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Watzmannüberschreitung am 23.07.2013

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  • Watzmannüberschreitung am 23.07.2013

    Im Juli war ich vom 13.07. bis 28.07.2013 zusammen mit einem Kollegen in den Alpen unterwegs. Während dieser Zeit des Schönwetters haben wir einige schöne Touren erlebt.

    Weitere Touren sind:
    Roggalspitze Nordkante (IV+, 10SL)
    Gimpel Südostwand (3+, 8SL)
    Oberreintalturm, Fahrradlkant'n (V-, 9SL)
    Lärmstange Nordkante (IV+, 11SL)
    Olperer über Südostgrat
    Gr. Wiesbachhorn

    Nachdem wir uns in Österreich schonmal ganz gut ausgetobt hatten gings in den südöstlichsten Zipfel Deutschlands nach Berchtesgaden.

    Am 22.07. wollten wir eigentlich eine Klettertour am Untersberg machen, welche uns aber dann doch zu schwer war bzw. der Fels ungewohnt war. Kurzerhand sind wir dann über den Hochthronsteig rauf. Ohne Klettersteigset, dafür mit sporalischer Seilsicherung.

    Während dieser Tour hatten wir dann auch schon das Ziel für den 23.07. im Auge. Den Watzmann.

    Letztes Jahr war ich bei meinem 4-wöchigen Solotrip schonmal am Hocheck gewesen. Eine Überschreitung war zu dem Zeitpunkt eh nicht geplant und angekündigte Unwetter veranlassten damals leider einen Abstieg zum Watzmannhaus.


    Auch dieses Jahr war eine Überschreitung grundsätzlich nicht in dieser Form geplant. Eigentliches Ziel wäre die Ostwand gewesen. Wettertechnisch hätte es ja gepasst. Da wir aber zuvor gemerkt haben, dass wir an der Orientierung noch arbeiten müssen haben wir dann unseren Bedenken nachgegeben und erstmal die Finger davon gelassen.

    Dann halt nur die Watzmann-Überschreitung.

    Früh morgens um 3:30 Uhr klingelte dann unser Wecker aufm Campingplatz in Ramsau. 4:30 Uhr ca. müsste es gewesen sein als wir an der Wimbachbrücke mit Stirnlampe losgegangen sind.

    Sicher wäre es komfortabler gewesen zuvor eine Nacht auf der Hütte zu verbringen und das ganze dadurch auf 2 Tage zu staffeln, aber so war der sportliche Reiz natürlich größer

    Von der Wimbachbrücke bis zum Watzmannhaus sind 4 Stunden auf der Beschilderung angeschlagen. Eine recht großzügige Angabe. Wir waren nach 2 Stunden am Watzmannhaus und hatten somit schon einige Tropfen Schweiß an unsere Umgebung abgegeben. Von ca. 600 auf 1900m rauf waren die meisten Höhenmeter des Aufstiegs somit geschafft.

    Am Watzmannhaus wird erstmal ne kleine Brotzeit eingelegt und der Getränkevorrat noch einmal aufgefüllt. Wasser bekommt man nämlich erst wieder an der Wimbachgrieshütte. Und bis dahin ist es ein langer Weg unter der Sonne.

    Trotz des Wochentages herrscht wieder einmal reger Betrieb am Watzmann. Man könnte meinen, dass sich eine Seilbahn in der Nähe befindet

    Nach weiteren 700 Höhenmetern und leichtem, felsigen Gelände sind wir am Hocheck angekommen. Der an sich anstrengendste Teil ist damit geschafft.

    Hier läuft nun ein Großteil der Leute mit Klettersteigausrüstung rum, auch wenn die Überschreitung kein durchgehend versicherter Klettersteig ist.

    Während wir am Hocheck sitzen kommt dann auch direkt der Erste um die Ecke. Sieht das Stahlseil zwischen Gipfel und Biwakschachtel und hängt sich mit den Worten "Sicherheit am Berg" ein. Da hier nichtmal Absturzgefahr besteht stelle nicht nur ich mir die Frage ob der hier nicht evtl. falsch ist. Schließlich müssen auch leichte Stellen ohne Versicherungen geklettert werden.

    Wir haben bewusst Gurt und Klettersteigset im Tal gelassen. Auf den Helm und Klettersteighandschuhe haben wir jedoch nicht verzichtet.

    Die Überschreitung zur Mittelspitze beginnt mit Stahlseilen. Schwieriger als B wirds übrigens im gesamten Verlauf nicht. Der Grat, bzw. sagen wir eher die Überschreitung, ist nicht durchgehend mit Blitzableitern ausgestattet. So müssen auch leichte Stellen ohne Unterstützung aus Metall gekraxelt werden.

