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Durchquerung des isländischen Hochlands von Mývatn nach Skógar (12.08. - 31.08.2011)

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  • #31
    AW: Durchquerung des isländischen Hochlands von Mývatn nach Skógar (12.08 - 31.08.201

    Wären wir doch gleich oben geblieben, das waren ganz schön viele Höhenmeter umsonst. Wir beschließen, jetzt immer dem Bergrücken zu folgen, eine gute Entscheidung, wie sich herausstellt. Gegen Abend kommen wir der Zivilisation wieder ein Stück näher, die Bergkette haben wir hinter uns gelassen, nach weiteren 2 Stunden querfeldein über weglose Geröllhänge beginnt nun wieder ein etwas besserer Wanderweg, der sich mit einem Geländewagen-Trail an einer Selbstversorgerhütte vereinigt. Heikel wird es kurz vor der Hütte noch einmal, als wir später, um ein Stück Weg abzukürzen, einen ausgetrockneten Wasserfall abklettern und Flo dabei den Halt verliert und beinahe 30 Meter abstürzt. Er kann sich aber nach gerade noch wieder fangen.

    In der Selbstversorgerhütte treffen wir ein älteres Pärchen (natürlich Deutsche), mit denen wir kurz sprechen. Ein Stück wollen wir aber noch weitergehen.

    Es ist schon spät geworden, die Schatten werden deutlich länger.

    (Bild vom Flo)

    K800_K1024_island 0140.JPG

    Wir gehen nun auf dem perfekten Wanderweg.

    K800_K1024_island 0140 tag 14 klischeehafter wanderweg.JPG

    Die komplette Erholung des Ruhetages ist bei mir schon wieder weg, das war ein harter Tag heute mit knapp 30 km und gut 1.200 Höhenmetern, davon relativ viel in weglosem Gelände. Ich schleppe mich jetzt gegen Abend etwas dahin, die Muskulatur in meinen Beinen steckt das ganze zwar gut weg, aber diverse Sehnen und Gelenke sind schon wieder stark am zwicken. Flo und Tim gehen ein gutes Stück voraus, da sieht man, wer von uns solche Trekkingtouren öfters macht. Die beiden waren nach dem Abitur mal 80 Tage am Stück an der norwegisch-schwedischen Grenze unterwegs.

    Es ist schon beinahe dunkel, als wir einen tollen Lagerplatz an einem kleinen Bächlein entdecken. Schnell noch was gekocht und ab ins Zelt, schlafen.

    Tag 15: 26.08.2011

    Am nächsten Morgen fühle ich mich deutlich fitter, habe aber Probleme mit den linken Knie. Gut, dass ich präventiv eine Knie-Bandage eingepackt habe, damit geht es ganz gut.

    Hier noch einmal ein Foto von unserem sehr schönen, wenn auch etwas steinigen Lagerplatz.

    K800_K1024_island 0141 tag 15 sehr cooler lagerplatz.JPG

    Weiter geht es, zuerst müssen einmal ein paar Flussrinnen durchquert werden. Also direkt Neos und Crocs angezogen und rein ins kalte Wasser. Die Querungen sind aber nicht besonders wild, zwischendurch kraxeln wir an einem schottrigen Hang entlang und ersparen uns so das tiefere Wasser. Es gibt jetzt auch wieder deutlich mehr Wegspuren.

    Nach den Querungen geht es auf gut ausgetretenen Pfaden wieder ins grüne Bergland.

    K800_K1024_island 0142 tag 15 netter wanderweg.JPG

    Nachmittags erreichen wir eine Straße, auf der hin und wieder ein Auto vorbeifährt. Das erst hält auch sofort, ein besorgter Isländer schaut zum Fenster raus: "Are you lost?". Nachdem wir ihm versichert haben, dass alles okay ist, laufen wir die Straße etwa 10 Kilometer weiter, bis diese in eine Art isländische Bundesstraße mündet. Man kommt hier jetzt wieder richtig schnell voran, die Straßen sind zwar nicht asphaltiert, aber man kann trotzdem ordentlich Tempo machen. Heute haben wir 27 km zurückgelegt, aber die letzten 10 km waren recht angenehm zu gehen. Die Vorfreude auf Landmannalaugar steigt, da werden wir morgen ankommen und uns vielleicht etwas Zivilisation-Luxus in Form von Cola oder frischem Obst gönnen.

