Gr. Brieglersberg, SO-Wand: Versuch am 28.6.2012

[MarcusW]

Im AV-Führer beschreibt Herr Rabeder eine Route auf den Gr. Brieglersberg, welche durch die Südostwand führt und mit SG II bewertet wird (Nr. 787). Diese Tour zu erkunden war schon seit längerem meine Absicht, zumal der Augenschein vom winterlichen Sigistal aus zwar die vorgeschlagene Linienführung eindeutig erkennen ließ, aber sehr wohl Zweifel an der Machbarkeit wach rief. Immerhin waren wir ja vor nicht allzu langer Zeit in der Kraxenberg Südwand spektakulär gescheitert, obwohl diese bei Rabeder ebenfalls nur mit SG II bewertet wird.

Am 28.6.2012 ist es dann so weit. Paul und ich finden einen weitgehend leeren Parkplatz bei der Baumschlagerreith vor und werfen vor dem Aufbruch noch einen kurzen Blick in „den Rabeder“.
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Unter der Poppenalm kommen die „Dolomiten“ hervor, die mittlerweile ja durch einen markierten Steig „erschlossen“ wurden.
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Von der Poppenalm aus ist die Aufstiegslinie „Gamsspitz direkt“ gut zu erkennen (vgl. http://www.gipfeltreffen.at/showthre...birge-OÖ-Stmk) ) - ohne Schnee in den Rinnen wohl kaum machbar.
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Der Einstieg ins Sigistal erfolgt ganz oben, dort wo sich die markierte Route zum Salzstiegjoch nach Osten wendet. Von hier hat man einen schönen Blick ins hintere Stodertal.
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Besonders markant sieht der Hochplanberg von dieser Seite aus.
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Almrausch im unteren Sigistal.
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„Was kann das Sigistal dafür, dass es so schön ist...“ – und außerdem auch im Sommer im unteren Teil wirklich sehr gut begehbar!
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Markante Felswände auf der Gamsspitz-Seite.
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Reste der Skiabfahrt.
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Und immer schönere Blicke zurück ins Stodertal.
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Und dann: Der erste Blick direkt in die SO-Wand.
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Deutlich erkennbar ist eine Schlucht, die sich schräg nach oben zieht: Hier entlang soll unsere Route führen.
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Poppensand und Bärenalm in Hintergrund.
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Felsgewalten.
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[MarcusW]

AW: Gr. Brieglersberg, SO-Wand: Versuch am 28.6.2012

Jetzt im Frühsommer gibt’s auch noch genug zu trinken.
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Aber die Schlucht wird immer steiler, je näher wir rücken.
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Der erste Absatz mit dem Felsmaul wird rechts umgangen – zum Glück!
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Das Felsmaul.
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Gamseck und Almkogel gegenüber.
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Der Einstieg nach rechts zur Umgehung des Felsmaules ist leichter als gedacht (I+).
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Oberhalb eines Grasabsatzes steilt die Schlucht hinter einem Schneefeld dann auf.
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„Auf der linken Begrenzungsrippe der rechts emporziehenden Kamine…“ meit Herr R. hier.
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Paul steigt voran.
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Und schon bald befindet er sich in ernsthaftem Klettergelände.
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Nach kurzer Beratung steht unser Entschluss fest: Abbruch!
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Wir sind um eine Erfahrung reicher und erfreuen uns im Abstieg noch einmal an der Schönheit des Sigistales.


Anmerken möchte ich hier noch, dass die SG-Einstufungen im Rabeder-AV-Führer für mich mittlerweile nicht mehr nachvollziehbar sind: Wenn Routen wie das Nördliche Wassertal, der Priel-Nordgrat oder die Teufelsmauer einerseits (die ich allesamt auch selbst schon ungesichert geschafft habe) sowie die Kraxenberg-S-Wand und die Brieglersberg-SO-Wand andererseits alle mit demselben Schwierigkeitsgrat (SG II) bewertet werden, dann hat das nichts mehr mit subjektiv unterschiedlichem Empfinden zu tun, sondern kann einfach nur mehr Kopfschütteln hervorrufen…

[grein10]

AW: Gr. Brieglersberg, SO-Wand: Versuch am 28.6.2012

Danke Wolfgang für die Planung und den Bericht. Das Sigistal ist wirklich eine nette, schöne und unkomplizierte Wanderung mit traumhaften Ausblick. Das alleine ist/war es schon wert und lässt das Scheitern in der Rinne locker vergessen machen. Naja, fast zumindest, denn ... es schaut leichter aus, als es ist, allerdings, wenn man es einmal vorort betrachtet hat, könnte man schon meinen, unter gewissen Voraussetzungen ... aber das ist eine andere Geschichte

Ernennenswert ist noch der gemütliche Ausklang beim Wirtn in der Baumschlagerreith. Da konnten wir schon wieder schmunzeln darüber

[Samsara]

AW: Gr. Brieglersberg, SO-Wand: Versuch am 28.6.2012

...natürlich sehr schade ... der Fels schaut aber fest aus ?! ... nicht so bröselig wie sonst oft...oder täuscht das?!...

