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Adamekhütte (2196m), Bärwurzkogel (2006m) - Dachsteingebirge, 17.06.2018

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  • Adamekhütte (2196m), Bärwurzkogel (2006m) - Dachsteingebirge, 17.06.2018

    Hallo miteinander,

    nach etwas Abstinenz folgt auch von mir wieder mal ein Bericht, auch wenn über weite Teile der Strecke Manfred9 schon mal berichtet hat bzw. genaugenommen mich zu diesem Gipfel inspiriert hat

    Seit dem Bericht 2016 hatte ich diesen Gipfel immer im Hinterkopf, da er sowohl landschaftlich als auch ob der Einsamkeit einen äußerst positiven Eindruck hinterlassen hat - beides hat sich mir absolut bestätigt. Dass du damals auch schon den Weg über die Rossrücken Jhtt. und Nasstal genommen hast, war mir nicht mehr bewusst und habe ich gerade erst gesehen, den Brettkogel habe ich mir aber nicht gegeben

    Außerdem hat es mir gut reingepasst, die Runde mit der Adamekhütte zu kombinieren, ich habe mich für die Runde gegen den Uhrzeigersinn entschieden. Also Vorderer Gosausee - Hinterer Gosausee - Adamekhütte - Bärwurzkogel - Jhtt. Rossrücken - Vorderer Gosausee

    Kompass.JPG


    In aktuelleren Karten (z.B. Kompass, OSM, Garmin Topo, ÖK) wird er Beerwurzkogel geschrieben, in älteren (z.B. Gosaukamm 1:10.000 und Willi End Dachsteingebirge 3. Aufl. 1980) sowie im Gipfelbuch Bärwurzkogel. Will man als Gosinger durchgehen, wenn man gefragt wird, wo man war, sollte man wohl "Bäwuchzler" antworten

    Der Wetterbericht hat für Vormittag zumindest tlw. sonnig gemeldet, am Nachmittag dann mehr Wolken, mit eventuellem Regen und ev. vereinzelt Gewitter. Auf der Gosausee-Webcam sah um 07:00 noch alles nach bestem Wetter aus und ich konnte es kaum erwarten. Als sich mir dann um ca. 10:00 am Hinteren Gosausee bzw. eigentlich schon bei der Hinfahrt und Start am Vorderen Gosausee folgendes Bild bot, machte sich erst mal etwas Ernüchterung breit. Die Nebelgrenze dürfte wohl irgendwo im Bereich der Adamekhütte liegen. Naja, notfalls wird es halt heute nur ein gutes Mittagessen auf der Adamekhütte und anschließendem Abstieg wie Aufstieg...

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    Talauswärts sieht es auch nicht viel freundlicher aus.

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    Reste der Grobgesteinhütte, erbaut 1878-1879

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    Die Gschlösslkirche ist eine eindrucksvolle Felsformation, sowohl optisch als auch historisch. Offenbar wurden hier vor 300 Jahren in Höhlen Geheimgottesdienste abgehalten, als der Protestantismus in Österreich verboten war. Die Vorstellung dieser ganzen Szenerie vor 300 Jahren finde ich richtig faszinierend.

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    Etwas unter der Adamekhütte gerate ich dann in den Nebel, der zwar nicht arg dicht ist, aber es wurde merklich kühler und aus dem vereinzelten vorangegangenen Tröpfeln wurde ein Nieseln. Spätestens da habe ich den Wetterbericht dann so richtig verflucht und ich habe mich schon etwas frustriert damit abgefunden, dass ich mich heute wirklich mit der Adamekhütte zufrieden geben musste. Als ich auf der Hütte ankam, war ich erst mal nur froh um einen heißen Tee und geröstete Knödel zu Mittag.

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    Die Kellnerin hat mir dann gesagt, dass das Wetter auch am Vortag am Vormittag schon schlechter war als angekündigt, aber ab Mittag dann besser wurde. Das hat zumindest die Hoffnung wieder etwas genährt und ich beschloss mir keinen Stress mit dem Abstieg zu machen und abzuwarten. Nach ca. 1,5h habe ich mal einen Blick vor die Tür geworfen und zumindest für meine geplante Tour sah das wirklich schon wieder recht brauchbar aus.

