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Vápenná (747m), Klokoc (661m) und Plavecký hrad (400m), Malé Karpaty, 30.05.24

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  • Vápenná (747m), Klokoc (661m) und Plavecký hrad (400m), Malé Karpaty, 30.05.24

    • Wegführung: Plavecké Podhradie (10.10) - Vápenná (Rostún, 11.45-12.25) - Sedlo Uhliská (570m, 13.20) - Klokoc (661m, 14.00) - Amonova Lúka (556m, 14.35) - Báborská - Sedlo Báborská (370m, 15.20) - Plavecký hrad (Blasenstein, 15.50) - Ausgangspunkt (17.00)
    • Länge: 14,5 km
    • Höhenmeter (Aufstieg): 700 hm
    • Reine Gehzeit: ca. 5,5 Stunden
    • Tiere: Bläuling, Misteldrossel
    Das Dach auf den Konsonanten mag HTML nicht, das ging verloren -sorry geht an die Natives, die hier mitlesen.

    Eine wunderbare Gemeinschaftsplanung führte uns am Feiertag in Österreich, Fronleichnam, in die Kleinen Karpaten. Für mich nach der Hohen und Niederen Tatra das dritte Gebirge in der Slowakei, in das ich hineinschnuppern durfte. Wir reisten bis 9 Uhr zur Fähre in Angern an der March an, die hier die Staatsgrenze bildet.

    Bild 1: "Das Leben ist schön" heißt dieses Lokal auf Stelzen.

    Hier kehrten wir nach der Tour am Abend ein. Das Lokal befindet sich aus gutem Grund ein paar Meter über dem Boden. An diesem Tag betrug der Pegelstand rund 1,50m. Beim Rekordhochwasser im März/April 2006 waren es knapp 7,50m.



    Bild 2: Für jeweils ein Euro pro Person und pro Auto setzten wir in die Slowakei über.



    Vom Grenzort Záhorská Ves, der übrigens auch einen Bahnanschluss hat, fuhren wir über Landstraßen weiter zur Bezirkshauptstadt Malacky (knapp 19000 Einwohner). Von dort über eine breite Straße inmitten eines geschlossenen Waldstücks nach Rohozník. Das Waldstück ist wohl auch deswegen so unberührt, weil es sich hier um ein riesiges Militärsperrgebiet handelt, das fast 40km lang von Lozorno im Süden bis Senica im Nordosten reicht. Knapp östlich befindet sich der Militärflughafen. Dann noch durch den Ort Solosnica und schon waren wir in Plavecké Podhradie, übersetzt unterhalb der Burg (Blasenstein).

    Bild 3: Eine Rauchschwalbe (Hirundo rustica) beobachtet unsere Ankunft.



    Bild 4: Entlang des Ortes stiegen wir an.



    Bild 5: Durchaus ähnlich zum Weinviertel sind die ausgeprägten Anger, hier etwas bergwärts versetzt.

    In der Mitte im Graben verläuft ein Nebenbach des Králov potok. Die Sonne knallte schon früh in die Nordwestseite des Berges, entsprechend froh waren wir, als wir bald im Wald waren.



    Bild 6: Freundliche Begrüßung durch zwei Golden Retriever.



    Bild 7: Blick auf den Ort mit dem (Hradisko) Pohanská (495m) im Hintergrund.

    Auf der höchsten Erhebung hatten sich bereits die Kelten niedergelassen (Oppidum). Der Ort selbst ist im 11. und 12. Jahrhundert entstanden, als die Kumanen (slowakisch: Plavci), ein turktatarisches Volk als Grenzwächter für das Königreich Ungarn dienten. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 1247 als Detreh, das deutsche Blasenstein erschien 1396.



    Bild 8: Wahrscheinlich Großer Ehrenpreis (Veronica teucrium).



    Bild 9: Stellvertretend für alle Waldabschnitte: Naturbelassen, kaum größere Sturmschäden und sonnendurchflutet.



    Bild 10: Unterhalb des Gipfels (705m) mit etlichen Wegweisern und Zeitangaben.

    Pod = unterhalb, Sedlo = Sattel, Dolina = Tal, Male/Malou = Klein, Chata/Huta = Hütte, Vrch = Berg.



