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Spanien, Jakobsweg: Der Aragonesische Weg im Mai 2011 (ca. 180km)

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  • Spanien, Jakobsweg: Der Aragonesische Weg im Mai 2011 (ca. 180km)

    Eine persönliche Anmerkung:

    Dieser Bericht ist mir ein Herzensanliegen, da es meine letzte große Unternehmung mit meinem Vater war, der 2011 das zarte Alter von 77 Jahren erreicht hatte. Ich erinnere mich noch heute, an den Wehmut, mit dem wir den Jakobsweg in Puente la Reina äußerst widerwillig verließen. Wir hatten alles getan, um den Abschied hinauszuzögern und scheiterten, wenn auch mit schönen Erinnerungen.

    Da die Fotos kurz nach dieser Tour verloren gingen, war es mir nicht möglich einen Bericht hier im Forum zu schreiben. Im Homeoffice habe ich jedoch eine alte Sicherungsfestplatte entdeckt, auf der sich sehr zu meiner Freude die Bilder fanden.

    Im Gedenken an meinen Vater hole ich nun diesen Bericht nach.

    Zum Aragonesischen Weg:

    Die Hauptroute des Jakobswegs im Norden Spaniens wird Camino Frances, der französische Weg, genannt. Er quert von Frankreich kommend die Pyrenäen auf zwei verschiedenen Routen:

    1. dem Navarrischen Weg, welcher auf der französischen Seite bei St. Jean Pied de Ports beginnt und auf der spanischen Seite über Roncesvalles und Pamplona in Obanos endet; und
    2. dem Aragonesischen Weg, der etwas südlicher von Oloron-Sainte-Marie in Frankreich über den Somport Pass (höchster Punkt des gesamten Camino France mit 1632m) nach Spanien führt.

    Beide Teilwege des Camino Frances vereinigen sich südwestlich von Pamplona in Obanos, auch wenn hier Puente la Reina eingezeichnet ist (dazu später...).

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    Beide Jakobswege über die Pyrenäen haben ihren Namen von den autonomen Gemeinschaften Aragon bzw. Aragonien und Navarra. Wie man auf der Karte oben sehen kann, ist der Navarrische Weg mit ca 92km wesentlich kürzer als die südlichere Variante durch Aragonien mit ca 170km (in blau umrandet).

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    Quelle: camino-europe.eu

    Bei unserem ersten Start im Mai 2008 wählten mein Vater und ich die klassische Route von St. Jean Pied de Ports durch Navarra, welche von den meisten Pilgern gegangen wird. Beim Studium der Reiseführer wie bspw. aus dem Outdoor-Verlag fiel uns damals schon auf, dass der Weg durch Aragonien uriger war. 2009 vollendeten wir den Camino Frances mit Abstechern nach Muxia und Finistère und 2010 gingen wir die nochmals die letzten 120km nach Santiago de Compostela, um die Magie bzw. Wahnsinn eines Heiligen Jahres zu erleben.

    Für die Strecke St. Jean Pied bis Burgos (2008) und Burgos bis Santiago und Finstere (2009) finden sich hier im Forum ebenfalls Berichte.

    Bericht 2008: Jakobsweg, St. Jean Pied de Port nach Burgos (355km), 16.5.-1.6.2008 - Forum Gipfeltreffen

    Bericht 2009: Jakobsweg/Camino Frances, Burgos-Finisterre (650km), 12.4.-7.5.09 - Forum Gipfeltreffen

    Im Mai 2011 war es endlich soweit. Mein Vater und ich holten den Aragonesischen Weg nach, da wir den gesamten Camino Frances mit seinen oben beschriebenen zwei Teilwegen gemacht haben wollten.

    Die ultrakurze Zusammenfassung:

    7 Tagesetappen mit ca. 180km von Urdos/Frankreich über den Somport Pass bis Puente la Reina/Spanien und einen Abstecher zum Kloster San Juan de la Pena abseits des Caminos

    Die Anreise erfolgt mit dem Flugzeug nach Pau in Südfrankreich, von wo wir mit dem Taxi nach Oloron Sainte-Marie und mit dem öffentlichen Bus direkt in die Pyrenäen nach Urdos fuhren.

