Giglachsee, Bleckwand, Gollitschspitze, Deneck
„Alle Achtung!“
„Der spinnt Ja!“
„Boah!“
„Und dann passiert´s wieder…“
„Respekt, Respekt!“
„A Wahnsinniger!“
Es ist schon spannend, was man alles zu hören bekommt, wenn man mit Krücken in die Berge geht…
Immerhin, die meisten Reaktionen sind wenigstens positiv und die negativen kommen meist von jenen Personen, bei denen man sich wundert, warum sie nicht schon beim zehnten Schritt über die eigenen Füße stolpern.
Wie auch immer – ich konnte es nicht lassen, 7 Wochen Bergabstinenz, noch dazu in einem Supersommer, welcher normale Bergsteiger hält das aus. Es galt also ein Trauma zu verhindern…
Meine Ausgangslage, Achillessehenenriss am 4.7.15, also nahezu genau den dem Tag an dem sich der Jahrhundertsommer einstellte, ist ja den meisten bekannt.
Bereits nach vier Wochen also zwei Wochen Gips, zwei Wochen Walker juckte es mich. Gerade hatte ich herausgefunden, dass ich mit dem Walkerstiefel moderat – so wie ein alter Opa halt – Radfahren kann. Mit den Krücken weitere Strecken zu gehen war zwar anstrengend, aber warum sollten nicht wenigstens die Arme was zu tun haben… Also auf zum Test:
9.8.2015, Von Ursprungalm zum Giglachsee und herum
Der Weg ist mir bestens bekannt, fast eine Forststraße, teilweise aber recht steil. Aber das Wetter ist ja so herrlich! Und die Motivation an der Höchstmarke…
Vorsichtig beginne ich, an Steilstufen drehe ich den Walker auswärts und kann mich so recht gut hochschieben. Die Flachstufen bringen Erholung.
Gig 001.jpg
Der Schotter ist eine eigene trickreiche Sache, wer will schon ausrutschen! Also immer hübsch den Walker von oben auf möglichst ebene Plätzchen setzen. Es geht erstaunlich gut und mit einer gewissen Euphorie erreiche ich den Giglachsee. Wer hätte das gedacht!
Der See ist pudelwarm und so ziehe ich den Walker aus und rutsche, das verletzte Bein starr haltend, wie ein Sitzfußballer in den See hinein – eine Wohltat! Ein Traum!
Gig 002.jpg
Erfrischt gehe ich weiter den See entlang, am Ende folgt noch einmal ein Hupfer ins kühle Nass.
Gig 003.jpg
Bis hier her war der Weg nicht schwierig, kaum Hindernisse. Der Weg zur Ignaz Mathies-Hütte ist allerdings verblockt – aber es juckt mich. Unglaublich, welche Hindernisse ein paar Steine am Weg sein können! Eine Herausforderung nach der anderen! Selbst mit dem Walker sollte ich ja Extremschritte vermeiden, also immer bei der Sache bleiben, gut mitdenken! Doch ich komme vorwärts. Bald schon setze ich die Krücken sehr geschickt ein und eine große Hilfe ist halt meine schon fast instinktive Trittsicherheit.
Da ist die Hütte! Fast ein Triumph...
Gig 004.jpg
Frisch gestärkt wähle ich danach den Fahrweg. Doch der ist sehr schottrig und anstrengend für die Arme. Ich bin froh, als der Weg wieder ebener wird.
Gig 005.jpg
Abwärts zur Ursprungalm, durchschwingen, fast reine Armarbeit – phuu… Aber es bleibt nichts übrig.
Als ich unten bin, bin ich froh, die Handgelenke schmerzen, hoffentlich war´s nicht zu viel.
Es war´s schon wert…
Nach weiteren vierzehn Tagen (und einigen Seespaziergängen, Mini-Radtouren mit 30km) kommt der Walker weg. Hurra, ich habe wieder ein bloßes Bein!
Doch jetzt heißt es doppelt aufpassen. Den Fuß darf ich zwar belasten, aber nun schützt mich keine Schiene mehr. Einzig mit den Krücken kann ich falsche Belastungen vermeiden. Wieder neue Gehversuche, Radfahren nur mit Ferseneinsatz.