    Bild 11: Bald erreichten wir den Gipfel mit der kühnen Leiter.

    Mir war nicht ganz wohl bei der Steilheit und ich spürte die müden Beine noch von der Radfahrt am Vortag, daher blieb ich unten. Wolfgang und Günter waren oben. Die Aussicht war mittags noch recht dunstig und besserte sich erst im Tagesverlauf.



    Bild 12: Blick vom Gipfel nach Süden zum Vysoká (754m), dem zweithöchsten Gipfel der Kleinen Karpaten.

    Was uns sofort auffiel, waren die naturbelassenen Waldgebiete, soweit das Auge reichte. Keine größeren geschlägerten Gebiete. Davon könnte sich Österreich eine Scheibe abschneiden, im Hinblick auf das heftig debattierte Renaturierungsgesetz. Von Westen näherte sich im Tagesverlauf eine Kaltfront, von Osten die herumgeführte labile Warmluft eines Höhentiefs über der Westukraine. Wir lagen im stabilen Zwickel dazwischen, weshalb ich diese Region vorgeschlagen hatte.

    Gegenüber sah man dennoch erste lockere Quellwolken und ein paar Altocumulus castellanus-verdächtige Quellungen.



    Bild 13: Vysoká mit durchaus ausgeprägten Steilflanken.



    Bild 14: Blick nach Osten zum Dubník (514m), dahinter liegt Horné Oresany (Obernußdorf)

    Dort ließen sich im 14. Jahrhundert deutsche Siedler nieder und betrieben Weinbau. Im Hintergrund in der Tiefebene (Waagtal) sah man noch die drei rauchenden Türme des Kernkraftwerks Bohunice.



    Bild 15: Blick nach Südosten, rechts Jelenec (695m), links Geldek (694m)



    Bild 16: Gipfelrast bei knapp 20°C laut Wetterstation am Turm.

    Die frei verfügbaren Wetterdaten findet man unter holfuy.com und Solosnica.



    Bild 17: Sinnspruch:

    "Wohin Du auch gehst, was auch immer Du suchst, am Ende suchst Du Dich selbst." (W.V. Steindl)



    Bild 18: Bläuling am Gipfel.



    Bild 19: Nickende Disteln am Gipfelfelsen.



    Bild 20: Abstieg durchs Gemüse.

    Auch das war interessant an diesem Tag: Erst der karge Waldboden, oben die Kalkfelsen, und am langen etwas holprigen Nordostkamm dann durchgehende Stauden und immer wieder auch Brennessel. Lange Hose also durchaus von Vorteil.

    Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 01.06.2024, 21:51.
    http://www.wetteran.de

  • #2
    Bild 21: Zwischendurch ergeben sich weitere Aussichtspunkte.



    Bild 22: Stiefmütterchen (Viola spec.)



    Bild 23: Urwaldfeeling.

    Besser gesagt Regenwald, denn die Luftfeuchte war teilweise drückend hoch. Es waren auch noch Spuren der kräftigen ortsfesten Gewitter am Dienstagnachmittag sichtbar, teilweise recht ausgewaschene Wege und Gräben.



    Bild 24: Die Brunnen im Wald waren hier mit Holztüren verschlossen.

    Dahinter befand sich ein großer vierecker Raum, manchmal mit Tassen. Nebenan oft ein Grill- oder Rastplatz. Diese Quelle heißt Mesacná lúka.



    Nicht weit davon entfernt gab es auch eine von vielen Karsthöhlen in der Umgebung. Ein Schild besagte, dass es sich hier seit 1953 um das größte Naturschutzgebiet der Kleinen Karpaten handelt. Es gibt zudem Trockentäler und Fischerhöhlen.

    Bild 25: Misteldrossel?



    Bild 26: Anstieg zum Klokoc, eine ganz andere Landschaftsform und Vegetation!



    Statt schroffer Felsen und Gemüse gab es hier sanfte Hügel und eine Vegetation, die eher an Trockenrasen erinnerte.

    Bild 27: Links türmte sich ein Cumulus mediocris, blieb aber noch harmlos.



    Bild 28: Rechts hinten war bereits die Gipfelwiese sichtbar.



