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7:00, Nachtschicht Ende. Viel zu lange nicht geschlafen, eigentlich sollte ich keinen Wagen lenken. Aber die Vorfreude verpasst mir grad eine Gnackwatschn nach der anderen um mich wachzuhalten, ich bin auf 100. Für einige Tage von jeglicher Verpflichtung entbunden - eine Seltenheit - sehe ich freudig einem Aufenthalt in den romantischen Alpen entgegen. Den zähflüssigen Reiseverkehr ertrage ich hellwach und geduldig, vor allem aber staunend, denn es herrscht Krieg auf der Autobahn. Durch das mir zur Verfügung stehende Vehikel bin ich in der glücklichen Lage, das rasende Treiben zu meiner Linken lediglich beobachten zu müssen, und kein Teil davon zu sein. Alsbald erreiche ich mein Ziel - ich will meine freien Tage den Kärntner Nockbergen widmen, und dieser Bericht soll eine Huldigung an diese außergewöhnliche sanfte und zugleich rauhe Gebirgslandschaft sein.
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Jahr für Jahr habe ich mir vorgenommen, dieses ferne Kärnten zu bereisen, wo die wilden Bewohner der Gebirgstäler eine fremde Sprache sprechen, und immer wieder habe ich diese Reise zugunsten anderer, einsamerer und vermeintlich beeindruckenderer alpiner Szenerien verschoben. Diesmal ist es aber soweit - ich werde die Nocken erkunden.
Eigentlich haben mich Gegenden die von Skipisten, Sesselliften und Bergstrassen verhunzt sind, immer abgeschreckt. Ein kalter Hauch von Unsportlichkeit wehte stets von diesen Hängen herüber, und schaudernd habe ich mich abgewendet. Aber man kommt in die Jahre, wird vorsichtiger und ruhebedürftiger - oder einfach fauler und feiger - man betäubt sein Gewissen und vergisst seine Vorurteile, und kommt schließlich an den Punkt, an dem man selbst eine Bergstrasse befährt.
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Und es passiert nicht zum Ersten mal. Einige Wochen zuvor habe ich in meiner rollenden Biwakschachtel den Loser erobert, und während dieser drei Tage gelernt, erstens, daß man Nachts selbst auf bestrassten Bergen meist alleine ist, und zweitens, daß man selbst in touristisch bestens aufbereiteten Gebieten, die Abgeschiedenheit finden kann, wenn man sie nur sucht.
Gleich nach meinem Loser-Trip habe ich begonnen mich mit den Nockbergen zu beschäftigen, habe mir lohnende Touren überlegt, wollte in Innerkrems beginnen und dann jeden Tag ein Stück weiter nach Osten ziehen...aber die Karre hat gerade Schwung, ich gehe nicht vom Gas und ziehe mit satten 35 am Nochalmhof vorbei, es geht höher und höher, die Aussicht wird geiler und geiler, und so lande ich schließlich bereits am ersten Tag ganz oben - Eisentalhöhe.
Mittag. Seit mehr als 24 Stunden nicht geschlafen, bis auf ein paar kurze Nickerchen. Jetzt ein paar Stunden pfeifen... - aber erst noch ein kurzer Spaziergang auf den erstbesten Gupf. Zur Sicherheit packe ich das Nötigste ein, man kann ja nie wissen. Und dann rauf Richtung Eisentalhöhe - Hochbetrieb, Wochenende, Sonnenschein - also rasch vorbei und zum Friesenhalssee, der Menschenmenge am Nordufer ausgewichen und direkt auf den Seenock zu. Göttlich, dieses einfach-über-den-Rasen-von-A-nach-B-gehen. Auch auf dem Seenock sind eine Menge vertikaler Striche auszumachen, also wieder ausweichen und auf die Friesenhalshöhe.
Und dann der erste Blick hinunter auf den Rosaninsee. Hammer.
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Die dunklen Wände des Königsstuhls, die sanft auslaufenden Schuttfelder - und von ihm behütet, der Rosaninsee. Ich werde noch oft an seinen Ufern weilen. Und jausnen.
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Aus der Wasseroberfläche taucht ein dichter Wald aus Gräsern auf. Ein erstaunlich grüner Gebirgssee.
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Aus dem See und aus den Poren des Berges entspringen zahlreiche kleine und größere Rinnsale, manche unterirdisch, andere am Tageslicht - es gurgelt und glitzert nur so an den Hängen der Rosaninalm.
Am Rand der Geröllhalden des Königsstuhls steige ich hinauf zur Rosaninscharte.
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Die hier begegnen einem auf Schritt und Tritt.
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Zum Glück bin ich allein, denn der Aufstieg wäre für jeden Begleiter eine Qual - ein paar Schritte, stehenbleiben, zurückschauen - und wieder von vorn. Schuld daran ist das Rosanintal.
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Und alle paar Höhenmeter wirds schöner.
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Irgendwann komm ich schließlich doch rauf auf die Rosaninscharte, nur ein Hindernis noch. Ein Türl mit Seitenteilen, nur leider fehlt das Türl, also drübersteigen und hoffen daß nicht der Allerwerteste oder noch Wertvolleres an den durchgängig rostigen Dornen beschädigt wird. Übrigens eine der gefährlichsten Angelegenheiten in den Nockbergen.
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Linkerhand dann der Mühlbachernock...
