Nachdem der Monte Torre, der auf alten Karten aus der k. k.-Monarchie schlicht als „Turm“ verzeichnet ist und den die Slowenen als „Turen“ bezeichnen, hier bei „Gipfeltreffen“ schon mehrmals „gestreift“ wurde, möchte ich nun endlich den ihm gebührenden selbständigen Eintrag liefern. Dem Forumsmitglied „Ramon“ habe ich es zu verdanken, daß mir heuer endlich das langersehnte Gipfelglück hold wurde! Ich gehöre somit zum erlesenen Kreis jener Alpinisten, der alle „Seven Summits“ des Sinouz (Monte Scinauz, Šinavc)-Massivs bestiegen hat: Hauptgipfel, Westgipfel, Nordgipfel, Gisnitz (Monte Ghisniz, Gozdec), Vorderer Scit (Monte Cit, Prednji Šcit), Hinterer Scit (Monte Cit di dentro, Zadnji Šcit) und eben den Turm (Monte Torre, Turen).
Ramon hatte den Torre bereits vor mir erklommen und lieferte mir wertvolle Informationen über den Normalweg. Denn ich hatte den Turm bereits aufgegeben, nachdem ich um die letzte Jahrtausendwende herum zusammen mit meinem Bruder im schier undurchdringlichen Latschendschungel seines Westrückens steckengeblieben war. Doch in der Zwischenzeit hat sich etwas eher ungewöhnliches getan: Ein neuer (Jagd)Steig wurde durch die Latschen geschlägert - ganz bis zum Gipfel! (Genau genommen muß man sagen, daß ein ur-uralter „re-aktiviert“ wurde.) Die breite „Autobahn“ war mir bereits vom Zirkelspitz (Monte Cerchio) aus aufgefalllen, und Ramon hat meine Wahrnehmung dann bestätigt. Hier das 2016 von meiner damaligen Begleiterin aufgenommene Bild:
Turm.jpg
Den wahrscheinlich eindrucksvollsten Blick auf den markanten Torre hat man von der Autobahnraststation „Area Servizio Fella Est“ bei Lußnitz (Bagni di Lusnizza, Lužnica). Sie kann auch vom Ort aus angefahren werden. Mein Plan, nach der Tour noch ein Photo von dort anzufertigen, wurde leider von dichtem herabsteigenden Gewölk vereitelt. Doch das hole ich nach.
Ausgangspunkt ist Leopoldskirchen (San Leopoldo, Lipalja vas), das übrigens auch (als einziger Ort des Kanaltals) eine deutsche Ortstafel besitzt. Man lasse sich nicht von der Zusatztafel beim Wegweiser abschrecken, die eine Wegsperre (auch auf Englisch als „Trail closed“) angibt. Die Farbmarkierungen des CAI-Weges 523 werden leider nicht mehr erneuert (obwohl sie stark erneuerungsbedürftig sind), was die Orientierung phasenweise etwas erschwert und durch Steinmänner nur teilweise kompensiert werden kann. In diesem Forum wurde auch bereits richtigerweise 2012 von „cyberpezzi“ erkannt, daß der Wegverlauf unterhalb des Vorderen Scit (Monte Cit, Prednji Šcit), 1416 m, auf der Tabacco-Karte Nr. 18 völlig falsch eingezeichnet ist. Denn in Wahrheit führt der Weg über den Gipfel. Noch davor, nämlich auf ca. 1270 m Seehöhe erreicht man jene Stelle, die die Wegsperre begründet: eine ca. 20 m lange Rechtsquerung durch stark erodiertes Steilgelände. Ein Fehltritt wäre hier vermutlich letal, aber unmachbar ist die Stelle nicht. Ich hab’s gar nicht erst versucht sondern bin alternativ links hinausgequert (auch heikel, aber nicht ganz so arg wie rechts), und dann in der Direttissima auf einer Rippe aufwärts. Auf ca. 1330 m hatte ich den markierten Weg wiedergewonnen.
Dort, wo der Weg 523 knapp unterhalb des Hinteren Scit (Monte Cit di dentro, Zadnji Šcit) verflacht, zweigt sofort rechts die Route zum Turm ab. Bei der Abzweigung finden sich zwei verblaßte rote Aufschriften „Torre“ auf Bäumen plus ein neuer Mini-Wegweiser des Autors. Die Überschreitung des nahen 1555 m hohen Gipfels erfolgt noch weglos durch Hochwald. Kurz danach lichtet sich dieser, und bei Beginn der Latschenzone beginnt auch ein deutlicher Steig als geschnittene breite „Schneise“ durch dieselbe. Immer dem Verlauf des Torre-Westrückens folgend (zwischendurch auch immer wieder ohne Latschen) erreicht man so den 1684 m hohen Vorgipfel des Turm.
