Nachdem ich immer noch sehr gerne an unseren letztjährigen Urlaub in Bulgarien zurückdenke und sich mir nicht zuletzt die flüchtige Bekanntschaft mit der dortigen Bergwelt eingeprägt hat, dacht ich mir, ich kann das Gipfletreffen Forum an einer unserer Wanderungen ein bisschen teilhaben lassen und zwar an der entlang der Rilaseen auf den Otovishki Vrah.
Ich möchte gleichmal zu Beginn darauf hinweisen, dass dieser Bericht doch etwas an Text enthält, Lesefaule Betrachter können sich einfach an den Bildern efreuen, und sollte sich einer der Lesefaulen mit dem Gedanken tragen dort selber hinzureisen kann er auch nur den vorletzten und letzten Absatz lesen
Ausgangsort für unsere Aktivitäten im Rilagebirge war die Ortschaft Sapareva Banya, nördlich des Rilagebirges gelegen beherbegt sie den einzigen Geysir des Landes:
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Ebenfalls sehenswert war die St. Nicholas Kirche, eine sehr alte Kirche schätzungen liegen zwischen dem 11ten und 14ten Jahrhundert. Sehr amüsant war das Schild vor der Kirche mit der Aussage, dass die Außenbeleuchtung mit Hilfe von EU-Geldern finanziert wurde, selbstverständlich war sie defekt.
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Generell ein sehr sympathischer Ort mit einem spottbilligen und traumhaft schönen Campingplatz (wir waren das einzige Zelt dort, zelten ist in Bulgarien abgesehen von der Küste eher unbekannt, stattdessen gibt es kleine Hütten auf den Campingplätzen zu mieten), und schillerndem Nachtleben - als Cocktail bekamen wir einen Radler serviert, scheinbar erst seit kurzem ein Modegetränk in Bulgarien.
In der Früh begann dann unsere Zufahrt zur auf 1520 Metern gelegenen Pionerskahütte, Ausgangsort sowohl für den auf unserer Karte eingezeichneten Wanderweg als auch einen Sessellift. Da in unserem Reiseführer geschrieben Stand, dass der Sessellift illegal in diesem Naturschutzgebiet gebaut wurde (in solchen Sachen zeigt sich leider immer wieder in manchen Belangen recht deutlich eine gewisse "Rückständigkeit" in diesem Land), waren wir bei unserer Ankunft recht erfreut zu sehen, dass er stillstand. Ein paar kleinere Gruppen von, definitiv nicht für Bergbesteigungen ausgerüsteten Leuten standen herum, es wurde heftig diskutiert, wir vermuteten es war ob des stillstehenden Liftes. Wir ließen das ganze mit einem kleinen Lächeln des leicht überheblichen westlichen Touristen der in ein fremdes Land zwecks Urlaub fliegt dort aber dann aktiv! Umweltschutz betreibt (wer ein Paradoxon findet darfs behalten) auf unseren Lippen links liegen und begannen unseren Aufstieg.
Erste Überraschung: der Beginn des Wanderweges hatte einer Forststraße Platzgemacht, wohl um die ebenfalls illegal gebaute Hütte am Ende des Sesselliftes besser versorgen zu können.
Zweite Überraschung: nach cirka 5 Minuten mussten wir mehreren SUVs ausweichen die die zuvor gesehen Gruppen an Touristen nach oben führten. Diesmal waren es diese die ein überhebliches Lächeln auf den Lippen führten, Karma ist a Hund. Da der später abzweigende Wanderweg sich immer wieder mit den Serpentinen der Forststraße überschnitt wurde uns diese leicht mitleidige Lächeln noch öfters zuteil.
Hier die letzten Meter des Weges mit Sessellift:
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Da die Jeeps nicht ganz bis zur Hütte fuhren durften wir wenigstens noch einige schwer schnaufende Bergsteiger in Sandalen oder Halbschuhen mit kleinen Hunden in der Tasche überholen. Langsam schlichen sich kleine parallelen mit einem gewissen Wiener Hausberg in meinen Geist, ich konnte allerdings noch nicht genau meinen Finger drauflegen.
Bei der oben gennanten Hütte Rilski Ezera angekommen (wir verzichteten auf jegliche Konsumation) ein ziemliches getummel an Menschen, der Sessellift war mittlerweile repariert worden, boten sich uns dann allerdings Landschaftlich sehr schöne Bilder:
IMGP0941.JPG
Mehrere Gruppen von Pferden, die wir übrigens immer wieder über das ganze Areal sichten konnten. Laut Reiseführer grasen diese die meiste Zeit frei herum und würden bei Bedarf eingefangen um Lasten zu transportieren.