Vlg Margit

[MarcusW]

AW: Gr. Brieglersberg, SO-Wand: Versuch am 28.6.2012

... der Fels schaut aber fest aus ?! ... nicht so bröselig wie sonst oft...oder täuscht das?!...

In der Schlucht ist der Fels tatsächlich recht solide und fest. Für einen IIer fehlen aber einfach ausreichend große Tritte und Griffe, wie sie z.B. im Nördl. Wassertal gegeben sind. (Dort ist der Fels übrigens auch extrem kompakt und stabil.) Angesichts der Steilheit ist die Schlucht ungesichert nur für Leute machbar, die mindestens SG III frei klettern.

Wir haben übrigens auch noch eine Umgehungsvariante rechts probiert, die etwas weniger senkrecht ist. Dort ist aber leider der Fels so bröselig, dass ebenfalls das Risiko unvertretbar groß wird.

GLG,
Wolfgang

P.S.: Wesentlich zu unserer Entscheidung hat auch die Tatsache beigetragen, dass lt. Rabeder relativ weit oben eine Wandstufe "links schwierig zu erklettern" ist - wir uns aber bereits kurz oberhalb des Einstieges eine weitere Erhöhung der Schwierigkeiten nicht mehr ungesichert zutrauen wollten.

[grein10]

AW: Gr. Brieglersberg, SO-Wand: Versuch am 28.6.2012

da kommen noch ein paar Bilder von mir:

mannshohe Schneereste in der Rinne,


"Anlaufspur"


auf der „Ausweichroute“ pfeifts auch ordentlich runter,



Das Sigistal mit Weitermarsch auf Gamsspitz und runter auf dem Salzsteigjoch wäre sicher a feine Gschicht!

[MarcusW]

AW: Gr. Brieglersberg, SO-Wand: Versuch am 28.6.2012

da kommen noch ein paar Bilder von mir:

Super - danke !

Das Sigistal mit Weitermarsch auf Gamsspitz und runter auf dem Salzsteigjoch wäre sicher a feine Gschicht!

Oder auch mit Weitermarsch auf die Brieglersberge und Abstieg über den Kraxenberg direkt zur Poppenalm...

[vroni14]

AW: Gr. Brieglersberg, SO-Wand: Versuch am 28.6.2012

lieber abbrechen und gesund retour kommen, als einmal zuviel riskieren! Auch wenn's im Moment a bissl wurmt, das gesteckte Ziel nicht erreicht zu haben...

[lama]

AW: Gr. Brieglersberg, SO-Wand: Versuch am 28.6.2012

Originelle Idee, und äußerst ansprechende Aufnahmen – g’foit ma

Meines Erachtens habt ihr Rabeders „auf der linken Begrenzungsrippe der rechts emporziehenden Kamine…“ falsch interpretiert, d.h. viel zu eng ausgelegt. Die Schlucht war damit wohl kaum gemeint, denn sonst hätte er das sicher geschrieben.

I glaub, de G’schicht miass ma uns heuer nu amoi oschaun, und mit vereinten Kräften werdn ma do scho auffifindn.

lG
Martin

[oidmosavoda]

AW: Gr. Brieglersberg, SO-Wand: Versuch am 28.6.2012

wie pflegt mein freund immer zu sagen, der berg ist kein frosch, er hüpft dir nicht weg!

ein feiner bericht, tolle fotos, und hut ab wenn einer von rückzügen schreibt,

danke und l.g.

[MarcusW]

AW: Gr. Brieglersberg, SO-Wand: Versuch am 28.6.2012

Meines Erachtens habt ihr Rabeders „auf der linken Begrenzungsrippe der rechts emporziehenden Kamine…“ falsch interpretiert, d.h. viel zu eng ausgelegt. Die Schlucht war damit wohl kaum gemeint, denn sonst hätte er das sicher geschrieben.

