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Böcksteinkogel, 2527 m mit traurigem Finale, Ankogelgebiet 4.7.2015

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  • Böcksteinkogel, 2527 m mit traurigem Finale, Ankogelgebiet 4.7.2015

    Über Ostflankenband und Nordgrat, II-III, Abstieg mit Hubschrauber…

    So schön und spannend hat es begonnen und so böse hat es geendet - doch der Reihe nach.
    Bereits zwei Mal zuvor war ich hier im Kötschachtal/Bad Gastein, um einerseits den Böcksteinkogel zu besteigen, andererseits den Übergang zum Steinbachkogel zu erkunden. Immer kam etwas dazwischen.
    Also heute neuer Versuch, so etwas von einem idealen Wetter hat es ja wohl selten gegeben. Hinein ins Kötschachtal bringt mich mein klappriges Radl. Mein erstes Ziel
    ist dieser talbeherrschende „Guglhupf“, der Böcksteinkogel:
    001-001.jpg
    Er ist von nirgends leicht zu besteigen, einen Weg gibt es von der Prossau, über einen kühnen Steig und ein Band in der Westflanke. Andere Anstiege sind unbekannt. Bei meinen früheren Exkursionen hab ich herausgefunden, dass ev. auch ein Anstieg von der Ostseite (Kühkar) möglich sein könnte. Ich will´s versuchen.
    Bereits der Zustieg erfordert Gespür, jedoch gelange ich recht gut auf einen Blockstreifen, der mich – gut gangbar – zum Nordgrat leitet. Wenn dort gleich etwas ginge? Fehlanzeige! Viel zu bewachsen:
    001-002.jpg
    Also weiter unter den Wänden links entlang queren. Im gut gefügten Blockwerk gelingt das recht gut
    001-003.jpg
    Hinten sind schon die beiden unbenannten Gipfel im Grat zum Steinbachkogel erkennbar. Ich weiß, dass weiter oben noch einmal ein kleines Kar höher in die Wände reicht, dort suche ich meine Chance. Bald sehe ich auch hinein, drin liegt Schnee, oberhalb eine steile, nasse Blockwand. Hmmm… nicht ungefährlich!
    Kaum daran gedacht, sausen auch schon die ersten Steinmugel herunter – das Kar ist ein NoGo! Letzte Chance: Das Kar wird rechts von einem schützenden Pfeiler begrenzt. Wenn ich gleich dahinter rechts raus kann, bin ich aus der Gefahrenzone.
    Also hoch, rasch um den Pfeiler rum – und siehe – ich glaub es kaum:
    Waagrecht zieht ein gemütliches Gamsband ins geneigtere Gelände!
    Entspannt blicke ich hinüber zum Verbindungsgrat und den Hindernissen, die mich heute noch erwarten:
    001-004.jpg
    Das Band ist unglaublich! Etwa 200 Meter zieht es fast eben zum Nordgrat hinaus, etwas ausgesetzt schon, aber kaum schwierig. Ich folge ihm sehr lange, über eine Rinne hinweg, dann sehe ich, dass ich bereits gerade weitersteigen kann.
    Hätte ich gewusst, welcher Traumfels mich am Nordgrat erwartet, hätte ich das Band bis an sein Ende verfolgt. So aber steige ich über steiles Schrofengelände direkt Richtung Grat. Aber selbst diese Schrofen (II-III) sind von phantastischer Festigkeit!
    Am Nordgrat angekommen, komme ich gleich ins Schwärmen,
    Urgestein bester Güte!
    001-005.jpg
    Nirgendwo recht schwierig (II-max. III), eher neigt man dazu, den Schwierigkeiten gar nicht erst auszuweichen, so prächtig ist dieser Grat
    001-006.jpg
    Ein kleiner Ausblick Richtung Hölltorkamm – ebenfalls eine tolle Erinnerung!
    001-007.jpg
    Dann erblicke ich auch schon das Gipfelkreuz, links davon der Tischlerkarkopf
    001-008.jpg

