bohrt…
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Und ab ins Gemüse…
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Der Vorsteiger bohrt, der Nachsteiger beseitigt dann gleich einmal die gröbsten Hindernisse.
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Und beim Abseilen wird dann geputzt.
A_9.JPG
"Alter, wir sind die absoluten Volltrotteln! Da gehn'ma in den Schwobn zum Erschließen und putzen wie die Blöden! Noch mehr als im Bergland…"
A_10.JPG
Der Nixtuer ist aber anscheinend noch ein größerer Masochist. Gemeinsam mit seiner lieben Frau bohrt und buddelt er noch zwei weitere Linien in den Fels. Und was für welche!
Die Arbeiten ziehen sich über den ganzen Sommer. Immer wieder rücken wir dem Fels mit Bohrmaschine und Putzgerät zu Leibe.
Dafür sind einige Längen, die wir einrichten, dann aber auch wahre Edelsteine…
A_12.JPG
Der Herbst kündigt sich bereits an, als wir zu unserem (vermeintlich) letzten Arbeitseinsatz marschieren. Doch das Schicksal hat andere Pläne als wir…
"Der Materialsack ist weg!!!"
Tatsächlich! Und jetzt stehen wir zwar mit Bohrmaschine, bolts und Hammer am Wandfuß. Bloß ohne Seile und Exen…
Mammamia!
Was für ein übler Zeitgenosse hat sich hier wohl als Dieb betätigt?!?
Wir suchen die nähere Umgebung ab. – Nichts.
Wir suchen die nähere Umgebung wieder ab. – Wieder nichts.
Wir suchen die nähere Umgebung ein weiters Mal ab…
…
Hilft nichts. Weg ist weg!
Wir steigen ab.
"Du schau', da liegt eines unsere Putzbürsterln!"
"Und da ist das zweite!"
"Und da liegt…"
Unsere gesamten Putzutensilien liegen verstreut im Wald. Nur die Seile und Exen bleiben verschollen.
Der Dieb wird sie wohl irgendwo hingeworfen haben?
Wir steigen durch den Wald bis zum Wanderweg ab und finden… nichts.
Wir steigen durch den Wald auf einer anderen Strecke auf und finden… nichts.
Wo könnte der die Seile hingeworfen haben? Offensichtlich weiß er, dass wir ohne Seile und Exen nicht weitermachen können. Und die Putzsachen waren ihm zu schwer. Die hat er gleich so neben dem Weg entsorgt.
"Hmm, also ich an seiner Stelle würde die Seile vom Wanderweg in die Schlucht runterschmeißen." – Der Nixtuer betätigt sich als Profiler…
Wir steigen durch den Wald wieder bis zum Wanderweg ab. Der Nixtuer schaut gleich über den ersten Abbruch hinunter.
"Da ist unser Halbseil!!!"
Tatsächlich! Wahrscheinlich hat der Horich Franz vom Himmel aus dafür gesorgt, dass es an einem Strauch hängen geblieben ist, damit die Buam was zum Putzen haben…
Danke Franz!
Die weitere Suche nach unserem Einfachseil und den Exen bringt keinen Erfolg. Aber gut, zumindest haben wir ein Halbseil. Das war zwar schon vorher etwas ramponiert und in der Zwischenzeit haben auch schon die Mäuse dran genagt. Aber das geht schon irgendwie…
Wir steigen wieder durch den Wald zu den Felsen auf.
"Das wievielte Mal latschen wir jetzt da heute schon mit vollem Rucksack hinauf?"
"Keine Ahnung. Hauptsache wir haben ein Seil"
Dort wo der Mantel durchlöchert ist, kleben wir einfach Tape rundherum. Da sieht man dann wenigstens nicht, wie hin das Seil schon ist…
Aus ein paar Karabinern und Bandschlingen basteln wir uns Behelfsexen und schon kann's losgehen.
Wir putzen die Querungslänge der 'Yippie'. Zuerst der Vorsteiger im Vorstieg, dann der Nachsteiger im Nachstieg. Und dann klettern wir putzend gleich wieder zurück.
"Hähä, das hat der Dieb net bedacht. Wenn ma des Material vollzählig g'habt hätten, hätt'ma die Länge net'amal ansatzweise so gut putzt…"
A_15.JPG
Na gut, wir müssen halt noch einmal zum Finalisieren anrücken. Jetzt ist es auch hier schon kalt. Aber wir genießen es.
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Die letzte Seillänge beginnt noch einmal ordentlich steil und glatt.
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Dafür haben wir dann von unserem Gipfel einen wunderbaren Blick hinauf zu Beilstein und Stangenwand.
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Und im Oktober hat es dann die feierliche Eröffnung gegeben. Dass dafür 2 legendäre Erschließer aus einem benachbarten Bundesland angereist sind, hat uns natürlich ganz besonders gefreut.
