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Tourenbericht: Watzmannüberschreitung bei winterlichen Verhältnissen

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  • Tourenbericht: Watzmannüberschreitung bei winterlichen Verhältnissen

    Hallo Gipfeltreffler
    Nachdem mir bei den vielen Tourenberichten immer das Wasser im Mund zusammenläuft habe ich mich entschlossen auch einen Bericht zu veröffentlichen.

    Schon lange nehme ich mir vor wiedermal die Watzmannüberschreitung Von/bis zur Wimbachbrücke in einem Tag zu gehen. Nachdem es die letzten Tage ziemlich viel geschneit hat, wurde es fast eine Winterbegehung.
    Am 01.09.06 Starte ich um 6.00 Uhr früh an der Wimbachbrücke. Bei der Stubenalm wirds schön langsam Tag.


    Weiter gehts zur Falzalm. Das klassische Foto zeigt den Kl. Watzmann und das Watzmannkar. Als ich ins Kar reinschaute ahnte ich schon dass einiger Schnee am Grat liegen wird.



    Vom Watzmannhaus schaut der Aufstieg zum Hocheck eigentlich ziemlich aper aus.


    Doch unterm Hochstieg erkenne ich, dass wirklich winterliche Verhältnisse herschen.


    Manchmal im knietiefen Pulverschnee oder über eisige Felspartien erreiche ich nach vier Stunden das Watzmannhocheck 2651m.


    Fortsetzung folgt ...
    „Wer woaß, wosd ois vasamst, wennst steh bleibst und grod dramst!“ Django 3000

  • #2
    AW: Tourenbericht: Watzmannüberschreitung bei winterlichen Verhältnissen

    Watzmannüberschreitung Teil 2:

    Am Hocheck angekommen schweift der erste Blick natürlich zur Mittelspitze. Die Route führt auf der Westseite (rechts) über steile Bänder zum Gipfel.


    Ich erkenne, dass mehr Schnee als erwartet am Grat liegt. Ich mache erstmal Brotzeit. Ich entscheide mich bis zur Mittelspitze zu gehen, wenn es die Verhältnisse erlauben, dann gehts weiter zur Südspitze. Wenn nicht, dann steige ich übers Hocheck wieder ab. Zwei Spuren gehen bereits Richtung Mittelspitze. Ich entscheide mich ohne Steigeisen zu gehn, da der Schnee recht weich scheint. Doch nach 15 Min. komme ich an ein eisiges Band an der Westseite.


    Jetzt wirds Zeit die Eisen anzulegen. Während die Ostseite des Grates mit Schnee zugepappt ist herrschen auf der Westseite blankeeisige Verhältnisse.
    Zwischendrin gibts auch plattige apere stellen, die mit den Steigeisen recht lästig zu Begehen sind. Trotzdem komme ich recht zügig auf die Mittelspitze.
    Mit 2713m der höchste Watzmanngipfel.


    Zwei Personen sehe ich ca. 50m vor mir an einer drahtseilversicherten Stelle. Als sie mich am Gipfel sehen winken sie mir zu. Eigentlich habe ich mich schon entschieden weiterzugehen. Mal ost-, mal westseitig steige ich den teilweise luftigen Grat entlang ab. Bis ich an einer nach Osten gerichteten Platte stehe.
    Mit den Steigeisen kann ich nicht über die steile 3m lange Platte absteigen. Doch auch ohne Eisen traue ich mich nicht auf Reibung über die mit Schnee bedeckte Platte tanzen. Meine Vorgänger haben hier abgeseilt, dass erkenne ich an den Spuren im Schnee. Da ich kein Seil habe wird hier für mich der Endpunkt sein. Ich möchte schon retour gehen als ich 5m links von mir eine Drahtseilschlaufe aus dem Schnee ragen sehe. Erleichtert quere ich etwas heikel zum Drahtseil. Frohen Mutes folge ich der Spur. bald drauf habe ich die Beiden eingeholt. Es ist ein tschechischen Pärchen mit riesigen Rucksäcken.
    Wir wechseln ein paar Worte in Englisch und sie lassen mir höflich den Vortritt .
    Oft führt die Markierung an der ausgesetzten Gratschneide entlang.


