In meiner letzten Tour (Erbsen Kogel) habe ich geschrieben: "Ursprünglich hätte ich ja etwas anderes vorgehabt, doch aufgrund im Vorfeld unvorhersehbarer Umstände musste ich unterwegs kurzfristig umdisponieren." Heute habe ich das, was ich damals vorhatte, nachgeholt:
Der "Große" Sulzkogel, 1661 m, ein Latschengipfel im Nördlichen Höllengebirge
Im Höllengebirge gibt es ja 2 Sulzkögel. Der "kleine", 1357 m hoch, liegt in der Höllschlucht, und ist, wenn man weiß wie, im Sommer "gut" erreichbar. Der "große", 1661 m hoch, steht etwas isoliert auf der Hochfläche. Dieser war mein heutiges Ziel.
Hinweis: Es folgt nun ein Prolog, welche darlegt, wie die Vorgeschichte zu diesem Gipfel aussieht. Wer diese überspringen möchte, der möge bitte gleich zum #2 weiterspringen. - obwohl der Vorspann durchaus interessant sein könnte!
Will man den großen Sulzkogel erreichen, ist das sowohl im Winter als auch im Sommer nicht einfach.
Steinbacher Pfaffengraben, Eisenau und Pfaffengraben trennen den Gipfel von seinen ca. gleich hohen Nachbarn: Salzberg, 1607 m; Jagerköpfl, 1667 m; und Pfaffengrabenhöhe, 1691 m. Und natürlich trägt auch das gemeinste Gewächs auf Erden dazu bei, den Aufstieg unnötig zu verkomplizieren.
Im Sommer wird der Gipfel daher so gut wie nie bestiegen. Der obligatorische Bericht von Manfred9 stammt aus der Winterzeit (Schneeschuhe).
Der Original-Hauzenberger erwähnt zwar Latschengassen, welche aus dem Pfaffengraben auf den Gipfel führen sollen, allerdings dürften diese seit 2005 zugewachsen sein. Von einer Ersteigung über den markanten Südwestkamm (Foto von den Gimbach Kaskaden, 03.06.2021) ist laut ihm abzuraten.
Der Gipfelzeichen-Hauzenberger von 2020 berichtet allerdings von einer Gipfelbuchkassette, die 2019 aufgestellt wurde.
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Soweit die Ausgangslage bis 2020. Der Sulzkogel war bis dato natürlich in meiner TDL vermerkt, allerdings mit dem Zusatz "Wintertour". Bis im Jahr 2021 die Ausgangslage mit einem Schlag auf den Kopf gestellt wurde.
Zum kleinen 1x1 eines Ruachlers gehört natürlich auch das regelmäßige Kartenstudium (vor allem von Luftbildern). Alle paar Jahre erscheint nämlich ein neues Luftbild von OÖ. Das letzte war aus dem Jahr 2017. Im Frühjahr 2021 bemerkte ich schließlich wohlwollend, dass ein neues Luftbild auf DORIS verfügbar war, von 2020. Natürlich musste sofort überprüft werden, was sich in der Zwischenzeit geändert hatte. Und tatsächlich - es gab eine Änderung.
Am Sulzkogel-Südwestkamm gibt es eine neue Latschengasse.
Sulzkogel-Südwestkamm.jpg
Die neue Gasse endet am Vorgipfel des Sulzkogels, ca. 1659 m.
Bei genauerer Betrachtung des Luftbildes wurde ich allerdings stutzig. Am Gipfel war ganz eindeutig ein Schattenwurf eines Gipfelkreuzes ersichtlich! Allein die Tatsache, dass der Schatten des möglicherweise vorhandenen Gipfelkreuzes derart gut erkennbar ist, deutete auf eine respektable Gipfelkreuzhöhe von mehr als 5 Meter hin!
(Aufgrund komplizierter geometrischer Rechenvorgänge, die ich hier nicht näher darlegen möchte, kam ich sogar auf eine Höhe von genau 5,36 m…)
Gipfelkreuz-Sulzkogel-Vorgipfel.jpg
Meine Neugier war geweckt. Prompt fuhr ich ins Weißenbachtal, in der Hoffnung einen Platz zu finden, von dem ich mittels Fernglas verifizieren konnte, ob ich mit der Gipfelkreuztheorie recht hatte. Der Platz war mit der ehemaligen Bushaltestelle "Jagdhaus Aufzug" schnell gefunden, und ein Blick durch 2 mitgenommene Ferngläser (mein eigenes mit 10-facher- und ein geliehenes mit 16-facher-Vergrößerung) bestätigte meine Theorie vollends.
Am Vorgipfel des Sulzkogels, 1659 m, steht ein Gipfelkreuz.
