Liebe ForumskollegInnen!
Nach einigen Wochen des interessierten Mitlesens im Forum poste ich jetzt meinen ersten eigenen Bericht und möchte Euch über mein fast 2-monatiges Projekt auf der Hohen Wand erzählen (Achtung, das ist ein langer Bericht):
Der Innerkoflersteig auf der Hohe Wand: Meine Geschichte einer Sanierung, Revitalisierung und Verlängerung eines Uralt-Klassikers.
Der Innerkoflersteig war früher (glaubt man den Berichten aus früheren Zeiten) einer der beliebtesten schweren Durchstiege auf der Hohen Wand, erstbegangen noch vor 1919 von A. Wildenauer (von wem sonst?) und R. Riedel.
Das waren die Informationen, die ich zur Tour hatte:
Die Tour beginnt am Wandfußsteig gleich neben dem HTL-Klettersteig und führt 2 Seillängen durch eine ausgeprägte und breite Kaminrinne gerade hinauf: Die dritte Seillänge verläuft auf einem grasigen Band (dem „Innerkoflerband“) nach rechts bis hinter einen markanten, angelehnten Pfeiler mitten in der Wand (mit einem originellen Durchschlupf hinter dem Pfeiler).
Die 4. Seillänge benutzt zuerst die Verschneidung zwischen dem Pfeiler und der Wand und wechselt dann in die steile Wand. Ein paar Meter weiter oben legt sich die Wand wieder etwas zurück und die Tour folgt dann einer schrägen Rissrampe nach rechts und verläuft hinauf auf den markanten Spitz, an dem heute der erste seilversicherte Abschnitt des HTL-Steiges endet.
Die nächste Seillänge beginnt mit ein paar Metern Gehgelände und führt über leichte Schrofen in den Verschneidungswinkel links vom HTL-Steig. Dort startet die letzte Seillänge des Originalweges in eine 20 Meter hohe Verschneidung und endet auf einem markanten Pfeilerspitz in etwas mehr als 2/3 der gesamten Wandhöhe.
In den alten Führern waren zwar Beschreibungen zu finden, im Internet kursieren v.a. ein paar wenige Berichte über abgebrochene Begehungsversuche (einige Opferkarabiner und Abseilschlingen legten davon Zeugnis ab…) und alle Gespräche, die ich zum Innerkofler führte, begannen und endeten mit ausführlichen Beschreibungen über dichte Dornbüsche und der Warnung „dort kannst auch elendiglich in den Dornen stecken bleiben“.
Innerkofler Wandübersicht.JPG
Wandübersicht Innerkoflersteig
Oft querte ich bei diversen HTL-Steig-Begehungen nach links und rechts, aber wirklich kennenlernen durfte ich den Innerkofler dann in den letzten zwei Monaten.
Nachdem ich alte Klassiker immer reizvoll finde (ich klettere sogar gerne in Spreiz- und Stemmkaminen…) und das Angebot an 4er Touren in diesem Bereich der Hohen Wand durchaus überschaubar ist, plante ich eine umfassende Revitalisierung der Tour (in Eigeninitiative und ohne Sponsor, aber natürlich in Absprache mit dem „Hausmeister“ der HW). Nicht zuletzt deshalb, weil ich seit Jahren ein dankbarer Konsument der ganzen eingerichteten und sanierten Touren bin, die andere in tagelanger Arbeit hergerichtet haben – ich wollte hier auch einen kleinen Teil dazu beitragen.