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    Traditionell starten die meisten Pilger direkt am Somport-Pass (1632m), sofern sie nicht schon einen Jakobsweg in Frankreich gehen und sich so den Pyrenäen zu Fuß nähern. Irgendwie schien es uns zu einfach, am höchsten Punkt des aragonesischen Jakobswegs bzw. gesamten Camino Frances zu starten. So übernachteten wir im verregneten Urdos (71 Einwohner) im etwas altmodischen, aber charmanten Hotel de Voyageurs und machten uns zeitig in der Früh bei traumhaften Wetter auf.




    Zuletzt geändert von Schelli; 27.11.2020, 10:23.
    "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

    "Nicht, weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, bleiben sie für uns unerreichbar." Lucius Annaeus Seneca - 65 n. Chr.

  • #2
    Etappe 1: Urdos bis Canfranc-Estacion (21km)

    Bis zum Somport-Pass waren ca 1000 Höhenmeter und 13km zurückzulegen. Ging es anfangs entlang der Asphaltstraße, zweigte der Weg nach einer dreiviertel Stunde endlich in den Wald ab, der vor dem Pass schönen Almen wich.

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    Hätten wir es nicht besser gewusst, hätten wir meinen können, in Österreich zu wandern. Allerdings gab es auf der gesamten Strecke bis zum Somport keine Einkehrmöglichkeit, was uns aber nicht sehr störte. Ganz im Gegenteil waren die Gipfel der Pyrenäen mit jedem Höhenmeter besser zu sehen. Es war beeindruckend!

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    Spätestens anhand der Beschilderung mit der stilisierten Jakobsmuschel stellte sich das Pilgerfeeling wieder ein.

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    Am Pass angekommen, fällt sofort die moderne Raststätte mit Übernachtungsmöglichkeiten auf. Hier verläuft auch die Grenze zu Spanien.

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    Schon die alten Römer nutzten den Summus Portus, der auch noch im Mittelalter ein beliebter Pass war. Vom Somport verläuft der der Wanderweg GR 65-3 gemeinsam mit dem Jakobsweg durch Aragon nach Navarra. Der Weg verlässt noch am Pass die Straße, auch wenn diese im engen Tal immer bzw. meist in Sichtweite ist.

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    Leider nicht in nur einer Woche zu schaffen….

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    "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

    "Nicht, weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, bleiben sie für uns unerreichbar." Lucius Annaeus Seneca - 65 n. Chr.

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    • #3
      Kaum ist man in Spanien geht es los mit den Kulturschätzen, auch wenn man in diesem Fall nicht viel sieht… Ruinen eines Klosters

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      Auch in den Pyrenäen lässt es sich gut Schifahren. Daher ist es nicht verwunderlich, dass wir nach ein paar Kilometern an Candanchu, richtig: einem Schiort, vorbeikommen. Irgendwie sehen sie alle gleich aus, daher marschieren wir einfach weiter….

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      Und wir gönnen uns eine verdiente Rast, da mein Vater in der Woche davor noch mit Fieber im Bett lag, aber bei der Abreise dann doch halbwegs fit war. Bewundernswert!

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      Nach insgesamt 21 Kilometern erreichten wir endlich das Ziel unserer ersten Tagesetappe – Canfranc-Estacion mit seinem monumentalen Bahnhof.

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      Der 1928 erbaute neoklassizistisch Bahnhof war zur damaligen Zeit ein wichtiger internationaler Verkehrsknotenpunkt (warum auch immer). Seine ausgedehnte opulente Struktur zeugt von diesen guten alten Zeiten. Heute ist der Bahnhof die Endstation für einen Regionalzug und wirkt in seiner Grandezza und gleichzeitigen Bedeutungslosigkeit ziemlich verloren hier in den Bergen. Er erinnert mich an den Semmering und dessen Glanzzeit mit Hotels wie dem Panhans.

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      Wie auch immer, nach einem einfachen Abendessen im einzigen offenen Lokal des Ortes zogen wir uns in unsere nette Frühstückspension zurück. Von den sieben Tagesetappen nächtigten wir nur zweimal in Pilgerherbergen. Diese lagen aber in Bergdörfern in sensationeller Lage, dazu später….

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      • #4
        Etappe 2: Canfranc-Estacion bis Jaca (25km)

        Am nächsten Tag verließen wir Canfranc-Estacion der Straße entlang gehend bis wir nach kurzer Zeit wieder ins Grüne abzweigten.

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        Und weiter ging es mit den Sehenswürdigkeiten an einer Staumauer und etwas später an einem Festungsturm aus dem 19. Jahrhundert vorbei.

