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Hasellahngang (I-II), Segenbaumkogel, + unfreiwillige S-N Höllengebirgsüberschreitung

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  • Hasellahngang (I-II), Segenbaumkogel, + unfreiwillige S-N Höllengebirgsüberschreitung


    R 87/3 SegenbaumKogel 1779m

    (...) Der Segenbaumkogel ist ein im Sommer nur
    mühsam erreichbarer und selten besuchter Gipfel.

    Durch den Halselahngang

    Ein sehr langer und mühsamer Abnstieg mit 1250 Hm
    dafür aber in herrlicher Gegend. (...)
    Nur für geübte Bergsteiger/-innen. Orientierungssinn
    notwendig.(..) Oben über schöne Wasserrillenplatten und
    über die Südflsnke durch Latschengassen auf den Gipfel.

    4 1/2 Stunden vom Parkplatz


    aus dem "Höllengebirge" von Hauzenberger 1980

    Es ist 5.21 Uhr. Noch ist es nicht besonders hell und
    dichte Wolken hängen über den Bergen als ich starte.
    Die ersten 3 km sind Forststrassen und die laufe ich bis
    zum Steigeinstieg. Das spart Zeit und ich werde munter.

    Die Abzweigung am Beginn des Pfades ist praktisch
    kaum erkennbar. Wenn ich nicht auf der Karte die Höhenlinien
    mitgezählt und ein Foto im Netz gefunden hätte, wäre ich
    sicher vorbeigelaufen. Ich baue einen Steinmann für später
    und tauche in den Wald. Zappenduster. Zwischenzeitlich
    bin ich direkt in den tief liegenden Wolken und dichter Nebel
    wabert durch die Bäume. Sichtweite ca. 4 Meter. Egal.
    Hier drinnen muss ich onehin nur dem "Pfad" folgen.

    Der ist anfangs noch gut erkennbar. Erst ab der Hubertushütte
    wird er zunehmend undeutlicher und kaum mehr sichtbar.
    Hier ist auch schon lange kein Wanderer mehr gewesen, die
    drehen alle bei der Hütte um. Jetzt regnet es auch noch leicht.
    Alles tropft und es hat ca. 10 Grad im immer dichteren Nebel.
    Den Steig sollte ich nicht verlieren. Laut Karte gehts rechts von
    mir teils ordentlich runter. Ab und zu finde ich blau gemalte Pfeile
    die aber bei dem Grat der Brunnlahngang enden und dort nach
    oben! zeigen. Ein anderer Schrofer/Auschecker ? Ich nehme
    mir vor das mal bei Sonnenschein zu überprüfen und tapse
    durch den nassen Nebel weiter.

    Schliesslich endet der Steig in einem Steinfeld. Laut meiner
    Einschätzung stehe ich jetzt genau in der Hasellahngang.
    Nur sehen kann ich sie nicht. Der Nebel ist superdicht.
    Ich sehe nur die 3m bis zum nächsten Stein. Scheisse.
    Das wars wohl. Na gut. Dann drehe ich halt um.

    Als ich noch einen Steinmann baue rauscht es plötzlich
    laut. Wasser ? Ein Wildbach? Falsch.
    Wind. Viel Wind. Urplötzlich fegt ein Fallwind die Lahn
    hinunter und treibt die Wolken binnen einer Minute weg.
    Die Haselahngang erscheint über mir. Als ob jemand einen
    weissen Vorahng wegziehen würde. Ich sehe bis zum Gipfel.
    und ich sehe die Wasserrillenplatten.

    Na wunderbar. Auf gehts !
    Ich starte die Lahn nach oben und wechsel bei den total
    abartig geformten Platten zu den Kletterschuhen. Es ist
    sensationell. Ich habe trotz Nässe perfekten Grip. Es ist
    wie in der Schlucht nur diesmal auf rießigen geneigten
    Platten. Ich wähle mir die schönste Linie und baue ab und zu
    Steinmänner damit ich später wieder genau so zurückklettern
    kann.

    Es gibt nämlich durchaus ein paar Abbrüche und Schotterfelder
    die im Abstieg gefährlich werden. Ganz zu schweigen davon,dass
    ich den Pfadeinstieg wiederfinden muss, weil drunter gehts runter
    laut Karte.