(Das Gipfelkreuz ist aus dem Weißenbachtal mit bloßem Auge allerdings nicht sichtbar. Man benötigt ein gutes Fernglas, um es zu sehen.)
Klammer auf.
Die Existenz des Gipfelkreuzes gibt mir einige Rätsel auf. Wer ist der Aufsteller - und somit wahrscheinlich auch für das Ausschneiden der Latschengasse verantwortlich?
Im Gipfelzeichen-Hauzenberger lassen sich alle Gipfelkreuze fünf Gruppierungen zuordnen: a) Alpine Vereine, b) die Bergrettung, c) Religiöse Vereine, d) Polische Projekte und e) Privatpersonen.
Gegen eine Privatperson spricht der immense Aufwand für die Latschengasse und das verhältnismäßig große Kreuz. Alle Kreuze, die von Privaten Personen aufgestellt wurden, sind maximal 2 Meter groß und können leicht zusammengebaut und aufgestellt werden.
Für einen Alpinen Verein spricht der immense Aufwand. Allerdings wäre das nicht so lange geheim geblieben...
Bergrettung und Religiöse Gruppen haben schon längere Zeit keine Gipfelzeichen mehr aufgestellt, und für ein politisches Projekt kann ich mir auch nicht vorstellen.
Ich muss daher vor Ort überprüfen, wer für die Kreuzaufstellung verantwortlich ist.
Klammer zu.
Mehr war nicht notwendig. Der Sulzkogel bekam in meiner TDL allerhöchste Priorität.
Leichter gesagt als getan. Wenn man nun das Luftbild und das Geländebild genau ansieht, stellt man mehrere Sachen fest:
1.) Der Südwestkamm ist weit abseits diverser Steige oder Forstwege. Weglose Aufstiege sind jetzt in einem Karstgebirge nicht gerade das Gelbe vom Ei. Es gibt zwar lt. Amap einen Steig in diese Richtung (Fürstenbergstube - alte Karlhütte), doch ob dieser noch vorhanden ist oder jemals existiert hat, ist ungewiss. -> Schwierigkeiten beim Zustieg zum Kamm.
2.) Der erwähnte Südwestkamm ist in seinem gesamten Verlauf, vom Gipfel bis in die Südabhänge hinunter, von Felswänden begrenzt. Und dort, wo die Felswände aufhören, ist der Hang steiler als steil (mehr als 100%) -> Der direkte Zustieg auf den Kamm ist nur sehr schwer möglich!
3.) Die erwähnte Latschengasse beginnt nicht ganz beim Beginn des Latschengürtels am Kamm. -> Latschenkämpfe inklusive!
Aber von welcher Seite ist der Zustieg zum Kamm leichter bzw. erfolgsversprechender? Von Westen? Oder doch von Osten?
Kurz gesagt: Auf zu ein paar Erkundungstouren!
Am 24. 05. startete ich bei den Kriegsgräbern, und folgte dem Normalweg zur Fürstenbergstube. Hier verließ ich das bekannte Gelände und wagte mich nach Osten Richtung Kamm. Den Kamm habe ich letztendlich auch erreicht. Allerdings ... Der Zustieg auf den Kamm blieb mir verwehrt!
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Am 03. 06. startete ich einen zweiten Versuch, diesmal beim Gimbach. Auf der Ostseite des Kammes führt nämlich ein Forstweg bis auf 900 m hinauf. Der Plan war, von dort nach ca. 300 Hm weglosem Aufstieg den Kamm zu erreichen. Allerdings … Das Gelände war in dieser Gegend ziemlich ruppig. Im dort vorhandenen rechten Graben musste ich bei Felsplatten schließlich umdrehen, und auch im linken Graben wurde das Gelände nach kurzem Aufstieg verdammt steil.
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Ein dritter Versuch musste her. Diesmal hieß es "back to the roots", zurück auf die Westseite.
Allerdings scheiterte dieser an den Tücken der Technik. Am 13. 06. 2021 gab nämlich meine Sportuhr (Garmin Fenix 5S) im Bereich des Windwurfs bei der Fürstenbergstube den Geist auf. Mein altes GPS-Gerät habe ich da natürlich daheimgelassen - so bin ich zum Aufstieg über den Erbsen Kogel gekommen.
Dies passte mir auch "Sulzkogel-technisch" sehr gut in den Kram, denn so ist es mir gelungen, mehrere Fotos vom Gipfelkreuz zu schießen, vom Salzberg sowie von der Brennerin:
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Am 03.07.2021 wollte ich nun schon den insgesamt vierten Versuch starten.
Eigentliche Tour folgt!
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