Touren im Abseits 1
Parkplatz Gosausee – Steiglweg bis Gedenkstätte – Wasserkar – Wasserkarturm – Wasserkar – Scharte – Wasserkarkogel – Weite Zahring – Stuhlalm – Austriaweg – Gablonzer Hütte – Parkplatz Gosausee
Insgesamt rd. 1.500hm, leichte Kletterei I, Stellen II, teilweise sehr ausgesetzt. Von der Gedenkstätte bis ans untere Ende der Weiten Zahring weglos. In diesem Bereich keine Markierung, auch keine Steindauben. Im Aufstieg in der beschriebenen Richtung relativ wenig Geröllhalden.
Ein strahlend schöner Herbsttag ermöglicht uns (das ist ein Freund namens Hans und mir), einen lang gehegten Wunsch zu erfüllen: eine etwas abseitige Tour im Gosaukamm. Zu der Idee brachte mich ein anderes Hobby, nämlich geocachen…da las ich etwas von einem cache, der inzwischen schon wieder Geschichte ist. Der Zustieg war beschrieben, die Fotos machten Gusto und so beschloss ich, mich in das Thema etwas einzulesen. Die Allwissenheit des großen Netzes machte um die Gegend offensichtlich einen Bogen, jedenfalls was eine Begehung im Sommer anlangt. So was stachelt die Neugierde noch mehr an…also den alten Schinken Radio-Radiis befragt (ja, was den Wienern der Benesch ist, ist den Dachsteinaspiranten der Radio). Dann sicherheitshalber sämtliche Auflagen des AV-Führers beschafft (noch ein Hobby: Bücher). Alles, was da geschrieben stand, klang sehr appetitlich. Ich war allerdings nicht sicher, ob wir überhaupt ins Wasserkar hinauffinden geschweige denn einen oder zwei Gipfel erklimmen könnten, aber einen Versuch war es jedenfalls wert…
So brachen wir also um halb neun vom Parkplatz Gosausee auf, schwer erstaunt darüber, was sich hier an einem schönen Samstag in der Nebensaison abspielt…aus allen Teilen der ehemaligen Monarchie, besonders aber aus dem nördlich von Österreich gelegen Bereich, waren zahlreiche Bergsteiger angereist, die jetzt am Parkplatz Frühstück kochten oder noch im Schlafsack (Isomatte oder Luftmatratze? Fehlanzeige!) auf dem Asphalt schliefen.
Am See war es noch ruhig.
CIMG4674.JPG
Wir schlugen den Weg Richtung Steiglpass ein, blickten hoffnungsfroh nach oben: ist da das Ziel schon zu sehen?...
CIMG4678.JPG
…langten nach rd. 1,5h bei der kleinen Gedenkstätte an, bestaunten den Linzer Turm.
CIMG4681.JPG
Hier machten wir kurz Rast (oben nichts als Türme: Scharwandturm, Wasserkarturm, Damberger Turm)…
CIMG4682.JPG
…und suchten den richtungsweisenden Schwarzen Kamin mit Klemmblock. Anderen (Winter-)Berichten entnahm ich, dass in schneereichen Wintern vom Kamin nichts zu sehen ist und wagemutige Steilrinnenfahrer hier einfach darüber hinwegschwingen können! Das kann ich nicht.
Dafür kann ich im Sommer hinauf (hoffentlich). Zuerst muss die Schutthalde bis zum Kamin überwunden werden, Hans ist im Gegenlicht fast nicht zu sehen, er hat einen anderen Zustieg gewählt.
CIMG4686.JPG
Schaut schlimmer aus, als es ist; man muss halt die etwas begrünten Stellen benutzen. Schon sind wir beim Kamin. Rechts davon hängt auch irgendein dubioses Seil, aber das lassen wir links...ähhh rechts liegen.
CIMG4687.JPG
"Vom Steiglweg…pfadlos über Rasen und Schutt aufwärts gegen die Felsabstürze des Felswinkels l (ö.) des Linzer-Turms. Zur L. dieses Gipfels schneidet ein auffallender schwarzer Blockkamin in das Gemäuer ein, darüber werden Rasenbänder sichtbar. Hier erfolgt der Einstieg in die Felsen. Vom unteren Ende des Blockkamins auf schmalem, guten Bande nach l., wodurch man gutartiges, wenngleich steiles und ausgesetztes Gefels erreicht, über das man, an einigen Ringen und Stiften (von Treibjagden) vorbei, gerade emporsteigt" (Radio-Radiis, Führer durch das Dachsteingebirge, Wien 1920)
Kaum Felsberührung und schon der erste Rückschlag – bin zu weit in den Spalt links vom Kamin hineingekommen, da gibt es nasse Platten ohne vernünftige Griffe – aha, ich bin in der ersten Begeisterung an dem beschriebenen Band vorbeigesaust. Das Band hingegen geht es gut hinauf. Gleich danach ist das unangenehmste Stück, und hier hängt, das wusste ich schon, ein wenig vertrauenserweckendes Seil. Es ist irgendwie eine ausrangierte alte Alu-Stromleitung, wie ich vermute.