    Bild 29: Anstieg, das Gipfelkreuz schon sichtbar.



    Bild 30: Das genagelte Kreuz.

    Die eingehämmerten Nägel stellen die Sorgen der Menschen dar, die zuvor am Gipfel waren. Einen Hammer gab es, nur Nägel hatten wir keine dabei.



    Bild 31: Rückblick zum Vápenná, schon ein gutes Stück weg zurückgelegt.



    Bild 32: Auch die Nordflanke des Berges mit hohen Gräsern statt Brennesselstauden.



    Bild 33: Hier befanden sich weitere Karsthöhlen, allerdings ohne Zutritt.

    Eine Schautafel besagte, dass es sich hier um Dolinen unterschiedlicher Größe handelte, mit kreisförmigen, ovalen oder länglichem Grundriss. Sie wiesen häufig auf den Verlauf von Spalten und unterirdischen Räumen hin und stellen Anfangsstadien der Entwicklung von Tälern dar. Auf der linken Seite der Mokra dolina, auf dem Javorinka Plateau, sind Karstgruben mit der tektonischen Verwerfung verbunden, wodurch eine deutlichere Karstsenke entsteht.



    Bild 34: Zwischendurch ein Kontrollblick in den Himmel: Die Quellungen nahmen nun deutlich zu.

    Es bildeten sich hier drei separate Aufwindschläuche mit Cumulus mediocris. Offenbar gab es aber noch eine Inversion in der Höhe, denn sie fielen später wieder zusammen.



    Bild 36: Unterhalb des Báborská (542m) ein Blick in die ...



    Bild 37: ... Ferne. Der Hang beinahe bisambergartig, aber die Landschaft doch viel anders.

    Unten in der Senke unser Ausgangsort, im Hintergrund die Marchebene und das Weinviertel.



    Bild 38: Zementwerk Holcim bei Rohozník, an klaren Tagen vom Wienerwald aus erahnbar.



    Bild 39: Am Nordhang des Keltenbergs eine stattliche eingefasste Quelle mit trinkbarem Wasser.



    Nach einer knappen halben Stunde Gehzeit ab dem Báborská-Sattel erreichten wir schließlich die Burgruine Blasenstein - ein gelungener Schlusspunkt unserer abwechslungsreichen Wanderung!

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    • #3
      Bild 40: Schopfige Trauben-Hyazinthe (Muscari comosum), noch nie gesehen vorher!



      Bild 41: Wilde Malve (Malva sylvestris)



      Bild 42: Königskerze ((Verbascum spec.)



      Bild 43: Burg Blasenstein, zwischen 1256 und 1273 entstanden.

      Der Name kommt vom slawischen Polovci und nicht vom slowakischen plavec (Schwimmer), also nicht das schwimmende Schloss. In Ungarn wurde sie unter dem Namen Detrek bekannt, benannt nach dem Erbauer Detrich. In der Schenkungsurkunde wird das Land als terra Kuhna erwähnt. Im 15. Jahrhundert begann der Umbau durch die Grafen von Svätý Jur und Pezinko, es entstand ein zweiter gotischer Palast mit großen herrschaftlichen Sälen und einem Vorhof, der die innere Burg schützte. Die Zinnen verschwanden von den Umfassungsmauern und wurden durch geschlitzte Schießscharten ersetzt. Die letzte Rettung bot ein Geheimgang, der in eine kleine Spalthöhle unter der Burg führte.

      Nach dem Aussterben ihrer Familie ging die Burg in den Besitz der deutschen Magnatenfamilie Fugger über, sie verstärkten die Burg mit einer gewaltigen Kanone, eine Bastion, die den Zugangshang schützte. Ab Ende des 16. Jahrhunderts war die Familia Balas im Besitz der Burg und verstärkte die Festung mit Elementen der Renaissance-Architektur. Während der Zeit von Pállfy ab 1641 verlor die Burg ihre Funktion als Herrenhaus und diente nurmehr als militärische Festung. 1706 wurde die Burg vom kaiserlichen Feldherr Siegbert Heister erobert und schwer beschädigt. Seither ist sie eine Ruine.



      Übersetzung der Beschriftung:





      Bild 44: Von der Vorhalle zum Burgtor, rechts die Mauern der westlichen Vorhalle.



