Seit meinem letzten Bericht ist ja schon geraume Zeit vergangen, - hoffentlich hab' ich das Erstellen nicht verlernt , und so möchte ich Euch hier einen weiteren Ruachler am Kasbergstock, deren es einige gibt, vorstellen:
Via Wasenbach zum Spitzplaneck - 1617m
Ausgangspunkt ist die beginnende Forststraße ins Tal des Wasenbaches bei ca. 550m, gelegen an der Straße zum Almsee. Vor der Schranke besteht eine kleine Parkmöglichkeit für vielleicht drei PKW, - hier sollte man jedenfalls darauf Rücksicht nehmen, den parallel zur Almseestraße verlaufenden Wander- und Radweg nicht zu verstellen!
Zunächst eben, im weiteren Verlauf an den Wasenbach heran und in wenigen Kehren zur Kartenhöhe 621m, - hier überquert die Straße den Bach. Wenige Meter nach der Brücke soll hier der Steig zu einer Jagdhütte (ca. 980m) am Wasenbach beginnen.
Dieser Steig ist übrigens in der Kompass Karte 19 "Almtal / Totes Gebirge", sowie in älteren Ausgaben der Österreichischen Karte Nr. 67 "Grünau" noch eingetragen, - in der aktuellen ÖK/AMAP ist er nicht mehr zu finden.
Jedenfalls ist der Steigbeginn in beiden Kartenwerken falsch vermerkt, und so führt der Anstieg weiter, zum nahen Ende der Forststraße, wo man einen Wasserfall rauschen hört. Hinter Bäumen versteckt, gelangt man zu diesem unschwierig über einige Felsen. Der Wasserfall mündet in eine Gumpe, - von dieser fließt der Bach nach rechts (davor stehend; korrekt orographisch links) weiter. Hier ist auch der Steig zu suchen, - also wieder retour zur Straße und gleich den Bach queren (problemlos bei Niedrigwasser).
Auf der anderen Seite sieht man sofort einen schmalen Steig, der über die sehr steile Böschung zu einem Baum (entgegengesetzt zum Anstieg Forststraße) höher führt. Nach dem Baum beschreibt der Steig eine Spitzkehre, - hier nochmals steil weiter und allmählich in flacher werdendes Gelände im Bereich der Abbruchkante des Wasserfalls.
Nun geht es über eine längere Strecke, moderat ansteigend und orographisch links des Wasenbaches (rechts im Anstieg), bis etwa 720m hinauf. Zwischendurch ist ein Seitenarm des Baches zu queren, - technisch unschwierig, jedoch relativ rutschig.
Bei der vorhin erwähnten Höhe befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite des Bachbetts eine Jagdhütte. Sie ist jedoch nicht Ziel dieses Anstiegs und auch nicht in den Karten vermerkt. Auf Höhe der Hütte wird der Graben nach rechts auf einen Rücken verlassen, ab hier nur mehr sporadische Steigspuren.
Am Rücken eher rechts halten, zu jenem Graben des vorhin überquerten Seitenarms. Hier sollte das geschulte Auge bald eine deutliche Baumschneise erkennen, die geradlinig höher führt. Die Schneise wird bei ca. 800m nach links verlassen und man quert wieder höhersteigend an den Wasenbach heran. Zuletzt parallel des Grabens sehr schmal und ausgesetzt (viel Buchenlaub), wenige Meter über der Abbruchkante, weiter, bis sich "Weg" und Bachbett höhenmäßig annähern und sich das Gelände etwas weitet bzw. verflacht (ca. 880m).
Hier hat man zum ersten Mal wieder einen etwas freieren Ausblick und hier befindet sich auch weithin ersichtlich, die einzige Möglichkeit den Wasenbach zu überqueren. Wenige Meter absteigend, führt eine deutliche Spur ins breite und flache Bachbett, unterhalb einer Kaskade.
