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Köszeg/Güns - Aussichtsturm Óház (609m) - Hét-forrás, Günser Gebirge / 04.03.2019

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  • Köszeg/Güns - Aussichtsturm Óház (609m) - Hét-forrás, Günser Gebirge / 04.03.2019

    Zur Zeit sieht es so aus, als wäre der Winter 2018/19 in den niedrigeren Regionen Ostösterreichs vorüber. Da werden dann erste Wanderung mit ein wenig Vorfrühlings-Charakter möglich, und genau das nahm ich mir für Montag, den 4. März vor.

    Bei der Auswahl des Ziels spielte wieder einmal das Wetter mit eine Rolle. Für den späten Nachmittag bis frühen Abend war das Eintreffen einer Kaltfront aus Westen angekündigt; es war daher sicher günstig, möglichst weit im Osten unterwegs zu sein.

    So entstand die Idee, den Tag - ähnlich wie vor fast einem Jahr im Ödenburger Gebirge - wieder für einen Abstecher über die Grenze zu nützen. Die hübsche ruhige Kleinstadt Köszeg/Güns in Westungarn, knapp an der Grenze zum Burgenland gelegen, kannte ich zwar von früheren Besuchen, aber sie lagen doch schon geraume Zeit zurück. Die ungarische Seite des Günser Gebirges hingegen, deren östlichste Ausläufer genau bis Güns reichen, war mir dagegen völlig unbekannt. Warum also nicht zur Abwechslung einmal dort einige Stunden wandern gehen?

    --- ---

    Am Morgen des 4. März breche ich alsonach Köszeg auf. Auch wenn sie ab Oberpullendorf eigentlich nur mehr eine Landstraße ist, braucht die Fahrt über die Burgenland-Schnellstraße (S 31) um einiges weniger Zeit als früher über die Wechsel-Autobahn. In knapp eineinhalb Stunden habe ich Köszeg erreicht und starte etwas nördlich des Zentrums, unter dem Kalvarienberg, zunächst einmal mit einem Stadtrundgang.

    Die ersten Gässchen erinnern vom Anblick her an kleine verschlafene Dörfer und sind doch gerade 10 Minuten vom Stadtzentrum entfernt.
    01-Köszeg-Vorstadtgässchen.jpg

    Bald aber dominiert dann der Charakter einer alten Kleinstadt mit ziemlich geschlossen erhaltenem Baubestand.
    Die steinerne Einfahrt im Vordergrund sieht nicht zufällig fast wie eine Brücke aus,...
    04-Köszeg-Innenstadt-BrückezurVorburg.jpg

    ...denn sie führt in den Vorhof der städtischen Burg, meist Jurisics-Burg genannt. Der Name erinnert an den Burghauptmann Miklós Jurisics, der die Stadt im Jahr 1532 etliche Wochen gegen die angreifenden Türken verteidigen konnte. Die ältesten Teile der Anlage gehen ins Mittelalter zurück; heute beherbergt die Burg auch Ausstellungen und Museen.
    07-Köszeg-Burg.jpg

    Auch von außen gesehen bietet die Stadtburg ein sehr stimmungsvolles Bild.
    08-Köszeg-Burg.jpg

    Nun ist es nicht mehr weit bis zum zentralen Platz der Altstadt, der - erraten! - natürlich ebenfalls nach Jurisics benannt ist.
    Bemerkenswert sind die beiden Kirchen, die hinter der Mariensäule an der Nordseite des Platzes unmittelbar benachbart stehen. St. Emmerich (vorne) wurde im 16. Jahrhundert, als in St. Jakob Gottesdienste auf Deutsch gefeiert wurden, für die ungarischsprachige Bevölkerung errichtet. Später wurden die beiden Kirchen zeitweilig von unterschiedlichen Konfessionen (evangelisch und katholisch) genützt.
    17-Köszeg-Jurisicsplatz.jpg