    Wir finden wieder einen sehr schönen Platz etwas abseits der Straße an einem Fluss. Draußen geht gerade die Sonne unter.

    K800_K1024_island 0144 tag 15 flo abends im zelt.JPG

    Tag 16, 27.08.2011

    Wir schlafen aus, denn heute haben wir nur eine kurze Tagesetappe von etwa 23 Kilometern vor uns auf einer gut ausgebauten Straße. Die Verlockung ist natürlich sehr groß, den Rest einfach zu trampen, aber wir wollen alles aus eigener Kraft schaffen.

    K800_K1024_island 0145 tag 16 auf der strasse gehts weiter.JPG

    Hin und wieder kommen kleine Furten, die man aber alle problemlos in Wanderschuhen durchqueren kann. Für die Autos auch kein Problem. Einmal spuckt ein Bus etwa 30 Touristen aus, fährt dann rückwärts durch die Furt zurück und dann noch einmal hindurch, während er von selbigen fotografiert wird. Verrückt...

    K800_K1024_island 0146 tag 16 auto fährt durch eine furt.JPG

    Nachmittags sind wir dann schon fast da. Die Vorfreude auf die heißen Quellen steigt. Die letzten Kilometer laufen wir nicht mehr an der Straße entlang, sondern einen direkteren Wanderweg.

    K800_K1024_island 0147 tag 16 kurz vor landmannalaugar.JPG

    In der Ferne sieht man die Straße, die durch ein größeres Lavafeld führt.

    K800_K1024_island 0148 tag 16 strasse geht durch lavafeld.JPG

    Wir sehen jetzt auch schon den Campingplatz. 50 Meter davor müssen wir aber noch einmal einen hüfttiefen Fluss durchqueren. Aber das bekommen wir jetzt auch noch hin. Dann trifft uns erst einmal der Kulturschock: Es ist Samstag, mehrere Busse mit Tagesausflüglern stehen auf einem großen Parkplatz, wir zählen ungefähr 35 Zelte, die Hütte ist auch voll und in den heißen Quellen herrscht Hochbetrieb. Die Leute haben auch alle Badekleidung dabei, jetzt müssen wir auch noch unsere Boxershorts nass machen. Naja, einen Wäsche haben die sowieso dringend nötig gehabt.

    K800_K1024_island 0150 tag 16 kulturschock.JPG

    Wir bauen unsere Zelte auf dem Zeltplatz auf. Eigentlich auch ein ganz schönes Fleckchen hier, gegen Abend wird es auch sehr ruhig und wir haben die heißen Quellen für uns allein. In dem Shop gibt es leider nur Lite-Bier, worauf wir dankend verzichten. Trotzdem ist es aber ein göttliches Gefühl, mit den müden Beinen in den heißen Quellen zu liegen und eine eiskalte Cola zu schlürfen. Morgen werden wir hier unseren dritten und letzten Ruhetag verbringen, bevor es dann den Laugavegur-Trek weitergeht. Die Wildnis-Etappen liegen nun hinter uns, ab jetzt dürfen wir uns an einer alpengleichen, hervorragenden Infrastruktur erfreuen mit gut markierten, ausgetretenen Wanderwegen durch eine einmalige Landschaft. Leider ist die Wettervorhersage, die wir uns in der Hütte holen, ziemlich schlecht für die nächsten Tage. Aber wird schon irgendwie passen.

    Nach diversen Bädern geht es irgendwann ins Zelt, ich schlafe wie ein Stein.