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        Weiter und weiter, immer sanft bergab…

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        Rindviecher auf dem Jakobsweg

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        Über Brücken aus dem Mittelalter…

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        … und unter neuen Brücken durch.

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        Zuletzt geändert von Schelli; 26.11.2020, 18:37.
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        • #5
          Spätestens zu diesem Zeitpunkt befanden wir uns in den sanften Ausläufern der Pyrenäen und das bei strahlend schönem Wetter.

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          Es ging durch urige alte Dörfer wie Villanua, wo die Häuser noch aus Stein und nicht aus Ziegel gebaut sind. Und wo die Anzahl der Pilger im Gegensatz zum navarrischen Weg noch sehr gering war. Die meiste Zeit waren wir alleine auf dem Weg, was im Vergleich zu unseren Erfahrungen der Vorjahre irgendwie gespenstisch wirkte, vor allem aber sehr angenehm war. Die gesamte Woche trafen wir fast immer die gleichen Pilger aus Deutschland, Irland, Italien und Österreich – teils untertags, meist aber am Abend.

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          Einen Kilometer vor der alten aragonesischen Königsstadt Jaca kamen wir an der Einsiedelei Ermita de San Cristobal vorbei. Sie sieht echt alt aus, wurde aber tatsächlich erst 1756 gebaut.

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          Kurz darauf erreichten wir das Ziel unserer zweiten Tagesetappe.

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          Jaca geht auf eine römische Festung zurück, welche im Mittelalter nie von den Mauren eingenommen wurde. 824 wurde hier die Grafschaft Aragon gegründet, aus welcher 1035 ein Königreich wurde. Durch Siege über die Mauren expandierte Aragon in den Süden, so dass Zaragoza 1118 endgültig die Hauptstadt wurde.

          Durch den Jakobsweg blieb Jaca jedoch eine wichtige Station auf dem Weg nach Santiago de Compostella. Der Hausberg von Jaca, der Pena Oroel, ist nach den über 3000m hohen Bergen der Pyrenäen immer noch stolze 1769m hoch.

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          Die erste romanische Kathedrale Spaniens wurde im 11. Jahrhundert in Jaca gebaut.

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          Und es ließ sich angenehm leben.

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          Wir übernachteten in einem Hotel und brachen am nächsten Tag pünktlich um 7 Uhr in der Früh auf.
          "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

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          • #6
            Etappe 3: Jaca bis Arres (26km)

            Den Weg aus Jaca kann man anhand der Jakobsmuscheln auf dem Straßenbelag recht leicht folgen, sieht stilvoll aus, wie ich meine.

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            Oder so…

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            Rund um Ortschaften war es leicht möglich, dass man eine Zeitlang neben der Straße ging.

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            Meist fand sich jedoch ein Weg abseits von Straßen, auch wenn dieser manchmal fast zugewachsen war.

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            Bei Santa Cilia de Jaca findet sich ein Abstecher zu einem wichtigen spanischen Nationalmonument, das auch formell als Kulturgut eingestuft ist (Bien de Cultural Interes), dem benediktinischen Kloster San Juan de la Pena.

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            711 bauten die Westgoten auf der Flucht von den Mauren hier eine Festung, welche nach deren Zerstörung734 in eine Einsiedelei umgebaut wurde. 920 entstand daraus ein kleines Kloster. Ab1026 wurde es ausgebaut und die benediktinischen Regeln eingeführt. Seine größte Bedeutung als kulturelles und wissenschaftliches Zentrum Aragons erlangte das Kloster gegen Ende des 11. Jahrhunderts. Hier wurden u.a. aragonesische Könige bestattet.

            San Juan de la Pena ist auch eine Höhlenkirche und daher schwieriger zugänglich. Nach einem Brand Ende des 15. Jahrhunderts baute man daher auf einer nahe gelegenen Hochfläche ein neues Kloster Santa Maria, das barockisiert ebenfalls zu besichtigen ist.

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            Zuletzt geändert von Schelli; 26.11.2020, 18:52.
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            • #7
              Das „neue“ Kloster Santa Maria beherbergte 2011 eine originelle Ausstellung im Innenbereich. Diese fand sich auf zwei Ebenen, welche durch einen Glasboden getrennt waren. So konnte man aus der oberen Ebene die historischen Fundamente betrachten, die von der teilweisen Zerstörung des Klosters durch die Truppen Napoleons noch übrig waren.