Sanierung Innerkofler Ausrüstung.JPG
Ausrüstung für die Putzerei der Wand
Um das Sanierungsprojekt realisierbar zu gestalten, standen zuerst einmal Abseilfahrten über den Innerkofler am Programm – zum Glück erleichterte der HTL-Steig die Erkundungsabseilaktionen enorm. Das Ergebnis war zuerst ausgesprochen ernüchternd: Genauso wie vorgewarnt, kämpfte ich mich durch Unmengen an losem Gestein, Gras und Erde nach unten, verendete mehrfach in Dornbüschen und fand aufs erste und auch aufs zweite Hinschauen kaum brauchbare Felsstrukturen. Immer weniger vorstellbar wurde es, dass diese Tour einmal so beliebt gewesen sein soll. Der Geländevergleich mit den Führerbeschreibungen bestärkte mich auch in der Annahme, dass der Originalsteig mittlerweile gar nicht mehr zu klettern ist. So versperrt z.B. im originalen Einstiegsriss (gerade noch erkennbar an der alten „00“ Aufschrift, einem blassen Pfeil und einem massiven Ringhaken) eine mit den Jahren groß gewordene Eibe den Weiterweg sehr nachdrücklich. Nachdem das Fällen von gesunden Bäumen (nur um eine Klettertour einzurichten) sowieso außer Frage stand, war recht bald klar, dass die Tour ein „Neuer Innerkoflersteig“ werden würde.
Sanierung Innerkofler 3. SL.JPG
Einrichten und Putzen der 3. SL
Immer noch sehr unsicher, ob hier überhaupt kletterbarer Fels zu finden sein würde und ob die ganzen Putzaktionen in unmittelbarer Nähe zum dauernd überlaufenen HTL-Steig nicht lebensgefährlich für alle Anwesenden werden könnte, richtete ich zumindest einmal Arbeitsstandplätze ein, um weitere Abseilfahrten besser gesichert durchführen zu können.
In den nächsten Wochen (ab Ende September 2016) hatte ich zweifaches Glück:
Erstens, dass der HTL-Steig komplett gesperrt und das Stahlseil der ersten 30 Meter abgezogen wurde. Das bedeutete einerseits (und das war das wichtigste) dass ich mit meiner Putzerei nicht ständig Steine auf die am Einstieg wartenden Klettersteigler ablassen würde. Andererseits bedeutete das auch (aber das wurde unter Training verbucht…), dass ich alle Aktionen immer von oben starten musste und nach einem langen Putztag mit dem ganzen Krempel (60 Meter Arbeitsseil, Bohrhammer und viel anderes Werkzeug) oft schon in Dunkeln wieder die Völlerin hinauf wanken durfte.
Zweitens kam mir das nasskalte Wetter der letzten Wochen entgegen: So wurden die Putztage im Innerkofler ausschließlich auf nebelige Wochentage mit leichtem Nieselregen und 6 Grad Tageshöchstwert gelegt – fast ein Garant für möglichst überschaubare Menschenmassen am Wandfußsteig.
Sanierung Innerkofler Standplatz.JPG
Einrichten Standplatz
Begonnen habe ich das Ausputzen mit der 6. Seillänge und siehe da – mit ein paar Stunden Zusammenräumen kommen plötzlich durchaus feste und nette Klettermeter zutage… Also weiter nach unten und die nächsten Seillängen geputzt. Jeder, der bereits eine oder gar mehrere lange Touren geputzt hat, kennt es, sich Meter für Meter nach unten zu graben, größere Steine abzuseilen und kleinere der Schwerkraft zu überantworten, Gebüsch auszuschneiden und noch keine Ahnung zu haben, wo die tatsächliche Kletterroute dann verlaufen wird. So habe ich erstmal auf Verdacht hin einen 2-3 Meter breiten Streifen entbotanisert, entschottert und enterdet und am Ende zweimal die ganze Tour von oben nach unten durchgekehrt – insgesamt 10 Tage Vertikalgärtnern bzw. alternative Landschaftsgestaltung. Ich machte auch die sehr nachhaltige Bekanntschaft mit der Herbstgrasmilbe, deren Larven sich sehr gerne unter der Kleidung in den Körper beißen und für ca. 14-tägigen Juckreiz sorgen – wirklich gute Freunde wurden wir aber nicht…
Sanierung Innerkofler 6. SL.JPG
Sanierung 6. SL
Um nicht tagelang ausschließlich zu putzen, begann ich auch die Tour von oben beginnend einmal Seillänge für Seillänge zu klettern und die potenziellen (und aus der Kletterstellung klinkbaren) Bohrhakenpositionen zu markieren und dabei auch an jene Menschen zu denken, die nicht wie ich über 1,90 lang sind… In der Literatur war immer von „wenigen, alten Normalhaken“ die Rede – würde die Tour damit überhaupt nach heutigen Maßstäben abzusichern sein? Ein Grundsatz beim Sanieren von alten Routen sollte ja sein, Bohrhaken möglichst an der Stelle alter Normalhaken zu setzen und die Route nicht mit zusätzlichen Bohrhaken vollzupflastern.