      Bild 45: Vermutlich Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre)



      Bild 46: Reste des Wohnhauses.



      Bild 47: Gewitterwolke im Frühstadium über den westlichen Ausläufern der Weißen Karpaten.

      Wie es der Zufall so wollte, sah ich links einen Erdblitz, etwa 30km entfernt.



      Bild 48: Bestes Fotolicht nun für den nördlichen Teil der Kleinen Karpaten:

      Im Hintergrund mächtige Gewitterwolken, rund 100km entfernt. Ganz vorne rechts Jelenia hora (415m), oberhalb von Plavecký Mikulás ausgeprägte Felsen. Dahinter kegelförmig Veterlín (723m) und ganz links der Gruppenhöchste Záruby (Scharfenstein, 768m).



      Bild 49: Radarbild für ca. 14.50 Uhr:

      Eine längliche Kette mit Gewittern vom östlichen Tschechien bis in die Hohe und Niedere Tatra. Gleichzeitig die zerfleddernde Kaltfront vom Waldviertel bis zum Rosaliengebirge mit eingelagerten Gewittern. Dazwischen niederschlagsfrei und da waren wir.



      Bild 50: Blick nach Westen in die weite Tiefebene.



      Bild 51: Gewitterstimmung mit Königskerze.



      Bild 52: Südlicher Vorhof mit der Kanonenbastion der Oberburg.

      Über die Bastion konnte man in die Oberburg gelangen.



      Bild 53: Passend zur Örtlichkeit: Feldrittersporn (Consolida regalis).



      Bild 54: Die Oberburg war wirklich sehenswert!

      Ganz links die Mauer eines Wohngebäudes. Ganz hinten links stand der Burgpalast. Rechts Reste der Türme mit Bausubstanz 13. Jahrhundert.



      Bild 55: Naturgemäß musste ich noch einen Blick auf die Gewitterwolke werfen.

      Sie bildete links inzwischen einen scharf abgegrenzten Regenfuß aus.



      Bild 56: Reste eines Wohnturms.

      Nach Durchzug der Kaltfront hätte man von hier wahrscheinlich den Schneeberg gesehen.



      Eine freundliche Einheimische bemerkte, dass wir Deutsch sprachen und wir wechselten ein paar Worte. Sie meinte noch, ich solle mich ins "Burg"-Buch eintragen. Die Ortsansässigen würden sich freuen zu sehen, dass auch Besucher aus Österreich hier waren. Das tat ich dann noch und wünschte einen schönen Tag.

      Bild 57: Zurück nahmen wir eine Abkürzung am Fuß des Burgbergs.



      Bild 58: Satellitenbild bei unserer Ankunft am Parkplatz gegen 17 Uhr:

      Über der Westukraine drehte sich ein Höhentief ein, das hochlabile Luftmassen von Osten heranführte. Östlich der weißen Linie erzeugte der Einflussbereich des Höhentiefs verbreitet teils heftige, aber langsam ziehende Gewitter. Über Sachsen befand sich gleichzeitig ein Bodentief mit einer schwächlichen Kaltfront, die vom Zittauer Gebirge über Prag bis ins Weinviertel und das Burgenland reichte. Der Cluster über Niederösterreich löste sich bereits auf und es blieb nurmehr leichter Regen übrig. Wir lagen zwischen beiden Fronten und blieben ganztägig trocken.



      Nach der Tour fuhren wir den gleichen Weg zurück und setzten mit der Fähre über. Auf der Terrasse des Stelzenlokals ließ sich überdacht und im Windschatten gut aushalten, mit Bier und Bauerntoast. Am Rückweg sahen wir bereits ab Angern in weiter Ferne den Schneeberg und das Stuhleck in über 100km Entfernung bei ausgeputztem Himmel. Ein erfüllter Tag ging zu Ende.

      Lg und danke für die Begleitung und weite Anfahrt :-)

      Felix
      http://www.wetteran.de

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      • #4
        Die kleinen Karpaten wollte ich immer schon besuchen, und so kam auch mir Wolfgangs Vorschlag sehr gelegen.
        Vermutlich nicht unangenehm, dass vorgestern in der Slowakei kein Feiertag war , wir begegneten bis zur Burg nur 3 weiteren Personen.

