Sinai -
damit verband ich in der Vorstellung seit langem in erster Linie eine klare,
ursprüngliche Landschaft und viel Geschichte. Wenig wußte ich über die genaue
Geografie vor allem des Hochsinai, und kaum etwas wußte ich über die
Menschen, die dort leben. Was ich mir vorstellte, war freilich Anreiz genug,
im Anschluß an einen mehrwöchigen beruflichen Aufenthalt in Kairo ein paar
Tage Erlebnis und Entspannung in Catherine Village im Zentrum des Hochsinai
anzuhängen.
Samstag, 10. Februar 2007
So fand ich mich gegen 10:30 Uhr auf dem internationalen Busterminal im
kairoer Stadtteil Abbasiya ein, um mit dem Linienbus der "East Delta Travel"
die etwa 450 km nach Katherine Village zurückzulegen. Die Fahrkarte hatte ich
mir hier schon 2 Tage vorher besorgt, mit Reservierung auf der vordersten
Sitzreihe, um möglichst viel zu sehen - Kosten für die einfache Strecke: 40
£E (ägyptische Pfund), rund 5.50 Euro. Eine Taxifahrt, als teuerste
Alternative, hätte das 15-fache gekostet und wäre zwar individueller, aber um
vieles steriler gewesen. Der rund 6-stündige Bustrip begann bereits vor der
Abfahrt absolut arabisch: kein einziger europäischer Tourist außer mir, die
Beschriftungen alle arabisch, und mehr als ein paar Brocken Englisch war von
den meist traditionell gekleideten Einheimischen hier nicht zu erwarten. Fast
pünktlich starten wir in das auf den ersten europäischen Blick absolut
chaotische kairoer Verkehrsgewühle (das sich bei näherem Hinsehen freilich
als durchaus geregelt und nicht weniger berechenbar als der deutsche Verkehr
erweist, nur sind die in der Praxis angewandten Regeln eben nicht die uns
vertrauten). Der Bus ist vollbesetzt, fast nur mit Männern. Über die ersten 2
Dutzend km sind auf beiden Seiten weitere Trabantenstädte der intensiv
weiterwachsenden Megacity Kairo zu sehen - fertig, im Bau oder wenigstens die
künftigen Straßenzüge bereits mit langen Straßenlampenreihen markiert. Dann
übernimmt beiderseits der vierspurigen Straße die Wüste.
Der Fahrer holt aus dem Scania-Bus wirklich alles raus, die Tachonadel ist
meist am Anschlag bei 130 km/h (Temoplimit 100 km/h). Nach 1 1/2 Stunden
erreichen wir Suez, eine großflächige, freundlich wirkende Stadt ohne
Hochhausklötze, dann - durch einen etwas nördlich gelegenen Tunnel unter dem
Suezkanal - den Sinai. Vor dem Tunnel wieder (wie schon bei der Einfahrt nach
Suez) ein Kontrollpunkt, der hier hauptsächlich der Abwehr von
Schmuggelgütern (Drogen) dient. Nach einer weiteren, ereignisarmen Stunde an
der flachen Westküste entlang wird es langsam gebirgiger, und schließlich
geht es endgültig landeinwärts in das Wadi Feiran mit der berühmten
gleichnamigen Oase. Diese besteht aus Palmen und Hütten, die über mehrere km
eher zufällig inmitten von Geröll und Erdhaufen stehen (im Abkippen von
Erdhaufen allüberall scheinen die Ägypter Meister zu sein).
Ein letzter Kontrollpunkt, an dem mir - als dem einzigen touristischem
Mitfahrer - ein geringes Eintrittsgeld in den vor 10 Jahren eingerichteten
Nationalpark Hochsinai abverlangt wird, dann erreichen wir etwa 6 km später
in der Abenddämmerung Katherine Village oder Milga. Der Bus hält direkt vor
dem Katherine Plaza Hotel, das mir zu nobel und teuer vorkommt, weshalb ich
erstmal durch das ganze gut 1 km lange Dorf laufe und nach einer einfacheren
Unterkunft suche - vergeblich, denn nach dem Plaza und den beiden
danebenliegenden Hotels hat das Dorf nichts mehr, was viel mit Tourismus zu
tun hat. So entscheide ich mich für das dem Plaza benachbarte Hotel El Wady
el Mouquduss, das freundlicher und nicht so teuer wirkt. Mit den 20 Euro pro
Nacht inkl. Frühstück bin ich dann auch recht zufrieden.
Bild: Zufahrtstraße nach Catherine Village (links), vom Seitental zum Kloster aus gesehen
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