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Hochfeind, 2687 m - Überschreitung, I-II+, Radstädter T., 3.6.2015

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  • Hochfeind, 2687 m - Überschreitung, I-II+, Radstädter T., 3.6.2015

    Von Zederhaus über Kl. u. Gr. Guglspitze, 2570 u. 2638 m,
    Hochfeind, 2687 m, Gödernierkarkopf, 2595 m, I-II+


    Sehsüchtig warte ich heuer schon auf die Erfüllung höherer Gratziele. Endlich Gelegenheit!
    Den Hochfeindkamm habe ich bereits einmal überschritten, dabei einen Gratteil nach dem Hochfeindgipfel aber umgangen. Heute möchte ich das direkt versuchen.

    Start ist in Zederhaus, nicht weit von der Mautstelle. Das Wetter war zwar besser versprochen, aber na ja…
    Wie gut, dass das hübsche kleine Gebäude über andere technische Eingriffe hinwegtröstet:
    01.jpg
    Der Aufstiegsweg zur Kl. Guglspitze über die Schieferalm wurde hier schon hinlänglich beschrieben. Gut, dass sich die vielen Kehren der Forststraße auf altem Wege etwas abkürzen lassen. Biker dürfen sich hier etwas überlegen, harsch vertrieben werden sie hier wenigstens nicht…
    Bald ergibt sich ein Blick zur Marislwand, einem Mini-Matterhorn
    02.jpg
    Der Aufstieg über seinen flankenartigen Nordgrat kenne ich auch, ein besonderes Bratschenerlebnis! Hier ein Zoom:
    03.jpg
    Heute allerdings wende mich diesen grünen Gefilden zu, zunächst nach links, zur
    Kl. Guglspitze. Rechts das nächste Ziel, der Hochfeind:
    04.jpg
    Ein alter, blau markierter Steig bringt mich rasch empor auf den linken Vorgipfel und dann zur Kl. Guglspitze rechts:
    05.jpg
    Blumen gibt’s in Hülle und Fülle
    06.jpg
    und malerische Ausblicke, hier zum Weißeck
    07.jpg
    Vom Vorgipfel zur Kl. Guglspitze verfolge ich den breiten Kamm
    08.jpg
    Vor der Kl. Guglspitze weicht der Weg in die Flanke links aus. Jedoch kann sich jeder, der vor hat, den Hochfeind zu überschreiten, diese Querung schenken und den Grat direkt weiterverfolgen. Ist dann gleich ein kleiner Vorgeschmack auf die Schottererlebnisse am Hochfeind…
    Etwas besorgt verfolge ich das Wettergeschehen, über dem Weißeck gibt´s ordentlich Stoff
    09.jpg
    Vorbei am Kreuz der Kl. Guglspitze gehe ich gleich weiter zur großen Schwester, die sich mit spärlicherem Schmuck begnügen muss
    10.jpg
    Ein Blick zum nächsten Ziel
    11.jpg
    und ein zweifelhafter Blick auf die Wolken. So war das nicht angesagt…Soll ich noch weiter? Der Firnkamm ist jedenfalls unproblematisch
    12.jpg
    Ich verlasse mich auf rasche Fluchtmöglichkeiten und zur Belohnung lugt auch schon wieder blauer Himmel hervor. Hier ein Rückblick auf die erste „Schlüsselstelle“ nach der Gr. Guglspitze:
    13.jpg
    Der Abbruch wird links umgangen, wer direkt drüber will, muss zuletzt eine steile IIIer-Stelle abklettern. Schneebedingt tu ich´s heute.