    Jetzt kommt sogar die Sonne raus obwohl es leicht nieselt.
    Und nachdem eine Gemsenfamile mit den Steinschmeissen fertig
    ist komme ich herrlich kletternd/steigend im oberen Kessel an.
    Nach Hauzenberger müsste ich jetzt nach rechts und durch
    Latschengassen zum Gipfel. Keine Lust. Wozu habe ich
    die Klettersachen an? Ich sehe mir da eine schöne Linie
    direkt hoch. Ein senkrechter Aufschwung, aber wenn ich die
    große Platte als Untergriff bemutzen kann, müsste das gehen.

    Es geht auch. Im Abstieg wird das natürlich schwieriger.
    Sollte aber noch machbar sein. Ich bin oben an der Grenze des
    Gipfellatschenfelds, als wieder Wind aufkommt.

    Allerdings aus der falschen Richtung. Mist !!
    Der Wind treibt nun die tiefer liegenden Nebelwolken wieder
    nach oben. Es ist als ob jemand den weissen Vorhang einfach
    wieder zuzieht. Ich stehe in der Sonne über den Wolken und
    30 meter unter mir liegt jetzt eine weisse Wand. Scheisse.
    Da drin sehe ich gar nichts. Fuck !

    Da komme ich im Abstieg niemals wieder runter. Wie soll
    ich jetzt meine Aufstiegslinie wieder finden ? Uiuiui..

    Ich klettere noch etwas höher um die Klauslahngang daneben
    als möglichen Abstieg zu checken, aber die sieht noch übler
    aus und die kenne ich ja gar nicht. Okay. Ich komme südlich
    nicht mehr runter. Ist halt so. Pfuuuuuuu !!!

    Kartenstudium. 50 Hm über der Nebelsuppe sitzend überlege
    ich wie ich je wieder nach Hause kommen soll. Es hilft nichts.
    Ich muss weiter auf das Höllengebirgsplateau und dann weglos
    nach Nordwesten bis zum Höllkogel und dort den Wanderweg
    zu Riederhütte finden. Das ist weit. Echt weit. Und das Gelände
    eine fröhlich Mischung aus Latschen und Dolinen. Na Super!

    Also los !
    Es ist zwar erst 11 Uhr, aber ich hab ja keine Ahnung wie lang
    ich brauchen werde. Lange, das wird mir schnell klar und ich
    büsse alle Sünden der letzten 3 Jahre ab. Die große Latsche
    ist ein Gewächs des Teufels und kann nur als Nato-Stacheldraht
    der Natur bezeichnet werden. Wie Laokoon kämpfe ich mit dem
    Gewächs. Es ist kaum durchzukommen. Teils im Schlamm
    kriechend, den den Rucksack nachziehend teils oben frei
    in den bis zu 2m hohen Latschen hängend würge ich mich
    3 Stunden bis zur kleinen Eiblgrube. Ich freue mich sogar
    über die immer wieder plötzlich auftauchenden Dolinen, weil
    da wachsen keine Latschen und ich komme an den Rändern
    zumindest wieder ein paar Meter weiter. Ich schaue aus wie
    ein zerrupftes Huhn. Die Orientierung ist auch schwierig.
    Man sieht ja nicht wo es hingeht in dem Gewirr. Ich habe
    echt langsam etwas Zweifel, als ich urplötzlich auf dem
    Wanderweg stehe, der genau dort ist, wo er sein sollte.

    Pffffuuuuuuuu. GottseiDank..
    Ich bin so happy, dass ich gleich mal 30min in die falsche
    Richtung laufe, bis mich eine deutsche Wandersfrau
    netterweise darauf hinweist. Also umdrehen und zurück.
    Auch wurscht jetzt. Hauptsache auf markiertem Weg ohne
    Latschen.

    Mal Schauen, zur Riederhütte sinds 3h, dann könnte
    ich von dort zum Feuerkogel und dann mit der Seilbahn
    runter nach Ebensee. Das ist zwar grad das andere Ende
    das Höllengebirges aber was solls . Geht nicht anders.
    Eine unfreiwillige Süd-Nord Überschreitung des Höllengebirges
    Hurra !