Da war es gut, dass vor dem Einbohren das umfangreiche Putzen gestanden ist: Unter den Grasbüscheln und Erdhaufen kamen sehr viele, jahrelang verschüttete Normalhaken zutage, sodass mit ganz wenigen Ausnahmen wirklich nur bestehende Normalhaken durch Bohrhaken ersetzt werden mussten. Die Ausnahmen sind dort finden, wo die Route neu (über frisch geputzten und kompakten Fels) geführt wird, in der grasigen Querung der 3. Seillänge, die bei Nässe mehr als heikel ist und in den beiden schrofigen Verbindungsseillängen für die bessere Seilführung bzw. zur Orientierung.
Zwei grundlegende Erkenntnisse hatte ich nach der Putzerei:
Erstens: Vor allem in den beiden ersten Seillängen war das Ausräumen unabhängig von der Routensanierung mehr als notwendig. In dieser Kaminrinne gab es insgesamt vier Verklausungen, wo sich hinter Büschen und Totholz Unmengen an Geröll angesammelt hatte. Wäre eine dieser Barrieren gebrochen, hätte es eine massive Gerölllawine auf den Wandfußsteig gegeben.
Zweitens: Der Fels ist über weite Strecken sehr viel kompakter und fester als nach den ersten Besichtigungen und den Beschreibungen angenommen. Klar, gibt es auch nach dem Putzen noch den einen oder anderen Wackelkandidaten und es wird schon noch den Winter und die Schneeschmelze brauchen, um die lose Erde aus der Tour zu spülen – aber dass hier so guter Fels zu finden ist, hätte ich vorher nicht gedacht. Zum Beispiel wurde die 2. Seillänge in der Literatur als „erdige und gefährliche Rinne“ beschrieben – jetzt präsentiert sich diese (leider viel zu kurze) Seillänge als kompakte und wunderschöne Verschneidungsplatte.
Da neben dem Putzen auch schon eingebohrt wurde stand dann Ende Oktober 2016 der alte Innerkofler in neuem (wenn auch noch etwas staubigem) Glanz da. Was mir noch fehlte war eine Möglichkeit, kletternd vom Ende der 6. Seillänge bis zur Hochfläche zu gelangen – ein Steig, der in 2/3 der Wandhöhe endet und dann über Schrofen nach oben hin ausgestiegen werden muss, war nicht so ganz in meinem Sinn. Daher wurden dem Innerkofler noch zwei neue (kurze) Seillängen spendiert: Eine schrofige Verbindungsseillänge am Eingang der Sonnenuhrhöhle vorbei und eine Kletterseillänge über einen plattigen Pfeiler bzw. Pfeilergrat zwischen HTL-Steig und Sechsersteig.
Wenn man jetzt an den Neuen Innerkofler entweder „Richters Ende“ oder den „Pensionistengrat“ dranhängt (die beide von Charakter und Schwierigkeit zum Innerkofler passen) kann man jetzt in 11 bzw. 10 Seillängen vom Wandfuß bis ganz nach oben durchsteigen und kommt so auf gute 220 Kletterhöhenmeter im oberen 4./unteren 5. SG.
