- Wegführung: Mallnitz (1179m, 10.00) - Zwoadwieskopf (1854m, 11.30) - Auernig (2130m, 12.15) - Roßkopfalm (1682m, 13.30) - Wolliggerhütte (1576m, 13.50-14.30) - Mallnitz 15.15)
- Länge: 9,0 km
- Höhenmeter (Aufstieg): 960 hm
- Reine Gehzeit (inkl. Fotografierpausen): ca. 4h 15min
- Viecher: 1 Reh, 2 Zeckennymphen im Aufstieg
Erstmals seit meiner Übersiedlung hab ich mich an die Alpensüdseite herangewagt! Möglich machte dies die schnelle Railjetverbindung nach Mallnitz-Obervellach (1h 43min von Salzburg Hbf.), mit der man ohne Umsteigen direkt vom Zielbahnhof starten kann. Die feuchte Nordströmung war mir zu schaueranfällig, weshalb ich Touren im Nordalpen-Nahbereich von Salzburg ausgeschlossen hatte, speziell bei Untergrenzen um 2500m herum. Nun, übertrieben viel Sonne hatte ich an diesem Tag auch nicht, zu nahe am Alpenhauptkamm, aber es war doch eine andere, wärmere, Luftmasse als alpennordseitig. Wie kam ich auf dieses Ziel? Das Lonzaköpfl (2317m) über die Häusleralm gegenüber hatte ich mir schon als ambitioniertes Schneeschuhziel im Winter überlegt. Am Vortag las ich zufällig einen Wanderbericht von Leopold Pollak ("Pauli's Tourenbuch") vom Auernig, dem Hausberg von Mallnitz. Zwar startete er wesentlich höher vom Parkplatz bei der Wolliggerhütte, doch gab es auch einen direkten Anstieg vom Bahnhof weg. Aus Erfahrung weiß ich, dass alles, was Pauli geht, auch für mich etwas ist, denn Pauli mag sehr ausgesetzte schmale oder kraxelige Bergpfade auch nicht. Zudem gehe ich wie er gerne mal querfeldein.
Nach unkomplizierter Anfahrt übers schöne Gasteiner Tal starte ich pünktlich um 9.55 in Mallnitz. Ein älterer Wanderer bleibt am Inselbahnsteig und geht diesen bis ans Ende und überquert dort zwei Gleise, um zu den Wanderwegen zu kommen. Das hätte ich auch besser getan. Ich hab mich auf meinen Onlinekarten verschaut und fand den Überweg nicht (der in Wahrheit eine Unterführung wenige hundert Meter südlich war). Also hab ich auch die Gleise überquert (bitte nicht nachmachen). Erst später am Berg stellte ich fest, dass ich schasaugert war und fand im Abstieg die Unterführung auf Anhieb.
Bild 1: An dieser Stelle wähnte ich die Gleisüberquerung.
Im Hintergrund (Norden) links Liesgelesspitz (2408m), rechts Romate Wand. Ganz rechts mein (sehr) steiler Aufstiegshang.
Die Abzweigung ist nicht zu übersehen und die spärlichen Berichte über die Wegbeschaffenheit nicht übertrieben. Der Steig ist von Beginn bis zur Einmündung in den Steig von der Talstation der Ankogelbahn kommend schmal und steil. Anfangs geht es über einen ausgeschnittenen Wiesenpfad.
Bild 2: Nesselglockenblume mit weißen Blütenblättern (Campanula trachelium subsp. albus)
Kurz darauf kann ich mein Glück kaum fassen.
Bild 3: Die Prachtnelke (Dianthus superbus).
Generell selten anzutreffen und dann meist nur mit einzelnen Individuen. Hier wuchsen gleich mehrere auf engem Raum.
Bild 4: Weniger schön die Weganlage, die immer wieder durch dichtes Gras hindurchführt.
Nachdem ich nach kurzer Zeit schon zwei winzige Zeckennymphen von meinen langen Hosenbeinen gekratzt hatte, packte ich Autan aus und sprühte damit auch die Hose ein, die ohnehin schon älter und durch Dornengemetzel angefleddert ist. Die restliche Tour blieb ich verschont bzw. hab auch nach mehrfacher Inspektion nichts mehr gefunden.
Bild 5: Nach einem steileren Waldstück mit vielen frischen Walderdbeeren erreichte ich die Abzweigung, zugleich Kernzonengrenze.
Bild 6: Die Aussicht, wie hier ins Tauerntal, hielt sich im Aufstieg bis dahin eher in Grenzen, so kommt man noch schneller vorwärts.
Am Talschluss links Feldseekopf (2864m), rechts mit den ausgedehnten Altschneefeldern Vorderer Geißlkopf (2974m).
Bild 7: Ausblick von einem Felsvorsprung, Zwoadwieskopf (1854m) genannt, auf Mallnitz.
Der Ortsname leitet sich von frühslawisch Mailinica (kleine Möll) ab, während Möll von keltisch molina, Bergbach, abstammt. Erstmals erwähnt wurde Mallnitz im Jahr 1299 "in der Melnitz", ab 1850 gehörte Mallnitz zu Obervellach, erst seit 1896 ist es eigenständig.
Bild 8: Schwarzes Kohlröschen (Nigritella nigricans)
Dann war die Waldgrenze erreicht und was sich auf den letzten knapp 150 Höhenmetern zum Gipfel an Blumenvielfalt befand, hab ich so noch nirgends erlebt. Vor allem nicht irgendwelche Alpenblumen, sondern die VIP davon - very important plants.
Bild 9: Ausblick nach Süden zur Kreuzeckgruppe
Über der Mündung ins Mölltal bei Obervellach thront der Polinik (2784m), ganz links Salzkofel (2498m), rechts Striedenkopf (2749m) und Striden (2682m), ganz rechts Mittagsspitz (2433m), dahinter Groß Griedelkopf (2659m).
Zum Berg Polinik noch eine etymologisch interessante Notiz: Die Vorsilbe stammt von slawisch pol- für Mittag, was ebenso wie Gipfel mit dem Teil Zwölfer- bedeutet, dass der Berg südlich einer größeren Ortschaft steht und die Sonne um 12 Uhr mittags über dem Gipfel steht. Analog gilt das für Zehner, Elfer, etc. -Teile im Bergnahmen, vgl. Zwölferhorn/St.Gilgen oder Zehnerkopf/Elferspitz/Zwölferkopf vom Rojental oder Elferspitze/Zwölferspitze südlich von Neustift/Stubaital.
Bild 10: Links mein Tagesziel, Auernig, rechts die Törlköpfe (2446m).
Der weiterführende Grat ist anfangs leicht ausgesetzt, später wird er wieder breiter. Zeitlich wäre sich das locker noch ausgegangen, allerdings wehte am Grat ein lebhafter und kalter Nordwind und nach drei Frühdiensten in Folge wollte ich es lieber gemütlich angehen.
Bild 11: Auftakt der Blumenorgie am Auerning mit Alpen-Aster (Aster alpinus).
Bild 12: Blick Richtung Dösental, links in Wolken das Säuleck (3086m), ein leichter 3000er.
Pauli war dort Anfang Juli auch oben, da lag am Blockgletscher aber noch viel Schnee ohne Spuren. Wenn ich dort unterwegs bin, mit Hüttenübernachtung, möchte ich zumindest die Runde gehen. Rechts schließen Dösner Spitze (2899m), Ochenladinspitz (2778m) und Wabnigspitz (2773m) an.
Bild 13: Steile Westflanke, dahinter das Tauerntal.
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