Rettenkogel - Rinnkogel Überschreitung

[michi57]

AW: Rettenkogel - Rinnkogel Überschreitung

Danke für Eure Antworten, liebe Freunde des einsamen Weges!
Ja, derzeit ist diese Überschreitung einsam und fast ein Geheimtip. Sie wird aber von Einheimischen doch noch immer wieder begangen. Am richtigen Weg ist sie auch nicht sehr schwierig. Früher jedoch war diese Tour ein Klassiker und durchaus häufig begangen.
Durch den (auch wegen der Maut) schwierigen Zugang hat das aber schon vor gut 20 Jahren aufgehört.
Leider gilt das für etliche großzügige Touren in der östlichen Osterhorngruppe. So ist auch der ehemalig markierte Nordweg aufs Gamsfeld schon lang dem Verfall preisgegeben. Den zeig ich Euch ein andermal.

lg, michl fasan

[Meph69]

AW: Rettenkogel - Rinnkogel Überschreitung

Ist jetzt zwar schon ein paar Jahre her, seit dieser Thread eröffnet wurde, aber die ich diese ausgezeichnete Beschreibung zum Anlass genommen habe, diese Tour nun selber zu gehen, poste ich hier meine Erfahrungen:

Im Wesentlichen bin ich der obigen Beschreibung gefolgt (ohne dieser hätte ich die Tour wohl nicht gewagt). Einziger Unterschied ist, dass ich den erwähnten Schluchtüberhang am Bachbett überklettert und dem Bach weiter gefolgt bin. Der Überhang ist allerdings nicht ohne und das Übersteigen macht auch nur Sinn, wenn sich solchen Stellen generell gewappnet fühlt, denn es folgen anschließend noch ein paar weitere in diesem Stil. Ich bin dem Bach dann fast bis zum Ende auf etwa 1150-1200 Hm gefolgt und dort über eine eine Grasflanke linker Hand ausgestiegen, die dann in ein paar Rinnen überging. Dieser Teil war leider etwas heikel und falls ich die Tour wiederhole, würde ich einen anderen Ausstieg wählen. Von unten konnte ich es noch nicht abschätzen, aber die Rinnen erwiesen sich als zu lang und zu steil. Es folgte schließlich harmloseres Waldgelände und auf 1500 Hm gelangte ich dann auf den Normalweg.

Der Einstieg in die Gratüberschreitung zum Rinnkogel war nicht ganz einfach für mich zu finden. Es muss doch ein gutes Stück über schotterübersäte Felsflanken abgestiegen werden, Ausrutschen will hier tunlichst vermieden werden. Doch dann lässt sich an den steilen Felsabstürzen des Bergwerkskogels entlang gehen und an den Grat anschließen, an dem sich immer wieder ein alter, unmarkierter Steig durch die Latschen windet. Dieser Steig macht einem das Leben erheblich einfacher...

Auch bei mir erweist sich der Abstieg über den Meistergupf als heikel, die Sandrinne ist doch unangenehm steil. Ein Ausweichen des Gipfels links (also östlich) wär wohl klüger gewesen. Beim Absteig in den zweiten Sattel beim kleinen Bergwerkskogel verliere ich leider den Weg (wohl aufgrund der Sturmschäden) und ich steige zu weit westlich ab - obwohl der Weg, wie ich im Nachhinein sehen konnte, östlich verläuft. Wiederum muss ich einige unangenehme Felsflanken überqueren, um in den Sattel und damit auch zu dem Steig wieder zurückzugelangen.

Die nächsten Abschnitte erweisen sich als unproblematisch, erst am Kamin wird es wieder sehr spannend: Natürlich hatte ich die Beschreibung meines Vorposters im Kopf, doch wollte ich mir den Kamin selbst ansehen. Der Einstieg erscheint nicht schwierig, daher klettere ich auch schon los. Doch mir passiert der gleiche Fehler wie meinem Vorposter - erst zu spät erkenne ich den heiklen, kurzen Überhang; für ein Zurück ist es hier leider zu spät. Zu allem Überdruss war der Kamin etwas nass, sodass sich dieser Abschnitt meiner Einschätzung nach schon einem leichten vierten Grad der Kletterskala näherte. Versionierte Kletterer schätzen diese Stelle sicher, wer sich aber den Bereich im dritten/vierten Grad nicht zutraut - Finger weg!
Technisch nahe am Limit gelang mir der Überhang aber und anschließend konnte auf die leichtere Wand rechts rüberqueren.

