Heute will ein besonderes Tourenschmankerl von der Liste gestrichen werden: der Kuchler Kamm, auch Göll Ostgrat genannt, der mit sechs Zwischengipfel den Kleinen mit dem Hohen Göll verbindet. Eine Tour, die aufgrund ihrer erheblichen Länge (2750 Hm, 22 km) einen besonderen Tag erfordert. Das momentan vorherrschende stabile Hochdruckwetter eröffnet uns eine Chance, die wir gleich nutzen - denn wesentlich später im Jahr spielt die Tageslänge eh nicht mehr mit.
Wir sind zwar eigentlich Morgenmuffel, aber bei geplanten 13 bis 14 Stunden erübrigt sich eine Diskussion ums frühe Aufstehen und so brechen wir um 4:15 Uhr mit der Verena nach Golling auf. Der Plan ist, das Ganze auch gleich mit einem Sonnenaufgang am Kleinen Göll zu verbinden. Vom Parkplatz bei den Gollinger Wasserfällen sind 4 Stunden bis zu unserem ersten Gipfel angeschrieben; um den Sonnenaufgang also wirklich oben zu erleben, müssen wir fast doppelt so schnell sein.
Tatsächlich schaffen wir die 1200 Hm in 2:15h und erleben rechtzeitig am Gipfel die ersten Sonnenstrahlen. Gemeinsam mit dem Sonnenaufgang genießen wir hier unser Frühstück, bevor wir uns um 7:15 Uhr an den spannenderen Teil unserer Tour machen. Wir haben alle drei am Vorabend die verschiedenen Tourenbeschreibungen gewälzt und sind nun gespannt, wie sich die eigentliche Crux dieser Tour erweist, nämlich die Wegfindung.
Der erste Abschnitt zum Schönbachkopf (1870m) gestaltet sich noch recht einfach, denn hier gibt es eine durchgehende Markierung mit Steinmännern, die sich auch ganz gut finden lassen - zum Glück, denn auf eigene Faust wäre das Latschenlabyrinth wohl gar nicht so einfach zu durchqueren. Der Weiterweg zum Vorderen Freieck (2151m) weist nun mehr Gratcharakter auf: es wird bereits etwas luftiger und der eine oder andere Felskontakt ist auch dabei. In steilen Schrofen geht es schließlich auf den Gipfel, den wir um 8:45 Uhr erreichen.
Im Kontrast zum etwas steileren Anstieg zuvor gehts nun eher flach und gemütlich zum nächsten Gipfel, dem Hinteren Freieck (2308m). Ein breiter Grasrücken und eine gemächliche Kuppel prägen diesen wohl einfachsten Abschnitt der gesamten Grat-Überschreitung. Das Hintere Freieck ist im Prinzip ein point of no return, denn später macht ein Umkehren kaum noch Sinn und zudem steigt hier der technische Anspruch merkbar an.
Es folgt die Überquerung der Kammerschneid, ein enger, grasiger Rücken zum Kammertalkopf (2225m) hinüber. Nach einem kurzen, steilen Abstieg in eine Scharte versperrt ein Spalt den direkten Weiterweg. Doch etwas weiter rechts lässt sich ein kleiner Klemmblock erspähen, über den der Übergang problemlos möglich ist. Etwas schwieriger wirds nochmal kurz danach, denn hier gilt es eine kleine Stufe in ausgesetztem Gelände zu überwinden, die wohl ungefähr im II. Grad liegt.
Bis zu diesem Abschnitt sind wir einwandfrei vorangekommen, ohne jegliche Orientierungsprobleme. Beim nun folgenden Abstieg in die Hochscharte passiert uns aber ein kleiner Patzer: Mit den Tourenbeschreibungen im Kopf weiß ich, dass man rechtzeitig über eine Rinne in die Scharte runterqueren muss. Der Einstieg in diese Rinne soll aber mit einem Steinmandl markiert sein und so laufe ich denen nach, solange ich einen weiteren erspähen kann. Bald wird mir aber klar, dass die Steinmänner hier am Grat irgendwann nichts mehr mit dem Kuchler Kamm zu tun haben und so drehen wir wieder um.
Bereits zuvor sind wir an einer Rinne vorbeigekommen und in diese steigen wir jetzt ein, obwohl wir hier keine Markierung vorfinden. Natürlich weiß ich nicht, ob uns diese Rinne bis zur Scharte runterbringt, aber probieren müssen wir's wohl. Der Abstieg ist unangenehm, denn an heiklen Stellen befinden sich Unmengen an losem Gestein und wir können nur gestaffelt absteigen, um die Steinschlag-Gefahr unter Kontrolle zu halten. Auch die Kletterschwierigkeiten steigen hier etwas an und befinden sich wohl im oberen II. oder unteren III. Grad.