  • #2
    AW: Hochfeind, 2687 m - Überschreitung, I-II+, Radstädter T., 3.6.2015

    Bald schon liegt der breite Firnkamm hinter mir
    14.jpg
    und schottrig in bunter Gesteinsvielfalt gestalten sich die letzten Meter
    15.jpg
    zum einsamen Gipfel.
    16.jpg
    Hier stellt sich die Gipfelkreuzfrage nicht, heuer bin ich der erste Besucher…
    Lange halte ich mich nicht auf, wer weiß wie lange auf das Wetter Verlass ist.
    Zunächst ergibt sich der Grat schottrig
    17.jpg
    und meist einfach begehbarer Schotter stellt auch das Haupthindernis bei dieser Überschreitung dar. Das gilt, mit geringen Ausnahmen, auch für diesen steilen, folgenden Zahn:
    18.jpg
    Er wehrt sich jedoch, im Bild nicht sichtbar(abgedeckt), anfangs mit einem steilen, dunklen Dreckszacken. Unmittelbar davor beginnt die übliche Umquerung dieses Gebildes (uralte Markierung). Nun kann man sich entscheiden, ob man im steilen Schieferblattlschotter, bei Hartschnee echt unlustig, herum queren, oder das Grathindernis überschreiten will. Heute will ich letzteres. Der Dreckszacken bietet gute „ Auflegestuferl“ und erreicht bei Weitem seine abschreckende Wirkung nicht (max. II). Dahinter folgt wieder einfaches Gelände und kaum richtige Kletterstellen.
    Der Rückblick hingegen ist recht eindrucksvoll
    comp_000119.jpg
    Der weitere Gratverlauf zum Gödernierkarkopf ist zunächst auch nur schottrig
    20.jpg
    Einem letzten Abbruch sollte man links (im Schotter…) ausweichen, wenn man nicht einen plattigen IIIer im festen Fels abklettern will. Heute wollte ich auch das…
    In der Scharte stellt sich dieses neckische Türmchen quer:
    21.jpg
    Das Wegerl führt zwar links vorbei, ich klettere heute aber gleich links in der Verschneidung hoch (II, schaut wilder aus, als es ist).
    Die Fleißaufgabe kann man sich natürlich schenken und man landet gleich nach dem Türmchen auf einem bummeligen Kamm, der Gipfel dahinter ist schon das Ziel
    22.jpg
    Doch zunächst ein Blick zurück, ja, ja – eben schotterreich…
    23.jpg
    Und hier bereits etwas weiter weg
    24.jpg
    Dann nähere ich mich dem Bollwerk des Gödernierkarkopfes
    25.jpg
    Jeder, der hier das erste Mal ankommt, wird – eventuell leicht geschockt – dem Hindernis auszuweichen versuchen. Doch das sollte man keinesfalls tun…

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    • #3
      AW: Hochfeind, 2687 m - Überschreitung, I-II+, Radstädter T., 3.6.2015

      Denn das ist der beste Teil der ganzen Tour:
      comp_000126.jpg
      In wunderbar festem Fels, etwa II+, steil aber gut griffig, erobere ich dieses letzte Hindernis und erreiche den Gipfel mit dem Zungenbrecher-Namen.
      27.jpg
      Der Blick zurück ist durchaus eindrucksvoll
      28.jpg
      Sehr empfehlenswert wäre nun die Gratfortsetzung zum Schwarzeck
      29.jpg
      und der Abstieg über dessen nach rechts ziehenden Südgrat (I-II).
      Doch der Blick auf das Wetter lässt Zweifel aufkommen
      31.jpg
      So werfe ich noch einen letzten Blick zurück über die begangene Gratstrecke
      30.jpg
      und steige dann ins Gödernierkar ab. Zahlreiche Schneefelder verkürzen mir den Abstieg mit lustigen Rutschpartien. Doch allzu übermütig hätte ich nicht sein sollen. Leider verpasse ich so den einzig vernünftigen Weg durch den sperrenden Latschengürtel und handle mir damit eine nette Fleißaufgabe ein.
      Denn die andere Talseite sperrt dieser Abbruch:
      32.jpg
      Gerade als ich einen einigermaßen begehbaren Graben erreiche, kommt mir ein Bursche von der nahen Alm entgegen, der meinen Kampf schon einige Zeit mit verfolgt hat. Er weist mir freundlicherweise den richtigen Weiterweg. Danke!
      Ein Rückblick von der Wastlalm:
      33.jpg
      Man erkennt schön den Latschengürtel mit dem diagonal durchziehenden Steig.
      Was soll´s, besser aufpassen lohnt sich halt immer!
      Jedenfalls tröste ich mich mit bunten Blumen
      34.jpg

      35.jpg
      und einer interessanten Tour in der Tasche…

      LG

      Fazit: Dem trittsicheren, erfahrenen, etwas klettergewandten Bergseiger durchaus zu empfehlende Tour, besser noch mit Schwarzeck-Südgrat verlängern. Ganz klar, dass hier andere Wertigkeiten bezüglich Felsqualität angelegt werden müssen. Aber das Gelände ist auch kaum (bis auf die letzte Stelle) besonders ausgesetzt. 