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7:00, Nachtschicht Ende. Viel zu lange nicht geschlafen, eigentlich sollte ich keinen Wagen lenken. Aber die Vorfreude verpasst mir grad eine Gnackwatschn nach der anderen um mich wachzuhalten, ich bin auf 100. Für einige Tage von jeglicher Verpflichtung entbunden - eine Seltenheit - sehe ich freudig einem Aufenthalt in den romantischen Alpen entgegen. Den zähflüssigen Reiseverkehr ertrage ich hellwach und geduldig, vor allem aber staunend, denn es herrscht Krieg auf der Autobahn. Durch das mir zur Verfügung stehende Vehikel bin ich in der glücklichen Lage, das rasende Treiben zu meiner Linken lediglich beobachten zu müssen, und kein Teil davon zu sein. Alsbald erreiche ich mein Ziel - ich will meine freien Tage den Kärntner Nockbergen widmen, und dieser Bericht soll eine Huldigung an diese außergewöhnliche sanfte und zugleich rauhe Gebirgslandschaft sein.
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Jahr für Jahr habe ich mir vorgenommen, dieses ferne Kärnten zu bereisen, wo die wilden Bewohner der Gebirgstäler eine fremde Sprache sprechen, und immer wieder habe ich diese Reise zugunsten anderer, einsamerer und vermeintlich beeindruckenderer alpiner Szenerien verschoben. Diesmal ist es aber soweit - ich werde die Nocken erkunden.
Eigentlich haben mich Gegenden die von Skipisten, Sesselliften und Bergstrassen verhunzt sind, immer abgeschreckt. Ein kalter Hauch von Unsportlichkeit wehte stets von diesen Hängen herüber, und schaudernd habe ich mich abgewendet. Aber man kommt in die Jahre, wird vorsichtiger und ruhebedürftiger - oder einfach fauler und feiger - man betäubt sein Gewissen und vergisst seine Vorurteile, und kommt schließlich an den Punkt, an dem man selbst eine Bergstrasse befährt.
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Und es passiert nicht zum Ersten mal. Einige Wochen zuvor habe ich in meiner rollenden Biwakschachtel den Loser erobert, und während dieser drei Tage gelernt, erstens, daß man Nachts selbst auf bestrassten Bergen meist alleine ist, und zweitens, daß man selbst in touristisch bestens aufbereiteten Gebieten, die Abgeschiedenheit finden kann, wenn man sie nur sucht.
Gleich nach meinem Loser-Trip habe ich begonnen mich mit den Nockbergen zu beschäftigen, habe mir lohnende Touren überlegt, wollte in Innerkrems beginnen und dann jeden Tag ein Stück weiter nach Osten ziehen...aber die Karre hat gerade Schwung, ich gehe nicht vom Gas und ziehe mit satten 35 am Nochalmhof vorbei, es geht höher und höher, die Aussicht wird geiler und geiler, und so lande ich schließlich bereits am ersten Tag ganz oben - Eisentalhöhe.
Mittag. Seit mehr als 24 Stunden nicht geschlafen, bis auf ein paar kurze Nickerchen. Jetzt ein paar Stunden pfeifen... - aber erst noch ein kurzer Spaziergang auf den erstbesten Gupf. Zur Sicherheit packe ich das Nötigste ein, man kann ja nie wissen. Und dann rauf Richtung Eisentalhöhe - Hochbetrieb, Wochenende, Sonnenschein - also rasch vorbei und zum Friesenhalssee, der Menschenmenge am Nordufer ausgewichen und direkt auf den Seenock zu. Göttlich, dieses einfach-über-den-Rasen-von-A-nach-B-gehen. Auch auf dem Seenock sind eine Menge vertikaler Striche auszumachen, also wieder ausweichen und auf die Friesenhalshöhe.
Und dann der erste Blick hinunter auf den Rosaninsee. Hammer.
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Die dunklen Wände des Königsstuhls, die sanft auslaufenden Schuttfelder - und von ihm behütet, der Rosaninsee. Ich werde noch oft an seinen Ufern weilen. Und jausnen.
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Aus der Wasseroberfläche taucht ein dichter Wald aus Gräsern auf. Ein erstaunlich grüner Gebirgssee.
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Aus dem See und aus den Poren des Berges entspringen zahlreiche kleine und größere Rinnsale, manche unterirdisch, andere am Tageslicht - es gurgelt und glitzert nur so an den Hängen der Rosaninalm.
Am Rand der Geröllhalden des Königsstuhls steige ich hinauf zur Rosaninscharte.
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Die hier begegnen einem auf Schritt und Tritt.
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Zum Glück bin ich allein, denn der Aufstieg wäre für jeden Begleiter eine Qual - ein paar Schritte, stehenbleiben, zurückschauen - und wieder von vorn. Schuld daran ist das Rosanintal.
IMG_1311.jpg
Und alle paar Höhenmeter wirds schöner.
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Irgendwann komm ich schließlich doch rauf auf die Rosaninscharte, nur ein Hindernis noch. Ein Türl mit Seitenteilen, nur leider fehlt das Türl, also drübersteigen und hoffen daß nicht der Allerwerteste oder noch Wertvolleres an den durchgängig rostigen Dornen beschädigt wird. Übrigens eine der gefährlichsten Angelegenheiten in den Nockbergen.
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Linkerhand dann der Mühlbachernock...
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