Eine einfache Wanderung zur Ziemitzalm (Grundlsee), dort gibt´s Abkürzungen zwischen Forststraßen, dort kann ich Gelände testen. Der Test fällt positiv aus! Auch meine Krückenfertigkeit hat zugenommen.
Ob die Bleckwand ginge? Ich versuch´s!
23.8.2015 Bleckwand, 1541 m; von Niedergadenalm (Osterhorngruppe)
Eine Familientour, läppische 300 Höhenmeter, das sollte sich ja wohl ausgehen! Ja, ja, schon, aber da muss jeder Schritt sitzen, im Schotter auch nur ein wenig rutschen – ist verboten! Bereits ein läppischer Ausgleichssprung auf den linken Fuß wäre vielleicht fatal.
Das ist mir wohl bewusst und ich wähle ganz gezielt den schwierigeren Anstieg zuerst und gehe mit höchster Konzentration. Unglaublich, dass ein steilerer Schotterabschnitt bereits logistische Probleme machen kann – und davon gibt es einige… Fast einfacher sind die Felsstufen, wo ich nur die Hände, kurz vielleicht auch mal ein Knie einsetze. Aber es ist seltsam, ich wachse an den Schwierigkeiten und – so kurios es klingen mag – allmählich macht mir die Sache Spaß.
Tatsächlich lande ich schließlich wohlbehalten am Gipfel:
Bleck 001.jpg
Nach sieben Wochen Bergabstinenz bin ich darüber überglücklich.
Bald gehe ich zum Kreuzgipfel weiter
Bleck 002.jpg
wo sich bereits reges Wandererleben tummelt.
Den Abstieg nehme ich über die Bleckwandhütte und bin dabei nicht mal mehr so langsam. Immer wieder einmal durchschwingen mit den Krücken, so lassen sich auch recht rasch ein paar Meter machen. Und glücklich erreiche ich wieder mein Fahrzeug. Tja – und auch zum Treten der Kupplung ist wieder genügend Kraft da – es geht aufwärts!
Und weil der Wolfgangsee immer so schön herauf gelacht hat und man von dort aus auch so schön auf die Bleckwand sieht, bleibe ich dort heute bis Sonnenuntergang.
Bleck 003.jpg
„Alle Achtung!“
„Der spinnt Ja!“
„Boah!“
„Und dann passiert´s wieder…“
„Respekt, Respekt!“
„A Wahnsinniger!“
Es ist schon spannend, was man alles zu hören bekommt, wenn man mit Krücken in die Berge geht…
Immerhin, die meisten Reaktionen sind wenigstens positiv und die negativen kommen meist von jenen Personen, bei denen man sich wundert, warum sie nicht schon beim zehnten Schritt über die eigenen Füße stolpern.
Wie auch immer – ich konnte es nicht lassen, 7 Wochen Bergabstinenz, noch dazu in einem Supersommer, welcher normale Bergsteiger hält das aus. Es galt also ein Trauma zu verhindern…
Meine Ausgangslage, Achillessehenenriss am 4.7.15, also nahezu genau den dem Tag an dem sich der Jahrhundertsommer einstellte, ist ja den meisten bekannt.
Bereits nach vier Wochen also zwei Wochen Gips, zwei Wochen Walker juckte es mich. Gerade hatte ich herausgefunden, dass ich mit dem Walkerstiefel moderat – so wie ein alter Opa halt – Radfahren kann. Mit den Krücken weitere Strecken zu gehen war zwar anstrengend, aber warum sollten nicht wenigstens die Arme was zu tun haben… Also auf zum Test:
9.8.2015, Von Ursprungalm zum Giglachsee und herum
Der Weg ist mir bestens bekannt, fast eine Forststraße, teilweise aber recht steil. Aber das Wetter ist ja so herrlich! Und die Motivation an der Höchstmarke…
Vorsichtig beginne ich, an Steilstufen drehe ich den Walker auswärts und kann mich so recht gut hochschieben. Die Flachstufen bringen Erholung.
Gig 001.jpg
Der Schotter ist eine eigene trickreiche Sache, wer will schon ausrutschen! Also immer hübsch den Walker von oben auf möglichst ebene Plätzchen setzen. Es geht erstaunlich gut und mit einer gewissen Euphorie erreiche ich den Giglachsee. Wer hätte das gedacht!