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    • #32
      AW: Durchquerung des isländischen Hochlands von Mývatn nach Skógar (12.08 - 31.08.201

      Tag 17: 28.08.2011 - 3. Ruhetag

      hier noch ein Bild vom Vorabend, Landmannalaugar von den heißen Quellen aus.

      K800_K1024_island 0151 tag 16 abends.JPG

      Was ich auch noch vergessen habe zu erwähnen, ist, dass unser Fresspaket angekommen ist. Es liegt in einem Container neben den Busparkplätzen. So können wir uns erst einmal sattessen.

      Am heutigen Ruhetag kommen wir auch endlich dazu, unsere Klamotten zu waschen. Es weht ein stürmischer Wind und wir können diese an den Wäscheleinen des Campingplatzes aufhängen. Ansonsten sind wir sehr faul heute und eigentlich den ganzen Tag nur am Futtern und Baden, immer schön im Wechsel.

      Tim und Flo backen bzw. braten Pfannenbrot.

      K800_K1024_island 0152 tag 17 ruhetag flo und tim backen bennocks.JPG

      Heute ist aufgrund der schlechten Wettervorhersage nichts los. Wie wir erfahren, wird auch auf dem Laugavegur-Trek nicht so viel los sein, denn wir befinden uns bereits am absoluten Ende der Saison. Die Hütte machen wohl am 04. Semptember zu.

      Der Laugavegur ist DER berühmte Trek in Island schlechthin, eine detailierte Beschreibung gibt's auf Wikipedia. Der Weg ist absolut super ausgeschildert. Man darf ab jetzt auch nur innerhalb der ausgewiesenen Flächen in Hüttennähe zelten, eine Übernachtung kostet ca. 1.000 isländische Kronen pro Person, das sind etwa 6 Euro - ein sehr fairer Preis, wie wir finden in einem doch recht teuren Land. Da der Trek im Sommer so hochfrequentiert ist, macht es auch Sinn, eine Regel zu erlassen, nur auf den ausgewiesenen Flächen zu Campen. Alles andere würde in Chaos ausarten. Der Trek teilt sich in 4 Etappen mit einer Gesamtlänge von 54 km auf, in unserem Tempo wird das aber gut in 2 Etappen gehen. Danach wollen wir noch die Verlängerung über den Pass Fimmvörðuháls gehen, wahrscheinlich in einem Tag, je nach Wetter und Kondition.

      Irgendwie stört uns es auch gar nicht so, dass wir jetzt hin und wieder ein paar Leute treffen werden, denn in den letzten 16 Tagen waren es derer ja nur eine Handvoll.

      Nachdem wir uns das ganze ein bisschen auf der Karte angeschaut haben, gehen wir wieder zeitig schlafen. Auf dem Campingplatz und in den heißen Quellen ist jetzt so gut wie gar nichts mehr los.

      Tag 18: 29.08.2011

      Es ist bewölkt, aber es regnet nicht. Ausgeruht und guter Dinge gehen wir weiter.

      Hier noch einmal der Blick zurück auf Landmannalaugar.

      K800_K1024_island 0153 tag 18 ruhetag landmannalaugur von oben.JPG

      Auf guten Wegen kommen wir schnell voran, die Landschaft ist einmalig.

      K800_K1024_island 0155 tag 18 laugavegur schöner weg.JPG

      Kein Wunder ist diese Gegend bei Wandern so beliebt. Alles, was wir in den letzten 16 Tagen gesehen haben, sieht man hier auf wenigen Kilometern. Die Gegend ist ziemlich geothermisch, hin und wieder sieht man Dampf und Rauchsäulen.