Vielleicht hast du einmal Zeit, Martin, kurz selbst bei Nr. 787 im Rabeder nachzulesen: Meiner Ansicht nach besteht kein Zweifel daran, dass er den Aufstieg IN der Schlucht beschreibt - ich glaub', er meint sogar vorab: "Durch diese Schlucht geht die Führe...." oder so ähnlich. Ich lass' mich aber gerne durch eine andere Interpretation eines Besseren belehren, wenn diese plausibel ist.
Das Gelände links der Schlucht geht jedenfalls nach oben hin in senkrechte glatte Wände über: DA wird nicht einmal im AV-Führer eine IIer-Route vermutet - glaub' ich zumindest...

Ich persönlich denke übrigens tatsächlich an einen weiteren Versuch bei Gelegenheit: Es gibt da nämlich noch eine andere Rinne durch die Wand, die im Westen des Gipfels endet (also definitiv nicht von R. gemeint ist, der den Ausstieg am O-Grat beschreibt). DIESE Rinne ist vielleicht ungesichert machbar...

GLG,
Wolfgang

[LampisBerge]

AW: Gr. Brieglersberg, SO-Wand: Versuch am 28.6.2012

I glaub, de G’schicht miass ma uns heuer nu amoi oschaun, und mit vereinten Kräften werdn ma do scho auffifindn.

i bin dabei

[csf125]

AW: Gr. Brieglersberg, SO-Wand: Versuch am 28.6.2012

Ich habe interessiert mitgelesen und werfe hier einmal die ältere Beschreibung aus dem AVF 1974 (Krenmayr) ein:

R419 Südostwand (R. Czegka, Dr. L. Obersteiner, A. Pucher, 1920; ÖAZ 44, 32), II + , 200 m 1½ st. Die Führe verläuft durch eine auffallende Steilschlucht, welche in ihrem untersten Teil von einer Grasstufe unterbrochen wird und dort endet, wo der teilweise begrünte Ostgrat im schrofigen Gipfelbau verläuft.
Von der Baumschlagerreit wie bei R418 ins Sigerstal und zum Fuß der Wand. 2½ st.
Die untere Wandstufe wird rechts der Schlucht soweit erstiegen, bis in diese grasiger Boden führt. Dort, wo die Schlucht steil wird, zum Teil auf der linken Begrenzungsrippe der rechts emporziehenden Kamine und links auf einen schuttbedeckten Absatz. Die nun folgende steile Wandstufe wird an der linken Seite schwierig erklettert. Nun leichter bis zum Ende des Ostgrates und über Schrofen zum Gipfel.

Hilft euch das weiter?

lg
Norbert

[MarcusW]

AW: Gr. Brieglersberg, SO-Wand: Versuch am 28.6.2012

ein feiner bericht, tolle fotos, und hut ab wenn einer von rückzügen schreibt,

Danke für die Blumen!

Ich denke, es ist doch sehr wichtig, beim "Abenteuer Berg", wenn man es schon beschreibt, immer darauf hinzuweisen, dass sich nichts erzwingen lässt - und man sich auch selbst genau danach richten muss.
Viele meiner/unserer Explorartionen der letzten Jahre im Gelände bis zu SG II waren erfolgreich, einige waren es nicht.

Für mich ist der "Berg" nicht nur kein Frosch - er ist im Zweifel immer auch der Stärkere. Genau das respektiere ich auch gerne, egal ob ich im TG oder im Himalaya unterwegs bin.
Wahrscheinlich ist jeder, der ein wenige explorativ unterwegs ist, gut beraten, das ähnlich zu halten, wenn er gesund und munter bleiben möchte.

Und letztendlich ist es auch nur deswegen wirklich immer wieder ein "Abenteuer", weil man (zumindest) beim ersten Mal eben gerade NICHT weiß, ob man es schaffen wird oder nicht...

[MarcusW]

AW: Gr. Brieglersberg, SO-Wand: Versuch am 28.6.2012

Ich habe interessiert mitgelesen und werfe hier einmal die ältere Beschreibung aus dem AVF 1974 (Krenmayr) ein:

Hilft euch das weiter?

lg
Norbert

DAS ist insofern ein höchtst interessantes Zitat, als damit eindeutig belegt ist, dass Rabeder nicht nur Quellen nennt, sondern ganze Beschreibungen wörtlich übernommen hat!
Ich vermute jetzt einmal kühn, dass er in diesem Fall die "Führe" selbst gar nie durchstiegen hat und ihm deshalb die Fehleinstufung als SG II (ohne Plus, wie noch bei Krenmayr!) unterlaufen ist.

LG,
Wolfgang