Fortsetzung folgt...
Nach einigen Wochen des interessierten Mitlesens im Forum poste ich jetzt meinen ersten eigenen Bericht und möchte Euch über mein fast 2-monatiges Projekt auf der Hohen Wand erzählen (Achtung, das ist ein langer Bericht):
Der Innerkoflersteig auf der Hohe Wand: Meine Geschichte einer Sanierung, Revitalisierung und Verlängerung eines Uralt-Klassikers.
Der Innerkoflersteig war früher (glaubt man den Berichten aus früheren Zeiten) einer der beliebtesten schweren Durchstiege auf der Hohen Wand, erstbegangen noch vor 1919 von A. Wildenauer (von wem sonst?) und R. Riedel.
Das waren die Informationen, die ich zur Tour hatte:
Die Tour beginnt am Wandfußsteig gleich neben dem HTL-Klettersteig und führt 2 Seillängen durch eine ausgeprägte und breite Kaminrinne gerade hinauf: Die dritte Seillänge verläuft auf einem grasigen Band (dem „Innerkoflerband“) nach rechts bis hinter einen markanten, angelehnten Pfeiler mitten in der Wand (mit einem originellen Durchschlupf hinter dem Pfeiler).
Die 4. Seillänge benutzt zuerst die Verschneidung zwischen dem Pfeiler und der Wand und wechselt dann in die steile Wand. Ein paar Meter weiter oben legt sich die Wand wieder etwas zurück und die Tour folgt dann einer schrägen Rissrampe nach rechts und verläuft hinauf auf den markanten Spitz, an dem heute der erste seilversicherte Abschnitt des HTL-Steiges endet.
Die nächste Seillänge beginnt mit ein paar Metern Gehgelände und führt über leichte Schrofen in den Verschneidungswinkel links vom HTL-Steig. Dort startet die letzte Seillänge des Originalweges in eine 20 Meter hohe Verschneidung und endet auf einem markanten Pfeilerspitz in etwas mehr als 2/3 der gesamten Wandhöhe.
In den alten Führern waren zwar Beschreibungen zu finden, im Internet kursieren v.a. ein paar wenige Berichte über abgebrochene Begehungsversuche (einige Opferkarabiner und Abseilschlingen legten davon Zeugnis ab…) und alle Gespräche, die ich zum Innerkofler führte, begannen und endeten mit ausführlichen Beschreibungen über dichte Dornbüsche und der Warnung „dort kannst auch elendiglich in den Dornen stecken bleiben“.
Innerkofler Wandübersicht.JPG
Wandübersicht Innerkoflersteig
Oft querte ich bei diversen HTL-Steig-Begehungen nach links und rechts, aber wirklich kennenlernen durfte ich den Innerkofler dann in den letzten zwei Monaten.
Nachdem ich alte Klassiker immer reizvoll finde (ich klettere sogar gerne in Spreiz- und Stemmkaminen…) und das Angebot an 4er Touren in diesem Bereich der Hohen Wand durchaus überschaubar ist, plante ich eine umfassende Revitalisierung der Tour (in Eigeninitiative und ohne Sponsor, aber natürlich in Absprache mit dem „Hausmeister“ der HW). Nicht zuletzt deshalb, weil ich seit Jahren ein dankbarer Konsument der ganzen eingerichteten und sanierten Touren bin, die andere in tagelanger Arbeit hergerichtet haben – ich wollte hier auch einen kleinen Teil dazu beitragen.