      Ein paar Impressionen dieser ersten Etappe:

      K800_K1024_island 0154 tag 18 laugavegur etappe nr 1 geothermalgegend.JPG

      K800_K1024_island 0156 tag 18 laugavegur.JPG

      K800_K1024_island 0157 tag 18 laugavegur es brodelt.JPG

      K800_K1024_island 0158 tag 18 laugavegur farbig.JPG

      K800_K1024_island 0159 tag 18 laugavegur farbig.JPG

      K800_K1024_island 0160 tag 18 laugavegur farbig.JPG

      Kommentar


      • #33
        AW: Durchquerung des isländischen Hochlands von Mývatn nach Skógar (12.08 - 31.08.201

        K800_K1024_island 0161 tag 18 laugavegur farbig.JPG

        Plötzlich stoßen wir auf ein laut zischendes und brodelndes Loch. Wir vermuten, dass dieses extra für die Wanderer gebohrt wurde, sind uns aber nicht sicher. Auf jeden Fall ist es spektakulär anzuschauen, wie das kochende Wasser laut zischen herausspritzt.

        K800_K1024_island 0162 tag 18 brodelndes loch.JPG

        Weiter geht es durch die eindrucksvolle Landschaft.

        K800_K1024_island 0163 tag 18 es raucht.JPG

        Mit zunehmender Höhe wird es recht neblig, aber die großen Markierungsstangen helfen bei der Orientierung. Diese findet man in regelmäßigen 50 Meter Abständen. Nach der Querung eines Schneefeldes kommen wir an der Hütte Hrafntinnusker vorbei, wo wir eine kurze Pause machen. Da es hier recht frisch und neblig ist, gehen wir aber direkt weiter.

        K800_K1024_island 0164 tag 18 rauch.JPG

        Direkt vor dem Abstieg brodelt das Wasser abseits des Weges wieder vor sich hin.

        Blick auf den weiteren Abstieg, in diese grüne Ebene müssen wir runter.

        K800_K1024_island 0166 tag 18 abstieg.JPG

        K800_K1024_island 0167 tag 18 abstieg aussicht.JPG

        Hin und wieder überholen wir jetzt ein paar andere Wanderer, die aber nicht wirklich über Trittsicherheit verfügen und sich an manchen Stellen etwas schwer tun. Der Weg ist generell nicht schwierig, trotzdem gilt es hin und wieder mal ein hartes Altschneefeld zu queren, eine kurze Steilstufe aufzusteigen oder von Stein zu Stein über ein kleines Gebirgsbächlein zu springen. Mit etwas Trittsicherheit kein Problem, aber unterschätzen darf man es auch nicht.

        Der Abstieg geht relativ zügig. Nach einer weiteren Rast kommen wir nachmittags an der Álftavatn-Hütte an.

        K800_K1024_island 0168 tag 18 nach dem abstieg.JPG

        K800_K1024_island 0170 tag 18 kurz vor campingplatz.JPG

        Da hier aber ganz schön viel Leute unterwegs sind, beschließen wir, noch ein paar Kilometer weiterzugehen bis ins Hvanngil-Tal, hier gibt es einen sehr malerischen, offiziellen Mini-Campingplatz mit ausreichend Platz für ein paar Zelte.

        K800_K1024_island 0172 tag 18 malerischer campingplatz.JPG

        Entspannt lassen wir den Tag hier ausklingen. 28 Kilometer und knapp 1.000 Höhenmeter waren das heute, aber irgendwie war es gar nicht so anstrengend. Die Rucksäcke wiegen jetzt wahrscheinlich keine 20 kg mehr und wir haben das Ziel der Tour vor Augen - da geht es sich einfach deutlich leichter. Das Wetter hat bis jetzt trotz der schlechten Vorhersage sehr gut gehalten.

        Tag 19: 30.08.2011

        Nach einem Frühstück geht es weiter. Der Tag beginnt gleich einmal mit einer äußerst schwierigen Flussdurchquerung, die jetzt aber dank der reichhaltigen Erfahrung, die wir auf der Tour haben sammeln können, kein ernstzunehmendes Hindernis mehr darstellt.