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              In der Nähe des Klosters befindet sich der Pyrenäen-Balkon (Balcon del Pirineo), welcher einen traumhaften Ausblick auf die westlichen Pyrenäen bietet. Spektakulär, wie sich der Gebirgszug über den gesamten Horizont (!) spannt. Nur leider schaffte ich mit meinem Fotoapparat kein Panoramabild….

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              Auf dem Weg zurück nach Santa Cilia de Jaca (mit Taxi) kamen wir durch Santa Cruz de la Seros zu einer alten Kirche des Klosters Santa Maria aus dem 11. Jahrhundert. Ebenfalls ein schönes Monument mit einer eintausend Jahre alten Geschichte.

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              Zurück in Santa Cilia waren wir mit verschlossenen Geschäften und Bars konfrontiert und gingen daher weiter. Es wurde immer heißer und die Geier (tatsächlich!) kreisten über uns…

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              Aber Gott war mit uns…

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              "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

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              • #8
                Circa 3 Kilometer vor unserem Etappenziel Arres ging es wieder in die Berge entlang einem schönen Höhenweg.

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                Das Bergdorf Arres zählte 1930 noch über 200 Einwohnern, ein halbes Jahrhundert später nur noch 49 Einwohner. 2010 waren es wieder knapp über 60 Menschen. Die Lage mitten in den Bergen fernab der Zivilisation (ok, etwas übertrieben) war jedenfalls sehr schön.

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                Dominiert wird das Dorf von einer Wehrburgruine. Es gab 2011 einen Greissler, ein Restaurant (eher Bar) und auch eine Pilgerherberge.

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                Beachtlich waren die Sanitärräume im Keller, welche auf Fels gebaut wurden.

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                Dadurch war es teils etwas beengt. Mit meinen 175cm konnte ich normal am WC sitzend, die Türe nicht zumachen, da meine Knie im Weg waren. Wie machen das größere Menschen…!?
                Jedenfalls genossen wir das Abendessen mit mittlerweile alten und neuen Bekannten.

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                Danach besuchten wir die kleine Kirche des Ortes und versammelten uns auf einem Hügel, um den Sonnenuntergang zu bewundern. Es war himmlisch…

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                Der Kenner des Camino Frances wird hier an das Bergdorf Foncebadon denken, das circa 240km vor Santiago in den Bergen von Leon liegt. Dieses Dorf, welches mehr als 1000 Jahre alt ist, war schon vollkommen verlassen, bis es durch den modernen Jakobsweg langsam wiederbelebt wurde. 2009 bei meiner ersten Pilgerschaft gab es drei Pilgerherbergen, die mehr als 50 Pilger aufnehmen konnten.

                Wir haben damals in Foncebadon übernachtet und waren begeistert von der Lage in den Bergen, der Abgeschiedenheit und den Ruinen der Häuser, welche auf eine lange Geschichte zurückblicken konnten. Im Vergleich zu unserem aragonesischen Weg 2011 würde ich jedoch immer die Bergdörfer Arres und Ruesta in Aragon vorziehen. Der Grund dafür liegt schlicht in der Tatsache, dass in Foncebadon einfach zu viele Pilger sind, daher auch weitere Pilgerherbergen geplant waren und dass die beiden Bergdörfer in Aragon mächtige Wehrtürme haben. De gustibus non disputandum….



                "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

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                • #9
                  Etappe 4: Arres bis Ruesta (29km)

                  Mit einem letzten Blick auf die Ruine der Wehrburg ging es in Richtung Artieda und zum verlassenen Bergdorf Ruesta.

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                  Die Landschaft auf dieser Etappe erinnerte sehr stark an die Toskana mit Dörfern auf Hügelkuppen und… schaut es Euch selber an.

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                  Herrlich, das berühmte schwarze Schaf in der ….

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                  Ansonsten das altbekannte Pilgerfeeling...

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                  • #10
                    Vor dem Dorf Mianos (erstmals 850 n. Chr. Urkundlich erwähnt, hier ist alles alt…) ging der Weg durch bizarre Landschaftsformationen (Gips?), die mich beim Schreiben dieses Berichtes teils an die Rhyolitlandschaft des Laugavegur Trails in Island erinnern (Bericht hier: Laugavegur Trail und Fimmvörduhals im August 2020 - Forum Gipfeltreffen ).