CIMG4689.JPG
Unter Spannung stehen hier alle ganz ohne Strom, weil hier gibt’s wirklich steiles Schrofengelände und dafür, dass man gerade erst losgestiegen ist, schon ganz schön ausgesetzt. Zusätzlich ist das Seil nur oben fixiert (man hofft es jedenfalls, dass es oben fixiert ist: sehen kann man das natürlich erst, wenn man oben ist und ohnehin es nicht mehr braucht. Die Fixierung am heutigen Tag beurteile ich als „so la la“, aber wir haben uns trotzdem ein bißchen angehalten). Wenn man sich im Abstieg befindet, hat man es diesbezüglich natürlich besser.
Jedenfalls ist das ganze nach kurzer Zeit wieder vorbei: Hans am oberen Ende der Steilstufe
CIMG4692.JPG
Gleich darauf muss man ganz kurz absteigen in eine Rinne, diese nach rechts queren und dann die folgende Rinne (rechts in Aufstiegsrichtung) weiterbenutzen.
CIMG4693.JPG
Das Gelände ist steil und grün, aber wir kommen gut höher.
CIMG4694.JPG
Wenn man sich seinen Weg gut aussucht, geht es praktisch ohne „zwei Schritte vor, einer zurück“ nach oben. Die Natur und die Beschreibung passen bisher wirklich perfekt zueinander.
Wenige Minuten später dagegen die entscheidende Frage: soll das der „düstere Kessel, der Vorhof zum eigentlichen Wasserkar“ sein? Schaut eigentlich gar nicht düster aus.
CIMG4696.JPG
So bleiben altmodische, nie begangene Routen halt spannend…wir fühlen uns fast wie Erstbegeher, hier gibt es keine Spuren anderer Begehungen. Wir wählen jedenfalls den einzigen erkennbaren Weg, in dem es mit leichter Kletterei weiter nach oben geht...
CIMG4697.JPG
...eine recht passable kaminähnliche Rinne, die einige Steilstufen enthält...
CIMG4699-.JPG
Wir müssen sehr vorsichtig sein (jedenfalls der Vorsteigende), nichts abzuräumen, was dem Zweiten auf den Kopf fallen könnte - das ist halt der Nachteil an praktisch nie begangenen Routen. Den Helm aufzusetzen können wir nur wärmstens empfehlen. Mit Seil wäre das erst lustig, da gäb’s dann ständige Steinlawinen. Na gut, wer hier nach dem Seil ruft, sollte erst gar nicht versuchen heraufzukommen. Steil ist es hier, sogar auf den Fotos kann man es ahnen.
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Parkplatz Gosausee – Steiglweg bis Gedenkstätte – Wasserkar – Wasserkarturm – Wasserkar – Scharte – Wasserkarkogel – Weite Zahring – Stuhlalm – Austriaweg – Gablonzer Hütte – Parkplatz Gosausee
Insgesamt rd. 1.500hm, leichte Kletterei I, Stellen II, teilweise sehr ausgesetzt. Von der Gedenkstätte bis ans untere Ende der Weiten Zahring weglos. In diesem Bereich keine Markierung, auch keine Steindauben. Im Aufstieg in der beschriebenen Richtung relativ wenig Geröllhalden.
Ein strahlend schöner Herbsttag ermöglicht uns (das ist ein Freund namens Hans und mir), einen lang gehegten Wunsch zu erfüllen: eine etwas abseitige Tour im Gosaukamm. Zu der Idee brachte mich ein anderes Hobby, nämlich geocachen…da las ich etwas von einem cache, der inzwischen schon wieder Geschichte ist. Der Zustieg war beschrieben, die Fotos machten Gusto und so beschloss ich, mich in das Thema etwas einzulesen. Die Allwissenheit des großen Netzes machte um die Gegend offensichtlich einen Bogen, jedenfalls was eine Begehung im Sommer anlangt. So was stachelt die Neugierde noch mehr an…also den alten Schinken Radio-Radiis befragt (ja, was den Wienern der Benesch ist, ist den Dachsteinaspiranten der Radio). Dann sicherheitshalber sämtliche Auflagen des AV-Führers beschafft (noch ein Hobby: Bücher). Alles, was da geschrieben stand, klang sehr appetitlich. Ich war allerdings nicht sicher, ob wir überhaupt ins Wasserkar hinauffinden geschweige denn einen oder zwei Gipfel erklimmen könnten, aber einen Versuch war es jedenfalls wert…
So brachen wir also um halb neun vom Parkplatz Gosausee auf, schwer erstaunt darüber, was sich hier an einem schönen Samstag in der Nebensaison abspielt…aus allen Teilen der ehemaligen Monarchie, besonders aber aus dem nördlich von Österreich gelegen Bereich, waren zahlreiche Bergsteiger angereist, die jetzt am Parkplatz Frühstück kochten oder noch im Schlafsack (Isomatte oder Luftmatratze? Fehlanzeige!) auf dem Asphalt schliefen.
Am See war es noch ruhig.