Unten in der Hochscharte wird uns klar, dass es wir uns etwas schwerer gemacht haben und die eigentliche Abstiegsrinne bereits ein gutes Stück zuvor vom Grat abzweigt. Fazit: nicht zulange den trügerischen Steinmännern folgen und baldmöglichst vom Grat absteigen! Der Weiterweg zum Grünwandkopf (2321m) verläuft wieder unproblematisch und sehr genussvoll über Rillen, Platten und Karstgelände. Hier lässt die Tour einen Zwischengipfel aus, der südlich vom Grünwandkopf liegt, aber der Grat ist ja auch so schon lang genug.
Auch hier in diesem Karstlabyrinth finden wir ausreichend Steinmandl vor und erreichen mit deren Hilfe unschwierig den vorletzten Gipfel des Kuchler Kamms. Es ist nun 11 Uhr und damit sind wir seit unserem Aufbruch vom Kleinen Göll fast 4 Stunden unterwegs - eine kleine Pause tut also not. Die eigentliche Gipfelrast verschieben wir aber auf den nächsten Gipfel, den Taderer (2384m) mit seinen wilden Felsflanken. So abweisend er auch aussieht, können wir bereits von hier die Geröllrinne links einer markanten Rippe erkennen, die uns den Aufstieg ermöglicht.
Zunächst gehts über steile Schrofen in eine Scharte und von dort direkt über einen Gratzacken. Von nun helfen aber die Steinmandl, rechtzeitig südseitig in die Flanke zu queren, über die man dann unschwierig die Geröllrinne erreicht. Die bringt uns schließlich in angenehmer Kletterei (nicht mehr als II) auf den letzten Zwischengipfel des Kuchler Kamms. Mit direktem Anblick auf unser finales Ziel, den Hohen Göll, gönnen wir uns hier erst unsere verdiente Mittagspause. Mittlerweile ist es 12 Uhr, wir liegen also gut in der Zeit.
Zum wiederholten, aber nun letzten Mal steigen wir in eine Scharte ab und überwinden anschließend noch mehrere Grathöcker. Hier geht's allerdings nicht direkt am Grat entlang, sondern man weicht zunächst rechts und dann links in die Flanke aus. Wie auch bisher sind aber an den nötigen Stellen Markierungen per Steinmänner vorhanden; mit konzentriertem Schauen gibts hier also keine Wegfindungsprobleme. Die Göllscharte lassen wir dann links liegen und queren stattdessen über eine felsige Rippe direkt zum Normalweg auf den Hohen Göll. Mit bereits etwas müden Beinen bewältigen wir die letzten 150 Hm und erreichen um 14 Uhr das Finale der Tour.
Zufrieden und etwas ehrfürchtig schauen wir auf den langen Anstieg zurück, den wir nun hinter uns haben. Etwas Stolz gönnen wir uns auch, denn bis auf den kleinen Patzer in der Hochscharte ist die Tour einwandfrei verlaufen - ich hätte hier mehr "Experimente" bei der Wegfindung erwartet. Um nun wieder zum Auto zurück zu gelangen, gibt's eigentlich eh nur eine relevante Variante und das ist der Abstieg über den Schustersteig zum Purtschellerhaus.
Der Schustersteig besitzt oben eine kleine Variante, den Rauchfangkamin (B/C), den ich gleich noch mitnehmen möchte. Der Rest verläuft relativ leicht (B), aber unsere Beine sind müde und so kommt uns der Abstieg wesentlich länger vor, als er eigentlich ist. Um 15:30 Uhr erreichen wir gerade rechtzeitig das Purtschellerhaus, um in den letzten Sonnenstrahlen der Hausmauer eine kleine Stärkung zu genießen. Die Schwierigkeiten haben wir hier nun hinter uns, denn der restliche Abstieg über den Eckersattel und die Dürrfeichtenalm nach Gasteig verläuft nun angenehm gemütlich. Noch ein paar letzte Kilometer gibt es von dort zu überwinden, bevor wir um kurz nach 19 Uhr nach knapp 14 Stunden unser Auto wieder erreichen.
kurze Facts:
Schwierigkeit: II (einige Stellen), großteils I
Höhendifferenz: 2750 Hm
Distanz: 22 km
Gehzeit: 13-14h (gesamt)
Mehr Text, mehr Bilder und auch einen GPS Track (kommt etwas verspätet) gibts bei uns am Blog.