Es boten sich zwei Möglichkeiten weiterzugehen, einerseits ein leichter Weg in Serpentinen auf eine Schulter hinauf und von dort flach zum vorletzen See oder ein Weg der länger war aber an allen der sieben Rilaseen entlangführte. Als wir so die Wanderkarte studierten kam uns auch gleich eine sehr freundliche einheimische zur Hilfe: wir sollten auf alle Fälle den leichten Weg auf die Schulter nehmen, der andere Weg wäre sehr beschwerlich und man hätte immer wieder kleine Steinbrocken zu überwinden. Grundsätzlich war es ein sehr nettes Gespräch (ich habe von so ziemlich allen Bulgaren die wir kennenlernen durften einen sehr positiven Eindruck behalten) allerdings ließ ihre Ausrüstung, wenn man es so nennen durfte, doch zu wünschen übrig. Eng anliegende Jeans, Halbschuhe und eine Jacke, die den kühlen Temperaturen weiter oben sicher nichts entgegenzusetzen hatte. Spätestens jetzt war mir vollends klar: wir hatten die Rax von Bulgarien als Wanderziel auserkoren. Nun wir wählten den "schwierigen" Weg und wurden mit deutlich weniger Menschen und deutlich schönerer Landschaft belohnt:
IMGP0944.JPG
IMGP0961.JPG
20130826_140619.jpg
Schließlich traf unser Weg im oberen Bereich wieder mit dem anderen zusammen und damit begleiteten uns leider auch wieder einiges mehr an sehr sehr lauten Menschen, daher entschlossen wir uns nach kurzer Rast am vorletzen See, nicht zum letzten See weiterzugehen sondern auf einen anderen Weg abzuzweigen um den Trubel ein bisschen zu entfliehen und einen Gipfel erreichen zu können, eben den Otovishki Vrah, hier rechts im Hintergrund des Bildes zu sehen.
20130826_140635.jpg
Plötzlich wie eine andere Welt, keine Menschenseele außer uns zu sehen oder zu hören, lediglich eine einzige Menschenseele kam uns entgegen und zwar mit ein paar Pferden hinter sich, einer der vorher erwähnten Lasttransporte, wahrscheinlich von der Hütte Ivan Vazov kommend die sich im Tal hinter unserem erwählten Gipfel befand.
20130826_145033.jpg
Ein Bild von ebenjenem aus gemacht, im Hintergrund, leicht links der Bildmitte ist schwach der Musala, höchster Berg südosteurpas zu erkennen.
IMGP0973.JPG
Von unserem Gipfel aus stiegen wir dann schließlich zum letzen Rilasee ab, dabei eröffnete sich uns dann schließlich noch der Blick auf alle sieben Seen auf einmal.
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Unser Abstieg führte uns dann auf dem leichteren Weg über die Schulter zurück auf unseren Aufstiegsweg (sehr erfreulich für mich war, dass sogar noch ein paar andere Leute den Sessellift mieden) bis zu unserem Auto. In Sapareva Banya erwartete uns dann zum Abschluss das günstigste (aber bei weitem nicht schlechteste, eher im Gegenteil) Essen unserer ganzen Reise: Zwei Vorspeisen, zwei Hauptspeisen und zwei Bier um umgerechnet 7€.
Abschließend möchte ich sagen, dass ich die Berglandschaft Bulgariens jedem empfehlen kann. Wandern ist dort ein Traum, allerdings muss man in den paar Gegenden die mit einem Lift irgendeiner Art ausgestattet sind im Sommer doch mit recht vielen Menschen rechnen. Gibt es sowas nicht, ist man allerdings fast alleine unterwegs. Zweisprachiges (Kyrillisch/Englisch) Kartenmaterial findet sich in den meisten größeren Ortschaften oder Städten, ist halt nicht immer zu 100% aktuell. Ich kann mir vorstellen dass Tourengehen dort auch genial ist, da kenn ich mich persönlich aber zu wenig aus. Und es lohnt sich übrigens wirklich nachzuschauen ob die angepeilte Hütte oder dergleichen auch mit allen Zulassungen gebaut wurde, das ist dort wie gesagt leider nicht immer der Fall.
