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Raibler Fünfspitz/Cinque punte/Rabeljske špice, 1.909m, Julische Alpen; 28. Nov. 2011

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  • Raibler Fünfspitz/Cinque punte/Rabeljske špice, 1.909m, Julische Alpen; 28. Nov. 2011

    Wie oft habe ich mir schon gedacht "Da will ich auch unbedingt einmal oben stehen", wenn ich vom Predil oder von Sella Nevea kommend durch Raibl gefahren bin. Gemeint war immer der markante Raibler Fünfspitz.



    Am Montag war es dann soweit; Wir sind von Tarvis kommend unmittelbar vor der Bahnunterführung nach rechts abgebogen, Richtung Rutte piccolo, und weiter Richtung Ortigara; Nach kurzer Fahrt beginnen wir den Fußmarsch ab einem großen Parkplatz (854m) auf einem Forstweg taleinwärts parallel zum Rio Bianco. Kurz bevor der Weg in ds Bachbett mündet zweigen wir rechts auf den Steig 520 ab. Über einen nett angelegten Steig machen wir zünftig Höhenmeter und kommen bald in den Genuss, die Sonne über dem Talschluss, also quasi über dem Monte Pucher, aufgehen zu sehen.



    Zwischendurch ist der Boden weiß vom Rauhreif, da und dort ist es etwas eisig. Auch der Blick zurück ist ein netter, man sieht schön die Villacher Alpe/Dobratsch.
    Nach nicht all zu langer Zeit erreicht man das 'Rifugio Cinque Punte' auf einer größeren lichten Fläche.



    Dort verzweigen etliche Wegalternativen, doch auf den Fünfspitz wird auf keinem Schild Bezug genommen und es gibt auch keine Markierungen dort hinauf. Wir folgen zunächst dem Steig zur nahe gelegenen Quelle und von dort vereinzelt errichteten Steinmänchen folgend den Felsen zu. Im unteren Teil gilt es ein Schuttfeld hochzuwühlen, dann folgt leichte Kletterei, die mit Latschengerangel abwechselt. Die Schwierigkeit ist mit dem Mittagskogel Nord-Ost-Grat vergleichbar (wer diesen kennt), vielleicht da und dort ein wenig schärfer, vor allem aber durchwegs brüchiger, was höchste Konzentration beim Steigen erfordert.



    Nach etwa 3 Stunden stehen wir auf dem 1° Cinque Punte, auf 1.909m Seehöhe. Lustigerweise ist dort ein Gipfel-Notzibuch in einer Farbdose deponiert - sehr originell. Ein paar Meter weiter ist der Nebengipfel, von dem aus man wunderbar ins Tal und rund herum blicken kann: Dobratsch, Steinerner Jäger, Monte Re, Montasch, Wischberg, Kaninkette, Mangart, Jalovec, um nur die Wichtigsten zu nennen, sind sehr schön zu sehen.



    Nach ausgiebiger Gipfelrast geht es bis zum Rifugio auf der Aufstiegsroute retour, dann jedoch gehen wir alternativ den Steig 518 talwärts. Auch dieser Steig hat es in sich, da er zeitweise im steilen Hügelgelände extrem ausgesetzt hoch über dem felsigen Bachbett verläuft.

    Eine ausgiebige Fotodokumentation der Tour gibt es hier.

    LGK

  • #2
    AW: Raibler Fünfspitz/Cinque punte/Rabeljske špice, 1.909m, Julische Alpen; 28. Nov.

    Da gehts mir genauso wie dir: Jedes Mal wenn ich vom Predil oder vom Sella Nevea runterfahre denk ich mir beim Anblick dieses Berges daß ich da mal rauf muss. Gratulation zu dieser schönen und exklusiven Tour!

    Die Überschreitung wäre sicher auch ein Schrofenabenteuer - der Julier-Führer will da ja nicht mal eine Schwierigkeitsangabe machen.