Text von Philip (Meph69)
Wir sind zwar eigentlich Morgenmuffel, aber bei geplanten 13 bis 14 Stunden erübrigt sich eine Diskussion ums frühe Aufstehen und so brechen wir um 4:15 Uhr mit der Verena nach Golling auf. Der Plan ist, das Ganze auch gleich mit einem Sonnenaufgang am Kleinen Göll zu verbinden. Vom Parkplatz bei den Gollinger Wasserfällen sind 4 Stunden bis zu unserem ersten Gipfel angeschrieben; um den Sonnenaufgang also wirklich oben zu erleben, müssen wir fast doppelt so schnell sein.
Tatsächlich schaffen wir die 1200 Hm in 2:15h und erleben rechtzeitig am Gipfel die ersten Sonnenstrahlen. Gemeinsam mit dem Sonnenaufgang genießen wir hier unser Frühstück, bevor wir uns um 7:15 Uhr an den spannenderen Teil unserer Tour machen. Wir haben alle drei am Vorabend die verschiedenen Tourenbeschreibungen gewälzt und sind nun gespannt, wie sich die eigentliche Crux dieser Tour erweist, nämlich die Wegfindung.
Der erste Abschnitt zum Schönbachkopf (1870m) gestaltet sich noch recht einfach, denn hier gibt es eine durchgehende Markierung mit Steinmännern, die sich auch ganz gut finden lassen - zum Glück, denn auf eigene Faust wäre das Latschenlabyrinth wohl gar nicht so einfach zu durchqueren. Der Weiterweg zum Vorderen Freieck (2151m) weist nun mehr Gratcharakter auf: es wird bereits etwas luftiger und der eine oder andere Felskontakt ist auch dabei. In steilen Schrofen geht es schließlich auf den Gipfel, den wir um 8:45 Uhr erreichen.
Im Kontrast zum etwas steileren Anstieg zuvor gehts nun eher flach und gemütlich zum nächsten Gipfel, dem Hinteren Freieck (2308m). Ein breiter Grasrücken und eine gemächliche Kuppel prägen diesen wohl einfachsten Abschnitt der gesamten Grat-Überschreitung. Das Hintere Freieck ist im Prinzip ein point of no return, denn später macht ein Umkehren kaum noch Sinn und zudem steigt hier der technische Anspruch merkbar an.
Es folgt die Überquerung der Kammerschneid, ein enger, grasiger Rücken zum Kammertalkopf (2225m) hinüber. Nach einem kurzen, steilen Abstieg in eine Scharte versperrt ein Spalt den direkten Weiterweg. Doch etwas weiter rechts lässt sich ein kleiner Klemmblock erspähen, über den der Übergang problemlos möglich ist. Etwas schwieriger wirds nochmal kurz danach, denn hier gilt es eine kleine Stufe in ausgesetztem Gelände zu überwinden, die wohl ungefähr im II. Grad liegt.
Bis zu diesem Abschnitt sind wir einwandfrei vorangekommen, ohne jegliche Orientierungsprobleme. Beim nun folgenden Abstieg in die Hochscharte passiert uns aber ein kleiner Patzer: Mit den Tourenbeschreibungen im Kopf weiß ich, dass man rechtzeitig über eine Rinne in die Scharte runterqueren muss. Der Einstieg in diese Rinne soll aber mit einem Steinmandl markiert sein und so laufe ich denen nach, solange ich einen weiteren erspähen kann. Bald wird mir aber klar, dass die Steinmänner hier am Grat irgendwann nichts mehr mit dem Kuchler Kamm zu tun haben und so drehen wir wieder um.
Bereits zuvor sind wir an einer Rinne vorbeigekommen und in diese steigen wir jetzt ein, obwohl wir hier keine Markierung vorfinden. Natürlich weiß ich nicht, ob uns diese Rinne bis zur Scharte runterbringt, aber probieren müssen wir's wohl. Der Abstieg ist unangenehm, denn an heiklen Stellen befinden sich Unmengen an losem Gestein und wir können nur gestaffelt absteigen, um die Steinschlag-Gefahr unter Kontrolle zu halten. Auch die Kletterschwierigkeiten steigen hier etwas an und befinden sich wohl im oberen II. oder unteren III. Grad.