    Auch das Rathaus von Köszeg ist im Kern mittelalterlich, erhielt im Barock aber eine repräsentative neue Fassade.
    16-Köszeg-RathausMariensäule.jpg

    Auf der anderen Seite des Platzes fällt vor allem das hübsche Sgraffitohaus im Stil der Spätrenaissance auf.
    14-Jurisicsplatz-MariensäuleSgraffitohaus.jpg

    Hier ist über einem alten Straßenzug im Hintergrund die barocke Kalvarienbergkirche zu sehen, die gut 100m über dem Stadtzentrum von Köszeg steht. Über sie möchte ich bei meiner Wanderung zum Ausgangspunkt zurückkehren.
    15-KöszegAltstadt-ZoomKalvarienbergkirche.jpg

    Der weitläufige Fö tér am Rand der alten Stadt ist heute der wichtigste Platz in Köszeg. Er ist von alten Häusern und der großen neugotischen Herz-Jesu-Kirche ebenso geprägt wie von Lokalen und Geschäften.
    21-Köszeg-Hauptplatz-HerzJesuKirche.jpg

    Nach diesem Bummel durch die historische Altstadt von Köszeg, der alte Eindrücke erneuern konnte, mache ich mich nun in den ungarischen Teil des Günser Gebirges auf. Da ist für mich alles Neuland. Am großen Friedhof vorbei...
    23-Köszeg-Friedhof.jpg

    ...erreiche ich am westlichen Stadtzentrum zunächst das Naturschutz-Besucherzentrum mit einem Informationspavillon und einer Parkanlage. Hier beginnt - oder endet, je nach der Gehrichtung - der grenzüberschreitende Alpannonia-Weitwanderweg. In sechs oder sieben Tagesetappen führt er von Köszeg über den Geschriebenstein, Bernstein, den Hutwisch, Mönichkirchen und den Hochwechsel zum Semmering oder (in der längeren Variante) über das Stuhleck nach Fischbach.
    27-Köszeg-NaturschutzBesucherzentrum.jpg

    Die Primeln haben ihren Namen nicht zufällig: Ein paar mildere Nachmittage zum Frühjahrsanbruch genügen, und schon beginnen sie zu blühen.
    28-Primeln.jpg

    Trotz des so auffälligen Alpannonia-Symbols (weiß auf rotem Hintergrund) schaffe ich es, den Weg nach dem Besucherzentrum gleich einmal zu verlieren.
    Die Alternativroute ist ein wenig länger, lohnt aber durchaus, da sie mir mehr Einblicke in die nun folgende ausgedehnte Zone mit Wein- und Obstgärten sowie vielen kleinen Häusern bietet.
    30-Obstgärten.jpg

    Eine typische Ansicht dieses fruchtbaren Landstrichs, der sanft zu den Höhenrücken des Günser Gebirges im Hintergrund ansteigt.
    33-GünserGebirge.jpg
    Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 06.03.2019, 16:03.
    Lg, Wolfgang


    Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
    der sowohl für den Einzelnen
    wie für die Welt zukunftsweisend ist.
    (David Steindl-Rast)


  • #2
    Der Weg erreicht dann die Waldzone, und spätestens hier sind die Alpannonia-Markierungen ja wirklich nicht zu übersehen.
    image_578442.jpg

    Wo die Route nochmals Straßen überquert, öffnen sich erste Blicke auf die Altstadt von Köszeg.
    image_578443.jpg

    Dann folgen gut 200 Höhenmeter recht direkter Anstieg im bewaldeten Gelände, und schon stehe ich am höchsten Punkt des heutigen Tages: dem Aussichtsturm Óház in 609m Höhe.
    image_578444.jpg

    Bereits im 13. Jahrhundert stand an diesem markanten Platz hoch über Köszeg eine erste Burg: daher auch der (übersetzte) Name Althaus.
    Allerdings verfiel die Burg bald wieder, da nach der Gründung von Köszeg ja unten am Rand des Stadtgebiets eine neue Burg errichtet wurde; nur mehr geringe Mauerreste erinnern heute noch an die mittelalterlichen Gebäude.
    Wegen des guten Panoramas standen bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts Aussichtswarten auf dem Bergsporn. Das aktuelle Bauwerk im historischen Stil entstand erst in den 1990er-Jahren nach der Wende.
    image_578445.jpg