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    • #3
      AW: Raibler Fünfspitz/Cinque punte/Rabeljske špice, 1.909m, Julische Alpen; 28. Nov.

      Tolle Fotos wie immer und eine super Tour!!!

      Gerade heute haben wir uns auch über mögliche Aufstiegsvarianten da hinauf unterhalten - als wir vom Monte Re hingeschaut haben!
      Danke nochmal für diesen Tipp, eine schöne Tour!

      lg.
      a.ha

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      • #4
        AW: Raibler Fünfspitz/Cinque punte/Rabeljske špice, 1.909m, Julische Alpen; 28. Nov.

        Tja, diesen Gedanken haben wohl viele. Ich habe mir das heuer bei unserer Runde durch das Val Romana, wo wir beim Rif. vorbeigekommen sind auch wieder gedacht. Aber schon von unten hat das alles sehr brüchig ausgesehen, so hab ich dieses Vorhaben vorerst einmal verschoben.
        Hab dann am 30.11.2011 von der Cima dei Mughi (südwestlich vom Predilpass) hinübergeschaut und den gedanken wieder aufgenommen.
        Mal schaun, ob ich mich einmal dazu durchringen kann!

        Auf alle Fälle wie immer tolle Eindrücke von dir!


        mfg
        Der Weg zu den Quellen führt gegen den Strom!
        Berg- und Schitourenseite

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        • #5
          AW: Raibler Fünfspitz/Cinque punte/Rabeljske špice, 1.909m, Julische Alpen; 28. Nov.

          Vielen Dank fürs nette feedback.
          Ich hätte da gleich auch eine Frage an Dich, da Du sicher das entsprechende Fachwissen hast: Wie kommt es, dass der Rio Bianco ein dermaßen breites und dermaßen ebenes - fast wie mit dem Gräder bearbeitetes - Bett hat?

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          • #6
            AW: Raibler Fünfspitz/Cinque punte/Rabeljske špice, 1.909m, Julische Alpen; 28. Nov.

            Pfuh!
            Du stellst Fragen!
            Da müsste man einen Geologen kontaktieren!
            Auf die Schnelle würde ich aber folgend antworten:
            Ich tippe darauf, dass unter dem flachen Bachbett eine "harte" Schicht liegt.
            Über die Jahre hinweg hat die Verwitterung in den Gräben nach Süden zu viel Material freigelegt und dieses dann talwärts abtransportiert. Aufgrund der Fülle des Materials hat sich über hunderte Meter ein beinahe flaches bachbett gebildet. Der Mensch dürfte da auch noch mitgeholfen haben, denn soviel ich in Erinnerung hab, gibt es in der Nähe des Parkplatzes einen kleinen künstlichen Wasserfall. Man hat also versucht das lose Geröll im flachen Bereich zu sammeln, damit es nicht Richtung Tarvis abtransportiert wird.

            Aber so breite Schotterbereiche sieht man in den Juliern immer wieder. Hängt wohl mit der starken Verwitterung und den heftigen Niederschlägen zusammen, welche das lose Geröll bis zum Talboden transportiert, wo er liegen bleibt und zwar über den ganzen Talboden verteilt.

            mfg
            Der Weg zu den Quellen führt gegen den Strom!
            Berg- und Schitourenseite

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            • #7
              AW: Raibler Fünfspitz/Cinque punte/Rabeljske špice, 1.909m, Julische Alpen; 28. Nov.

              Hey, danke für die schnelle Antwort!
              LGK

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              • #8
                AW: Raibler Fünfspitz/Cinque punte/Rabeljske špice, 1.909m, Julische Alpen; 28. Nov.

                Gut zu wissen das diese Tour möglich ist. Da offiziel kein Weg markiert ist habe ich gedacht ist es ist nur eventuell eine alpine Kletterbesteigung möglich...
                Danke!

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                • #9
                  AW: Raibler Fünfspitz/Cinque punte/Rabeljske špice, 1.909m, Julische Alpen; 28. Nov.