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Wir schlugen den Weg Richtung Steiglpass ein, blickten hoffnungsfroh nach oben: ist da das Ziel schon zu sehen?...
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…langten nach rd. 1,5h bei der kleinen Gedenkstätte an, bestaunten den Linzer Turm.
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Hier machten wir kurz Rast (oben nichts als Türme: Scharwandturm, Wasserkarturm, Damberger Turm)…
CIMG4682.JPG
…und suchten den richtungsweisenden Schwarzen Kamin mit Klemmblock. Anderen (Winter-)Berichten entnahm ich, dass in schneereichen Wintern vom Kamin nichts zu sehen ist und wagemutige Steilrinnenfahrer hier einfach darüber hinwegschwingen können! Das kann ich nicht.
Dafür kann ich im Sommer hinauf (hoffentlich). Zuerst muss die Schutthalde bis zum Kamin überwunden werden, Hans ist im Gegenlicht fast nicht zu sehen, er hat einen anderen Zustieg gewählt.
CIMG4686.JPG
Schaut schlimmer aus, als es ist; man muss halt die etwas begrünten Stellen benutzen. Schon sind wir beim Kamin. Rechts davon hängt auch irgendein dubioses Seil, aber das lassen wir links...ähhh rechts liegen.
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"Vom Steiglweg…pfadlos über Rasen und Schutt aufwärts gegen die Felsabstürze des Felswinkels l (ö.) des Linzer-Turms. Zur L. dieses Gipfels schneidet ein auffallender schwarzer Blockkamin in das Gemäuer ein, darüber werden Rasenbänder sichtbar. Hier erfolgt der Einstieg in die Felsen. Vom unteren Ende des Blockkamins auf schmalem, guten Bande nach l., wodurch man gutartiges, wenngleich steiles und ausgesetztes Gefels erreicht, über das man, an einigen Ringen und Stiften (von Treibjagden) vorbei, gerade emporsteigt" (Radio-Radiis, Führer durch das Dachsteingebirge, Wien 1920)
Kaum Felsberührung und schon der erste Rückschlag – bin zu weit in den Spalt links vom Kamin hineingekommen, da gibt es nasse Platten ohne vernünftige Griffe – aha, ich bin in der ersten Begeisterung an dem beschriebenen Band vorbeigesaust. Das Band hingegen geht es gut hinauf. Gleich danach ist das unangenehmste Stück, und hier hängt, das wusste ich schon, ein wenig vertrauenserweckendes Seil. Es ist irgendwie eine ausrangierte alte Alu-Stromleitung, wie ich vermute.
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Unter Spannung stehen hier alle ganz ohne Strom, weil hier gibt’s wirklich steiles Schrofengelände und dafür, dass man gerade erst losgestiegen ist, schon ganz schön ausgesetzt. Zusätzlich ist das Seil nur oben fixiert (man hofft es jedenfalls, dass es oben fixiert ist: sehen kann man das natürlich erst, wenn man oben ist und ohnehin es nicht mehr braucht. Die Fixierung am heutigen Tag beurteile ich als „so la la“, aber wir haben uns trotzdem ein bißchen angehalten). Wenn man sich im Abstieg befindet, hat man es diesbezüglich natürlich besser.
Jedenfalls ist das ganze nach kurzer Zeit wieder vorbei: Hans am oberen Ende der Steilstufe
CIMG4692.JPG
Gleich darauf muss man ganz kurz absteigen in eine Rinne, diese nach rechts queren und dann die folgende Rinne (rechts in Aufstiegsrichtung) weiterbenutzen.
CIMG4693.JPG
Das Gelände ist steil und grün, aber wir kommen gut höher.
CIMG4694.JPG
Wenn man sich seinen Weg gut aussucht, geht es praktisch ohne „zwei Schritte vor, einer zurück“ nach oben. Die Natur und die Beschreibung passen bisher wirklich perfekt zueinander.
Wenige Minuten später dagegen die entscheidende Frage: soll das der „düstere Kessel, der Vorhof zum eigentlichen Wasserkar“ sein? Schaut eigentlich gar nicht düster aus.
CIMG4696.JPG
So bleiben altmodische, nie begangene Routen halt spannend…wir fühlen uns fast wie Erstbegeher, hier gibt es keine Spuren anderer Begehungen. Wir wählen jedenfalls den einzigen erkennbaren Weg, in dem es mit leichter Kletterei weiter nach oben geht...
CIMG4697.JPG
...eine recht passable kaminähnliche Rinne, die einige Steilstufen enthält...
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Wir müssen sehr vorsichtig sein (jedenfalls der Vorsteigende), nichts abzuräumen, was dem Zweiten auf den Kopf fallen könnte - das ist halt der Nachteil an praktisch nie begangenen Routen. Den Helm aufzusetzen können wir nur wärmstens empfehlen. Mit Seil wäre das erst lustig, da gäb’s dann ständige Steinlawinen. Na gut, wer hier nach dem Seil ruft, sollte erst gar nicht versuchen heraufzukommen. Steil ist es hier, sogar auf den Fotos kann man es ahnen.
CIMG4700.JPG
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