Der steile Abstieg in die Scharte zwischen Vor- und Hauptgipfel erfordert etwas Überwindung, aber man kann sich gut an Latschen festhalten. Der kurze felsige Steilaufschwung auf der anderen Schartenseite ist dann die Schlüsselstelle der Tour. Das nachfolgende Photo zeigt ihn:
Schluesselstelle.jpg
Keine Angst, die ruinierte Holzleiter muß nicht benützt werden! Was man in der hier leider nur reduzierten Auflösung vermutlich nicht erkennen kann, sind die neuen, soliden Klettersteigsicherungen unmittelbar rechts von der Leiter und darüber. Ein durchlaufendes Stahlseil und fünf Trittbügel geben Sicherheit und Halt. Etwas kritisch ist dann noch die folgende Linksquerung zu beurteilen, bei der man eine erodierte Steilrinne kreuzen muß. (Diese ist auf der ersten Photographie erkennbar!) Zuletzt erreicht man den Gipfel über seine dem Sinouz zugewandte Rückseite. Als Gipfelbeweis dient das folgende Bild, welches den Gipfelsteinmann, den Rucksack des Autors sowie den Sinouz (Monte Scinauz, Šinavc)-Westgipfel im Hintergrund links zeigt. Im Hintergrund rechts ist die Bergstation der ehemaligen Seilbahn auszumachen. Ja, und das Weiße ist Neuschnee! (Es hat hier bis ca. 1600 m Seehöhe heruntergeschneit.)
Gipfel.jpg
Natürlich habe ich mir auch Gedanken darüber gemacht, ob man vom Turm weiter auf den Sinouz-Westgipfel gelangen kann. Meine Antwort: Theoretisch ja, praktisch nein. Es scheint auf dem Bild so, als ob man über eines der ausgeprägten Latschenbänder nach links ausqueren könnte. Aber um erst einmal dorthin zu gelangen, müßte man zunächst in die tiefe Scharte zwischen Turm und Sinouz absteigen, und dann auf der anderen Seite wieder hoch. Jedoch: Auf beiden Seiten herrscht nach wie vor dichter Latschendschungel. Ich setze hiermit eine Prämie von 100 EUR für denjenigen aus, der das „missing Link“ (erst)begeht und glaubhaft dokumentiert!
Und jener punktierte Steig, den die Tabacco-Karte aus dem Vogelbachtal (Vallone degli Ucelli) vom P. 1153 m zum M. Torre zeigt, ist vermutlich auch eine Illusion. Ich habe davon jedenfalls absolut nichts gesehen, auch nicht bei einer Gegenhang-Analyse vom Zirkelspitz aus. Auch für dieses „fehlende Glied“ gilt die 100-Euro-Prämie!
Zuletzt noch die technischen Daten: 4 h 35 min Aufstieg (davon 1 h 10 min ab Abzw. vom Weg 523), ca. 3 h Abstieg, 1230 Hm rauf und runter (bereits inclusive Höhenverluste bzw. Gegensteigungen)
Ramon hatte den Torre bereits vor mir erklommen und lieferte mir wertvolle Informationen über den Normalweg. Denn ich hatte den Turm bereits aufgegeben, nachdem ich um die letzte Jahrtausendwende herum zusammen mit meinem Bruder im schier undurchdringlichen Latschendschungel seines Westrückens steckengeblieben war. Doch in der Zwischenzeit hat sich etwas eher ungewöhnliches getan: Ein neuer (Jagd)Steig wurde durch die Latschen geschlägert - ganz bis zum Gipfel! (Genau genommen muß man sagen, daß ein ur-uralter „re-aktiviert“ wurde.) Die breite „Autobahn“ war mir bereits vom Zirkelspitz (Monte Cerchio) aus aufgefalllen, und Ramon hat meine Wahrnehmung dann bestätigt. Hier das 2016 von meiner damaligen Begleiterin aufgenommene Bild:
Turm.jpg
Den wahrscheinlich eindrucksvollsten Blick auf den markanten Torre hat man von der Autobahnraststation „Area Servizio Fella Est“ bei Lußnitz (Bagni di Lusnizza, Lužnica). Sie kann auch vom Ort aus angefahren werden. Mein Plan, nach der Tour noch ein Photo von dort anzufertigen, wurde leider von dichtem herabsteigenden Gewölk vereitelt. Doch das hole ich nach.