Der restliche, steile Anstieg auf den Rinnkogel gestaltet sich ohne Schwierigkeiten und der Abstieg erfolgte über den Normalweg. Der befindet sich nur leider in einem ziemlich schlechten Zustand: teilweise stark zugewachsen, erodiert und von Sturmschäden gezeichnet. Anschließend noch die paar Kilometer zum Auto am Unkelbach zurück und die Tour war geschafft

Danke nochmal meinem Vorposter für die umfangreiche Beschreibung!

[Meph69]

AW: Rettenkogel - Rinnkogel Überschreitung

Hier noch ein paar Bilder zu den Kletterstellen im Bachbett.

Die Schlüsselstelle am Schluchtüberhang, ich würd ihr III+ geben.

schluchtueberhang.jpg

Eine weitere knackige Felssperre - der umgestürzte Baum diente mir aber als willkommene Aufstiegshilfe (damit etwa II+). Allerdings lässt sich diese Stelle eventuell auch seitlich umgehen.

baumklettern_small.jpg

Noch mal eine kurze Felswand mit leichtem Überhang am oberen Ende. Am Beginn aber ein geneigter Anstieg, der sich schön auf Reibung klettern lässt. Durch den Überhang aber doch eher III+.

schluesselstelle_small.jpg

Schließlich noch eine Ansicht der Stelle, an der ich vom Bachbett ausgestiegen bin. Im Hintergrund ist der steile Felsabsturz zu sehen, bei dem das Bachbett vermutlich endet. Erst später war für mich zu erkennen, dass man hier eventuell auch weiter oben besser aussteigen könnte. Ich bin jedenfalls bei einem der Grasbänder, die links seitlich zu sehen sind, rausgegangen und über eine steile Rinne zum Wald aufgestiegen. Wie vorhin bereits erwähnt, ist dieser Austieg allerdings nicht ideal...

ausstieg_small.jpg

Leider kann ich vom Kamin am Rinnkogel kein Foto liefern - ich war wohl zu intensiv mit der anspruchsvollen Kletterei beschäftigt. Jedoch handelt es sich sicher um die schwierigste Kletterstelle der Tour, eventuell sogar IV-. Allerdings lässt sich diese ja umgehen und die Ausweichvariante ist sicher nicht über dem zweiten Grad.

[michi57]

AW: Rettenkogel - Rinnkogel Überschreitung

Hallo meph!

Danke für die nette Revitalisierung meines threads. Gratulation zum Bachbettdreier. An die schöne Platte kann ich mch sogar nach 25 Jahren noch erinnern. Die Grasquerung links raus hab ich damals an der gleichen Stelle genommen wie du.
Das mit dem Kamin hättest Du mir ja nicht unbedingt nachmachen müssen, ist schon ein Fehler. Aber von oben sieht man dort besser, dass es rechts daneben ganz gut geht.

Liebe Grüße, michl fasan

PS: Und vielleicht findest Du ja auch Gefallen am Gamsfeld Nordgrat.
Der ist klettertechnisch viel leichter, kann aber orientierungsmäßig auch so einiges...

[Meph69]

AW: Rettenkogel - Rinnkogel Überschreitung

Das mit dem Kamin hättest Du mir ja nicht unbedingt nachmachen müssen, ist schon ein Fehler. Aber von oben sieht man dort besser, dass es rechts daneben ganz gut geht.

Da stimme ich dir völlig zu, das war eindeutig ein Fehler meinerseits. Von unten nicht ausreichend studiert und damit auf fatale Weise unterschätzt - wie bei dir damals gings aber zum Glück gut.

PS: Und vielleicht findest Du ja auch Gefallen am Gamsfeld Nordgrat.
Der ist klettertechnisch viel leichter, kann aber orientierungsmäßig auch so einiges...

Deine Beschreibung dazu hab ich schon gesehen - steht bereits auf meiner Liste
Wollte vor ein paar Jahren mal von der Chorinsky-Klause (Knallalm) auf den Wilden Jäger und weiter aufs Gamsfeld gehen, aber damals war der Weg von der Klause aus durch einen Sturm ziemlich unbegehbar. Aber vielleicht wäre mittlerweile die Variante Postalm Mautstelle - Nordgrat Gamsfeld - Wilder Jäger - Abstieg Knallalm - Bärenpfad zurück zur Mautstelle möglich.