Unten in der Hochscharte wird uns klar, dass es wir uns etwas schwerer gemacht haben und die eigentliche Abstiegsrinne bereits ein gutes Stück zuvor vom Grat abzweigt. Fazit: nicht zulange den trügerischen Steinmännern folgen und baldmöglichst vom Grat absteigen! Der Weiterweg zum Grünwandkopf (2321m) verläuft wieder unproblematisch und sehr genussvoll über Rillen, Platten und Karstgelände. Hier lässt die Tour einen Zwischengipfel aus, der südlich vom Grünwandkopf liegt, aber der Grat ist ja auch so schon lang genug.
Auch hier in diesem Karstlabyrinth finden wir ausreichend Steinmandl vor und erreichen mit deren Hilfe unschwierig den vorletzten Gipfel des Kuchler Kamms. Es ist nun 11 Uhr und damit sind wir seit unserem Aufbruch vom Kleinen Göll fast 4 Stunden unterwegs - eine kleine Pause tut also not. Die eigentliche Gipfelrast verschieben wir aber auf den nächsten Gipfel, den Taderer (2384m) mit seinen wilden Felsflanken. So abweisend er auch aussieht, können wir bereits von hier die Geröllrinne links einer markanten Rippe erkennen, die uns den Aufstieg ermöglicht.
Zunächst gehts über steile Schrofen in eine Scharte und von dort direkt über einen Gratzacken. Von nun helfen aber die Steinmandl, rechtzeitig südseitig in die Flanke zu queren, über die man dann unschwierig die Geröllrinne erreicht. Die bringt uns schließlich in angenehmer Kletterei (nicht mehr als II) auf den letzten Zwischengipfel des Kuchler Kamms. Mit direktem Anblick auf unser finales Ziel, den Hohen Göll, gönnen wir uns hier erst unsere verdiente Mittagspause. Mittlerweile ist es 12 Uhr, wir liegen also gut in der Zeit.
Zum wiederholten, aber nun letzten Mal steigen wir in eine Scharte ab und überwinden anschließend noch mehrere Grathöcker. Hier geht's allerdings nicht direkt am Grat entlang, sondern man weicht zunächst rechts und dann links in die Flanke aus. Wie auch bisher sind aber an den nötigen Stellen Markierungen per Steinmänner vorhanden; mit konzentriertem Schauen gibts hier also keine Wegfindungsprobleme. Die Göllscharte lassen wir dann links liegen und queren stattdessen über eine felsige Rippe direkt zum Normalweg auf den Hohen Göll. Mit bereits etwas müden Beinen bewältigen wir die letzten 150 Hm und erreichen um 14 Uhr das Finale der Tour.
Zufrieden und etwas ehrfürchtig schauen wir auf den langen Anstieg zurück, den wir nun hinter uns haben. Etwas Stolz gönnen wir uns auch, denn bis auf den kleinen Patzer in der Hochscharte ist die Tour einwandfrei verlaufen - ich hätte hier mehr "Experimente" bei der Wegfindung erwartet. Um nun wieder zum Auto zurück zu gelangen, gibt's eigentlich eh nur eine relevante Variante und das ist der Abstieg über den Schustersteig zum Purtschellerhaus.
Der Schustersteig besitzt oben eine kleine Variante, den Rauchfangkamin (B/C), den ich gleich noch mitnehmen möchte. Der Rest verläuft relativ leicht (B), aber unsere Beine sind müde und so kommt uns der Abstieg wesentlich länger vor, als er eigentlich ist. Um 15:30 Uhr erreichen wir gerade rechtzeitig das Purtschellerhaus, um in den letzten Sonnenstrahlen der Hausmauer eine kleine Stärkung zu genießen. Die Schwierigkeiten haben wir hier nun hinter uns, denn der restliche Abstieg über den Eckersattel und die Dürrfeichtenalm nach Gasteig verläuft nun angenehm gemütlich. Noch ein paar letzte Kilometer gibt es von dort zu überwinden, bevor wir um kurz nach 19 Uhr nach knapp 14 Stunden unser Auto wieder erreichen.
kurze Facts:
Schwierigkeit: II (einige Stellen), großteils I
Höhendifferenz: 2750 Hm
Distanz: 22 km
Gehzeit: 13-14h (gesamt)
Mehr Text, mehr Bilder und auch einen GPS Track (kommt etwas verspätet) gibts bei uns am Blog.
Text von Philip (Meph69)
Kommentar