- Wegführung: Bad Goisern (495m) - Goiserer Hütte (1592m) - Gosau (723m) - Rossalm (1387m) - Hallstatt - St. Agatha (513m) - Predigstuhlhaus (983m) - Ewige Wand - Bad Goisern.
- Länge: 66km!
- Höhenmeter (Aufstieg): 2800hm!
- Gehzeit: 24 Stunden (na no na ned); reine Gehzeit ca. 18-19 Std., macht über 4km/h im Schnitt.
Ein unvergessenes Erlebnis. Für mich persönlich das zeitlich und streckenmäßig längste, was ich je gegangen bin, ebenso die meisten Höhenmeter am Stück. Und noch dazu erstmals in der Nacht. Daher wusste ich zuvor auch nicht, ob ich für so eine Tour fit genug bin. Aufgrund des schlechten Sommerwetters habe ich nicht die geplante Vorbereitung geschafft, mit mehreren Touren über 30 und 40km. Stattdessen viele kürzere Einzeltouren, immerhin mit einigen Höhenmetern und oft in hohem Grundtempo mit wenigen Pausen. Das kam mir hier sicher entgegen. Die letzte Benefizwanderung mit Gerlinde Kaltenbrunner und Hans Goger war am 18. Juni 2016 im Bernsteiner Hügelland, mit 29km und 1050hm in 8 Stunden insgesamt. Anlass war auch dieses Mal Nepal, im Vorjahr die Erdbebenhilfe, heuer "Girls first", ein Schulprojekt für Mädchen und junge Frauen in Nepal, wo es nicht selbstverständlich ist, dass Mädchen in die Schule gehen dürfen. Zur Spende kamen die Startgelder sowie der Erlös aus dem Verkauf von T-Shirts und Ausrüstungsgegenstände vor Ort.
Ich reiste am Vortag nach Bad Goisern an und übernachtete im Goisererhof unweit des Startorts. Der Wetterbericht sah bereits zwei Wochen vorher miserabel aus und im Nachhinein muss man zugeben, dass die Mittelfristprognosen der Wettermodelle die Großwetterlage bestens im Griff hatten. Was jedoch den zeitlichen Ablauf betrifft, habe ich bisher selten bis kurz vor dem Eintreffzeitpunkt so große Vorhersageunsicherheiten erlebt. Ich habe mir immer die wichtigsten globalen Vorhersagemodelle angeschaut sowie ein paar Lokalmodelle. Es bestand nie eine Einigkeit. So stellte sich heraus, dass meine Prognose vom Donnerstag besser als mein allerletztes Update von Freitagabend wurde, als ich mit Modellvergleich den Schwerpunkt des Niederschlags auf 14-18 Uhr setzte. Dazu dann mehr.
Bild 1: Altarm der Traun in Bad Goisern.
Bild 2: Freundliche, aber bestimmte Dorfbewohner.
Bild 3: Jochwand, dahinter das Katergebirge, das ich am 11. Juni überschritten habe.
Zwischen beiden Erhebungen verläuft das Weißenbachtal mit dem Bärenpfad, das mir ein Bad Ischler empfohlen hat.
Bild 4: Speikkberg (2125m), Däumelkogel (2001m) und Hoher Krippenstein (2108m) im Dachsteinmassiv.
Bild 5: Rechts die Ewige Wand mit dem in und durch den Fels gehauenen Weg, den wir in den Morgenstunden beschreiten werden.
Bad Goisern gefiel mir gleich viel besser als Bad Ischl oder die anderen, völlig von Tagestouristen überlaufenenen Orte entlang der Seen. Ruhig, idyllisch, viele schöne Wege, die offenen Gärten. Ein Traum. Vielleicht auch der Nachsaison geschuldet, aber hier möchte ich mal ein paar Tage Urlaub machen. Und unsere Strecke bei schönerem Wetter abgehen.
Bild 6: Predigstuhl (1278m) mit Ewige Wand, rechts im Sattel versteckt das Berghotel mit der letzten Rast vor dem Finale.
Bild 7: Vom Pötschenpass (links) südlich erhebt sich ein weiteres Bergmassiv, das zu einer Überschreitung einlädt (und am Ostufer zurück).