        4 Aufnahmen noch als Ergänzung

        Blumenschmuck beim Start

        _DSC8916.jpg

        Besteigungsbeweis

        _DSC8922.jpg

        Landschaftsgenießer bei der Arbeit
        ​​​​​
        _DSC8925.jpg

        Türkenbundlilie am Weg zur Burg.

        _DSC8934_1.jpg

        LG, Günter
        Meine Touren in Europa

        Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
        (Marie von Ebner-Eschenbach)

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        • #5
          Obwohl ich etwas skeptisch ob der (für mich noch mehr) weiten Anreise war, hat es sich doch sehr gelohnt! Allein "trau" ich mich dort nicht hin, also war es eine gute Gelegenheit, im Rudel mitzudackeln. Wunderbare Fotos und unglaublich, was Du alles an Infos herausgefunden hast, Felix! Danke dafür, v.a. was die Burg betrifft. Dort war ich ziemlich weggetreten wegen der Sonne und der Schwüle in den Wäldern. Nicht gekannte Flora und Fauna waren ein Bonus dieser Tour. Danke fürs Mitnehmen an "meine Burschen"!
          LG, Eli

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          • #6
            Auf Mapy.cz hab ich noch den Track meiner Uhr hochgeladen.

            Für die Statistiker, ca. 14km und ca. 700Hm


            Track_Mapy_CZ.jpg
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            • #7
              Unbekannte, aber doch interessante Gegend.
              Ebenso die Ruine.
              Lg. helmut55

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              • #8
                Hallo Felix und Co.,
                da wart ihr in einer ganz tollen Gegend unterwegs.
                Wir waren 2017 dort.
                Der Klokoč mit seinem kuriosen Gipfelkreuz ist schon was Besonderes.

                Klokoc2017.jpg

                Feiner Bericht!

                L.G. Manfred

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                • #9
                  Die Gegend zu besuchen reizt mich schon alleine höhlenkundlich sehr. Danke für die gute Präsentation!
                  carpe diem!
                  www.instagram.com/bildervondraussen/

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                  • #10
                    Bei dieser Gruppenwanderung verlief bereits die Planungsphase auf besondere Weise.
                    Eli, Felix, Günter und ich hatten uns den Feiertag seit längerem für eine gemeinsame Aktivität reserviert. Spätestens einige Tage davor war die insgesamt labile Wetterlage deutlich abzusehen, und Felix meinte, ein außeralpines Ziel könnte von Vorteil sein. Als schließlich eindeutig war, dass die Wetterverschlechterung von Südwesten kommen würde, kam der konkrete Vorschlag: Kleine Karpaten?

                    Ich war im Herbst 2012 mit meinem Freund Klaus auf der Vysoká (754m), dem zweithöchsten Gipfel der Kleinen Karpaten. Das Wiener Becken und das Marchfeld waren an diesem Tag - den Prognosen folgend - nebelfrei. Leider steckte der Kamm der Kleinen Karpaten aber von Osten in einer dicken Hochnebelwand, sodass wir auf dem Gipfel und dem Großteil unserer Route nicht viel sahen. Seit damals liebäugelte ich damit, die Region bei besserer Sicht erneut zu besuchen.
                    Angeregt durch einen Tourenvorschlag auf komoot.com, entschieden wir uns schließlich für eine Rundwanderung über die Vápenná (752m), den dritthöchsten Gipfel der Kleinen Karpaten. Niemand von uns kannte die Route vorher, aber die Beschreibung klang interessant - nicht zuletzt durch die Möglichkeit, am Schluss noch die große Burgruine Plavecký hrad zu besuchen.

                    Wir trafen uns also um neun Uhr in Angern an der March, überquerten auf der Fähre nach Záhorská Ves die Grenze und fuhren bis zu einem geräumigen Parkplatz im Ortszentrum von Plavecké Podhradie. Etwa um 10 Uhr konnten wir von dort starten.