Es war jedenfalls Genuß pur!
A_20.JPG
Danke Anita und Rü für diese schönen Felsbasteleien!
Das Wichtigste aber ist, dass wir nun ein Ausweichziel haben, wenn der Nebel wieder einmal oben in den Wänden von Stangenwand und Beilstein hängt.
****
Hochschwab/Rauchtal – Ausweichkogel:
Momentan gibt es 5 Linien mit jeweils 4 bis 5 Seillängen im besten Fels. Es dominiert Plattenkletterei mit schönem Wasserfraß. Die Absicherung ist plaisirmäßig. Alle Routen sind zum Abseilen mit 60 m Einfachseil eingerichtet.
Zustiegszeit ca. 1 Stunde ab dem Bodenbauer.
Topo und weitere Infos gibt es hier:
https://www.gbl-outdoor.com/tour/aus...-klettern-2282
https://www.bergsteigen.com/touren/k...nd-hochschwab/
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"Verdammter Mist!!!"
Wir stehen am Fuß der Stangenwand im Nebel. Wieder einmal. Und wieder einmal ist es arschkalt. Und der Fels ist patschnass...
Dabei war die Wettervorhersage für heute gar nicht so schlecht. Von 'hoher Bewölkung' und 'Südwind' war da die Rede. Eigentlich nichts wirklich Bedenkliches. Normalerweise kommt der Nebel hier immer nur bei Nordstaulagen bis zum Wandfuß herunter. Aber heute ist die Nebelsuppe gleich noch viel schlimmer! Dabei hatten wir so viel vor… Zweieinhalb Stunden haben wir Bohrmaschine & Co. heraufgeschleppt, um in unserem Projekt weiterzumachen.
Alles vergeblich.
Sisyphos lässt grüßen…
Wir steigen mit unseren schweren Rucksäcken wieder ab (und begegnen dabei 2 Pausetourensammlern aus München, die sich auf dem Weg zur SO-Wand verlaufen haben…)
Wie unsere Stimmung ist, brauche ich wohl nicht näher zu beschreiben…
Wir kommen ins Sinnieren.
'Für solche Tage bräuchten wir ein Ausweichziel… Weiter unten, wo der depperte Nebel nicht runterkommt…'
Wir gehen den Steig hinunter und auf einmal…
"Du, schau'! Diese Wasserrillenplatten da könnt'ma uns einfach einmal anschauen. Damit wir net ganz umsonst durch die Gegend laufen…"
Ja, wieso nicht. Die Felsen sind zwar total verwachsen, aber anschauen können wir uns das ja trotzdem.
Und siehe da…!
A_2.JPG
"Wow, des schaut gar net'amal so schlecht aus!!!"
"Wird halt a ziemliche Arbeit werden…"
Jedenfalls wird das unser Ausweichkogel werden.
Bis es mit dem Arbeiten losgeht, sind dann doch noch viele Monate vergangen. Aber heuer im Juli hat dann alles gepasst. Unsere Kletterform war für's Weiterarbeiten in der Stangenwand allzu bescheiden. Und noch dazu sagt der Wetterbericht Sturm für die Höhenlagen voraus…
Voller Motivation geht's los.
Lucky Nixtuer, der schneller als sein Schatten bohrt…
A_4.JPG
Und ab ins Gemüse…
A_5.JPG
'Pensionsvorsorge' 1. SL
Der Vorsteiger bohrt, der Nachsteiger beseitigt dann gleich einmal die gröbsten Hindernisse.
A_6.JPG
'Pensionsvorsorge' 3. SL
A_7.JPG'Der Luchs im Gamspelz' 3. SL
A_8.JPG'Der Luchs im Gamspelz' 4. SL
Und beim Abseilen wird dann geputzt.
A_9.JPG
"Alter, wir sind die absoluten Volltrotteln! Da gehn'ma in den Schwobn zum Erschließen und putzen wie die Blöden! Noch mehr als im Bergland…"
A_10.JPG
'Pensionsvorsorge' 4. SL
Der Nixtuer ist aber anscheinend noch ein größerer Masochist. Gemeinsam mit seiner lieben Frau bohrt und buddelt er noch zwei weitere Linien in den Fels. Und was für welche!
Die Arbeiten ziehen sich über den ganzen Sommer. Immer wieder rücken wir dem Fels mit Bohrmaschine und Putzgerät zu Leibe.
Dafür sind einige Längen, die wir einrichten, dann aber auch wahre Edelsteine…
A_12.JPG
'Yippie-Yah-Yeah, Schweinebacke' 3. SL
Der Herbst kündigt sich bereits an, als wir zu unserem (vermeintlich) letzten Arbeitseinsatz marschieren. Doch das Schicksal hat andere Pläne als wir…
"Der Materialsack ist weg!!!"
