Zur „Haute Route“ in OÖ vom Kl. zum Gr. Priel gibt es bereits sehr anschauliche Berichte hier im Forum (und auch anderswo), z.B.
http://www.gipfeltreffen.at/showthre...ighlight=priel
http://www.gipfeltreffen.at/showthre...ighlight=priel
Darum hatte ich eigentlich nicht die Absicht, selbst hier darüber zu schreiben, zumal ich auch ohne Kamera unterwegs war. Mittlerweile wurde ich jedoch mehrfach um einen ausführlichen Kommentar zu diesem Klassiker gebeten, sodass ich mir dachte, vielleicht sind ein paar sehr subjektive Eindrücke für andere Forumsteilnehmer und zukünftige Aspiranten ebenfalls interessant.
Zunächst einmal mein Gesamteindruck: Diese Tour ist traumhaft schön und zählt zu den eindrucksvollsten Routen, die ich kenne. Sofern man entsprechend vorbereitet und motiviert ist, sollte man sie irgendwann ganz einfach versuchen!
Ich persönlich würde die Überschreitung als Tagestour empfehlen, ggf. mit einer Übernachtung auf der Prielschutzhütte. Es gibt auf der Strecke zwar sehr schöne Plätze zum Biwakieren, aber nirgends Wasser. Daraus ergibt sich ein deutlich erhöhtes Rucksackgewicht bei einem geplanten Biwak, was den Gehgenuss sicher ein wenig trübt.
Viel entscheidender scheint mir aber die psychologische Dimension zu sein: Der Blick vom Kleine Priel zum Großen mit dem Wissen, da muss man heute noch hin, und das langsam näher rückende rote Gipfelkreuz – überdimensioniert, wie es nun einmal ist – erzeugen eine mentale „Sogwirkung“, die ungeahnte Kräfte freiwerden lässt und so die persönliche Leistungsgrenzen verschieben hilft. Es ist einfach schade, diese außergewöhnliche Erfahrung durch ein geplantes Biwak zu versäumen!
Was die Wegfindung anbelangt, so ist es mit Hilfe der verfügbaren Informationen durchaus möglich, auch ohne Vorkenntnisse in einer Gruppe die Route problemlos zu finden. Steinmänner an neuralgischen Punkten erleichtern der Orientierung und dienen als Bestätigung dafür, auf der richtigen (d.h. in diesem Fall v.a.: der leichtesten) Route zu sein. Entscheidend für ein Fortkommen ohne große „Verhauer“ ist allerdings gutes Teamwork, denn einmal ist es der Vorderste einer Gruppe, der als erster den nächsten Orientierungspunkt erspäht, und dann wieder der Letzte, der den besten Überblick hat und so den Ersten zur einfachsten Linie dirigieren kann. Ein Einzelgänger, der die Route noch nicht kennt, verliert mit Sicherheit relativ viel Zeit mit der Wegfindung, ein effizientes Team hingegen kann auch ohne Vorkenntnisse recht rasch voran kommen.
Der tatsächliche Schwierigkeitsgrad diverser Kletterstellen wird subjektiv offensichtlich recht unterschiedlich empfunden. Rabeder spricht im AV-Führer durchgehend vom Schwierigkeitsgrad II, andere Einschätzungen gehen eher in Richtung III.
Mir persönlich fielen v.a. einige Abkletterstellen ziemlich schwer. Sie erschienen mir jedenfalls wesentlich schwieriger als z.B. das Abklettern am Kremsmauer-W-Grat, den ich zwei Tage zuvor wieder einmal begangen hatte. Während ich am W-Grat solo so richtig im Genuss stand, auch felsabwärts, waren mir bei der Prielüberschreitung die Hinweise der Kameraden auf Griffe und Tritte beim Abklettern höchst willkommen. Alleine wäre ich da vermutlich ziemlich an meine Grenze gestoßen – abgesehen einmal davon, dass mir gleich zu Beginn ein riesiger Felsblock unter den Händen ausbrach, sodass ich ohne Schubs von unten womöglich aus der Wand geflogen wäre.
