- Wegführung: Ebensee (12.25) - Großer Sonnstein (1032m, 13.55) - Traunkirchen (16.45)
- Länge: 8 km
- Höhenmeter (Aufstieg): 730 hm
- Reine Gehzeit: ca. 3,5 Std.
- Viecher: Gams
Erster längerer Wanderurlaub seit Pandemiebeginn. Erst hatten die Modelle tagelang Dauerregen drin, dann wurde daraus eine Hitzewelle. Regenhose und Pulli hätte ich zuhause lassen können. Untergebracht war ich in Ebensee, etwa zehn Minuten vom Bahnhof Landungsplatz entfernt, und damit mobil in alle Richtungen. So hab ich auch erstmals das Klimaticket voll ausnutzen können. Ich reiste schon am Vormittag an, das Zimmer war früher bezugsfertig und ich konnte schon um kurz vor halb eins zur ersten Tour aufbrechen.
Wetterlage: Leicht zyklonale Nordwestlage mit Schauerwetter. Die Obergrenzen der CB waren mit FL200 gerechnet worden. Das entspricht minus zwanzig Grad in 500 hPa und reicht normalerweise nicht für Gewitter.
Bild 1: Bei der Fahrt entlang vom Traunsee ein Blick nach Norden:
Cumulus mediocris (moderate Quellwolke) und Altocumulus darüber. Genügend Feuchte und Labilität für hochreichende Quellbewölkung vorhanden.
Der Steig beginnt hinter der Kirche und zieht sich durchwegs steil den Südhang des Großen Sonnsteins hinauf.
Bild 2: Rotes Waldvögelein.
Bild 3: Links Spitzlstein (1125m), unten am Südufer des Traunsee Rindbach.
In dem Tal dahinter zählt derzeit ein BOKU-Mitarbeiter das Wild, wie ich zufällig einmal beim Gaststättenbesuch in Ebensee abends mithörte. Rechts Eibenberg (1598m) und Haslergupf (1274m) ganz rechts. Hinter der Eibenbergschneid Fallstreifen eines Regenschauers.
Bild 4: Auf der Gratschneide des Großen Sonnsteins mit Blick zum Feuerkogel:
Ein Regenschauer näherte sich. Beunruhigender fand ich nach Blick aufs Wetterradar aber das dunkelrote Echo nordwestlich davon, das sich rasch näherte. Unterstand gab es hier nirgends, die Sonnsteinhütte war zu weit entfernt.
Bild 5: Das Mannsknabenkraut musste ich trotzdem noch ablichten.
Bild 6: Und auch die hübschen Kugelblumen hier.
Bild 7: Schnell beim Gipfelkreuz.
Bild 8: Der Schauer näherte sich.
Bild 9: Die versicherte A/B-Stelle am Nordhang des Großen Sonnsteins.
Recht ausgesetzt, schmierige Steine und Wurzeln. Während ich noch überlegte, fing es an zu regnen. Damit war klar: Ich drehte um, denn bei Nässe war es mir - noch dazu alleine - zu riskant.
Wieder oben am Grat dann der erste Donner. Scheiße. Ich drückte aufs Tempo und sah, dass ich möglichst schnell wieder vom exponierten Grat herunterkam. Unten bei der Abzweigung mit der Umgehung der Kletterstelle entschied ich mich, kurz den Aufstiegsweg hinabzugehen. Bis ins Tal würd ich es nicht mehr schaffen, aber ich hatte mir eine etwas geschützte enge Kehre im dichten Jungwald gemerkt. Im Abstieg begegnete mir ein Paar, das gerade aufstieg. Ich fragte: "Ihr habt den Donner schon gehört, oder?" Und sie sagten ja und gingen einfach weiter. Ich warf die Stecken ins Gebüsch und kauerte mich eng am Boden zusammen, um die Schrittspannung zu reduzieren. Es fing an zu schütten und donnerte noch mehrmals laut. Ein Mann, der mir im Abstieg vom Grat entgegenkam, kehrte auch wieder zurück, und wartete kurz mit mir gemeinsam, ehe er im Regen weiter abstieg. Ich blieb vorsichtig, denn die Wolke-Erde-Blitze an der Gewitterrückseite waren am gefährlichsten. Glücklicherweise erlitt das Gewitter über Ebensee einen deutlichen Intensitätsabfall, das dunkelrote Echo wurde orange und die Wolken schichteten rasch aus. Damit war klar, dass die Gefahr vorbei war.
Wetterballonaufstieg (Prognose) für Raum Traunsee, 17.06.23, 14 Uhr MESZ:
In der Satellitenbildanalyse habe ich minimal -21 Grad Wolkenobergrenzentemperatur ausgemessen, das entspricht recht exakt den prognostizierten FL200 (ca. 5,2km Höhe) Obergrenzen der Schauerwolke. Warum hat es trotzdem für Gewitter gereicht? Weil genug Auftrieb und damit Ladungstrennung zwischen Wolkenuntergrenze und -obergrenze vorhanden war. Die hellblaue Kurve (Aufstiegskurve) im Diagramm verläuft deutlich rechts der Temperaturkurve. Es war dennoch grenzwertig, was auch erklärt, weshalb keine mächtige Ambosswolke entstand. Ein klassischer gewittriger Regenschauer, könnte man sagen. Es ist trotzdem verantwortungslos und dumm, im Gewitter noch weiter aufzusteigen. Die Blitzschlaggefahr wird allgemein unterschätzt.
Nachdem der Regen soweit abgeklungen war und die Sonne wieder durchkam, setzte ich meine Wanderung fort. Dieses Mal mit Umgehung der Kletterstelle.
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