Tatsächlich! Und jetzt stehen wir zwar mit Bohrmaschine, bolts und Hammer am Wandfuß. Bloß ohne Seile und Exen…
Mammamia!
Was für ein übler Zeitgenosse hat sich hier wohl als Dieb betätigt?!?
Wir suchen die nähere Umgebung ab. – Nichts.
Wir suchen die nähere Umgebung wieder ab. – Wieder nichts.
Wir suchen die nähere Umgebung ein weiters Mal ab…
…
Hilft nichts. Weg ist weg!
Wir steigen ab.
"Du schau', da liegt eines unsere Putzbürsterln!"
"Und da ist das zweite!"
"Und da liegt…"
Unsere gesamten Putzutensilien liegen verstreut im Wald. Nur die Seile und Exen bleiben verschollen.
Der Dieb wird sie wohl irgendwo hingeworfen haben?
Wir steigen durch den Wald bis zum Wanderweg ab und finden… nichts.
Wir steigen durch den Wald auf einer anderen Strecke auf und finden… nichts.
Wo könnte der die Seile hingeworfen haben? Offensichtlich weiß er, dass wir ohne Seile und Exen nicht weitermachen können. Und die Putzsachen waren ihm zu schwer. Die hat er gleich so neben dem Weg entsorgt.
"Hmm, also ich an seiner Stelle würde die Seile vom Wanderweg in die Schlucht runterschmeißen." – Der Nixtuer betätigt sich als Profiler…
Wir steigen durch den Wald wieder bis zum Wanderweg ab. Der Nixtuer schaut gleich über den ersten Abbruch hinunter.
"Da ist unser Halbseil!!!"
Tatsächlich! Wahrscheinlich hat der Horich Franz vom Himmel aus dafür gesorgt, dass es an einem Strauch hängen geblieben ist, damit die Buam was zum Putzen haben…
Danke Franz!
Die weitere Suche nach unserem Einfachseil und den Exen bringt keinen Erfolg. Aber gut, zumindest haben wir ein Halbseil. Das war zwar schon vorher etwas ramponiert und in der Zwischenzeit haben auch schon die Mäuse dran genagt. Aber das geht schon irgendwie…
Wir steigen wieder durch den Wald zu den Felsen auf.
"Das wievielte Mal latschen wir jetzt da heute schon mit vollem Rucksack hinauf?"
"Keine Ahnung. Hauptsache wir haben ein Seil"
Dort wo der Mantel durchlöchert ist, kleben wir einfach Tape rundherum. Da sieht man dann wenigstens nicht, wie hin das Seil schon ist…
Aus ein paar Karabinern und Bandschlingen basteln wir uns Behelfsexen und schon kann's losgehen.
Wir putzen die Querungslänge der 'Yippie'. Zuerst der Vorsteiger im Vorstieg, dann der Nachsteiger im Nachstieg. Und dann klettern wir putzend gleich wieder zurück.
"Hähä, das hat der Dieb net bedacht. Wenn ma des Material vollzählig g'habt hätten, hätt'ma die Länge net'amal ansatzweise so gut putzt…"
A_15.JPG
'Yippie-Yah-Yeah, Schweinebacke' 2. SL
Na gut, wir müssen halt noch einmal zum Finalisieren anrücken. Jetzt ist es auch hier schon kalt. Aber wir genießen es.
A_16.JPG
'Yippie-Yah-Yeah, Schweinebacke' 4. SL
Die letzte Seillänge beginnt noch einmal ordentlich steil und glatt.
A_17.JPG
'Yippie-Yah-Yeah, Schweinebacke' 5. SL
Dafür haben wir dann von unserem Gipfel einen wunderbaren Blick hinauf zu Beilstein und Stangenwand.
A_18.JPG
Und im Oktober hat es dann die feierliche Eröffnung gegeben. Dass dafür 2 legendäre Erschließer aus einem benachbarten Bundesland angereist sind, hat uns natürlich ganz besonders gefreut.
Es war jedenfalls Genuß pur!
A_20.JPG
'Goldene Mitte'
Danke Anita und Rü für diese schönen Felsbasteleien!
Das Wichtigste aber ist, dass wir nun ein Ausweichziel haben, wenn der Nebel wieder einmal oben in den Wänden von Stangenwand und Beilstein hängt.
****
Hochschwab/Rauchtal – Ausweichkogel:
Momentan gibt es 5 Linien mit jeweils 4 bis 5 Seillängen im besten Fels. Es dominiert Plattenkletterei mit schönem Wasserfraß. Die Absicherung ist plaisirmäßig. Alle Routen sind zum Abseilen mit 60 m Einfachseil eingerichtet.
Zustiegszeit ca. 1 Stunde ab dem Bodenbauer.
Topo und weitere Infos gibt es hier:
https://www.gbl-outdoor.com/tour/aus...-klettern-2282
https://www.bergsteigen.com/touren/k...nd-hochschwab/
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