    Die Sitz- und Rastgelegenheiten zu Füßen des Aussichtsturms bieten einen einladenden Anblick. So überrascht es wenig, dass der Platz speziell in der wärmeren Jahreszeit mittlerweile gern besucht wird.
    image_578446.jpg

    Natürlich bietet der etwa 350m höher gelegene Platz einen schönen Blick hinunter nach Köszeg vor dem weiten flachen Land im Osten.
    Gemeinsam mit dem Ödenburger Gebirge (und dem Leithagebirge, sofern man es überhaupt noch dazu zählt) bildet das Günser Gebirge die östlichsten Ausläufer des mehr als 1000km langen Bogens der Europäischen Alpen.
    image_578447.jpg

    Zoom zum Zentrum von Köszeg: links die Stadtburg, rechts der Mitte der Turm der St. Emmerich-Kirche, ganz rechts der "Heldenturm" (nachgebautes mittelalterliches Stadttor).
    image_578448.jpg

    Der Geschriebenstein gut 6km weiter südwestlich - mit 884m der höchste Berg des Günser Gebirges - ist wegen einer weiteren Kuppe dazwischen nicht zu sehen.
    Richtung Nordwesten geht der Blick am Tábor-hegy (Lagerberg, noch knapp in Ungarn) vorbei ins Mittelburgenland. Im Tal der Ort Rattersdorf, am Horizont die Kuppen der Buckligen Welt.
    image_578449.jpg

    Bei der Anreise war der Schneeberg vom Wiener Becken und Nordburgenland aus gestochen klar zu erkennen. Inzwsichen scheint die Luft im Vorfeld der Kaltfront etwas feuchter geworden zu sein. So ist der Hochschneeberg - mit einigem guten Willen - hinter dem Sender nördlich vom Tábor-hegy gerade noch zu ahnen. Die Distanz zu meinem Standort beträgt etwa 68 Kilometer.
    image_578450.jpg

    Auf der Aussichtsplattform weht - wie erwartet - starker föhniger Südwind. Bei den windgeschützten Tischen zu Füßen des Aussichtsturms sind die Bedingungen dank der hohen Temperaturen hingegen angenehm, und so nütze ich sie gern für eine Rast und Stärkung. Noch ein Blick auf die stimmungsvolle Gesamtanlage Óház,...
    image_578451.jpg

    ...dann folge ich noch ein Stück dem Alpannonia-Wanderweg, der westlich von Óház zunächst recht steil bergab führt und dabei gute 100hm wieder verliert.
    Genau dort, wo er sich dann zum Geschriebenstein in Richtung Westen wendet, treffe ich auf den nächsten Weitwanderweg: den ungarischen Marienpilgerweg "Maria ut" nach Mariazell, dem ich (gegen seine Gehrichtung) nun bis zurück nach Köszeg folgen kann. Seine zum Teil fast überladen wirkenden Wegweiser kenne ich bereits vom Rosaliengebirge und dem Ödenburger Gebirge. Für jetzt genügt mir die Bestätigung, dass mein nächstes Ziel - Hét-forrás/Siebenbrunnen - nur mehr 300m weit entfernt ist.
    image_578452.jpg

    Hét-forrás (Siebenbrunnen), einer der stimmungsvollsten Plätze im Günser Gebirge, liegt hier recht versteckt von Köszeg aus an der Rückseite des Höhenzugs. Die Flanke öffnet sich zum burgenländischen Rattersdorf im Norden, aber natürlich war diese Verbindung von 1945 bis 1990 durch den Eisernen Vorhang komplett unterbrochen.
    image_578453.jpg