Der See ist pudelwarm und so ziehe ich den Walker aus und rutsche, das verletzte Bein starr haltend, wie ein Sitzfußballer in den See hinein – eine Wohltat! Ein Traum!
Gig 002.jpg
Erfrischt gehe ich weiter den See entlang, am Ende folgt noch einmal ein Hupfer ins kühle Nass.
Gig 003.jpg
Bis hier her war der Weg nicht schwierig, kaum Hindernisse. Der Weg zur Ignaz Mathies-Hütte ist allerdings verblockt – aber es juckt mich. Unglaublich, welche Hindernisse ein paar Steine am Weg sein können! Eine Herausforderung nach der anderen! Selbst mit dem Walker sollte ich ja Extremschritte vermeiden, also immer bei der Sache bleiben, gut mitdenken! Doch ich komme vorwärts. Bald schon setze ich die Krücken sehr geschickt ein und eine große Hilfe ist halt meine schon fast instinktive Trittsicherheit.
Da ist die Hütte! Fast ein Triumph...
Gig 004.jpg
Frisch gestärkt wähle ich danach den Fahrweg. Doch der ist sehr schottrig und anstrengend für die Arme. Ich bin froh, als der Weg wieder ebener wird.
Gig 005.jpg
Abwärts zur Ursprungalm, durchschwingen, fast reine Armarbeit – phuu… Aber es bleibt nichts übrig.
Als ich unten bin, bin ich froh, die Handgelenke schmerzen, hoffentlich war´s nicht zu viel.
Es war´s schon wert…
Nach weiteren vierzehn Tagen (und einigen Seespaziergängen, Mini-Radtouren mit 30km) kommt der Walker weg. Hurra, ich habe wieder ein bloßes Bein!
Doch jetzt heißt es doppelt aufpassen. Den Fuß darf ich zwar belasten, aber nun schützt mich keine Schiene mehr. Einzig mit den Krücken kann ich falsche Belastungen vermeiden. Wieder neue Gehversuche, Radfahren nur mit Ferseneinsatz.
Eine einfache Wanderung zur Ziemitzalm (Grundlsee), dort gibt´s Abkürzungen zwischen Forststraßen, dort kann ich Gelände testen. Der Test fällt positiv aus! Auch meine Krückenfertigkeit hat zugenommen.
Ob die Bleckwand ginge? Ich versuch´s!
23.8.2015 Bleckwand, 1541 m; von Niedergadenalm (Osterhorngruppe)
Eine Familientour, läppische 300 Höhenmeter, das sollte sich ja wohl ausgehen! Ja, ja, schon, aber da muss jeder Schritt sitzen, im Schotter auch nur ein wenig rutschen – ist verboten! Bereits ein läppischer Ausgleichssprung auf den linken Fuß wäre vielleicht fatal.
Das ist mir wohl bewusst und ich wähle ganz gezielt den schwierigeren Anstieg zuerst und gehe mit höchster Konzentration. Unglaublich, dass ein steilerer Schotterabschnitt bereits logistische Probleme machen kann – und davon gibt es einige… Fast einfacher sind die Felsstufen, wo ich nur die Hände, kurz vielleicht auch mal ein Knie einsetze. Aber es ist seltsam, ich wachse an den Schwierigkeiten und – so kurios es klingen mag – allmählich macht mir die Sache Spaß.
Tatsächlich lande ich schließlich wohlbehalten am Gipfel:
Bleck 001.jpg
Nach sieben Wochen Bergabstinenz bin ich darüber überglücklich.
Bald gehe ich zum Kreuzgipfel weiter
Bleck 002.jpg
wo sich bereits reges Wandererleben tummelt.
Den Abstieg nehme ich über die Bleckwandhütte und bin dabei nicht mal mehr so langsam. Immer wieder einmal durchschwingen mit den Krücken, so lassen sich auch recht rasch ein paar Meter machen. Und glücklich erreiche ich wieder mein Fahrzeug. Tja – und auch zum Treten der Kupplung ist wieder genügend Kraft da – es geht aufwärts!
Und weil der Wolfgangsee immer so schön herauf gelacht hat und man von dort aus auch so schön auf die Bleckwand sieht, bleibe ich dort heute bis Sonnenuntergang.
Bleck 003.jpg
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