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                    Pünktlich zum Mittagessen lag Artieda in der größten Hitze vor uns (habe ich schon erwähnt, dass wir Wetterglück hatten?).

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                    Ich gebe zu, dass wir uns den verdammten Hügel rauf quälten und mächtig froh waren, eine Bar (so nennt man die Wirtshäuser in Spanien) mit einem lauschigen, schattigen Plätzchen zu finden. Wir genossen die Aussicht und nach und nach trudelten die üblichen Pilgerverdächtigen ein. Das Gemeinschaftsgefühl und die Freude des Wiedersehens gaben dem Camino etwas ganz Besonderes….

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                    Zurück in der Ebene empfing uns die Nachmittagshitze mit voller Wucht, wobei wir nicht wussten, dass es am nächsten Tag noch ärger sein würde.

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                    Zuletzt geändert von Schelli; 28.11.2020, 22:13.
                    "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

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                    • #11
                      Circa einen Kilometer vor Ruesta kamen wir zur Kirchenruine San Juan Bautista aus dem , ratet mal, richtig, 11. Jahrhundert. Bingo. Wir waren zu diesem Zeitpunkt eigentlich nur froh, dass das Gemäuer überdacht war und wir einen schattigen Pausenplatz hatten.

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                      Bald nach der Kirchenruine präsentierte sich das verlassene Bergdorf Ruesta, besser gesagt, die mächtige Wehrburg (wirklich mächtig!!!).

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                      Ruesta geht auf eine von den Arabern gebaute Festung zurück, die im 10. Jahrhundert während der Reconquista zunächst an Navarra fiel, deren Könige die Festung erneuerten und ein Kloster gründeten. 1054 kam Ruesta an Aragonien. Seit dem Mittelalter war Ruesta Station am Camino Francés des Jakobsweges.

                      Durch den Bau des Yespa-Stausees (Bild unten) 1959 wurden viele Agrarflächen überflutet, so dass die Bewohner von Ruesta wegsiedelten. Seit 1988 versucht die lokale Elektrizitätsgesellschaft, den Ort wieder zu beleben. 2011 gab es zumindest eine Pilgerherberge und einen Greissler (Tienda) und viel Baugitter vor den Ruinen der Häuser und der Kirche aus dem 16. Jahrhundert, um neugierige Touristen vor herabfallendem Mauerwerk schützen.

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                      Die Baugitter bei der Pilgerherberge wurden schlicht zum Aufhängen der frisch gewaschenen Kleidung genutzt. Praktisch!

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                      Und durch die verlassenen Gassen näherten wir uns der mächtigen Festung. So etwas sieht man nicht alle Tage…

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                      Da es noch warm war, genossen wir mit anderen Pilgern plaudernd den Abend. Wir, bestenfalls zehn Pilger und Pilgerinnen, hattn Ruesta ganz für uns alleine und auch der typische Herbergskomfort konnte unsere wohl verdiente Glückseligkeit nicht stören…

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                      Zuletzt geändert von Schelli; 27.11.2020, 10:43.
                      "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

                      "Nicht, weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, bleiben sie für uns unerreichbar." Lucius Annaeus Seneca - 65 n. Chr.

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                      • #12
                        Etappe 5: Ruesta bis Sanguesa (23km)

                        Im Outdoor-Führer hieß es zur Strecke Ruesta bis Undues de Lerda „Nehmen Sie genügend Wasser und Verpflegung mit. Die folgenden 12km haben es in sich.“

                        Tatsächlich war die gesamte Etappe bis Sanguesa jene mit der größten Hitze und dem wenigsten Schatten. Ein Pilger hatte sich aus Verzweiflung in ein (zugegeben) großes trockenes Drainagerohr neben dem Weg gelegt, um eine Pause im Schatten zu machen…

                        Grundsätzlich fing der Tag gut an. Ein Spaziergang durch Wälder, der Jakobsbrunnen und eine schöne Landschaft.




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                        Vor Undues war es schon recht heiß und der Ort lag natürlich auf einem Hügel. Uns begeisterte dennoch, dass ein Teil des Weges auf einer original erhaltenen Römerstraße verlief.

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                        Eine Mittagspause im Schatten war Pflicht.

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                        Hier trafen wir, wie die vergangenen Tage auch, auf Ben einen jungen Deutschen, der in Österreich eine Ausbildung zum Geigenbau absolvierte.