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    Zufällig ist dann genau zu diesem Zeitpunkt vom Dachstein ein (ich fürchte mittlerweile inaktiver) GTler runtergekommen, mit dem ich auf der Hütte noch etwas gequatscht habe. Er dürfte den Gipfel überraschenderweise recht gut erwischt haben, dort hat es offenbar schon aufzureißen begonnen, als er oben war. Dadurch habe ich eine weitere halbe Stunde gewonnen und das Wetter hat sich weiter gebessert, so dass ich mein ursprüngliches Vorhaben sogar noch in teilweisem Sonnenschein und mit schönen Aussichten fortsetzen konnte.

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    Der Weiterweg führt mich zuerst wieder etwas abwärts, dann abzweigend Richtung Simonyhütte. Direkt mit der Abzweigung begann ein Karst-Weg, wie ich ihn liebe!

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    Wenig später folgt auch schon die nächste Abzweigung. Sieht aus, als ob hier jemand mit seinen blutverschmierten Händen mit den letzten Kräften eine Warnung für Nachkommende hinterlassen hat Nein, weder technisch noch bei der Wegfindung sind hier außergewöhnliche Schwierigkeiten zu erwarten. Wer es bis hierher geschafft hat, hat auch mit diesem Weg keine Probleme.

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    Auch hier ging es anfangs noch über sehr eindrucksvollen Karst weiter.

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    Im weiteren Verlauf sieht man sehr oft dieses rötlich oder rostbraune Gestein. Ich bin geologisch nicht sonderlich bewandert, liegt das am Eisen? Fügt sich jedenfalls schön in das Grau des sonstigen Gesteins und das Grün der Latschen und Wiesen ein finde ich.

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    Zuletzt geändert von Hard85; 21.06.2018, 19:04.

  • #2
    Nochmal ein Rückblick

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    Der Weg führt dann weiter bis zur Abzweigung "Beim Kreuz", wobei ich hier etwas abgekürzt habe und nicht weiß, ob dort irgend ein besonderes Kreuz steht, oder ob damit die Wegkreuzung gemeint ist? Man trifft jedenfalls auf den markierten Weg, der vom Echerntal zum Hinteren Gosausee führt und folgt diesem Richtung Hallstatt.

    Rückblick durch den Graben, wo der Weg durchzieht.

    image016.jpg

    Nach einem sehr kurzen steilen Anstieg befindet sich der Gipfelaufbau gleich mal recht abweisend neben mir, da ich überhaupt nicht mitgedacht habe und einfach nur voller Freude über ein noch erstaunlich mächtiges Schneefeld runtergerutscht bin, nur um dann unten angekommen sofort meinen Fehler zu bemerken und mit der flachen Hand auf die Stirn zu schlagen

    Also spätestens bei einem etwas größeren Stoamandl links des Weges, bevor es wieder bergab geht, sollte man nach rechts abzweigen und der einzig wanderbaren Linie folgen, die auch mit gelben Punkten markiert ist. Der Gipfel-Anstieg ist dann nicht mehr recht lang und bietet keine nennenswerten Schwierigkeiten.

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    Das Manfred sicher noch in Erinnerung befindliche "Gipfel-T" mit Blick zum Plassen.

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    Ein herrlicher Gipfel. Absolute Einsamkeit, eine Wiese zum gemütlich Hinlegen, ein Traum-Panorama - links der Dachstein, rechts der Gosaukamm.

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    Das erste richtige Gipfelbuch wurde offenbar vor gut zwei Jahren platziert, es ist aber schon in eher schlechtem Zustand. Recht dick ist es noch nicht befüllt, der letzte Eintrag ist zwei Wochen her. Der Dachstein zieht die Massen wohl gut von diesem Gipfel weg

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    (Ich kannte sogar mal einen Hubner Markus aus Gosau, ob er das wohl ist? )

    Da die Zeit bekanntlich unaufhaltsam fortschreitet und ich ahne, dass sich mein Abstieg doch noch in die Länge ziehen wird, muss ich leider doch wieder früher aufbrechen als mir eigentlich lieb ist. Also wieder runter auf den markierten Weg und zurück bis kurz vorm "Kreuz". Bei dieser Latschn zweigt nun mein weiterer Weg nach rechts ab, im Hintergrund Mitte rechtes Bilddrittel ist auch ein Stoamandl erkennbar.

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    Der Weg durch das Nasstal ist erst mal eher mit Wiese verwachsen, aber man kann Wegspuren erkennen und auch viele Stoamandln helfen immer wieder. Später kommt man dann mehr und mehr in den Wald, wo der Weg auch ein etwas schnellers Vorankommen zulässt als zu Beginn.