    Hét-forrás ist seit jeher die ergiebigste Quelle im Günser Gebirge, deren klares frisches Wasser (10 Grad!) im Mittelalter bereits die Burg Óház versorgte.
    Im Jahr 1896 erhielt sie ihr heutiges Aussehen. Man feierte damals das 1000-Jahr-Jubiläum Ungarns, und die sieben Quellen erhielten die Namen der Heerführer zur Gründungszeit. (Die Namen variieren je nach Quelle etwas, die Siebenzahl ist hingegen konstant.)
    image_578454.jpg

    Gesamtansicht von hét-forrás mit dem Becken gleich unterhalb der eigentlichen Quelle.
    image_578455.jpg
    Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 09.03.2019, 22:38.
    Lg, Wolfgang


    Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
    der sowohl für den Einzelnen
    wie für die Welt zukunftsweisend ist.
    (David Steindl-Rast)

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    • #3
      Im Becken spiegeln sich die Bäume, die den Platz umgeben.
      58-Hétforrás-Spiegelung.jpg

      Tafel mit Erläuterungen, wie an allen wichtigeren Orten zweisprachig (manchmal sogar dreisprachig, auch auf Englisch).
      Ich lese die ausführlichen Informationen stets mit Interesse, auch wenn der deutsche Text zum Blumigen neigt und zeitweise einer etwas eigenwilligen Grammatik folgt.
      59-Hétforrás-Schautafel.jpg

      Das Bächlein wechselt etwa 300m unterhalb der Quelle ins Burgenland, mündet bei Rattersdorf in die Güns und kehrt mit ihr nach Ungarn zurück.
      Problemlose friedliche Grenzübertritte in jede Richtung: Genau so sollte es ja nicht nur für das Wasser sein...
      60-Hétforrás-Abfluss.jpg

      Dieses Bauwerk knapp links über der Quelle, in dem bis 1990 Grenzsoldaten untergebracht waren, erinnert an ihre Lage im sogenannten "Niemandsland" nahe dem Eisernen Vorhang. Im Sommer verdecken die Laubbäume die Sicht zur Quelle weitgehend, in der laubfreien Jahreszeit ist es hingegen deutlich zu sehen. Das Dach ist bereits fast zur Gänze offen und sämtliche Fenster sind verschwunden, die Mauern und Treppen sind aber noch weitgehend intakt.
      Einer von zahlreichen "lost places" mit einst ähnlicher Bestimmung. Ich werde an solchen Orten meist nachdenklich...
      63-Hétforrás-Grenzsoldatengebäude.jpg

      Der Marienpilgerweg Richtung Köszeg steigt von der Quelle nochmals etwas an und führt einmal ganz nahe an die Österreichische Grenze heran.
      Ein Schlag auf der flachen Kuppe des Pintér-tetö öffnet erneut den Blick nach Westen. Die heranrückende Kaltfront schickt offensichtlich erste hohe Wolkenfelder voraus, so sind Lichteinfall und Sicht fahler und diffuser geworden.
      65-Pintertetö-BlickTáborHegy.jpg

      Mit einem Bogen Richtung Osten beginnt sich die Route meiner Wanderung nun zu schließen.
      Hier nähere ich mich von der Rückseite bereits der barocken Kirche auf dem Kalvarienberg über Köszeg.
      69-Kalvarienbergkirche.jpg

      Die Schauseite der Kirche, so wie sie von vielen Plätzen im Zentrum von Köszeg aus sichtbar ist.
      Erfreut registriere ich, dass die Schichtwolken nochmals dünner werden und die Farben im Sonnenlicht wieder kräftiger zur Geltung kommen können.
      70-Kalvarienbergkirche.jpg

      Der Treppenaufgang zu den zwei Eingangstoren in die Kirche; leider sind sie heute verschlossen.
      71-Kalvarienbergkirche-Stiegenaufgang.jpg