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      • #4
        AW: Hochfeind, 2687 m - Überschreitung, I-II+, Radstädter T., 3.6.2015

        Scheint ja wieder einmal eine tolle Grattour gewesen zu sein - und der Hl. Petrus hat's schlussendlich auch gut gemeint mit dir

        LG Alva
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        Wir würden uns über einen Besuch freuen![/CENTER]

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        • #5
          AW: Hochfeind, 2687 m - Überschreitung, I-II+, Radstädter T., 3.6.2015

          Ich kann nur dich zitieren, gut genutzt. Heuer muss man wohl hin und wieder bei zweifelhaften Wetter unterwegs sein.
          "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

          https://www.instagram.com/grandcapucin38/

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          • #6
            AW: Hochfeind, 2687 m - Überschreitung, I-II+, Radstädter T., 3.6.2015

            Schade das du diese Tour nicht zwei drei Tage später gemacht hast, denn da wäre der Himmel um eingitges blauer gewesen. Aber auch so sind die Felsigen Fotos durchaus beeindruckend. Wieso bist du denn nicht geschockt und instinktiv dem Hindernis ausgewichen= Wusstest du aus irgendeiner Quelle dass dies reinster Genuss ist oder war es quasi der Reiz des Versuchens auf den Entschluss zu kommen?

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            • #7
              AW: Hochfeind, 2687 m - Überschreitung, I-II+, Radstädter T., 3.6.2015

              Zitat von DieIris Beitrag anzeigen
              Schade das du diese Tour nicht zwei drei Tage später gemacht hast, denn da wäre der Himmel um eingitges blauer gewesen. Aber auch so sind die Felsigen Fotos durchaus beeindruckend. Wieso bist du denn nicht geschockt und instinktiv dem Hindernis ausgewichen= Wusstest du aus irgendeiner Quelle dass dies reinster Genuss ist oder war es quasi der Reiz des Versuchens auf den Entschluss zu kommen?
              Tja - leider, den Rest dieser tollen Tage war ich leider beruflich mit Bereitschaftsdienst verhindert...grrrr
              Deswegen aber gibt es jetzt auch diesen Bericht...
              Meine erste Bekanntschaft mit diesem Grat war eine beinahe Winterbegehung und der erste Zacken war tief verschneit. Aber auch die Querung war auf Hartschnee kein Honiglecken.
              Diesmal sah ich aber, dass der Zacken kaum Schwierigkeiten bieten würde und bis auf den ersten schwarzen Aufschwung war`s auch so.
              Ich hab leider kein Bild davon gemacht, auf diesem Bild sieht man nur mehr die leichtere Strecke.
              Aber du meinst anscheinend ja den ganz letzten Aufschwung zum Gödernierkarkopf. Das war Instinkt, aber in umgekehrtem Sinn. Mein Freund begann bereits nach links zu queren und wollte seitlich eine dieser typisch unguten Tauernverschneidungen rauf klettern. Da sagte ich plötzlich ganz energisch "nein" und bin zurück auf den direkten Grat. Zu aller Überraschung eine gute Wahl!

              LG

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              • #8
                AW: Hochfeind, 2687 m - Überschreitung, I-II+, Radstädter T., 3.6.2015

                Zitat von tauernfuchs Beitrag anzeigen
                Tja - leider, den Rest dieser tollen Tage war ich leider beruflich mit Bereitschaftsdienst verhindert...grrrr
                Wenn es dich tröstet, mir ist es nicht viel besser gegangen: Am Donnerstagvormittag meine Hausbergrunde, am Samstag drei Seillängen klettern - nicht gerade viel für ein verlängertes Wochenende.
                "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

                https://www.instagram.com/grandcapucin38/

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                • #9
                  AW: Hochfeind, 2687 m - Überschreitung, I-II+, Radstädter T., 3.6.2015

                  feiner Bericht, wirklich schön!
                  Der Marislwand Nordgrat schaut ja wild und v.a. bratschig (also brüchig) aus. Da bist du mal hoch?
                  "Gegen Vernunft habe ich nichts, ebenso wenig wie gegen Schweinebraten! Aber ich möchte nicht ein Leben leben, in dem es tagaus tagein nichts anderes gibt als Schweinebraten" - Paul Feyerabend