Doch vorher steht auch noch der Traunstein-Ostgrat mit Zustieg von Ebensee-Rindbach aus an, vermutlich auch eine ziemlich lange Tour...

Lg Philip

[michi57]

AW: Rettenkogel - Rinnkogel Überschreitung

Hallo Philip!

Ostgrat Traunstein ist super, gar nicht so lang, etwa 2. Allerdings bin ich vom Moaristidl weggegangen. Von Rindbach kann ich mir das nicht vorstellen, da musst Du ja um den ganzen Gasslkogel herum.
Die Gamsfeldtour hab ich genauso wie Du sie beschreibst, im Jahr 1999 gemacht. Schon damals war der Weg über den Wilden Jäger und die Knallalmen schlecht beisammen und im Absstieg schwer zu finden. Aber unabhängig davon ist das eine der ganz großen Touren in der Osterhorngruppe.

Viel Vergnügen, michl

[Meph69]

AW: Rettenkogel - Rinnkogel Überschreitung

Ostgrat Traunstein ist super, gar nicht so lang, etwa 2. Allerdings bin ich vom Moaristidl weggegangen. Von Rindbach kann ich mir das nicht vorstellen, da musst Du ja um den ganzen Gasslkogel herum.

Ja, über Rindbach wärs wirklich verdammt lang und auch nicht so schön, wenn man die Strecke über die Spitzlsteinalm auch wieder zurück muss. Daher werd ich wohl eher den klassischen Startpunkt am Traunseeufer wählen, eventuell als Variante über den Laudachsee.

[neander vom tal]

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Ein gescheiterter Versuch eines Nachahmers....

http://www.hikr.org/tour/post88708.html

[michi57]

AW: Rettenkogel - Rinnkogel Überschreitung

Hallo!

Danke für Deine Ehrlichkeit. Ich weiß genau, welche Stelle Du meinst, die Rinne ist heikel, aber die Eisenstangen bieten dort ganz gute Griffe. Ich habe noch ein Bild von dieser Rinne von unten gefunden, muss aber sagen, dass die viel heikler ist, als das da aussieht.

P1090781a.jpg

Lg, michl fasan

PS: Du warst am Schmalztrager?

[Bergmeister]

AW: Rettenkogel - Rinnkogel Überschreitung

Servus Michl,
erst mal danke für deine Beschreibung hier, die mir als Inspiration für die Tour diente!
Auf deinem Bild sieht das ganze gutmütiger aus, wie von oben. Wie in meinem Bericht geschrieben habe ich es erst gar nicht bis zur ersten Eisenstange probiert. Schlüsselstelle (Kamin) hat mich noch mehr abgeschreckt. Wäre es sicher gewesen, dass ich den Rest problemlos schaffe, hätte ich es vermutlich probiert. Leider habe ich erst am nächsten Tag gesehen, dass man aus der Scharte danach vermutlich in Richtung OÖ absteigen kann und auf einen in der Karte plötzlich endenden Querungssteig trifft. Mit diesem Wissen hätte ich es vermutlich auch probiert, was aber nicht bedeutet, dass ich es geschafft hätte. Für meine Nerven ungesichert schon extrem ausgesetzt.
Am nächsten Tag war ich dann u. a. auf dem Schmalztrager: http://www.hikr.org/tour/post88745.html
Gruß
Hans

[michi57]

AW: Rettenkogel - Rinnkogel Überschreitung

Hallo Hans!

Gerade habe ich Deinen Bericht über den Schmalztrager mit Genuss gelesen. Tolles Wetter hattest Du da. Insbesondere die Schmalztragerbilder begeistern mich, bei mir ist die Besteigung doch schon viele Jahre her. Ich bin damals von Gamsfeld kommend den Grat hinüber zum Schmalztrager gegangen und jenseits weiter zum Rinnbergsattel abgestiegen. Das war eher eine üble Schott- und Latschenreisserei. Aber der Verbindungsgrat war schon damals (1989) ganz gut ausgeschnitten und hübsch.
Die angesprochenen Stellen bei der Rettenkogel/Rinnkogelüberschreitung sind ungut, aber durchaus machbar. Einen Abstieg in eine der beiden Flanken halte ich da für deutlich problematischer, allerdings hab ich mir das auch nicht angeschaut.

Liebe Grüße und danke, Michl Fasan