      Der gezoomte Gegenblick zum Foto im ersten Beitrag: der Turm der Emmerich-Kirche, der "Heldenturm" und ein Teil des Jurisics-Platzes in der Altstadt von Köszeg.
      73-Kalvarienberg-ZoomKöszegStadtzentrum.jpg

      So bleibt mir nur mehr der Abstieg entlang der Kreuzwegstationen durch einen tief eingegrabenen Hohlweg, wie er für Lössböden mit Weinanbau so typisch ist. Fast am Fuß des Kalvarienbergs erreiche ich mein Auto wieder.
      75-Köszeg-Kalvarienberg.jpg

      Vor der Heimfahrt nach Wien geht sich noch ein Abstecher zur Margarethenwarte oberhalb von Lockenhaus im österreichischen Teil des Günser Gebirges aus. Ich denke, der Blick von dort über einen Teil von Lockenhaus Richtung Nordwesten zur Buckligen Welt kann die Eindrücke der Region gut ergänzen.
      80-Margarethenwarte-BlickNW-Lockenhaus.jpg

      Im letzten Teil meiner Rückfahrt, ab dem Nordburgenland, ist die eintreffende Kaltfront unübersehbar. Eine dunkle, geschlossene Wolkenwand steht im Westen über den Niederösterreichschen Alpen, und heftige Sturmböen erreichen das Wiener Becken.

      Ich bin dankbar, dass ich den Tag vor Eintreffen des Schlechtwetters noch gut nützen konnte:
      für mehrere Stunden des Wanderns
      und für Eindrücke aus einer interessanten Grenzregion, in der ich schon lange nicht mehr war.
      Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 06.03.2019, 20:06.
      Lg, Wolfgang


      Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
      der sowohl für den Einzelnen
      wie für die Welt zukunftsweisend ist.
      (David Steindl-Rast)

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      • #4
        Informationen zur Wanderung

        Meine Route ist etwas über 13km lang,
        der Höhenunterschied beträgt knapp 500 Meter.

        Zum Überblick ein Foto des Plans bei Óhàz (mit einem weißen Fleck am Standort ).
        Meine Route habe ich mit blauen Punkten eingezeichnet, mit einem X am Startpunkt.
        40-Óhàz-tetö-Schautafel.jpg

        Natürlich legt sich nahe, die Wanderung mit einer Besichtigung von Köszeg zu verbinden.
        Ohne Besuch von Museen oder Ausstellungen reicht eine Stunde Zeit für einen gemütlichen Stadtbummel gut aus,
        da die Altstadt klein und kompakt ist und die interessanten Gebäude daher nahe beisammen stehen.

        Mit Óház, hét-forrás und dem Kalvarienberg berührt meine Route m.E. die drei interessantesten Plätze nahe der Stadt im Günser Gebirge
        (sowie mit dem Aussichtsturm und dem Kalvarienberg auch die zwei Orte mit den schönsten Blicken zur Stadt hinunter).

        Eine Tageswanderung von Köszeg bis zum Irottkö/Geschriebenstein und zurück ist grundsätzlich möglich, erfordert aber viele Stunden Zeit und auch einiges an Ausdauer. Der Alpannonia-Weg folgt ab Óház nicht dem Kamm, sondern verläuft an seiner Nordseite in einigem Auf und Ab. So würden sich die Höhenmeter ganz schön summieren.
        Lohnender könnte da sein, den Geschriebenstein mit den zwei nahegelegenen Zielen zu kombinieren, die auf ungarischer Seite am ehesten einen Besuch lohnen:
        der Kirche Szent Vid/Sankt Veit oberhalb von Velem sowie
        der Waldschule Stájerházak (Steirerhäuser) zur Erinnerung an steirische Waldarbeiter zur Zeit Maria Theresias auf der Nordseite.

        Im grenzüberschreitenden Naturpark Geschriebenstein-Irottkö sind die Wanderwege grundsätzlich gut markiert.
        Sowohl der Alpannonia-Weg als auch der Marienpilgerweg sind eigens - und sehr auffällig - gekennzeichnet. (Der Marienpilgerweg tangiert das Günser Gebirge nur im Nordosten zwischen Köszeg und Lockenhaus.)