Die Kletterpassagen bergauf sind, wenn man sie in Ruhe angeht, auf den zweiten Blick bzw. sobald man einmal mitten drinnen ist, gar nicht so schwer – solange man weiß, dass man nicht mehr am selben Weg zurück muss. Das gilt v.a. für die Teufelsmauer, aber auch für den Einstieg in den N-Grat, wobei ich bei letzerem die bisherige Routenführung z.T. für suboptimal halte und daher aus der Einstiegsrinne gleich nach rechts hinauf ausgewichen bin. Dort sollten die nächsten Begeher des N-Grates vielleicht ein paar lose herumliegende Gesteinsbrocken gezielt abgehen lassen und schon ist diese kleine Schulter eine deutlich leichtere Aufstiegsvariante als der obere Teil der Schuttrinne.
Der N-Grat selbst wies auf unserer Route keine Stelle auf, die so schwierig war wie der Einstieg in die Teufelsmauer, wobei es anscheinend auch dann, wenn man den Steinmännern folgt, im oberen Teil mehrere Varianten gibt: Wir sind nämlich nicht am „abdrängenden Felsen“ vorbeigekommen, sondern haben diesen vermutlich in der Bergflanke darunter umgangen.
In relativer Gipfelnähe gibt es außerdem zwei große Steinmänner in einer markanten Rinne, die direkt zum Gipfelkreuz hinaufzuführen scheint, bei Betrachtung aus der Nähe jedoch nicht einfach begehbar ist. Ich behaupte, diese beiden Steinmänner sind zumindest irreführend, und wer sie, so wie wir, vom N-Grat bzw. der Flanke darunter aus ansteuert, der macht einen Umweg und geht im Zickzack. Möglicherweise gehören diese Steinmänner auch zum N-Wand-Weg. Im oberen Teil des N-Grates ist jedenfalls eine Linienführung möglichst nahe am Grat vermutlich am effizientesten, allerdings vielleicht doch ein wenig anspruchsvoller als unsere Variante in der Flanke, die keine besonderen Schwierigkeiten aufwies.
Ganz generell ist zum N-Grat auch noch anzumerken, dass sehr viel loses Gestein in den Rinnen und auf den Bändern liegt. Ein Helm ist daher unbedingt anzuraten sowie entsprechende Sicherheitsabstände in einer Gruppe. Wir hatten von guten Freunden entsprechende Hinweise vorab - und waren über die Helme sehr froh.
Soweit also ein wenig „Subjektives“ zur Prielüberschreitung – vielleicht interessiert’s ja wen…
LG,
M
http://www.gipfeltreffen.at/showthre...ighlight=priel
http://www.gipfeltreffen.at/showthre...ighlight=priel
Darum hatte ich eigentlich nicht die Absicht, selbst hier darüber zu schreiben, zumal ich auch ohne Kamera unterwegs war. Mittlerweile wurde ich jedoch mehrfach um einen ausführlichen Kommentar zu diesem Klassiker gebeten, sodass ich mir dachte, vielleicht sind ein paar sehr subjektive Eindrücke für andere Forumsteilnehmer und zukünftige Aspiranten ebenfalls interessant.
Zunächst einmal mein Gesamteindruck: Diese Tour ist traumhaft schön und zählt zu den eindrucksvollsten Routen, die ich kenne. Sofern man entsprechend vorbereitet und motiviert ist, sollte man sie irgendwann ganz einfach versuchen!
Ich persönlich würde die Überschreitung als Tagestour empfehlen, ggf. mit einer Übernachtung auf der Prielschutzhütte. Es gibt auf der Strecke zwar sehr schöne Plätze zum Biwakieren, aber nirgends Wasser. Daraus ergibt sich ein deutlich erhöhtes Rucksackgewicht bei einem geplanten Biwak, was den Gehgenuss sicher ein wenig trübt.
Viel entscheidender scheint mir aber die psychologische Dimension zu sein: Der Blick vom Kleine Priel zum Großen mit dem Wissen, da muss man heute noch hin, und das langsam näher rückende rote Gipfelkreuz – überdimensioniert, wie es nun einmal ist – erzeugen eine mentale „Sogwirkung“, die ungeahnte Kräfte freiwerden lässt und so die persönliche Leistungsgrenzen verschieben hilft. Es ist einfach schade, diese außergewöhnliche Erfahrung durch ein geplantes Biwak zu versäumen!