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                  • #10
                    AW: Hochfeind, 2687 m - Überschreitung, I-II+, Radstädter T., 3.6.2015

                    Danke für diesen feinen Bericht, tauernfuchs, einer mal wieder spannenden Gratbegehung.

                    Eine Frage würde ich gerne noch loswerden: Was genau ist eigentlich Bratschenfels, von dem ich hier schon ein paar Mal gelesen habe?
                    Tourenberichte und Sonstiges auf www.deichjodler.com

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                    • #11
                      AW: Hochfeind, 2687 m - Überschreitung, I-II+, Radstädter T., 3.6.2015

                      Das sind stark verwitterte Kalkglimmerschiefer. Berge, die aus dieser Gesteinsart sind, zeichnen sich oft durch sehr glatte, steile Felswände aus. Paradebeispiele hiefür wären das Sonnenwelleck und der Fuscherkarkopf aus der Nordansicht oder das Schwerteck auf der Südseite. Für den Bergsteiger interessant: Bratschen sind sehr brüchig, oft sandig und bröselig und i.d. Regel ungut zu beklettern oder begehen. Ein paar Ausnahmen soll es hier aber geben (etwa Kendlspitze SW Grat).


                      Sonnenwelleck (links) und Fuscherkarkopf (rechts) - zwei klassische "Bratschenberge"
                      comp_DSCN0248.jpg

                      PS: diese Art von Gestein ist, soweit ich weiß, außerhalb der Hohen und der Niederen Tauern quasi kaum zu finden.
                      Zuletzt geändert von Fritz_Phantom; 08.06.2015, 15:47.
                      "Gegen Vernunft habe ich nichts, ebenso wenig wie gegen Schweinebraten! Aber ich möchte nicht ein Leben leben, in dem es tagaus tagein nichts anderes gibt als Schweinebraten" - Paul Feyerabend

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                      • #12
                        AW: Hochfeind, 2687 m - Überschreitung, I-II+, Radstädter T., 3.6.2015

                        Zitat von Fritz_Phantom Beitrag anzeigen
                        Das sind stark verwitterte Kalkglimmerschiefer. [...]
                        Super, danke Dir für die Erklärung.
                        Ich glaube, diese Gesteinsart ist mir noch nicht untergekommen, aber ich kann mir grob vorstellen, dass sie eher unangenehm ist.
                        Tourenberichte und Sonstiges auf www.deichjodler.com

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                        • #13
                          AW: Hochfeind, 2687 m - Überschreitung, I-II+, Radstädter T., 3.6.2015

                          Zitat von tauernfuchs Beitrag anzeigen
                          ...Da sagte ich plötzlich ganz energisch "nein" und bin zurück auf den direkten Grat. Zu aller Überraschung eine gute Wahl!
                          Ein Mann der Initiative ergreift das gefällt mir

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                          • #14
                            AW: Hochfeind, 2687 m - Überschreitung, I-II+, Radstädter T., 3.6.2015

                            tolle Tour unglaublich, wås jetzt scho wieder geht!

                            Danke für den interessanten Bericht!

                            lG M.
                            Leuchtende Tage - nicht weinen, dass sie vergangen, sondern lächeln, dass sie gewesen!

                            Kommentar


                            • #15
                              AW: Hochfeind, 2687 m - Überschreitung, I-II+, Radstädter T., 3.6.2015

                              Hallo Manfred,

                              Gratulation zu deiner Überschreitung auf gewohnt einsamen Graten in einer großartigen Hochgebirgslandschaft!
                              Gut, dass das Wetter ausreichend lange gehalten hat!
                              Lg, Wolfgang


                              Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
                              der sowohl für den Einzelnen
                              wie für die Welt zukunftsweisend ist.
                              (David Steindl-Rast)

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