  • #2
    AW: Böcksteinkogel, 2527 m mit traurigem Finale, Ankogelgebiet 4.7.2015

    Zufrieden, diesen interessanten Weg entdeckt zu haben, erreiche ich den einsamen Gipfel
    001-009.jpg
    Eine Eintragung vom Vorjahr und ein leider feuchtes Gipfelbuch
    001-010.jpg
    Kleine Jause, kurze Rast, schon geht´s weiter, hab ja noch viel vor heute.
    Soweit man das dem Führer entnehmen kann, sollte der erste Teil, also der SO-Grat zur nächsten Scharte kaum schwierig sein. Glauben kann ich`s nicht recht…
    Anfänglich jedoch verlockt der feste Fels und auch den Zweier toleriere ich durchaus.
    Einen steilen Abbruch kann ich – originell – durch einen Tunnel überlisten
    001-011.jpg
    Auch recht! Na ja, aber das? Leicht stell ich mir anders vor…
    001-012.jpg
    Das Wiesengelände rechts unterhalb wäre ja einfach, nur komm ich dort nicht hin.
    Eine ausgesetzte, brüchige Stelle folgt und immer bedrohlicher wirkende Gratzacken
    001-013.jpg
    Zart besaitet bin ich ja eben nicht und solange der Fels brauchbar ist…
    Doch dann folgt eine Wand, die im rechten Winkel auf einen Reitgrat aufgesetzt ist.
    Mit einem Griff, der zunächst nicht richtig wirkt, müsste man sich auf die Schneide hinüberlassen, Ausgang ungewiss, wild ausgesetzt, mindestens IV+. Da streike ich…
    Also zurück, aufgeben will ich noch nicht.
    Ich möchte versuchen, in der Südflanke diesen Teil zu umgehen. Zunächst ist diese ja geneigter,
    001-014.jpg
    und überrascht mit hübschem Blockfenster.
    001-015.jpg
    Der Abstieg ist alles andere als übersichtlich, die eingelegten Platten zwar fest, aber heikel rasendurchsetzt (II-III). Egal, ich bin gut drauf und sicher gelange ich zum leichten Gelände hinunter. Dann, ganz zuletzt, noch ein kleiner Abbruch, nur 2 Meter aber sehr glatt – Mist! Doch halt – da ist eine Felsschwarte. wenn ich mich da drauf Stelle, kann ich locker die etwa 1 ½ Meter auf ein sicheres Rasenplatzerl hinüber springen. Nicht eine Sekunde überlege ich, jeder Sportler kann das…
    Und hopp, passt, denke ich, sichere Landung! Doch im gleichen Augenblick schnalzt es unüberhörbar laut…. kaum ein Schmerz. Ich bin verwirrt – das gibt´s ja gar nicht!
    Zunächst will ich es gar nicht wahrhaben, dass hier etwas passiert ist.
    Am Hintern und mit dem anderen Fuß wurschtle ich ein paar Meter hinab auf eine Flachstufe. Irgendwas stimmt nicht, weh tut´s nicht richtig, vielleicht nur verstaucht?
    Langsam wird mir klar, dass ich ein wenig verletzt sein muss. Ernst nimm ich´s immer noch nicht. Soll ich die Flanke ins Tischlerkar runter? Von dort könnte ich leicht in die Tischlerkarscharte und zum Ali Lanti-Biwak. Auch nicht kurz, aber den Abstieg in die Prossau kenne ich gar nicht.
    Ich entdecke, dass ich steil gerade runter schmerzfrei gehen kann. Etwa 150 Höhenmeter steige ich auf diese Weise ab. Inzwischen fällt mir ein, dass ich zumindest meiner Frau meinen Standort sagen könnte und dass mir nicht richtig was fehlt, aber etwas nicht hinhaut (machen hätt ich´s auch nicht sollen).
    Gut, das Handy geht wenigstens! Weiter ins Kar. Doch jetzt müsste ich kurz queren und die Stunde der Wahrheit naht: Queren geht kaum und Stufe rauf geht gar nicht. Die Achillessehne!
    Hubschrauber? Bergrettung?
    Na ja – wenn dann jetzt! Wer weiß, ob im Kar das Handy geht. Also 140 gewählt – es fällt mir verdammt schwer!
    Kurz darauf liege ich schon im Krankenhaus in Zell am See…
    001-016.jpg

    Achillessehne ab, ade du schöner Bergsommer!