                        Die Fotos vom weiteren Wegverlauf nach Sanguesa lassen die Nachmittagshitze erahnen…

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                        "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

                        "Nicht, weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, bleiben sie für uns unerreichbar." Lucius Annaeus Seneca - 65 n. Chr.

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                        • #13
                          Auf dem Weg nach Sanguesa überschritten wir auch die Grenze von Aragon zu Navarra.

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                          Die Jakobsmuscheln blieben uns jedoch erhalten.

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                          Und ein paar Kilometer vor dem 5000 Einwohner-Städtchen Sanguesa fanden wir dann endlich einen lauschigen Schattenplatz. Im Drainagerohr war es uns zu eng…

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                          Aber auch die letzte Strecke war bald geschafft und wir marschierten ins Zentrum von Sanguesa, wo alle Geschäfte geschlossen hatten.

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                          Calle Mayor mit Adelspalästen

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                          Für ein Bad im Rio Aragon waren wir zu müde und schlapp, im Nachhinein gesehen war das ein Fehler.

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                          Wie könnte es auch anders sein, auch diese Stadt und ihre Gebäude sind alt. 882 erstmals urkundlich erwähnt, von Mauren erobert und dem Königreich Aragon zurückerobert, gefühlte 100 Kirchen, Klöster und Palazzi … blablabla

                          Wäre es nicht so heiß gewesen, wir hätten es mehr genossen. So haben wir uns angesichts der geschlossenen Bars in eine Kirche gesetzt und uns im Kühlen etwas ausgeruht (in welche könnte ich gar nicht mehr sagen…)

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                          Letztlich sind wir von der geschlossenen Pilgerherberge wieder einen Kilometer zurück zum Stadtrand zu einem typisch spanischen 2*Hotel mit dem Namen Yamaguchi gegangen. Sehr bodenständig, aber es hatte einen wunderschönen Garten, in dem wir bis zum Abendessen und auch noch danach die Ruhe genossen (dieses Verb kommt recht oft vor…).

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                          Noch sensationeller war das Hitzegewitter, dass sich am Abend über Sanguesa entlud – dutzende Blitze und eine Regenflut und etwas Abkühlung.


                          "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

                          "Nicht, weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, bleiben sie für uns unerreichbar." Lucius Annaeus Seneca - 65 n. Chr.

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                          • #14
                            Etappe 6: Sanguesa nach Monreal (29km)

                            Klingt blöd, aber an diesem Tag stellte sich erstmals ein bisschen Wehmut ein, da wir wussten, dass es unser vorletzter Tag auf dem Camino sein würde. Umso schöner war es, dass dieser Tag noch ein paar kleine Überraschungen für uns parat hatte.

                            Gewohnte Tagwache und Abmarsch

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                            Bei Rocaforte erinnert der Franziskus-Brunnen daran, dass schon der Heilige Franz von Assissi nach Santiago pilgerte und hier in diesem Ort das erste Franziskanerkloster Spaniens gründete.

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                            Stetig ging es weiter zum Pass Alto de Aibar (708m; zum Vergleich: Sanguesa 404m) mit einem Windpark.

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                            Steinmännchen im Tunnel

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                            Zuletzt geändert von Schelli; 27.11.2020, 10:49.
                            "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

                            "Nicht, weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, bleiben sie für uns unerreichbar." Lucius Annaeus Seneca - 65 n. Chr.

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                            • #15
                              … und der Pass. Noch einmal hatten wir ein bisschen Gebirgs-/Wanderatmosphäre! Wir haben es (schon wieder) genossen.

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                              Ja,ja, der Weg ist anstrengend!

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                              Bis zum Dorf Izco mit seinem Ballspielplatz (19km von Sanguesa) gab es keine Einkaufs- oder Einkehrmöglichkeit. Das findet man auf dem Camino auch nicht sehr oft.

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                              Zum Monreal, unserem Etappenziel, gibt es nicht viel zu sagen, außer dass es ein nettes Dörfchen mit freundlichen Einwohnern und einer mittelalterlichen Brücke am Ortsrand ist. Hervorzuheben ist, dass wir in der schönsten Frühstückspension des gesamten Caminos nächtigten, der Casa rural Etxartenea.

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                              Zuletzt geändert von Schelli; 27.11.2020, 10:51.
                              "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

                              "Nicht, weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, bleiben sie für uns unerreichbar." Lucius Annaeus Seneca - 65 n. Chr.

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