Was die Wegfindung anbelangt, so ist es mit Hilfe der verfügbaren Informationen durchaus möglich, auch ohne Vorkenntnisse in einer Gruppe die Route problemlos zu finden. Steinmänner an neuralgischen Punkten erleichtern der Orientierung und dienen als Bestätigung dafür, auf der richtigen (d.h. in diesem Fall v.a.: der leichtesten) Route zu sein. Entscheidend für ein Fortkommen ohne große „Verhauer“ ist allerdings gutes Teamwork, denn einmal ist es der Vorderste einer Gruppe, der als erster den nächsten Orientierungspunkt erspäht, und dann wieder der Letzte, der den besten Überblick hat und so den Ersten zur einfachsten Linie dirigieren kann. Ein Einzelgänger, der die Route noch nicht kennt, verliert mit Sicherheit relativ viel Zeit mit der Wegfindung, ein effizientes Team hingegen kann auch ohne Vorkenntnisse recht rasch voran kommen.
Der tatsächliche Schwierigkeitsgrad diverser Kletterstellen wird subjektiv offensichtlich recht unterschiedlich empfunden. Rabeder spricht im AV-Führer durchgehend vom Schwierigkeitsgrad II, andere Einschätzungen gehen eher in Richtung III.
Mir persönlich fielen v.a. einige Abkletterstellen ziemlich schwer. Sie erschienen mir jedenfalls wesentlich schwieriger als z.B. das Abklettern am Kremsmauer-W-Grat, den ich zwei Tage zuvor wieder einmal begangen hatte. Während ich am W-Grat solo so richtig im Genuss stand, auch felsabwärts, waren mir bei der Prielüberschreitung die Hinweise der Kameraden auf Griffe und Tritte beim Abklettern höchst willkommen. Alleine wäre ich da vermutlich ziemlich an meine Grenze gestoßen – abgesehen einmal davon, dass mir gleich zu Beginn ein riesiger Felsblock unter den Händen ausbrach, sodass ich ohne Schubs von unten womöglich aus der Wand geflogen wäre.
Die Kletterpassagen bergauf sind, wenn man sie in Ruhe angeht, auf den zweiten Blick bzw. sobald man einmal mitten drinnen ist, gar nicht so schwer – solange man weiß, dass man nicht mehr am selben Weg zurück muss. Das gilt v.a. für die Teufelsmauer, aber auch für den Einstieg in den N-Grat, wobei ich bei letzerem die bisherige Routenführung z.T. für suboptimal halte und daher aus der Einstiegsrinne gleich nach rechts hinauf ausgewichen bin. Dort sollten die nächsten Begeher des N-Grates vielleicht ein paar lose herumliegende Gesteinsbrocken gezielt abgehen lassen und schon ist diese kleine Schulter eine deutlich leichtere Aufstiegsvariante als der obere Teil der Schuttrinne.
Der N-Grat selbst wies auf unserer Route keine Stelle auf, die so schwierig war wie der Einstieg in die Teufelsmauer, wobei es anscheinend auch dann, wenn man den Steinmännern folgt, im oberen Teil mehrere Varianten gibt: Wir sind nämlich nicht am „abdrängenden Felsen“ vorbeigekommen, sondern haben diesen vermutlich in der Bergflanke darunter umgangen.
In relativer Gipfelnähe gibt es außerdem zwei große Steinmänner in einer markanten Rinne, die direkt zum Gipfelkreuz hinaufzuführen scheint, bei Betrachtung aus der Nähe jedoch nicht einfach begehbar ist. Ich behaupte, diese beiden Steinmänner sind zumindest irreführend, und wer sie, so wie wir, vom N-Grat bzw. der Flanke darunter aus ansteuert, der macht einen Umweg und geht im Zickzack. Möglicherweise gehören diese Steinmänner auch zum N-Wand-Weg. Im oberen Teil des N-Grates ist jedenfalls eine Linienführung möglichst nahe am Grat vermutlich am effizientesten, allerdings vielleicht doch ein wenig anspruchsvoller als unsere Variante in der Flanke, die keine besonderen Schwierigkeiten aufwies.
Ganz generell ist zum N-Grat auch noch anzumerken, dass sehr viel loses Gestein in den Rinnen und auf den Bändern liegt. Ein Helm ist daher unbedingt anzuraten sowie entsprechende Sicherheitsabstände in einer Gruppe. Wir hatten von guten Freunden entsprechende Hinweise vorab - und waren über die Helme sehr froh.
Soweit also ein wenig „Subjektives“ zur Prielüberschreitung – vielleicht interessiert’s ja wen…
LG,
M
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