Auf der anderen Seite wird das Bachbett in entgegengesetzter Richtung steil verlassen und hat man die Böschung erklommen, wendet man sich wieder 180 Grad und steigt parallel zum Wasenbach höher. Hier gibt es teilweise Spuren, die auf den letzten Metern zur eingangs beschriebenen Jagdhütte, oder was davon übrig geblieben ist, zu einem gut erkennbaren Steig werden.
Auf einem deutlichen Geländeabsatz, bei ca. 980m, findet man die Reste der längst verfallenen Jagdhütte vor: Kamin, Teile eines Kachelofens, Herdplatte, das klägliche Fragment einer Außenwandecke - mehr ist nicht übrig ...
Etwa 2-3 Meter über dem Hüttenplateau findet sich ein Steig, der aber nur Richtung des nächsten Seitengrabens führt, und sich wohl im Zuge der seinerzeitigen Wasserversorgung der Hütte etabliert haben dürfte.
Weiter geht es aber den Hang (hier nur gelegentlichen Spuren), hinter dem Plateau, hinauf, wobei bei man sich tendenziell leicht links hält und den Rücken, der vom Benn-Nock herunterzieht, bei ca. 1180-1200m erreicht.
Hier findet man zunächst einige Felstürme vor, die aber nicht überklettert werden müssen, sondern etwas unterhalb der höchsten Linie rechts gequert werden können. Beim letzten und größten Turm erfolgt dies direkt am Wandfuß auf einer deutlichen Steigspur.
Nach diesem Turm wird der Rücken allmählich lichter, hier liegt auch einiges an Totholz, das sich aber nie als echtes Hindernis herausstellt. Der Weg ist eindeutig, einfach weiter den Rücken hinauf, das wird auch durch eine erdige Spur unterstrichen, die sich aber in erster Linie durch Wildwechsel gebildet haben dürfte.
Bei 1300-1400m ist die Szenerie, rechts des Weges, wieder etwas felsiger - der Anstieg wird hiervon nicht berührt, denn dieser führt links daran vorbei zu einem kleinen Latschenfeld, das aber sehr durchlässig ist.
Danach folgt der Schlussanstieg zum Plateau, oberhalb des Benn-Nock Sees, das man in wenigen Minuten und somit die "Zivilisation" erreicht.
Weiter über das Ende der alten Mautstraße zum Spitzplaneck-Schlepplift, und auf einem Karrenweg, mehrmals die Piste querend, hinauf zum weit sichtbaren Sendemast. Von hier in eine Senke und aus dieser heraus zum Gipfel des Spitzplanecks - 1617m (Vermessungsstein). Das Gipfelkreuz befindet sich auf einem etwas tiefer gelegenen Felssporn, direkt an der Abbruchkante zum Almtal.
Die Tour ließe sich natürlich auch mit einem Abstecher zum Kasberg, oder zur Sepp-Huber-Hütte verbinden, zudem bieten sich mehrere Abstiegsvarianten an, die aber zumeist ein zweites Auto voraussetzen, oder einen langen Rückweg zur Folge haben.
Für eine Solotour (bzw. bei nur einem Fahrzeug) würde sich der Retourweg über den Anstieg anbieten, oder als Runde, so wie in diesem Fall, zunächst über die alte Mautstraße.
Das mag vorerst wenig spannend erscheinen, doch irgendwie kann man sich dann doch nicht dem morbiden "Charme" dieser Straße entziehen ...
Begleitet auf jedem Meter von schaurigstem Würfelbruch, Gesteinsschichtungen- und faltungen in allen Formen und Richtungen des Gutensteiner Kalks, Spalten und Rissen - die Gleitflächen zukünftiger Felsstürze bereits erahnen lassen, Geröllhaufen allen Orts, Felsbrocken auf der altersschwachen Asphaltdecke, fragmentöse und zum Teil umgefallene Leitschienen und der beständigen Frage, wozu das alles und auf welcher geologischen Grundlage?!