    Bei guten Verhältnissen habe ich nie ein KS-Set am Watzmanngrat benutzt, heute war ich froh drum. Der Grat ist mir sonst nie so luftig wie heute Vorgekommen. Aber nie war er so schön und unberührt wie heute. Oft genieße ich die Aussicht und schaue in die gigantische Ostwand hinunter.


    Ob die Verhältnisse heuer noch eine Begehung dieser riesigen Wand erlauben

    Fortsetzung folgt...
    „Wer woaß, wosd ois vasamst, wennst steh bleibst und grod dramst!“ Django 3000

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    • #3
      AW: Tourenbericht: Watzmannüberschreitung bei winterlichen Verhältnissen

      Watzmannüberschreitung Teil 3
      Da die Tschechen mir das Spuren übergeben haben muß ich oft etwas rumsuchen um den richtigen Weg zu finden. Der Schnee wird nun auch Westseitig mehr. Ich quere steile Rinnen mit windgepressten Schnee und steige über Schneerampen zum Grat auf. Dabei sinke ich oft bis zur Hüfte ein.
      Als ich das Gipfelkreuz der Südspitze sehe muß ich nur noch eine Pulverschneerampe überwinden. Wie eine Schneefräse wühle ich mich durch den grundlosen Powder. Noch ein kurzer Kamin und ich stehe auf der Watzmannsüdspitze 2712m.


      Ganz allein sitze ich am Gipfel und genieße die wolkenlose Aussicht.
      Gewaltig - mehr fällt mir nicht ein.
      Auf der Mittelspitze stehen ein paar Leute, sonst kann ich niemanden am Grat mehr sehen.
      Bald kommen die Tschechen am Gipfel an. Ich erkläre ihnen in Kurzform die Abstiegsroute, besonders dass sie nicht zu früh nach Westen absteigen dürfen. Sie sind erleichtert, dass ich als erster Absteige und sie meiner Spur Folgen können.
      Ich steige zuerst nach Süden, und dann in die Westflanke ab. Hier liegt bedeutend mehr Schnee als ich erwartet habe. Gut dass er bereits so weich ist, dass ich ohne Eisen die steilen Rinnen runterstapfen kann.

      Im teilweise hüfttiefen Schnee sind Wegmarkierungen und Drahtseile schwer zu finden.

      Erleichtert komme ich auf das große Schuttfeld. Mühelos gehts durch den reichlichen Schnee hinunter. Der folgende verschneite Schroffengürtel ist sehr lästig zum abklettern. Doch dann nimmt die Schneehöhe deutlich ab, und ab 1900m ists wieder aper.
      Durch steile Latschengassen gehts runter ins Wimbachgries.

      Ein Blick zurück. In das Foto habe ich den ungefähren Wegverlauf eingezeichnet.


      In der Grieshütte genehmige ich mir ein Weißbier. Am Nebentisch nicken zwei Wanderer in der Nachmittagssonne Sonne ein... Und ich mache mich an den langen Hatscher durchs Gries. Aber nach so einem Tag kann mich selbst ein
      15 km Schutttrek nicht mehr aus der Ruhe bringen.und um 17:45 Uhr bin ich wieder beim Auto.

      Zum Schluß noch ein paar Daten:

      Schwierigkeit I und Stellen II (Laut AV-Führer). Nur an den schwierigen Stellen Versichert.
      Der Grat ist ca. 2 KM lang. Von/Bis Wimbachbrücke waren es 2320 HM.

      phouse
      Zuletzt geändert von phouse; 02.09.2006, 10:08.
      „Wer woaß, wosd ois vasamst, wennst steh bleibst und grod dramst!“ Django 3000

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      • #4
        AW: Tourenbericht: Watzmannüberschreitung bei winterlichen Verhältnissen

        sauber sauber. eine echte spitzenleistung. auch die bilder sind erste sahne
        diese route wollte ich eigentlich dieses jahr auch noch gehen. wahrscheinlich auch alleine. mich schreckt jetzt aber der viele schnee etwas ab. du kanntest du route anscheinend ja schon. für mich ist die neuland. wie lange hat das watzmannhaus noch offen?
        gruss, vdniels

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        • #5
          AW: Tourenbericht: Watzmannüberschreitung bei winterlichen Verhältnissen

          Hi vdniels
          Danke für die Blumen. Das Watzmannhaus hat voraussichtlich bis 10.10. geöffnet.
          Ein paar warme Tage werden den Schnee am Grat schnell schmelzen lassen. Ob es ganz schneefrei wird ?? Übrigens im Herbst 2005 sind Anfang November noch einige über den Grat. Vielleicht klappts noch.

          phouse
          „Wer woaß, wosd ois vasamst, wennst steh bleibst und grod dramst!“ Django 3000

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          • #6
            AW: Tourenbericht: Watzmannüberschreitung bei winterlichen Verhältnissen

            Bin begeistert !