                  Super, dass es "Pfadfinder" wie Feiersinger gibt, die ihre Erfahrungen (Ergehungen gibt's ja nicht) auch noch weitergeben!

                  Danke!
                  Peter
                  Die meisten verwechseln Dabeisein mit Erleben.
                  Max Frisch

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                  • #10
                    AW: Raibler Fünfspitz/Cinque punte/Rabeljske špice, 1.909m, Julische Alpen; 28. Nov.

                    Fünfspitze in Winter.
                    http://www.horydoly.cz/galerie/94389...Id=94397#fotka

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                    • #11
                      Ich habe die Tour vorgestern wiederholt, wobei ich auch auf die zwei jüngeren Dokumentationen auf der Website von Philipp Steiner (2015 und 2018) zurückgegriffen habe. Interessant ist, daß die Zählung der Spitzen in der deutschen, italienischen und slowenischen Literatur teilweise widersprüchlich erfolgt. Der "Nebengipfel", den "Freund der Berge" erwähnt, ist bei Tabacco bereits der zweite Spitz (obwohl er nur 5-10 min vom ersten entfernt liegt und vom Tal aus nicht vom Hauptgipfel unterschieden werden kann).

                      Da ich die Tour auf zwei Tage aufgeteilt hatte und in der heruntergekommenen Fünfspitzhütte nächtigte, blieb mir Zeit, um den schon völlig latschenverwachsenen Verbindungsweg von der Quellfassung (5 min oberhalb der Hütte) zum Geröllfeld neu auszuschneiden. Sowohl der Brunnen vor der Hütte als auch die Quellfassung waren trocken, aber knapp oberhalb der Fassung konnte ich mit etwas Phantasie, Geschick und entsprechender Spezialausrüstung für solche Fälle (Trinkhalm, Filter, Topf) aus der tropfenden Wand dann doch noch zwei Liter Wasser gewinnen. Ansonsten wäre das Projekt gescheitert...

                      Philipp Steiner hat auch den Grat-Übergang zum de facto zweiten Spitz (lt. Tabacco dritten) geschafft und dokumentiert. Aufgrund des extrem steilen Abstiegs in die Scharte dazwischen, den er mit II angibt, habe ich davon (vorläufig) Abstand genommen.

                      Zur Schwierigkeit des Normalweges möchte ich noch ergänzen, daß dieser DEUTLICH schwieriger als der Mittagskogel-NO-Grat ist. Von übermäßiger Brüchigkeit habe ich hingegen nichts bemerkt ("Freund der Berge" schreibt "durchwegs brüchiger"). Die Haupt-Schlüsselstelle erreicht man bereits kurz nach dem Einstieg: Die IIer-Diagonale auf einer schmalen Leiste bietet zwar gute Griffe und Tritte, ist aber auch extrem exponiert, was sich im Abstieg noch verschärft. Erleichtert wird die Begehung durch die einfache Orientierung, da die Markierung durch Steinmänner und alte rote Farbtupfen sehr gut nachvollziehbar ist. Trotz seltener Begehungen (letzter Eintrag im Gipfelbuch von Mitte Juni) ist auch der Steig sehr gut ausgeprägt. Und trotz einiger Kletterei besteht der Normalweg zum überwiegenden Teil (mehr als 90 %) aus Gehgelände.

                      Erwähnenswert ist auch der "steinerne Moses", ein kleiner Felsturm in der Scharte zwischen dem 1. Spitz und den zwei Vorgipfeln (P. 1872 m), den man passiert. Von der Hütte aus glaubt man tatsächlich, ein Gesicht von der Seite zu erkennen.