        K800_K1024_island 0173 tag 19 schwierige flussquerung.JPG

        Kommentar


        • #34
          AW: Durchquerung des isländischen Hochlands von Mývatn nach Skógar (12.08 - 31.08.201

          K800_K1024_island 0174 tag 19 wieder grüne berge.JPG

          Die Gegend wird nun wieder etwas steiniger und sandiger, der Ausblick auf die moosbewachsenen Berge in unmittelbarer Nähe bleibt uns aber erhalten. Relativ bald kommen wir an der Emstrur(Botnar)-Hütte vorbei, wo wir eine Mittagspause einlegen.

          Direkt nach der Hütte fängt es nun an zu regnen, im Dauerregen geht es so bei schlechter Sicht die nächsten 15 Kilometer dahin. Eigentlich haben wir jetzt alle nicht mehr so viel Lust, aber das Ende ist ja in Sicht. Kurz vor Þórsmörk müssen wir noch einen kleinen Fluss durchqueren.

          Mittlerweile hat sich die Vegetation ganz schön verändert, erstmals auf der kompletten Tour sehen wir nun Sträucher und kleine Bäume.

          K800_K1024_island 0175 tag 19 regnerischer tag.JPG

          In Þórsmörk angekommen, müssen wir doch noch einmal einen etwas reißenderen Fluss queren. Hier führt eine Holzbrücke über die erste ca. 15 Meter des Flusses, hört dann aber mitten auf einer Kiesbank auf. Es hilft nichts - Neoprensocken angezogen, Hosen ausgezogen, noch einmal ein ganz ordentliche aber kurz Flussquerung. Dann geht es noch ein paar Kilometer weiter bis zum letzten Campingplatz. Dieser doch recht große Platz ist mittlerweile sehr verlassen, er schließt wohl endgültig für die Saison. Wir sind ganz alleine mit einem österreichischen Pärchen.

          Die Etappe heute war mit ihren 27 km (610 Höhenmeter Aufstieg, 925 Höhenmeter Abstieg) eigentlich gar nicht so weit, aber doch wieder deutlich anstrengender als die gestrige. Ein gutes Stück in Regen und Kälte gehen schlaucht einfach schon etwas.

          Morgen wollen wir richtung Skógar weitergehen, wir wissen aber noch nicht, ob wir das in ein oder zwei Tagesetappen machen wollen. Irgendwo oben am Pass unterhalb des Eyjafjallajökull muss es noch eine Hütte geben.

          Tag 20: 31.08.2011

          Im leichten Nieselregen geht es los. Zuerst durch ein waldiges Gebiet, dann durch ein grünes Tal und dann steil bergauf über einen Bergrücken. Blick zurück:

          K800_K1024_island 0178 tag 20 pörsmork skogar.JPG

          Je höher man kommt, desto stürmischer und regnerischer wird es. Wie wir später erfahren, ist heute der Ausläufer eines starken Sturms unterwegs, der wohl auch in den USA etwas gewütet hat. Das Problem ist der Gegenwind, den bekommen wir voll ab. Bestimmt konstante 60 - 70 km/h, immer schön frontal auf uns drauf, bei den noch stärkeren Böen verliert man hin und wieder beinahe das Gleichgewicht. Der Regen peitscht waagrecht durch die Luft, immer direkt in unser Gesicht.

          So kämpfen wir uns Stunde um Stunde voran, irgendwann haben wir keine Lust mehr und beschließen, uns in der Hütte oben am Pass etwas aufzuwärmen. Leider hat sich zwischen Weg und Hütte ein Strom gebildet, den wir jetzt nicht durchschreiten wollen. Also weiter.

          Zwischendurch haben wir mit klammen Fingern ein paar noch lauwarme Aschebrocken des Eyjafjallajökull eingesteckt, ein kleines Souvenir. Es ist jetzt echt schade, dass die Sicht nahezu null beträgt.