                    Einige ergänzende Bilder:

                    Knapp bevor unser Weg in den Wald führt, bietet sich noch dieser Rückblick zum Ausgangsort Plavecké Podhradie. Die flache Landschaft Záhorie im Hintergrund ist quasi die slowakische Fortsetzung des Marchfelds.
                    06-PlaveckePodhradie-Zahorie.jpg

                    Danach führt der Anstieg lange Zeit durch den Wald, wobei die Szenerie vielfach an den Wienerwald erinnert. Zwischen zwei steileren Passagen auf guten Wegen geht es hier gerade flacher dahin.
                    10-WaldwegCervenica.jpg

                    Schließlich quert die Route die steilere Gipfelflanke der Vápenná lange Zeit nach rechts. Der Weg ist nun schmal und vor allem durch die üppige Vegetation an beiden Seiten sowie einige große Baumstämme geprägt, die überstiegen werden müssen.
                    11-Flankenquerung.jpg

                    Bereits knapp unter dem Gipfel erreichen wir den Platz "Pod Vápennou", wo unsere Route auf den Westanstieg trifft. Wie ich es bisher fast stets in Tschechien und der Slowakei erlebt habe, sind die Wegweiser und Zeitangaben sehr detailliert.
                    13-PodVapennou-GünterFelix.jpg

                    Weniger als zehn Minuten später stehen wir bereits auf dem Gipfel der Vápenná in 752m Höhe. Der Gipfelturm vereinigt mehrere Funktionen in sich: Er trägt das Kreuz, bietet zugleich aber auch Platz für eine - enge - Aussichtsplattform in halber Höhe sowie eine Wetterstation.
                    15-Vapenna-Gipfel.jpg

                    Die Vápenna gilt unter den höchsten Bergen der Kleinen Karpaten als der Aussichtsreichste. Der Grund dafür ist schnell offensichtlich: Über die steile, felsdurchsetzte Südflanke des Gipfelkamms bieten sich völlig ungehinderte Ausblicke.
                    23-Gipfelkamm-Südflanke.jpg

                    Günter ist bereits zu der Aussichtsplattform hinaufgeklettert, und ich werde ihm gleich folgen.
                    21-Gipfelplattform-Günter.jpg

                    Tatsächlich erweitert die Plattform den Rundblick nochmals. So ragt von ihr aus beispielsweise der Záruby - mit 768m der höchste Gipfel der gesamten Kleinen Karpaten - über die (nord)östliche Fortsetzung des Gipfelkamms drüber. Die Distanz zu ihm beträgt gut 11 Kilometer.
                    28-GipfelkammOsten-Zaruby.jpg

                    Wieder am Boden, denn in diese Richtungen verdecken keinerlei Bäume die Sicht:
                    Genau in der Bildmitte der markante Gipfel der Vysoká, 754m. Bei allen drei höchsten Erhebungen der Kleinen Karpaten handelt es sich um Kämme aus Kalkgestein mit relativ steilen Flanken und auch größeren felsigen Abschnitten. Die Teufelskoppe (Čertov kopec) links dahinter ist mit 752m kaum niedriger, allerdings von der Gestalt wesentlich behäbiger. Rechts hinten im Dunst ahnt man noch die slowakische Seite des Marchtieflands.
                    (Bei sehr klarer Luft würde der Blick in diese Richtung bis zu den Alpen reichen, z.B. zu Wechsel, Stuhleck und Schneeberg.)
                    32-BlickCertovKopec-Vysoka.jpg

                    Nach einer längeren Rast auf dem sonnigen, warmen Gipfel machen wir uns wieder auf den Weg. Noch ein Blick zurück zum Gipfel der Vápenná mit dem markanten Turm, links hinten abermals die Vysoká.
                    37-VapennaGipfel-Vysoka.jpg

                    Der nächste Abschnitt verläuft zumeist knapp unter dem markanten Kamm der Vápenná Richtung Ostnordosten. Zwischen dichter Vegetation und etlichen Brennnesseln ist der Weg immer wieder steinig und etwas glitschig, sodass hier etwas Konzentration beim Gehen erforderlich ist. Mehrfach führt die Route nochmals genau auf den Kamm, wo sich dann weitere Ausblicke bieten. Sie reichen bis in das breite Tal der Waag (Váh) im Osten, durch das die Hauptbahnlinie und die Autobahn über Žilina und Poprad bis Košice führen. Ganz schwach erahnt man im Dunst in etwa 30km Entfernung das Kernkraftwerk Bohunice. Seit dem Jahr 2008 ist nur mehr eine der drei Anlagen in Betrieb.
                    39-VapennaNordostkamm-Waagtal.jpg