    LG

    Detail am Rande: Im Krankenhaus angekommen sende ich sofort ein SMS an meine Frau. Jedoch – durch die dicken Betonmauern verlässt das SMS das Gebäude nicht.
    Weil mich auch gerade ein Arzt etwas fragt, bemerke ich das auch nicht gleich, sondern erst als ich bereits eingegipst auf der Station liege. Das gibt weitere Verwirrung daheim, aber das ist eine andere Geschichte.

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    • #3
      AW: Böcksteinkogel, 2527 m mit traurigem Finale, Ankogelgebiet 4.7.2015

      Aua, das tut mir sehr leid für Dich!
      Ich hatte ja schon aus Deinen früheren Postings geahnt, dass Dir was passiert war - und war froh, dass Du schreiben konntest.
      Achillessehne ist blöd, aber ich bin sicher, das wird wieder.

      Danke für den ehrlichen Bericht.

      Lg, michl fasan
      Zu seiner Milbe sagt der Milber:
      "Geh bitte, schenk mir einen Zahn aus Silber.
      Damit ich, wenn im Haargewurl
      ich beißen möchte, hab kan Gsturl!"

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      • #4
        AW: Böcksteinkogel, 2527 m mit traurigem Finale, Ankogelgebiet 4.7.2015

        Vor allem wünsche ich Dir baldige Genesung und die notwendige Zuversicht.
        Noch vor einigen Jahren wäre bei einem Alleingang in so einer Situation existenzieller Ernst draus geworden, das wissen wir eh...
        Aber die Tour reizt dennoch.

        Zu einer Deiner letzten Unternehmungen, dem abgebrochenen Grat vom Talkenschrein zur Schoberspitze wollte ich noch anmerken, daß der nicht zu unterschätzen ist. Vor allem die extrem ausgesetzte (Reit-)Platte etwa in der Mitte ist ungesichert m.M. jenseits von grenzwertig. Da hat uns eine Zweierseilschaft vorletztes Jahr mit ungläubigem Staunen begrüßt als wären wir Außerirdische gewesen.

        Alles Gute wünscht Dir der
        Eric

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        • #5
          AW: Böcksteinkogel, 2527 m mit traurigem Finale, Ankogelgebiet 4.7.2015

          danke für deinen (wie immer) tollen bericht.
          ich wünsche dir baldigste besserung.
          tu was du willst, aber tu was!!!

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          • #6
            AW: Böcksteinkogel, 2527 m mit traurigem Finale, Ankogelgebiet 4.7.2015

            schöner Bericht mit unschönem Ausgang, gute Besserung
            Gruß

            Rudy

            Berge die man nicht versetzen kann, sollte man besteigen

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            • #7
              AW: Böcksteinkogel, 2527 m mit traurigem Finale, Ankogelgebiet 4.7.2015

              Ich hatte ja bereits die Detailinformationen , jetzt nach deinem Bericht dazu nochmals

              Alles Gute für die Heilung.

              LG, Günter
              Meine Touren in Europa

              Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
              (Marie von Ebner-Eschenbach)

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              • #8
                AW: Böcksteinkogel, 2527 m mit traurigem Finale, Ankogelgebiet 4.7.2015

                gute besserung auch von mir!

                lieber würde ich natürlich aktuelle bericht von dir lesen, aber so freu ich mich schon auf deine retro-berichte

                ps: bei der sache mit der nicht rausgegangenen sms möcht ich mir gar nicht vorstellen wie es deiner frau gegangen ist ...
                Zuletzt geändert von LaVic; 19.07.2015, 11:16.
                NixTun gibt's ned!