Sollte es noch Fragen zu Bulgarien geben kann ich die gerne hier im Thread oder per PM beantworten, wir haben in zwei Wochen fast das ganze Land von Sofia bis an die Schwarzmeerküste durchquert, ich kann es als Reiseziel uneingeschränkt empfehlen!
Ich möchte gleichmal zu Beginn darauf hinweisen, dass dieser Bericht doch etwas an Text enthält, Lesefaule Betrachter können sich einfach an den Bildern efreuen, und sollte sich einer der Lesefaulen mit dem Gedanken tragen dort selber hinzureisen kann er auch nur den vorletzten und letzten Absatz lesen
Ausgangsort für unsere Aktivitäten im Rilagebirge war die Ortschaft Sapareva Banya, nördlich des Rilagebirges gelegen beherbegt sie den einzigen Geysir des Landes:
20130825_201137.jpg
Ebenfalls sehenswert war die St. Nicholas Kirche, eine sehr alte Kirche schätzungen liegen zwischen dem 11ten und 14ten Jahrhundert. Sehr amüsant war das Schild vor der Kirche mit der Aussage, dass die Außenbeleuchtung mit Hilfe von EU-Geldern finanziert wurde, selbstverständlich war sie defekt.
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Generell ein sehr sympathischer Ort mit einem spottbilligen und traumhaft schönen Campingplatz (wir waren das einzige Zelt dort, zelten ist in Bulgarien abgesehen von der Küste eher unbekannt, stattdessen gibt es kleine Hütten auf den Campingplätzen zu mieten), und schillerndem Nachtleben - als Cocktail bekamen wir einen Radler serviert, scheinbar erst seit kurzem ein Modegetränk in Bulgarien.
In der Früh begann dann unsere Zufahrt zur auf 1520 Metern gelegenen Pionerskahütte, Ausgangsort sowohl für den auf unserer Karte eingezeichneten Wanderweg als auch einen Sessellift. Da in unserem Reiseführer geschrieben Stand, dass der Sessellift illegal in diesem Naturschutzgebiet gebaut wurde (in solchen Sachen zeigt sich leider immer wieder in manchen Belangen recht deutlich eine gewisse "Rückständigkeit" in diesem Land), waren wir bei unserer Ankunft recht erfreut zu sehen, dass er stillstand. Ein paar kleinere Gruppen von, definitiv nicht für Bergbesteigungen ausgerüsteten Leuten standen herum, es wurde heftig diskutiert, wir vermuteten es war ob des stillstehenden Liftes. Wir ließen das ganze mit einem kleinen Lächeln des leicht überheblichen westlichen Touristen der in ein fremdes Land zwecks Urlaub fliegt dort aber dann aktiv! Umweltschutz betreibt (wer ein Paradoxon findet darfs behalten) auf unseren Lippen links liegen und begannen unseren Aufstieg.
Erste Überraschung: der Beginn des Wanderweges hatte einer Forststraße Platzgemacht, wohl um die ebenfalls illegal gebaute Hütte am Ende des Sesselliftes besser versorgen zu können.
Zweite Überraschung: nach cirka 5 Minuten mussten wir mehreren SUVs ausweichen die die zuvor gesehen Gruppen an Touristen nach oben führten. Diesmal waren es diese die ein überhebliches Lächeln auf den Lippen führten, Karma ist a Hund. Da der später abzweigende Wanderweg sich immer wieder mit den Serpentinen der Forststraße überschnitt wurde uns diese leicht mitleidige Lächeln noch öfters zuteil.
Hier die letzten Meter des Weges mit Sessellift:
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Da die Jeeps nicht ganz bis zur Hütte fuhren durften wir wenigstens noch einige schwer schnaufende Bergsteiger in Sandalen oder Halbschuhen mit kleinen Hunden in der Tasche überholen. Langsam schlichen sich kleine parallelen mit einem gewissen Wiener Hausberg in meinen Geist, ich konnte allerdings noch nicht genau meinen Finger drauflegen.
Bei der oben gennanten Hütte Rilski Ezera angekommen (wir verzichteten auf jegliche Konsumation) ein ziemliches getummel an Menschen, der Sessellift war mittlerweile repariert worden, boten sich uns dann allerdings Landschaftlich sehr schöne Bilder:
IMGP0941.JPG
Mehrere Gruppen von Pferden, die wir übrigens immer wieder über das ganze Areal sichten konnten. Laut Reiseführer grasen diese die meiste Zeit frei herum und würden bei Bedarf eingefangen um Lasten zu transportieren.