Sanierung Innerkofler Ausrüstung.JPG
Ausrüstung für die Putzerei der Wand
Um das Sanierungsprojekt realisierbar zu gestalten, standen zuerst einmal Abseilfahrten über den Innerkofler am Programm – zum Glück erleichterte der HTL-Steig die Erkundungsabseilaktionen enorm. Das Ergebnis war zuerst ausgesprochen ernüchternd: Genauso wie vorgewarnt, kämpfte ich mich durch Unmengen an losem Gestein, Gras und Erde nach unten, verendete mehrfach in Dornbüschen und fand aufs erste und auch aufs zweite Hinschauen kaum brauchbare Felsstrukturen. Immer weniger vorstellbar wurde es, dass diese Tour einmal so beliebt gewesen sein soll. Der Geländevergleich mit den Führerbeschreibungen bestärkte mich auch in der Annahme, dass der Originalsteig mittlerweile gar nicht mehr zu klettern ist. So versperrt z.B. im originalen Einstiegsriss (gerade noch erkennbar an der alten „00“ Aufschrift, einem blassen Pfeil und einem massiven Ringhaken) eine mit den Jahren groß gewordene Eibe den Weiterweg sehr nachdrücklich. Nachdem das Fällen von gesunden Bäumen (nur um eine Klettertour einzurichten) sowieso außer Frage stand, war recht bald klar, dass die Tour ein „Neuer Innerkoflersteig“ werden würde.
Sanierung Innerkofler 3. SL.JPG
Einrichten und Putzen der 3. SL
Immer noch sehr unsicher, ob hier überhaupt kletterbarer Fels zu finden sein würde und ob die ganzen Putzaktionen in unmittelbarer Nähe zum dauernd überlaufenen HTL-Steig nicht lebensgefährlich für alle Anwesenden werden könnte, richtete ich zumindest einmal Arbeitsstandplätze ein, um weitere Abseilfahrten besser gesichert durchführen zu können.
In den nächsten Wochen (ab Ende September 2016) hatte ich zweifaches Glück:
Erstens, dass der HTL-Steig komplett gesperrt und das Stahlseil der ersten 30 Meter abgezogen wurde. Das bedeutete einerseits (und das war das wichtigste) dass ich mit meiner Putzerei nicht ständig Steine auf die am Einstieg wartenden Klettersteigler ablassen würde. Andererseits bedeutete das auch (aber das wurde unter Training verbucht…), dass ich alle Aktionen immer von oben starten musste und nach einem langen Putztag mit dem ganzen Krempel (60 Meter Arbeitsseil, Bohrhammer und viel anderes Werkzeug) oft schon in Dunkeln wieder die Völlerin hinauf wanken durfte.
Zweitens kam mir das nasskalte Wetter der letzten Wochen entgegen: So wurden die Putztage im Innerkofler ausschließlich auf nebelige Wochentage mit leichtem Nieselregen und 6 Grad Tageshöchstwert gelegt – fast ein Garant für möglichst überschaubare Menschenmassen am Wandfußsteig.
Sanierung Innerkofler Standplatz.JPG
Einrichten Standplatz
Begonnen habe ich das Ausputzen mit der 6. Seillänge und siehe da – mit ein paar Stunden Zusammenräumen kommen plötzlich durchaus feste und nette Klettermeter zutage… Also weiter nach unten und die nächsten Seillängen geputzt. Jeder, der bereits eine oder gar mehrere lange Touren geputzt hat, kennt es, sich Meter für Meter nach unten zu graben, größere Steine abzuseilen und kleinere der Schwerkraft zu überantworten, Gebüsch auszuschneiden und noch keine Ahnung zu haben, wo die tatsächliche Kletterroute dann verlaufen wird. So habe ich erstmal auf Verdacht hin einen 2-3 Meter breiten Streifen entbotanisert, entschottert und enterdet und am Ende zweimal die ganze Tour von oben nach unten durchgekehrt – insgesamt 10 Tage Vertikalgärtnern bzw. alternative Landschaftsgestaltung. Ich machte auch die sehr nachhaltige Bekanntschaft mit der Herbstgrasmilbe, deren Larven sich sehr gerne unter der Kleidung in den Körper beißen und für ca. 14-tägigen Juckreiz sorgen – wirklich gute Freunde wurden wir aber nicht…
Sanierung Innerkofler 6. SL.JPG
Sanierung 6. SL
Um nicht tagelang ausschließlich zu putzen, begann ich auch die Tour von oben beginnend einmal Seillänge für Seillänge zu klettern und die potenziellen (und aus der Kletterstellung klinkbaren) Bohrhakenpositionen zu markieren und dabei auch an jene Menschen zu denken, die nicht wie ich über 1,90 lang sind… In der Literatur war immer von „wenigen, alten Normalhaken“ die Rede – würde die Tour damit überhaupt nach heutigen Maßstäben abzusichern sein? Ein Grundsatz beim Sanieren von alten Routen sollte ja sein, Bohrhaken möglichst an der Stelle alter Normalhaken zu setzen und die Route nicht mit zusätzlichen Bohrhaken vollzupflastern.