                      Gibt es jemanden, der weitere Routen auf den Raibler Fünfspitz kennt? Angeblich existiert ein zweiter Normalweg, der von der Hütte durch ein "Portal" (eine tief eingekerbte Schlucht) führt.
                      Zuletzt geändert von Secret Mountaineer; 18.08.2022, 14:34.
                      Martin Fürnkranz
                      geprüfter VAVÖ-Wanderführer
                      Moosburger Straße 10
                      A-9210 Pörtschach am Wörthersee
                      mobile telephone: 0664 4317477
                      electronic mail: martin.fuernkranz@yahoo.de
                      website: http://www.steiner-alpen.bplaced.net

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                      • #12
                        Breaking News: Mein Geheimdienst hat soeben Kunde von einer hochgeheimen Biwakschachtel auf der Westseite (also der Raibler Seite) des Raibler Fünfspitz erlangt. Sie ist auf keiner Landkarte der Welt verzeichnet, heißt Bivacco Oscar Piusi, und liegt auf einem Absatz auf ca. 1460 m Seehöhe. Hier ist ein geheimes Photo:

                        image002.jpg

                        Von dieser Unterkunft führt ein mit einem Stahlseil gesicherter Steig auf den ersten Spitz. Das Seil befindet sich beim Eingang in jene Schlucht, die den ersten vom de facto zweiten (lt. Tabacco dritten) trennt. Sie endet in der Scharte zwischen den beiden bei einem Felsenfenster. Auch auf den dritten Spitz gibt es vom Biwak einen Jagdsteig.

                        Das alles wäre noch vor Ort zu recherchieren...
                        Zuletzt geändert von Secret Mountaineer; 19.08.2022, 20:09.
                        Martin Fürnkranz
                        geprüfter VAVÖ-Wanderführer
                        Moosburger Straße 10
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                        • #13
                          Spannende Gipfelformation, danke für den etwas exotischen Bericht!
                          Interessante Infos auch von Martin. Wertvoll für Spezialisten!
                          Die Überschreitung wäre wohl ein noch aussergewöhnlicheres Ereignis.

                          LG

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                          • #14
                            Die Gesamtüberschreitung wurde bereits vor langem durchgeführt. Details sind (mir) allerdings keine bekannt außer dass es teilweise ein "Latschenkampf" gewesen sein muss.
                            Und hier ist die erste Landkarte der Welt, auf der das Biwak eingezeichnet ist (von mir handschriftlich):

                            Biwak.jpg

                            Wo da genau der Zustiegsweg verläuft, ist allerdings nicht ganz klar. Wird aber wohl zu finden sein...

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                            • #15
                              Danke. Die Position des Biwaks auf der Landkarte ist absolut korrekt. Ich habe das gestern vor Ort überprüft. Soll heißen: Ich habe das Biwak gesehen, aber nicht erreicht, da ich den falschen Steig auf jenem Parallelrücken, der auf die Prima Punta zielt (über den P. 1078 m - dort ist ein Vermessungsstein mit der eingravierten Jahreszahl "1936"), eingeschlagen hatte. Aus Zeitgründen habe ich ihn nur bis auf ca. 1550 m Seehöhe verfolgt. Hier ist meine photographische Ausbeute:

                              Bivacco Oscar Piusi 1.jpg Bivacco Oscar Piusi 2.jpg
                              Beim zweiten Versuch werde ich das Biwak finden!

                              Oscar Piusi war ein Raibler, der das Biwak erbaut und nach sich selbst benannt hatte. Er ist leider bereits vor einigen Jahren verstorben. Seither kümmert sich angeblich niemand mehr um die wertvolle Alpinunterkunft, die 3 Betten samt Decken (aber kein Wasser) hat. Es wäre also wichtig, möglichst bald den aktuellen Zustand zu erheben und ggf. Maßnahmen zur Erhaltung einzuleiten!
                              Zuletzt geändert von Secret Mountaineer; 25.08.2022, 09:18.
                              Martin Fürnkranz
                              geprüfter VAVÖ-Wanderführer
                              Moosburger Straße 10
                              A-9210 Pörtschach am Wörthersee
                              mobile telephone: 0664 4317477
                              electronic mail: martin.fuernkranz@yahoo.de
                              website: http://www.steiner-alpen.bplaced.net

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