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                • #9
                  AW: Böcksteinkogel, 2527 m mit traurigem Finale, Ankogelgebiet 4.7.2015

                  Servus tauernfuchs,

                  Ich hatte gestern schon von Deinem Missgeschick gehört. Schon verrückt und ganz schön ärgerlich: Du machst so anspruchsvolle Touren und dann verletzt Du Dich bei einem kleinen Hopser! Dass es Dir schwer gefallen ist, die Bergtettung anzurufen, kann ich mir vorstellen.

                  Ich wünsche Dir gute Besserung und die nötige Geduld, Deine Zwangspause zu überstehen.

                  Schöne Grüße
                  Hannes
                  Tourenberichte und Sonstiges auf www.deichjodler.com

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                  • #10
                    AW: Böcksteinkogel, 2527 m mit traurigem Finale, Ankogelgebiet 4.7.2015

                    Die Besteigung ist vom Feinsten.
                    Wünsche baldigste Genesung, Fuchs!




                    L.G. Manfred

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                    • #11
                      AW: Böcksteinkogel, 2527 m mit traurigem Finale, Ankogelgebiet 4.7.2015

                      Danke für den schönen Bericht.
                      Und Kopf hoch! Wird schon wieder werden.

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                      • #12
                        AW: Böcksteinkogel, 2527 m mit traurigem Finale, Ankogelgebiet 4.7.2015

                        Danke für eure netten Wünsche! Gern hätte ich euch von der weiteren Fortsetzung dieses Gratabenteuers berichtet - aber leider...
                        Für die Zukunft aufgegeben ist das Projekt keinesfalls...
                        Zu gerne hätte ich mich einmal mit einem Gebietskenner unterhalten, der ev. noch andere Details weiss. Am Nordgrat hab ich weiter oben ja sogar Steinmänner angetroffen, die mich bestärkten, direkt am Grat zu bleiben. Mir tut es echt leid, dass ich das Band nicht ganz hinaus verfolgt habe, da hätte die tolle Kletterei ev. schon weiter unten begonnen. Wer weiß Näheres?

                        @wichtl: Den Schoberspitze Nordgrat kenn ich natürlich, da hätte mich nichts überrascht, aber es ist ewig lang her. Aber es war an diesem Tag einfach schon zu spät.

                        LG

                        @Ansahias: Gegenüber dir trau ich mich sowieso nicht jammern. Alles Gute auch dir!

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                        • #13
                          AW: Böcksteinkogel, 2527 m mit traurigem Finale, Ankogelgebiet 4.7.2015

                          Toller Bericht! Leider mit blödem Ende

                          Wünsche dir gute Besserung!

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                          • #14
                            AW: Böcksteinkogel, 2527 m mit traurigem Finale, Ankogelgebiet 4.7.2015

                            Hallo,

                            auch ich wünsche Dir baldige Genesung.

                            Die von Dir gefundene Linie dürfte wohl eine Erstbegehung gewesen sein. Herzliche Gratulation dazu. Und sei froh, dass es nicht so geendet hat wie die Erstbesteigung vom Matterhorn.
                            LG Rudolf
                            _________________________________________
                            Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit,
                            die wir nicht nutzen. (Seneca)

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                            • #15
                              AW: Böcksteinkogel, 2527 m mit traurigem Finale, Ankogelgebiet 4.7.2015

                              Gute Besserung auch von mir. Ich hoffe, dass alles wieder vollständig verheilt, so dass Du nächste Saison wieder in die Berge kannst.
                              Bei den Bergen ist es so: Je höher man steigt, umso weiter ist die Sicht; bei den Menschen ist es oft umgekehrt (Otto Baumgartner-Amstad)

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