          Entweder hält meine 3-Lagen GoreTex Jacke nicht dicht oder die Atmungsaktivität hat versagt, auf jeden Fall bin ich nach etwa 3 Stunden komplett klatschnass am Oberkörper. In den Seitentaschen steht das Wasser mehrere Zentimeter hoch. Die neue Regenhose ist so langsam auch durch, das Wasser rinnt in die Schuhe und die Socken saugen sich voll. Dem Tim ergeht es noch schlechter, denn er hat nur eine einfach Nicht-Gore-Regenhose dabei, welche schon nach 10 Minuten den Geist aufgegeben hat. Hinzu kommt ein kleiner Planungsfehler von uns - keiner von uns hat daran gedacht, wasserdichte Handschuhe mitzunehmen. Softshellhandschuhe bringen jetzt irgendwie nicht mehr so viel.

          Nie werde ich die Situation vergessen, wie sich Tim unter lautem Fluchen mit steifen Fingern versucht, sich im absoluten Unwetter sein Neoprensocken anzuziehen, da er so langsam vor Kälte kein Gefühl mehr in seinen Zehen hat. Anscheinend ging es ihm danach aber deutlich besser, wenn er wahrscheinlich auch nicht mehr den höchsten Gehkomfort in seinen Trekkingstiefeln hatte.

          Das ist dann aber auch schon die einzigste Pause des Tages gewesen, in welcher wir noch schnell 2-3 Riegel gefuttert haben. Es ist einfach bitterkalt, um uns etwas aufzuwärmen, rennen wir jetzt in regelmäßigen Abständen immer ein paar Minuten.

          Irgendwann kommen wir wieder etwas tiefer und der Regen lässt nach. Den Fotoapparat lasse ich aber lieber im wasserdichten Packsack, viel zu fotografieren hätte es aber ohnehin nicht gegeben auf dieser Etappe bei dem Wetter. Sehr schade, denn das wäre eine der schönsten gewesen.

          Irgendwann kommt dann das Meer in Sicht und wir wissen, dass wir es jetzt fast geschafft haben.

          K800_K1024_island 0179 tag 20 skogar.JPG

          Ein kleines Stück weiter kommen uns die ersten Touris in Turnschuhen entgegen. Jetzt ist es wirklich nicht mehr weit. Die Hauptattraktion hier ist der Skogafoss, ein großer Wasserfall direkt an der Straße.

          K800_K1024_island 0181 tag 20 kurz vorm ziel skogafoss von oben.JPG

          10 Minuten später kommen wir am Campingplatz an. Wir waren (zugegebenermaßen etwas unfreiwillig) sehr schnell, knapp 6,5 Stunden haben wir für die 23 Kilometer (1.150 Meter Aufstieg, 1.390 Meter Abstieg) von Þórsmörk nach Skógar gebraucht. Wir sind fast schon zu k.o, um uns noch zu freuen, aber wir haben es geschafft - wir sind da!

          Eigentlich wollten wir die Ankunft jetzt mit Bier feiern, aber der einzigste Laden in der Gegend ist um die Jahreszeit leider schon geschlossen. Auf dem Campingplatz stehen noch eine Handvoll anderer Zelte. Die anderen Camper haben etwas Mitleid mit uns und schenken uns Brot und Wurst :-)

          Der Skogafoss vom Campingplatz aus.

          K800_K1024_island 0182 tag 20 skogafoss.JPG

          Nichts an uns ist mehr trocken, wir sind nass bis auf die Knochen. Nach einer heißen Dusche (was für ein Luxus) und einem warmen Essen kriechen wir erst einmal in die Schlafsäcke.

          Wir freuen uns auf ein paar schöne, erholsame Tage in Reykjavik.

          Die restlichen Tage bis zum Rückflug (01.09 - 05.09.2011)

          Am nächsten Morgen bauen wir im Regen die Zelte ab fahren mit dem Bus ein Stück auf der Ringstraße weiter, denn wir wollen noch in ein Wool-Outlet schauen, dass wir unterwegs empfohlen bekommen haben, eine Art Geheimtip.

