Es ist keineswegs der höchste Berg seiner Gruppe, auf dem wir gerade beginnen, bewusst und genussvoll um uns zu blicken. Der steile Gipfelaufbau, die Position in Sichtweite etlicher der bekanntesten Dreitausender Österreichs und ein Tag mit idealen Bedingungen genügen für ein begeisterndes Panorama. Klaus und ich sind uns sofort einig, dass dieser Rundblick auf unseren persönlichen Bestenlisten in jedem Fall einen „top-ten-Platz“ verdient.
Die Planung mehrtägiger Touren war im bisher sehr wechselhaften Sommer 2021 nicht eben einfach. Aber es gab doch wiederholt einzelne Tage mit idealen Bedingungen, die es dann möglichst auszukosten galt. Genau das war nach allen Prognosen erneut für Montag, den 12. Juli angekündigt.
Klaus und ich bekamen daher große Lust auf eine Tour weitab von Wien. Wir entschieden uns für die Radstädter Tauern und buchten zwei Übernachtungen auf der Tappenkarseehütte. Im Spätsommer 2012 standen etliche Moderator*innen bei besten Bedingungen auf dem Weißeck und dem Mosermandl: Diese wunderbaren Eindrücke der Region habe ich bis heute gut bewahren können. Meine Erinnerungen an das Tappenkar waren hingegen längst komplett verblasst, stammten sie doch aus meiner Studienzeit vor fast 40 Jahren…
Am Sonntag, den 11. Juli schüttet es während der Anreise aus Wien zweimal, aber die sehr gedämpften Temperaturen sind angenehm. Am Schluss unserer Route von Radstadt ins Kleinarltal fahren wir erneut in eine Niederschlagszone, und am Jägersee regnet es noch immer. Da mit einer Wetterbesserung zu rechnen ist, warten wir einige Zeit ab und fahren dann auf der (mautpflichtigen) Sandstraße bis zur Schwabalm im Talschluss. Dort hört der Regen dann nach und nach doch (fast) auf, und so können wir uns um etwa 15 Uhr für den Aufstieg rüsten.
Hier ist das Ziel unserer heutigen Etappe schon einmal angekündigt.
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Nach einem flacheren Abschnitt im Wald beginnt der breite Weg zum Tappenkarsee die Steilstufe am Talschluss dann in Kehren hinaufzuführen. Nach schweren Schäden durch eine Mure im Jahr 2014 mussten weite Teile des Wegs neu angelegt werden. Die Kehren führen nun näher an das Wasser heran, das vom Tappenkar tosend herunterstürzt.
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Beim Aufbruch war eine schnelle Wetterbesserung noch kaum vorstellbar. Nun, da die Nebel sich zu heben beginnen und den Blick ins Kleinarltal freigeben, sieht dies bereits ganz anders aus.
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Im oberen Teil wird der Hang immer steiler, der Wald dafür allmählich lockerer. Der Weg bleibt durchgehend breit und gut angelegt.
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Nach einem kurzen flacheren Stück stehen wir dann recht unvermutet am Ufer des langgestreckten Tappenkarsees in 1762m Höhe. Es ist das Eintrittstor in eine komplett andere Szenerie.
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Im ersten Abschnitt ist der See noch zwischen felsigen Steilwänden eingezwängt. Den bequemen breiten Weg direkt am Westufer gibt es noch gar nicht so lange.
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Beim Rückblick gegen unsere Gehrichtung zeigen sich mittlerweile die markanten Felsgipfel östlich und nordöstlich des Sees.
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Ab der Tappenkarseealm werden die Hänge seitlich des Sees grüner und flacher. Nun ist die Tappenkarseehütte vor uns bereits gut sichtbar. Sie steht südlich des Sees gut 50 Meter höher am Hang.
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Die erste Tappenkarseehütte wurde in den Zwischenkriegsjahren direkt am Seeufer errichtet, aber 1947 durch eine Lawine zerstört. Der Bau am heutigen Standort stammt aus den 1950er-Jahren, mit einer Erweiterung aus den 1980er-Jahren.
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Die Tür im Erdgeschoß führt direkt zum Schuhraum und dem Trockenraum (den wir gottlob nicht mehr benötigen, da es längst zu regnen aufgehört hat). Über eine Innentreppe erreicht man dann die Gaststube.
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Um etwa 17.30 Uhr kommen wir gerade zum Abendessen zurecht, beziehen dann unser Zimmer und können aus der Stube beobachten, wie die Wolken sich zum Abend hin erstaunlich schnell weitgehend auflösen. So zeigen sich die hellen Kalkfelsen des Weißgrubenkopfs östlich des Kars sogar noch in der Abendsonne.
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Letzte harmlose Wolken können weder die Abendstimmung noch unsere Vorfreude auf den nächsten Tag trüben.
Im weitläufigen Tappenkar weiden zahlreiche Rinder, aber auch Pferde verbringen hier die Sommermonate. Offensichtlich ist für alle genügend Platz und ausreichend Futter da.
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