    An der Mittelspitze angekommen wird kurz ein Gipfelfoto geschossen. Danach geht es weiter. So sehr viel Platz hat es dort eh nicht. Wieder muss zunächst abgestiegen werden. Den Grat umgeht man des Öfteren rechts. Das hatte ich mir eigentlich alles etwas spektakulärer und ausgesetzter vorgestellt.

    Ausgesetzte Stellen gibt es zwar auch und logischerweise auch genügend Stellen in denen ein Stolperer üble Folgen nach sich zieht, jedoch hatte ich mir unter der im Internet angepriesenen extremen Ausgesetztheit noch was anderes vorgestellt. Schließlich ist extrem für mich ein Superlativ, welcher nicht gesteigert werden kann.

    Auch am Südgipfel ist einiges los. Wir genießen das stabile Schönwetter. Rundum erkennt man z.B. den Hochkönig, auf welchem ich letztes Jahr bereits war (Königsjodler KS). Rechts davon ragt die markante Spitze der Schönfeldspitze empor.

    Vom Südgipfel an gehts nur noch bergab. Leider... Der Abstieg genießt ohnehin nicht den besten Ruf. Dass er lang ist ergibt sich ja aufgrund der Tatsache, dass noch 2100 Höhenmeter im Abstieg folgen und man durchs Wimbachgries zurück muss.

    Beschimpft wird jedoch oft der lockere Untergrund aus kleinen Steinchen usw.

    Während es zunächst noch in leichtem Felsgelände und zum Teil leichter Kletterei hinab geht frage ich mich warum sich soviele darüber beschweren. Das Gelände macht Freude. Beklagen kann ich mich nicht.

    Dann folgt allerdings der unangenehme und gefühlt nicht enden wollende Teil. Zunächst über kleines und großes Geröll und später über Pfade mit kleinen lockeren Steinchen und zum Teil nochmal leichter Kletterei geht es trocken hinab.

    Gut, dass wir die Stöcke bei haben. Die machen es deutlich angenehmer.

    Im Wimbachgries angekommen steht die Hitze ganz gut und das außergewöhnliche Ambiente erweckt den Anschein, man wäre in Kroatien rausgekommen. Etwas derartiges habe ich bisher nicht gesehen. Wie ein riesiger Fluss aus Stein zieht sich das Tal bis zur Wimbachklamm hin.

    An der Wimbachgrieshütte genehmigen wir uns eine kurze Rast. Mittlerweile bin ich doch ganz gut mitgenommen. Meine Füße beklagen sich bei mir über den Abstieg bei dem quasi meine gesamten Zehen obendrauf gequält wurden.

    Dennoch schleicht sich ein Grinsen ein. Glücklich über die lange Tour und vorallem darüber, dass man es an einem Tag geschafft hat.

    Leider steht der für mich schmerzhafteste Teil der Tour noch bevor. Die flache, lange Latscherei von der Hütte zum Parkplatz. Mittlerweile merk ich jeden Schritt brennend in meinen Füßen.

    Beim Abstieg begegnen wir auch noch 2 Schlangen. Vielleicht sind wir ja wirklich in Kroatien?

    Am Parkplatz angekommen endlich aus den Schuhen raus. Leider sind meine Zehen oberflächlich ziemlich aufgeschürft. Die Folge sind 2 Ruhetage Bei dem Wetter mehr als ärgerlich. Die Billigsocken wurden dann auch direkt durch neue von FALKE ersetzt. Und sieh da: Keine Beschwerden bei der nächsten Tour


    Nun aber zum schönsten Teil des Berichts: Die Bilder:

  • #2
    AW: Watzmannüberschreitung am 23.07.2013

    Tags zuvor. Der Blick zum Watzmann beim Aufstieg zum Berchtesgadener Hochthron.


    Die ersten Sonnenstrahlen beim Aufstieg. Links Watzmannfrau und rechts Hocheck.


    An dieser Ecke wars irgendwie herbstlich anmutend


    Blick vom Watzmannhaus


    Betrieb am Hocheck


    Beginn der Überschreitung. Blick rüber zur Mittelspitze.


    Mittelspitze


    Biwakschachtel am Hocheck





    Blick in die Ostwand mit Biwakschachtel.


    An der Mittelspitze angekommen.


    Rückblick auf dem Weg zur Südspitze. Rechts bei der Rinne sind einige zu sehen.


    Knapp 1800m tiefer liegt die Eiskapelle

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    • #3
      AW: Watzmannüberschreitung am 23.07.2013



      Breites Band auf dem Weg zur Südspitze








      Teilweise wirds dann doch ausgesetzter:


      Die schmalste Stelle ist so breit wie ich dort stehe.