Ausgangspunkt ist Leopoldskirchen (San Leopoldo, Lipalja vas), das übrigens auch (als einziger Ort des Kanaltals) eine deutsche Ortstafel besitzt. Man lasse sich nicht von der Zusatztafel beim Wegweiser abschrecken, die eine Wegsperre (auch auf Englisch als „Trail closed“) angibt. Die Farbmarkierungen des CAI-Weges 523 werden leider nicht mehr erneuert (obwohl sie stark erneuerungsbedürftig sind), was die Orientierung phasenweise etwas erschwert und durch Steinmänner nur teilweise kompensiert werden kann. In diesem Forum wurde auch bereits richtigerweise 2012 von „cyberpezzi“ erkannt, daß der Wegverlauf unterhalb des Vorderen Scit (Monte Cit, Prednji Šcit), 1416 m, auf der Tabacco-Karte Nr. 18 völlig falsch eingezeichnet ist. Denn in Wahrheit führt der Weg über den Gipfel. Noch davor, nämlich auf ca. 1270 m Seehöhe erreicht man jene Stelle, die die Wegsperre begründet: eine ca. 20 m lange Rechtsquerung durch stark erodiertes Steilgelände. Ein Fehltritt wäre hier vermutlich letal, aber unmachbar ist die Stelle nicht. Ich hab’s gar nicht erst versucht sondern bin alternativ links hinausgequert (auch heikel, aber nicht ganz so arg wie rechts), und dann in der Direttissima auf einer Rippe aufwärts. Auf ca. 1330 m hatte ich den markierten Weg wiedergewonnen.
Dort, wo der Weg 523 knapp unterhalb des Hinteren Scit (Monte Cit di dentro, Zadnji Šcit) verflacht, zweigt sofort rechts die Route zum Turm ab. Bei der Abzweigung finden sich zwei verblaßte rote Aufschriften „Torre“ auf Bäumen plus ein neuer Mini-Wegweiser des Autors. Die Überschreitung des nahen 1555 m hohen Gipfels erfolgt noch weglos durch Hochwald. Kurz danach lichtet sich dieser, und bei Beginn der Latschenzone beginnt auch ein deutlicher Steig als geschnittene breite „Schneise“ durch dieselbe. Immer dem Verlauf des Torre-Westrückens folgend (zwischendurch auch immer wieder ohne Latschen) erreicht man so den 1684 m hohen Vorgipfel des Turm.
Der steile Abstieg in die Scharte zwischen Vor- und Hauptgipfel erfordert etwas Überwindung, aber man kann sich gut an Latschen festhalten. Der kurze felsige Steilaufschwung auf der anderen Schartenseite ist dann die Schlüsselstelle der Tour. Das nachfolgende Photo zeigt ihn:
Schluesselstelle.jpg
Keine Angst, die ruinierte Holzleiter muß nicht benützt werden! Was man in der hier leider nur reduzierten Auflösung vermutlich nicht erkennen kann, sind die neuen, soliden Klettersteigsicherungen unmittelbar rechts von der Leiter und darüber. Ein durchlaufendes Stahlseil und fünf Trittbügel geben Sicherheit und Halt. Etwas kritisch ist dann noch die folgende Linksquerung zu beurteilen, bei der man eine erodierte Steilrinne kreuzen muß. (Diese ist auf der ersten Photographie erkennbar!) Zuletzt erreicht man den Gipfel über seine dem Sinouz zugewandte Rückseite. Als Gipfelbeweis dient das folgende Bild, welches den Gipfelsteinmann, den Rucksack des Autors sowie den Sinouz (Monte Scinauz, Šinavc)-Westgipfel im Hintergrund links zeigt. Im Hintergrund rechts ist die Bergstation der ehemaligen Seilbahn auszumachen. Ja, und das Weiße ist Neuschnee! (Es hat hier bis ca. 1600 m Seehöhe heruntergeschneit.)
Gipfel.jpg
Natürlich habe ich mir auch Gedanken darüber gemacht, ob man vom Turm weiter auf den Sinouz-Westgipfel gelangen kann. Meine Antwort: Theoretisch ja, praktisch nein. Es scheint auf dem Bild so, als ob man über eines der ausgeprägten Latschenbänder nach links ausqueren könnte. Aber um erst einmal dorthin zu gelangen, müßte man zunächst in die tiefe Scharte zwischen Turm und Sinouz absteigen, und dann auf der anderen Seite wieder hoch. Jedoch: Auf beiden Seiten herrscht nach wie vor dichter Latschendschungel. Ich setze hiermit eine Prämie von 100 EUR für denjenigen aus, der das „missing Link“ (erst)begeht und glaubhaft dokumentiert!
Und jener punktierte Steig, den die Tabacco-Karte aus dem Vogelbachtal (Vallone degli Ucelli) vom P. 1153 m zum M. Torre zeigt, ist vermutlich auch eine Illusion. Ich habe davon jedenfalls absolut nichts gesehen, auch nicht bei einer Gegenhang-Analyse vom Zirkelspitz aus. Auch für dieses „fehlende Glied“ gilt die 100-Euro-Prämie!
Zuletzt noch die technischen Daten: 4 h 35 min Aufstieg (davon 1 h 10 min ab Abzw. vom Weg 523), ca. 3 h Abstieg, 1230 Hm rauf und runter (bereits inclusive Höhenverluste bzw. Gegensteigungen)
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