          Dann geht es trampend weiter, ein Wunder, dass uns so tatsächlich jemand mitgenommen hat :-)

          K800_K1024_island 0183 tag 21 jp trampt.JPG

          Die restlichen Tage verbringen wir auf dem Campingplatz in Reykjavik. Die Zeit geht schnell vorbei, wir genießen den Komfort der Zivilisation. Mal wieder ein kaltes Bier, Latte Macciato, eine Zigarette, eine warme Mahlzeit mit Fleisch oder Fisch, endlose warme Duschen, Baden im Thermalbad direkt neben dem Campingplatz... und und und. Luxus, den man einfach mal wieder mehr zu schätzen weiß.

          Im Schwimmbad stelle ich mich auf die Wage und bemerke, dass ich 8 kg abgenommen habe. Etwa 1.700 - 1.900 kcal habe ich über die Trekkingmahlzeiten am Tag zu mir genommen, so habe ich ausgerechnet. Normalerweise nehme ich im Schnitt täglich etwas über 3.000 kcal zu mir.

          Noch ein paar Impressionen von Reykjavik.

          K800_K1024_island 0184 kirche in reykjavik.JPG

          K800_K1024_island 0185 unterwegs in reykjavik.JPG

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          • #35
            AW: Durchquerung des isländischen Hochlands von Mývatn nach Skógar (12.08 - 31.08.201

            Blick von der Kirche:

            K800_K1024_island 0186 aussicht von der kirche.JPG

            Reykjavik ist eine sehr überschaubare Stadt, man kommt überall zu Fuss hin. Wir schlendern durch die Stadt und lassen es uns einfach gutgehen. Auch das Wetter spielt jetzt wieder richtig mit, für isländisch Verhältnisse wird es sogar noch einmal richtig heiß (14 Grad).

            Zwischendurch gönnen wir uns auch noch eine Whale-Watching Tour.

            K800_K1024_island 0186 whale watching.JPG

            Die Skyline von Reykjavik.

            K800_K1024_island 0187 skyline von reykjavik.JPG

            kleine Kirche in der Innenstadt

            K800_K1024_island 0189 kleine kirche am strassenrand.JPG

            Ein Besuch des wohl einzigsten Sandstrands in Island darf natürlich nicht fehlen. Hier hat das Meer etwa 18 - 19 Grad, da es durch ein nahegelegenes Kraftwerk gut aufgeheizt wird.

            K800_K1024_island 0190 strandurlaub.JPG

            Auch die Stadt beherbergt tierische Mitbewohner.

            K800_K1024_island 0191 mümmelmann.JPG

            Abends genießen wir die Aussicht aufs Meer bei einem kalten Bier.

            K800_K1024_island 0192 chillen.JPG

            Das war's. Unser Rückflug geht dann am 05.09.2011, 3,5 tolle Islandwochen gehen zu Ende. Für mich war es einmal was komplett neues, eine Trekkingtour zu machen. Ich denke aber, dass es nicht die letzte gewesen sein wird. Auch in Island gibt es noch jede Menge zu tun.

            Ich hoffe, dass ich ein paar schöne Eindrücke der Tour vermitteln konnte. Wenn jemand mal vor hat, die Tour oder einen Teil davon in der Gegend zu machen, freue ich mich, ein paar Auskünfte weitergeben zu können.

            Viele Grüße
            JayP (und natürlich auch Flo und Tim)

            K800_K1024_island 0193 rückflug.JPG

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            • #36
              AW: Durchquerung des isländischen Hochlands von Mývatn nach Skógar (12.08 - 31.08.201

              Toll, toll, toll!
              Die Tour, der Bericht, die Fotos!
              LG
              Klaas (verstärkt über Nordeuropa als Ziel für 2012 nachdenkend...)
              Besucht mich auf www.klaaskoehne.de!