    Ich folge dem Weg, der hier durchwegs sehr gut zu erkennen ist, bis sich die Spuren plötzlich verlieren. Ein Blick aufs GPS zur Orientierung - mist, ich hätte schon vor einer Weile mal abbiegen müssen. Der Verhauer ist deutlich auf der Karte zu sehen und hätte mich möglicherweise in eher ungemütliches Gelände geführt, möglicherweise gehts da aber auch irgendwie zum "Launing-Fall" runter.

    Der Weg war jedenfalls so gut ausgetreten, dass ich beim Zurückgehen mehrmals gezweifelt habe, ob ich mich aufs GPS verlassen soll. Tatsächlich habe ich bei der entsprechenden Stelle dann vergleichsweise unscheinbare Spuren abzweigen gesehen, ein kleines Stoamandl hätte mir auch den Weg gewiesen...

    Anschließend gehts wieder recht problemlos weiter zur Jagdhütte Rossrücken (Rückblick).

    image024.jpg

    Nun war wirklich das Gröbste geschafft. Zwischendurch eröffnen sich einem hin und wieder recht schöne Blicke auf den Gosaukamm - hier z.B. zur Großwand, links im Vordergrund vermutlich der Gabelkogel, und dahinter die Armkarwand

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    ...und hier zu Wasserkarkogel über Zahringzähne, Mandlkogel bis zum Angerstein mit Wasserriese und Gamsriese.

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    Der Weg mündet schließlich in eine Forststraße, auf der man weiter zur Ebenalm und am Ende wieder zurück zum Vorderen Gosausee gelangt. Etwas vor der Ebenalm präsentiert sich mir das Gamsfeld nochmal ganz schön.

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    Zwischen Adamekhütte und Ebenalm habe ich stundenlang keinen einzigen Menschen getroffen, nur Schafe unter dem Bärwurzkogel Am Ende folgen dann noch ein paar erfrischende Bäder im Gosaubach - soll angeblich die Muskelregeneration fördern... Im Moment des Abtauchens verliert man aber glaube ich dafür ein paar Lebensjahre

    Vielen Dank fürs Durchhalten, wer alles gelesen hat!
    Zuletzt geändert von Hard85; 21.06.2018, 22:12.

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    • #3
      Die Szenerie des Dachstein-Gebirges ist so großartig, dass man sich daran wahrscheinlich niemals satt sehen kann.
      Und auf den Routen zu so selten besuchten Gipfeln kommen das Erleben der Ruhe und das Gefühl, allein in der Weite der Landschaft zu stehen, noch dazu.
      Das alles kann schon etwas.

      Vielen Dank für deinen Bericht!
      Lg, Wolfgang


      Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
      der sowohl für den Einzelnen
      wie für die Welt zukunftsweisend ist.
      (David Steindl-Rast)

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      • #4
        Feiner Bericht, toll beschrieben & schöne Bilder - Danke!

        LG
        Reinhard
        ALPINJUNKIE ON TOUR
        Wenn du dich auf den Weg machst, öffnet der Horizont seine Grenzen.


        Hohe Mauer/Windhagkogel - 20.10.18
        Arikogel - 21.10.17 & 08.10.2018

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        • #5
          Danke für den tollen Bericht!
          Werde die Tour im Hinterkopf behalten - wenn es von mir aus nicht so weit wäre. Für einen Tagesausflug sicher nicht geeignet. Aber muss mal sehen, was man noch kombinieren kann.
          - Luzie -

          Menschen, die die Berge lieben, widerspiegeln Sonnenlicht,
          jene, die im Tale blieben, kennen diese Sprache nicht.

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          • #6
            Super dass es wieder einen Bericht von dir gibt und der Beerwurzkogel oder Bärwurzkogel ist wirklich ein toller einsamer Aussichtsberg.
            Freut mich, dass ich dich inspirieren konnte.
            Ich hab mich damals nach der Hochalmhütte ziemlich verfranzt, bin zu hoch aufgestiegen und in ein Latschenintermezzo gekommen.
            Du hast den Weg direkt zum Lärchkogel genommen, bist gar nicht auf die Hochalmhütte gekommen. War sicher besser so.
            Und beim Brettkogel hast nichts versäumt, war nur so, dass ich auf einen jeden Berg rauf muss, weder Aufstieg vom Brettkogel noch Gipfel sind empfehlenswert.
            Und "Beim Kreuz" ist wirklich nur eine Wegkreuzung.
            IMG_6594.JPG
            lg, Manfred (manfredsberge.blogspot.com)

            Meine Tourenberichte auf gipfeltreffen

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            • #7
              @Wolfgang: 100% Zustimmung, vielen Dank!