Das Wozu erklärt sich aus dem Umstand, dass das Skigebiet Kasberg (Betrieb seit 1967) ursprünglich aus zwei getrennten Teilen bestand: Jenem rund um Jagerspitz und Hochberghaus und dem höher gelegenen Teil um Sepp-Huber-Hütte und Kasbergalm und eben letztere nur über die Mautstraße vom Wildpark Cumberland ausgehend, errichtet in den 1970er Jahren, zu erreichen war, bevor beide Teile in den 1980ern durch die Gruppenumlaufbahn verbunden wurden.
Seither ist die Straße für den öffentlichen Verkehr gesperrt, auch für Radfahrer, wenngleich sie von letzteren illegalerweise, aber wohl geduldet, gern für eine Bergwertung zum höchsten Punkt einer Asphaltstraße, in Oberösterreich, genutzt wird.
Soweit ein kurzer Abstecher in die Historie, - tatsächlich ist so einer im Abstieg bei der Kehre auf ca. 930m fällig, wo eine relativ junge, nach rechts abgehende, Forststraßen-Sackgasse wieder zurück ins Aufstiegsgelände führt.
Am Ende der Forststraße links haltend in den Wald hinunter und man gelangt dann auf jenen Rücken, mit Eingangs erwähnter Baumschneise, oberhalb der Hütte bei 720m. Ab hier sind Ab- und Anstieg wieder ident.
Fazit:
Äußerst einsamer und somit selten begangener Anstieg vom Wasenbach, der erst im oberen Teil durch Ausblicke, aber vielmehr durch seine raue Ursprünglichkeit zu überzeugen weiß.
Für potentielle Nachgeher:
Der Anstieg (ausschließlich Gehgelände) weist zwei Schlüsselstellen auf: beim Einstieg am Wasserfall und vor der Bachquerung des Wasenbachs, unterhalb der verfallenen Jagdhütte, - hier ist ein Ausrutscher, mit möglichen fatalen Folgen, absolut verboten. Eindeutig ist der "Weg" nur bis zur Hütte auf 720m, - hernach nur mehr fallsweise Steigspuren. Im gesamten Verlauf sind keinerlei Steinmänner, oder sonstige Markierungen vorhanden. Dem zu Folge sind neben Trittsicherheit, sehr gutes Orientierungsvermögen in weglosem, unübersichtlichem Gelände und entsprechende Tourenplanung obligat. Letztere erfolgte im gegenständlichen Fall nach dem Motto "Gelände des geringsten Widerstandes" und wurde vor Ort auch so durchgeführt. Wer vom "Weg" abkommt, kann sich hier sehr schnell in übelsten Steilgelände wiederfinden!
Nicht nach Starkregenereignissen (Waserstände Wasenbach und Zubringer) und bei Schneelage (lawinengefährdet) begehen.
Für diese Tourenbeschreibung wird dennoch keine Gewähr übernommen und eine Begehung erfolgt grundsätzlich auf eigene Gefahr!
LG
Reinhard
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Ausschnitt - Kompass Karte 19 "Almtal / Totes Gebirge"
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Brücke über den Wasenbach - 621m.
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Wasserfall am Ende der Forststraße.
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Beginn des Steigs ...
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Links der Wasenbach, der rechte Seitenarm wird überquert.
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Jagdhütte bei ca. 720m, - auf deren Höhe en Graben nach rechts verlassen.
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Querung nach Ende der Baumschneise (ca. 800m), - links zum Graben des Wasenbachs.
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Steil, schmal und ausgesetzt wird es jetzt - das feuchte Buchenlaub macht die Sache nicht leichter.
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Wenige Meter über der Abbruchkante zum Graben des tief unten fließenden Wasenbachs.
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Kurz vor der Querung des Wasenbachs.
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Wasenbach-Kaskaden
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Verfallene Jagdhütte auf ca. 980m ...
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... und was davon übrig blieb.
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Diesen Hang geht es, leicht links haltend, hinter der Hüttenruine hinauf.
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Am Rücken Richtung Benn-Nock, - letzter Felsturm im unteren Teil, der am Wandfuß gequert wird.
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