    Ich gebe Gas, weil ich nicht weiss wie lange die Seilbahn fährt
    und bin im 2h bei der Riederhütte. Fragen an den Hüttenwirt :
    1: Was kostet die Seilbahn und wie lange fährt sie
    Antw : 11 Euro , bis 17.00 Uhr
    2: Wie weit ist es bis dorthin ?
    Antw : 2 Stunden
    3: Ich habe 20 Euro dabei. Was kriege ich bei Euch um 9 Euro?
    Antw : Jetzt setz Dich mal hin. Schaumamal..

    Die nette Hüttencrew hat mir dann glatt einen Kaiserschmarrn
    mit Schiwasser um Spezialpreis 9 Euro gegeben, nachdem sie
    meine Sory gehört haben. 10000 Dank nochmal.

    Der grandiose Kaiserschmarren trägt mich dann als
    Kohlenhydratbombe in 57min bis zum Feuerkogel. Dort
    betrete ich stinkend wie eine Gams die Gondel, verschrecke
    ein paar deutsche Touristen und rufe mir ein Taxi.

    Der Taxler erklärt mich dann höflich aber bestimmt für
    völlig meschugge "Da würde ein Einheimischer nie rauf.
    Da gehts doch gar nicht nach oben " Naja .. eigentlich schon..
    Er kann gar nicht glauben wie weit weg mein Auto steht und
    knöpft mir dann auch 40 Euronen für die 23 km ab.

    Na bitte ..
    Ein erfüllter Wandertag.
    Was will man mehr.

    (Bericht vom 030611)
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Fleisch; 09.07.2011, 16:53.

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  • #2
    AW: Hasellahngang (I-II), Segenbaumkogel, + unfreiwillige S-N Höllengebirgsüberschrei

    .
    Allgemeine Infos und Kletterinfos zum Bereich "In der Höll"
    http://www.gipfeltreffen.at/showthread.php?t=56528
    .
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Fleisch; 09.07.2011, 16:56.

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    • #3
      AW: Hasellahngang (I-II), Segenbaumkogel, + unfreiwillige S-N Höllengebirgsüberschrei

      Hallo Fleisch,
      tolle Tour,gratuliere ! sehr feines Abenteuer, was hättest du aber gemacht wenn sich der Nebel noch etwas höher hinauf bewegt hätte und das Plateau auch noch verhüllt hätte während du dich durch die Latschen gekämpft hast ? Hattest du auch einen Kompass dabei?
      Liebe Grüße,Alex

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      • #4
        AW: Hasellahngang (I-II), Segenbaumkogel, + unfreiwillige S-N Höllengebirgsüberschrei

        Zitat von Eeegon Beitrag anzeigen
        was hättest du aber gemacht wenn sich der Nebel noch etwas höher hinauf bewegt hätte und das Plateau auch noch verhüllt hätte während du dich durch die Latschen gekämpft hast ? Hattest du auch einen Kompass dabei?
        1.) ich hätt blöd geschaut
        2.) wäre leicht verzweifelt
        3.) hätte meinen suunto-uhr-kompass verflucht (der zeigt überall hin , selten aber nach norden..)
        4.) hätte meine minikompass/thermometer (clip) benutzt
        5.) wäre im nebel vermutlich in eine doline gefallen..
        6.) wäre verwest

        spass beiseite .. das kann ich dir wirklich kaum sagen..
        die bandbreite reicht von aussitzen worstcase biwak bis zum beinhart
        weitermarschieren und hoffen dass man den querenden wanderweg nicht
        verpasst..
        Zuletzt geändert von Fleisch; 09.07.2011, 18:10.

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        • #5
          AW: Hasellahngang (I-II), Segenbaumkogel, + unfreiwillige S-N Höllengebirgsüberschrei

          Ganz super Bericht, gefällt mir sehr.
          Den Hasellahngang hab ich auf der Wunschliste, seit ich den Hauzenberger gekauft hab udn das ist schon seeeehr lang her.

          Gratuliere zu Deiner Tour.

          lg, michl fasan
          Zu seiner Milbe sagt der Milber:
          "Geh bitte, schenk mir einen Zahn aus Silber.
          Damit ich, wenn im Haargewurl
          ich beißen möchte, hab kan Gsturl!"

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          • #6
            AW: Hasellahngang (I-II), Segenbaumkogel, + unfreiwillige S-N Höllengebirgsüberschrei

            Ein Bericht zum Genießen, danke für die 5 Minuten Bergabenteuer . Gut, dassd wieder heil herunten bist

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