Es boten sich zwei Möglichkeiten weiterzugehen, einerseits ein leichter Weg in Serpentinen auf eine Schulter hinauf und von dort flach zum vorletzen See oder ein Weg der länger war aber an allen der sieben Rilaseen entlangführte. Als wir so die Wanderkarte studierten kam uns auch gleich eine sehr freundliche einheimische zur Hilfe: wir sollten auf alle Fälle den leichten Weg auf die Schulter nehmen, der andere Weg wäre sehr beschwerlich und man hätte immer wieder kleine Steinbrocken zu überwinden. Grundsätzlich war es ein sehr nettes Gespräch (ich habe von so ziemlich allen Bulgaren die wir kennenlernen durften einen sehr positiven Eindruck behalten) allerdings ließ ihre Ausrüstung, wenn man es so nennen durfte, doch zu wünschen übrig. Eng anliegende Jeans, Halbschuhe und eine Jacke, die den kühlen Temperaturen weiter oben sicher nichts entgegenzusetzen hatte. Spätestens jetzt war mir vollends klar: wir hatten die Rax von Bulgarien als Wanderziel auserkoren. Nun wir wählten den "schwierigen" Weg und wurden mit deutlich weniger Menschen und deutlich schönerer Landschaft belohnt:
IMGP0944.JPG
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Schließlich traf unser Weg im oberen Bereich wieder mit dem anderen zusammen und damit begleiteten uns leider auch wieder einiges mehr an sehr sehr lauten Menschen, daher entschlossen wir uns nach kurzer Rast am vorletzen See, nicht zum letzten See weiterzugehen sondern auf einen anderen Weg abzuzweigen um den Trubel ein bisschen zu entfliehen und einen Gipfel erreichen zu können, eben den Otovishki Vrah, hier rechts im Hintergrund des Bildes zu sehen.
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Plötzlich wie eine andere Welt, keine Menschenseele außer uns zu sehen oder zu hören, lediglich eine einzige Menschenseele kam uns entgegen und zwar mit ein paar Pferden hinter sich, einer der vorher erwähnten Lasttransporte, wahrscheinlich von der Hütte Ivan Vazov kommend die sich im Tal hinter unserem erwählten Gipfel befand.
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Ein Bild von ebenjenem aus gemacht, im Hintergrund, leicht links der Bildmitte ist schwach der Musala, höchster Berg südosteurpas zu erkennen.
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Von unserem Gipfel aus stiegen wir dann schließlich zum letzen Rilasee ab, dabei eröffnete sich uns dann schließlich noch der Blick auf alle sieben Seen auf einmal.
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Unser Abstieg führte uns dann auf dem leichteren Weg über die Schulter zurück auf unseren Aufstiegsweg (sehr erfreulich für mich war, dass sogar noch ein paar andere Leute den Sessellift mieden) bis zu unserem Auto. In Sapareva Banya erwartete uns dann zum Abschluss das günstigste (aber bei weitem nicht schlechteste, eher im Gegenteil) Essen unserer ganzen Reise: Zwei Vorspeisen, zwei Hauptspeisen und zwei Bier um umgerechnet 7€.
Abschließend möchte ich sagen, dass ich die Berglandschaft Bulgariens jedem empfehlen kann. Wandern ist dort ein Traum, allerdings muss man in den paar Gegenden die mit einem Lift irgendeiner Art ausgestattet sind im Sommer doch mit recht vielen Menschen rechnen. Gibt es sowas nicht, ist man allerdings fast alleine unterwegs. Zweisprachiges (Kyrillisch/Englisch) Kartenmaterial findet sich in den meisten größeren Ortschaften oder Städten, ist halt nicht immer zu 100% aktuell. Ich kann mir vorstellen dass Tourengehen dort auch genial ist, da kenn ich mich persönlich aber zu wenig aus. Und es lohnt sich übrigens wirklich nachzuschauen ob die angepeilte Hütte oder dergleichen auch mit allen Zulassungen gebaut wurde, das ist dort wie gesagt leider nicht immer der Fall.
Sollte es noch Fragen zu Bulgarien geben kann ich die gerne hier im Thread oder per PM beantworten, wir haben in zwei Wochen fast das ganze Land von Sofia bis an die Schwarzmeerküste durchquert, ich kann es als Reiseziel uneingeschränkt empfehlen!
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