        Einige der Strässchen sind offenkundig ausdrücklich für Mountainbiker freigegeben. Wo ich sie überquert habe, waren sie mehrheitlich asphaltiert und somit zum Wandern weniger einladend.

        Die Fahrzeit nach Köszeg über die A3 und die S31 beträgt aus dem Raum Wien knapp eineinhalb Stunden.
        So sind Wanderungen im Günser Gebirge an einem Tag gut möglich.
        Mit der öffentlichen Erreichbarkeit sieht es leider viel schlechter aus, da die Bahnstrecke über Sopron nach Szombathely und dann von Südosten nach Köszeg führt. So ergeben sich Fahrzeiten von drei bis vier Stunden pro Strecke.
        Tageswanderungen ab Köszeg mit Öffi-Anreise scheiden somit aus; eine Hin- oder Rückfahrt beim Begehen des Alpannonia-Wegs mit Übernachtung mit Köszeg ist hingegen problemlos möglich.

        Außer in den ungarischen Hitzesommern kann es meines Erachtens stets lohnen, im Günser Gebirge unterwegs zu sein. Am reizvollsten sind wahrscheinlich die Übergangsjahreszeiten. Aber es gibt auch stimmungsvolle Fotos von hét-forrás mit ein paar Zentimetern Schnee.


        Einige links zur weiteren Information

        + http://www.naturpark-geschriebenstein.at/
        + Karte des Alpannonia-Wegs mit den einzelnen Etappen zum Anclicken: http://www.alpannonia.at/karte/
        + Eintrag zu Hét-forrás auf www.outdooractive.com: https://www.outdooractive.com/de/que...lle-/23549997/
        + Fotos und Kurzbeschreibung der Sehenswürdigkeiten in Köszeg: http://www.zauberhaftes-ungarn.de/staedte/koszeg.htm


        Persönliches Fazit

        Grenzen im Kopf und im Bewusstsein haben oft eine eigene Hartnäckigkeit.
        So ist vielen Ostösterreicher/inne/n wahrscheinlich immer noch nicht voll bewusst, welche Ziele (knapp) jenseits der Ostgrenzen mittlerweile rasch und ohne Schwierigkeiten erreichbar sind und daher zusätzliche Möglichkeiten für Wanderungen bieten.

        Speziell wenn ich unmittelbar im Grenzland unterwegs bin, werde ich meist nachdenklich. Wie konnte es dazu kommen, dass ein so stimmungsvoller Ort wie hét-forrás für 45 Jahre ganz nahe am Eisernen Vorhang lag und daher - außer für die dort stationierten Grenzsoldaten - für niemanden erreichbar war?
        Mir scheint, dass so rigorose Grenzen grundsätzlich mehr Probleme schaffen als sie eventuell lösen können. Da kann man dankbar sein, dass grenznahe oder sogar -überschreitende Wanderungen heute vielfach wieder möglich sind. Und einiges dafür tun und darauf hoffen, dass dies in Zukunft so bleibt...

        Wanderungen im ungarischen Teil des Günser Gebirges lassen sich gut mit einer Besichtigung von Köszeg verbinden. Ungeachtet mancher markanter kriegerischer Ereignisse in ihrer Vergangenheit wirkt die Kleinstadt heute in einem sympathischen Sinn ruhig, fast ein wenig verschlafen. Zugleich weist sie eine geschlossene Altstadt auf, und das ist in Ungarn nicht so häufig, wo die Türken ja schon deutliche Spuren hinterlassen haben.