              @Reinhard: Danke auch dir für deine netten Worte

              @arana55: Vielen Dank! Im Hinterkopf - So hats bei mir auch angefangen Allerdings ist meine Anfahrtszeit schön für eine Tagestour geeignet... Für eine mehrtägige Tour gibt es je nach gewünschten Gehzeiten, Kondition und Fertigkeiten sicher viele Möglichkeiten dort. Abgesehen vom Dachstein bietet sich auch der Linzer Steig/Weg an, dann hat man z.B. von der Hofpürglhütte oder Stuhlalm im Gosaukamm auch wieder Möglichkeiten. Auch Hallstatt/Obertraun ist sicher ein sehr gut geeignetet Ausganspunkt für eine mehrtägige Tour, allerdings verpasst man dann wahrscheinlich den Blick vom Gosausee zum Dachstein, einer meiner Lieblings-Blicke Zu Touren abseits der bekannten und beliebten Wege und Gipfel im Dachstein-Stock gibts hier im Forum so weit ich mich erinnere z.B. von Manfred9 schon ein paar Berichte, wo man sich inspirieren lassen kann

              @Manfred9: Das mit dem Lärchkogel hab ich auch erst daheim auf der Karte gesehen, etwas Gipfel-ähnliches ist mir aber auf meinem Weg nicht aufgefallen. lt. Track bin ich etwas unterhalb daran vorbei. Ich bin jedenfalls den Weg gegangen, der in der OSM eingezeichnet ist. Wie bist du damals eigentlich auf deinen Weg gekommen? Hast du dort in Luftaufnahmen einen Weg von der Hochalmhütte zur Rossrücken Jagdhütte gesehen? Oder von jemandem gehört? Oder einfach der geübten Ruachl-Nase nach?

              Zu "auf jeden Berg rauf müssen" neige ich gelegentlich auch etwas, genau so wie "jeden Weg gegangen sein oder zumindest wissen, wo er hinführt"

              Vielen Dank auch für das Bild vom "Kreuz", habe ich das auch gesehen

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              • #8
                Eine faszinierende und wunderschöne Gegend, in der Du da unterwegs warst, herzlichen Dank für die vielen Bilder, die ich begeistert genossen habe. Und Du sagst es, Karst Wege sind einfach toll zu gehen, ich erinnere mich da gerne an einige Exemplare im Toten Gebirge.

                LG, Günter
                Meine Touren in Europa

                Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
                (Marie von Ebner-Eschenbach)

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                • #9
                  Zitat von Hard85 Beitrag anzeigen
                  @Manfred9: Das mit dem Lärchkogel hab ich auch erst daheim auf der Karte gesehen, etwas Gipfel-ähnliches ist mir aber auf meinem Weg nicht aufgefallen. lt. Track bin ich etwas unterhalb daran vorbei. Ich bin jedenfalls den Weg gegangen, der in der OSM eingezeichnet ist. Wie bist du damals eigentlich auf deinen Weg gekommen? Hast du dort in Luftaufnahmen einen Weg von der Hochalmhütte zur Rossrücken Jagdhütte gesehen? Oder von jemandem gehört? Oder einfach der geübten Ruachl-Nase nach?
                  Der Lärchkogel ist sehr unscheinbar.
                  Die Idee über die Hochalmhütte und den Rossrücken hatte ich damals von der Alpenvereinsgruppe Gunskirchen: https://www.alpenverein.at/wels-guns...rwurzkogel.php
                  Ist manchmal ganz interessant, was man so alles auf den Alpenvereinsseiten findet. Die Infos sind aber doch nur sehr spärlich. Da lob ich mir das Gipfeltreffen-Forum, da gibt es allerhand Informationen.
                  lg, Manfred (manfredsberge.blogspot.com)

                  Meine Tourenberichte auf gipfeltreffen

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                  • #10
                    Danke Günter, ja, das Tote Gebirge schätze ich deswegen auch, leider komme ich kaum in den Genuss

                    @Manfred: Ah, ok, interessant, danke. Ja, bei den Alpenvereinen gibts tlw. schon alte Hasen, die gute Geheimtipps haben, war ja schon beim Spielberg/Brunnkogel so, dass das Einzige, was man da vor ein paar Jahren drüber im Netz gefunden hat, die Tour von den Schwanenstädtern war. Mitgehen tu ich aber kaum mal in den Gruppen, alleine ist man halt doch am flexibelsten, aber das brauch ich dir ja nicht erzählen

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