              Kommentar


              • #37
                AW: Durchquerung des isländischen Hochlands von Mývatn nach Skógar (12.08 - 31.08.201

                Danke nochmals fürs Teilhaben-lassen.
                Eure Unternehmung war wirklich ganz große Klasse und dein Bericht ist es auch. Ich hab ihn sicher nicht das letzte Mal gelesen.

                LG Hans
                Nach uns die Sintflut.

                Kommentar


                • #38
                  AW: Durchquerung des isländischen Hochlands von Mývatn nach Skógar (12.08 - 31.08.201

                  Gratulation zur Tour!

                  Die Bilder tragen die Weite und Faszination der Landschaft ins gemütliche Heim. Vielen Dank dafür.
                  "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

                  https://www.instagram.com/grandcapucin38/

                  Kommentar


                  • #39
                    AW: Durchquerung des isländischen Hochlands von Mývatn nach Skógar (12.08 - 31.08.201

                    danke für diesen wirklich herausragend guten bericht!

                    mei bier is net deppat! (e. sackbauer)

                    bürstelt wird nur flüssiges

                    Kommentar


                    • #40
                      AW: Durchquerung des isländischen Hochlands von Mývatn nach Skógar (12.08 - 31.08.201

                      das sind sie: die geschichten und bilder von unvergesslichen unternehmungen.

                      jungs: damit könntet ihr durchaus geld verdienen. ihr würdet es wirklich verdienen,- nicht nur bekommen. das sind sie,- die vorträge die mir gefallen. und meiner frau. und auch meinen jungs. kompliment!

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                      • #41
                        AW: Durchquerung des isländischen Hochlands von Mývatn nach Skógar (12.08 - 31.08.201

                        Tolle Leistung!

                        Kerschi
                        Das Glück des Lebens hängt von der Beschaffenheit der Gedanken ab (Marc Aurel).

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                        • #42
                          AW: Durchquerung des isländischen Hochlands von Mývatn nach Skógar (12.08 - 31.08.201

                          Gratulation für diesen tollen Bericht und die wunderschönen Fotos. Vor allem herzlichen Dank für die Mühe des Schreibens und Hochladens der Fotos und dafür, dass wir hier an dieser Tour teilhaben durften.

                          Die Idee dieses Erlebnis zu vermarkten finde ich recht gut. Probiert es einfach und bietet sie GEO an. Mit einem Link hierher könnte es vielleicht klappen.

                          Danke nochmals und alles Gute,

                          Hans

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                          • #43
                            AW: Durchquerung des isländischen Hochlands von Mývatn nach Skógar (12.08 - 31.08.201

                            Gratuliere euch dreien zu diesem spannenden Abenteuer!
                            Und vielen Dank für den tollen Bericht, der ausgesprochen interessant geschrieben und mit fantastischen Fotos ausgestattet ist!

                            Es war ein Vergnügen, deinen Bericht zu verfolgen!

                            Herzlichen Gruß
                            Elisabeth
                            Allen Menschen Recht getan, ist eine Kunst die keiner kann

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                            • #44
                              AW: Durchquerung des isländischen Hochlands von Mývatn nach Skógar (12.08 - 31.08.201

                              Danke für den packenden Bericht mit den großartigen Fotos!

                              Da geht, schleppt, watet, hungert, staunt man aber vor allem auch mit und ist fasziniert von eurem großen Abenteuer und der wilden, unberührten Landschaft.

                              vor eurer tollen Leistung!

                              Der Bericht würde gut ins GEO passen. Viel Glück!
                              Geh langsam, aber konstant, und du erfährst eine neue Qualität der Zeit.

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                              • #45
                                AW: Durchquerung des isländischen Hochlands von Mývatn nach Skógar (12.08 - 31.08.201



                                Supa Jungs, solche Aktionen gfallen ma!
                                Schöner Bericht mit traumhaften Bildern....

                                Danke dafür!
                                Berge von unten, Kirchen von aussen, Wirtshäuser von innen.

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