Da war es gut, dass vor dem Einbohren das umfangreiche Putzen gestanden ist: Unter den Grasbüscheln und Erdhaufen kamen sehr viele, jahrelang verschüttete Normalhaken zutage, sodass mit ganz wenigen Ausnahmen wirklich nur bestehende Normalhaken durch Bohrhaken ersetzt werden mussten. Die Ausnahmen sind dort finden, wo die Route neu (über frisch geputzten und kompakten Fels) geführt wird, in der grasigen Querung der 3. Seillänge, die bei Nässe mehr als heikel ist und in den beiden schrofigen Verbindungsseillängen für die bessere Seilführung bzw. zur Orientierung.
Zwei grundlegende Erkenntnisse hatte ich nach der Putzerei:
Erstens: Vor allem in den beiden ersten Seillängen war das Ausräumen unabhängig von der Routensanierung mehr als notwendig. In dieser Kaminrinne gab es insgesamt vier Verklausungen, wo sich hinter Büschen und Totholz Unmengen an Geröll angesammelt hatte. Wäre eine dieser Barrieren gebrochen, hätte es eine massive Gerölllawine auf den Wandfußsteig gegeben.
Zweitens: Der Fels ist über weite Strecken sehr viel kompakter und fester als nach den ersten Besichtigungen und den Beschreibungen angenommen. Klar, gibt es auch nach dem Putzen noch den einen oder anderen Wackelkandidaten und es wird schon noch den Winter und die Schneeschmelze brauchen, um die lose Erde aus der Tour zu spülen – aber dass hier so guter Fels zu finden ist, hätte ich vorher nicht gedacht. Zum Beispiel wurde die 2. Seillänge in der Literatur als „erdige und gefährliche Rinne“ beschrieben – jetzt präsentiert sich diese (leider viel zu kurze) Seillänge als kompakte und wunderschöne Verschneidungsplatte.
Da neben dem Putzen auch schon eingebohrt wurde stand dann Ende Oktober 2016 der alte Innerkofler in neuem (wenn auch noch etwas staubigem) Glanz da. Was mir noch fehlte war eine Möglichkeit, kletternd vom Ende der 6. Seillänge bis zur Hochfläche zu gelangen – ein Steig, der in 2/3 der Wandhöhe endet und dann über Schrofen nach oben hin ausgestiegen werden muss, war nicht so ganz in meinem Sinn. Daher wurden dem Innerkofler noch zwei neue (kurze) Seillängen spendiert: Eine schrofige Verbindungsseillänge am Eingang der Sonnenuhrhöhle vorbei und eine Kletterseillänge über einen plattigen Pfeiler bzw. Pfeilergrat zwischen HTL-Steig und Sechsersteig.
Wenn man jetzt an den Neuen Innerkofler entweder „Richters Ende“ oder den „Pensionistengrat“ dranhängt (die beide von Charakter und Schwierigkeit zum Innerkofler passen) kann man jetzt in 11 bzw. 10 Seillängen vom Wandfuß bis ganz nach oben durchsteigen und kommt so auf gute 220 Kletterhöhenmeter im oberen 4./unteren 5. SG.
Fortsetzung folgt...
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