      Rückblick




      Schönfeldspitze:


      Hochkönig mit Übergossener Alm


      Untersberg. Dahinter wirds flach.


      St. Bartholomä


      Toller Tiefblick auf den Königssee


      Gipfelkreuz an der Südspitze. Im Hintergrund die Mittelspitze, welche einen Meter höher liegt.

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      • #4
        AW: Watzmannüberschreitung am 23.07.2013

        Zunächst noch schön felsiger Abstieg von der Südspitze




        Der war leider nicht zu Übungszwecken dort. Scheinbar war jemand kurz vor Beginn des Geröllfeldes gestürzt. Glücklicherweise nicht abgestürzt. Etwas unterhalb war sogar ein Landeplatz sporalisch markiert. Scheint leider des Öfteren Einsätze am Watzmann zu geben.


        Das Gelände wird flacher. Von unten schaut der Abstieg ziemlich heftig aus. Meist ist es jedoch Gehgelände. Hin und wieder leichte Kraxelei


        Gruppe hinter uns:


        Wimbachgries


        Angekommen in einer anderen Welt





        Abschließend: Die Tour hat mir sehr gut gefallen. Leider ist sie ziemlich überlaufen. Wer auf dem Watzmannhaus nächtigt kann dem entgehen in dem man vor dem Frühstück startet. Wer aus dem Tal startet und das ganze an einem Tag machen will brauch ne gute Kondition und sollte möglichst früh starten. Man macht allein bis zum Hocheck schon 2100 Höhenmeter im Aufstieg. Diese muss man von der Südspitze an auch wieder hinunter und zwischen Hocheck und Südspitze gehts auch noch einige Höhenmeter rauf und runter.

        Bei Gewittergefahr rate ich dringend davon ab. Man hat auf dem Weg vom Hocheck zur Südspitze keine Abstiegsmöglichkeiten. Zudem fungieren die versicherten Stellen sicherlich super als Blitzableiter!

        Nehmt unbedingt genügend Wasser mit. Ich war mit 4.5 Litern unterwegs. Hatte 1.5 bis zum Watzmannhaus bereits verbraucht und dort noch einmal aufgefüllt.

        Es gibt ansonsten erst an der Wimbachgrieshütte die Möglichkeit an Wasser zu kommen. Unterwegs ist alles trocken.

        Man kann sich an den Drahtseilversicherten Stellen logischerweise mit einem Klettersteigset sichern. Aber wer nur Klettersteige geht und sich ohne Stahlseil unsicher fühlt ist am Watzmann falsch. Deswegen tut sich mir auch die Frage auf ob man dort richtig ist, wenn man sich am Stahlseil in den leichten B-Stellen sichert. Schließlich gibt es genügend Stellen die frei gegangen werden müssen und da muss es ja zwangsläufig dann ohne Klettersteigset gehen.

        Für den Abstieg von der Südspitze empfehle ich übrigens Stöcke. Das machts deutlich angenehmer.

        Wenn ihr euch für die Tour entscheidet wünsch ich euch also stabiles Wetter, genügend Getränke, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit und vorallem viel Spaß


        Falls hier übrigens einige Ostwand Aspiranten sind würde ich mich freuen wenn ihr eure Eindrücke schildern könntet. Vorallem was die Orientierung angeht, da dies meine größte Sorge wäre.

        Vielleicht findet sich ja auch jemand, der die Ostwand kennt und uns vllt im nächsten Jahr mal mitnimmt


        Als nächstes folgt noch ein letzter Bericht des Urlaubs. Eine nicht unbekannte Grattour bei der Zugspitze

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        • #5
          AW: Watzmannüberschreitung am 23.07.2013

          Danke für den Bericht! Watzmannüberschreitung steht bei mir auch oben auf der Agenda. Die nicht ganzunbekannte Grattour an der Zugspitze kann ich nur empfehlen! Hab ich vor drei Jahren gemacht und es war einfach ein Traum. Wird aber auch ein langer Tag, vor allem wenn man ganz auf Seilbahnen verzichtet wie wir damals...

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          • #6
            AW: Watzmannüberschreitung am 23.07.2013

            Der Watzmanngrat ist ja wirklich schön, wir haben die Überschreitung im Anschluss an die Ostwand gemacht, in der Wand relativ einsam und am Gipfel der Südspitze plötzlich ein Massenauflauf. Leider sind mehr als die Hälfte die da oben unterwegs sind total überfordert, aber das ist ja eh Standard auf Modebergen...nichts desto trotz eine schöne Tour
            für den Bericht!
            ...a Tog ohne Bier is wia a Tog ohne Wein....
            google online Album

            Paul

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