            Großartige Tour, tolle Fotos

            Lg

            Ambi
            und Fussballfan auch noch (wie lange noch ?)
            Statistikfan sicher länger...see my sites http://www.austriasoccer.at

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            • #7
              AW: Tourenbericht: Watzmannüberschreitung bei winterlichen Verhältnissen

              Starke Tour !!

              Gratulation, Günter
              Meine Touren in Europa

              Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
              (Marie von Ebner-Eschenbach)

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              • #8
                AW: Tourenbericht: Watzmannüberschreitung bei winterlichen Verhältnissen

                Nicht ohne!
                Bin neugierig ob der grat heuer wirklich nochmal schneefrei wird.

                Paulchen was sagst dazu, bleibt der watzmann noch auf der liste für heuer?
                Gerhard

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                • #9
                  AW: Tourenbericht: Watzmannüberschreitung bei winterlichen Verhältnissen

                  Gratulation super Tour. Die Fotos sind top, aber mit dem vielen Schnee sicher um Häuser schwieriger wie normal

                  @Grasi:
                  Ich schätze doch dass der Schnee nach einigen warmen Tagen deutlich weniger wird, super wärs schon wenns heuer noch was wird.
                  ...a Tog ohne Bier is wia a Tog ohne Wein....
                  google online Album

                  Paul

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                  • #10
                    AW: Tourenbericht: Watzmannüberschreitung bei winterlichen Verhältnissen

                    Gratuliere! Tolle Tour und toller Bericht!
                    Servus, Martin

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                    • #11
                      AW: Tourenbericht: Watzmannüberschreitung bei winterlichen Verhältnissen

                      Tolle Fotos und super Tourenbericht! 5 Sterne!

                      Gibt es im Web eine gute Topo für diese Tour?

                      Danke
                      Schelli
                      "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

                      "Nicht, weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, bleiben sie für uns unerreichbar." Lucius Annaeus Seneca - 65 n. Chr.

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                      • #12
                        AW: Tourenbericht: Watzmannüberschreitung bei winterlichen Verhältnissen

                        Zitat von Schelli
                        Gibt es im Web eine gute Topo für diese Tour?

                        Danke
                        Schelli
                        zumindest für den abstiegsweg würde mich das auch interessieren
                        gruss, vdniels

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                        • #13
                          AW: Tourenbericht: Watzmannüberschreitung bei winterlichen Verhältnissen

                          Zitat von Schelli
                          Tolle Fotos und super Tourenbericht! 5 Sterne!

                          Gibt es im Web eine gute Topo für diese Tour?

                          Danke
                          Schelli
                          auf www.bergsteigen.at findest du eine gute Topo, hier ist der gesamte Gratverlauf beschrieben. der Abstieg jedoch nicht
                          ...a Tog ohne Bier is wia a Tog ohne Wein....
                          google online Album

                          Paul

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                          • #14
                            AW: Tourenbericht: Watzmannüberschreitung bei winterlichen Verhältnissen

                            Gratulation wieder mal! Bei diesen Verhältnissen nicht schlecht!

                            MFG HANNES
                            Was soll ich sagen in diesen Bergen voll Frieden und Schönheit?Ich kann nur andächtig Schweigen und Staunen.
                            Dort wo Tirol an Salzburg grenzt....

                            Kommentar


                            • #15
                              AW: Tourenbericht: Watzmannüberschreitung bei winterlichen Verhältnissen

                              Hallo phouse,

                              großartige Leistung, tolle Beschreibung.

                              Auch ich habe die Watzmann-Überschreitung heuer noch auf meinem Wunschzettel.

                              Bei diesen Verhältnissen hätte ich es aber auf keinen Fall geschafft.

                              Respekt !
                              Ganzheitliches Wandern im Einklang mit der Natur: Bergsteigen, Schneeschuhwandern, Schitouren, Trekking

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