Links Schwarzkogel (1800m), rechts Hoher Sarstein (1975m): ein möglicher Aufstieg verläuft über den Rotengraben zwischen beiden Gipfeln.
In den wenigen Stunden von meiner Ankunft (15.30) bis Sonnenuntergang bewölkte sich der Himmel deutlich. Von Süden her schoben sich kompakte Wolken über die Alpen. Schuld war, wie so oft in den letzten Wochen, ein Italientief. Damit war schon lange klar, dass es eine Südwestströmung in der Höhe geben wird. Im besten Fall föhnige Auflockerungen an der Alpennordseite, im schlechtesten Fall anhaltende Aufgleitniederschläge durch bodennah einströmende Kaltluft. Die Tendenz ging in Richtung Zweiteres. So schüttete es in der zweiten Nachthälfte und als ich gegen halb fünf das erste Mal aufwachte und aufs Wetterradar schaute, dachte ich schon, scheiße, bei den Bedingungen geh ich nicht. Um halb sechs regnete es immer noch stark, aber das Regengebiet bewegte sich erkennbar nordostwärts. Als ich um sechs Uhr mein Frühstück einnahm, hatte es schon nahezu aufgehört.
Bild 8: Startpunkt (Bild vom Vortag) war das Handwerkhaus, ehemals Schloss Neu-Wildenstein, von 1770 bis 1773 erbaut.
Bild 9: Gerlinde eröffnet die Wanderung, rechts der Vize-Bürgermeister von Bad Goisern.
Bild 10: 14 000 Euro Spenden für Nepal kamen durch die Startgelder zusammen.
Kurz vor dem Start verabschieden sich noch Martin und Andrea, die verletzungsbedingt leider absagen mussten. Aber ich finde rasch Gesprächspartner bzw. sie mich. Darunter ein gebürtiger Mittelfranke, der seit längerem in Bad Ischl lebt und ausgedehntere Mehrtageswanderungen macht. Er ging schon das dritte Mal mit und so erfuhr ich schon in etwa, was mich erwartete.
Bild 11: Kurze Pause um 8.15 mit 150 Wanderern.
Beachtlich war das durchgehend hohe Grundtempo bis zum Schluss und dass meines Wissens fast alle ins Ziel kamen.
Bild 12: Aufstieg vom Kesselgraben zur Goiserer Hütte, leider im Nebel.
Bild 13: Totes Gebirge und Hoher Sarstein, theoretisch.
Bild 14: 10.10 MESZ: Erste Pause bei der Goiserer Hütte, wir waren eine halbe Stunde schneller als veranschlagt.
Hier fing es dann leicht, aber anhaltend zu regnen an.
Der Menge an Mitgehern war es geschuldet, dass nicht alle in der Hütte Platz fanden. Nun konnten sich aber die schnellsten Geher auch die warmen und trockenen Plätze in der Hütte sichern. Die Letzten mussten draußen stehen, zumal die Essens- und Getränkeausgabe nicht auf diese Anzahl ausgerichtet war. Einzeln anstehen führte zu einer langen Schlange (nach draußen). Es wäre im Sinne der Gemeinschaft und Fairness gewesen, wenn die Ersten nach einer gewissen Zeit Platz für die anderen machen und diesen auch Gelegenheit geben, sich aufzuwärmen. Richtig unverfroren (wortwörtlich) war aber eine Gruppe von Wanderinnen am Tisch gleich bei der Theke, die sitzend gleich noch ein paar Kaffees bestellen wollten, während sich nebenan immer noch eine lange hungrige und durste Schlange aufbaute. Der Hüttenwirt schüttelte resolut den Kopf und schob dem mit "Sowas geht gar nicht!" einen klaren Riegel vor. Bei den nachfolgenden Hütten war es besser geregelt mit Buffet und überhaupt mehr Platz. Danke an dieser Stelle auch nochmal ausdrücklich an die Organisatorinnen der 24-Stunden-Wanderung und den Guides, die auf der Goiserer Hütte in der Küche mithalfen und Tabletts mit Suppen und Brot hinaustrugen, sodass man auch draußen wartend noch etwas bekam.
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