        Ich habe den Tag ganz im Westen Ungarns genießen können.
        Und ich kann die Region allen sehr empfehlen, die kulturelles Interesse an einer alten Kleinstadt mit Wanderungen in leichtem Mittelgebirgsgelände verbinden wollen.
        Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 06.03.2019, 16:36.
        Lg, Wolfgang


        Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
        der sowohl für den Einzelnen
        wie für die Welt zukunftsweisend ist.
        (David Steindl-Rast)

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        • #5
          Da ich erst letztes Jahr in Köszeg war, erscheint mir der Bericht gleich noch interessanter.
          Lg. helmut55

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          • #6
            Danke für den kulturell und landschaftlich vielfältigen Bericht, genau mein Geschmack! (bis auf fehlende Katzen)

            Bei einer Tour auf den Geschriebenenstein wäre ich gerne mit dabei. Das erinnert mich auch daran,
            dass ich vor drei Jahren schon mal von Sopron eine Runde drehen wollte, öffentlich immer bestens erreichbar.

            Lg, Felix
            http://www.wetteran.de

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            • #7
              Zitat von Exilfranke Beitrag anzeigen
              Danke für den kulturell und landschaftlich vielfältigen Bericht, genau mein Geschmack! (bis auf fehlende Katzen)

              Lg, Felix
              Ich korrigiere dank Hinweis Wolfgangs ... es fehlen nicht einmal Katzen. Da muss ich hin!



              Lg,Felix

              http://www.wetteran.de

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              • #8
                Zitat von Exilfranke Beitrag anzeigen
                Ich korrigiere dank Hinweis Wolfgangs ... es fehlen nicht einmal Katzen.
                Zur Erläuterung eine Vergrößerung des entscheidenden Ausschnitts aus dem Bild vom Kalvarienberg Köszeg:
                75A-KöszegKalvarienberg-Katze.jpg
                Ich dachte, dass die (dunkle) Katze auf dem verkleinerten Bild niemandem mehr auffällt, daher habe ich sie gar nicht erwähnt.
                Umso witziger, dass das Stichwort "Katzen" im Zusammenhang mit diesem Bericht nun doch gefallen ist.
                Manchmal ergibt es sich auch, dass sie durch ein Foto schleichen, ohne dass es in irgendeiner Weise so geplant war...

                Lg, Wolfgang


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                der sowohl für den Einzelnen
                wie für die Welt zukunftsweisend ist.
                (David Steindl-Rast)

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                • #9
                  Danke für den interessanten Einblick in die Gegend rund um Köszeg. Den Ort durfte ich vor einigen Jahren bei einem Betriebsausflug kurz besichtigen, Dein Bericht macht aber eindeutig Lust auf eine größere Runde.

                  LG, Günter
                  Meine Touren in Europa

                  Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
                  (Marie von Ebner-Eschenbach)

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                  • #10
                    Gefällt mir recht gut dieser Bericht.

                    Ich plane dort eine Runde nahe Rechnitz in Grenznähe.

                    Vielleicht wird das eine nette Frühjahrswanderung.


                    Vielen Dank für die schönen Eindrücke Wolfgang.


                    L.G. Manfred

                    Kommentar


                    • #11
                      Wunderschöner, ausführlicher Bericht. Wie gut daß es diese Jahreszeiten gibt wo man sich dieser schönen Gegenden besinnt und sie auch besucht und solche tollen Bilder mitbringt.
                      L.G. Meinfried

                      Kommentar


                      • #12
                        Vielen Dank für eure Antworten!

                        Auch für mich sind die niedrigeren Berge speziell im beginnenden Frühjahr oft lohnende Ziele, wenn sie einen erste Ahnungen oder Eindrücke der neu erwachenden Natur erleben lassen.

                        Der Geschriebenstein von der ungarischen Seite oder aber über den Südanstieg ab Rechnitz sind weitere Wanderungen in der Region, die auf meiner Wunschliste stehen.

                        Als Bonusbild nochmals ein Blick über das Günser Gebirge im Übergang vom Winter zum Frühjahr:
                        der Tábor-hegy von der Aussichtswarte Óház.
                        45-TáborHegy.jpg
                        Lg, Wolfgang


                        Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
                        der sowohl für den Einzelnen
                        wie für die Welt zukunftsweisend ist.
                        (David Steindl-Rast)

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