                    Nach dem Ende des langen Kamms führt die Route dann zunächst zur Wiese Studienka (mit dem romantischen deutschen Namen Frühlingsmond-Wiese ) hinunter und danach auf breiten Wegen zum Sattel Uhliská, wo etliche Wege einander kreuzen.
                    45-SedloUhliska.jpg
                    Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 02.06.2024, 23:03.
                    Lg, Wolfgang


                    Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
                    der sowohl für den Einzelnen
                    wie für die Welt zukunftsweisend ist.
                    (David Steindl-Rast)

                    Kommentar


                    • #11
                      Wir könnten ab hier auch längere Zeit Forststraßen folgen, aber die Wetterentwicklung wirkt kurzfristig noch gar nicht bedrohlich. Daher nehmen wir unsere Wunschroute über den Gipfel Klokoč (661m) in Angriff, nochmals mit knapp 100m Steigung.
                      Im deutlichen Unterschied zur Vápenná führt der Weg hier über einen breiten Rücken mit ausgedehnten Wiesen, ist auf andere Weise aber erneut landschaftlich reizvoll.
                      50-Klokoc-Wiesenrücken.jpg

                      Auf dem Schlussanstieg, bereits in Sichtweite des originellen Kreuzes mit den vielen eingeschlagenen Nägeln.
                      53-KlokocSchlussanstieg.jpg

                      Über die ausgedehnte Wiese - mit etlichen großen Königskerzen - bietet sich nochmals ein schöner Rückblick zur Vápenná rechts sowie der Vysoká links im Hintergrund.
                      54-RückblickVysokaVapenna.jpg

                      Einige Meter neben dem Kreuz ist an einer Stange die Gipfelbuchkassette - mit einer bunten Vielfalt an Aufklebern - angebracht. Wir tragen uns natürlich auch hier in das Buch ein.
                      57-KlokocGipfelbuchkassette.jpg

                      Auf den kurzen Abstieg vom Gipfel folgt dann ein längerer flacher Abschnitt auf meist breiten Wegen durch den Wald. Erst nach dem Vorgipfel der Báborská (542m) wird der Kamm plötzlich wieder schmal, und es geht ein Stück relativ steil bergab. Dafür bietet der Rücken einen freien Blick zu unserem Ausgangsort unten im Tal sowie der weiten Marchebene im Hintergrund. Langsam ziehen auch höhere Wolken auf, und das Licht wird diffuser, aber es sieht zugleich sehr danach aus, dass wir die gesamte geplante Route bis zur Burgruine noch gehen können.
                      60-Baborska-BlickPlaveckePodhradie-Marchebene.jpg

                      Ein wenig unscharf, aber die Lage der Siedlungen ziemlich genau am Übergang der Kleinen Karpaten ins Marchtiefland wird gut deutlich:
                      Im Vordergrund der obere Teil unseres Ausgangsorts Plavecké Podhradie, dann Sološnica sowie das große Zementwerk Holcim vor Rohožník.
                      64-PlaveckePodhradie-Rohoznik.jpg

                      Im ziemlich gleicher Höhe queren wir anschließend die Nordostflanke des Berges Pohanská, auf dem bereits die Kelten eine Siedlung errichtet hatten. Ein paar Minuten Anstieg bringen uns danach zu der großen Burgruine Blasenstein (Plavecký hrad). Der erste Blick auf die Außenmauern.
                      68-PlaveckyHrad.jpg

                      Das untere Burgtor.
                      71-Burgtor.jpg

                      Von dieser Mauer der Vorhalle ist nicht mehr allzu viel übrig, aber dafür bietet sie einen guten Vordergrund für einen erneuten Blick hinunter zur Siedlung Plavecké Podhradie.
                      73-Vorhalle-PlaveckePodhradie.jpg

                      Wesentlich mehr ist vor der großen südlichen Vorhalle noch erhalten, in deren Tor Günter und Felix hier stehen.
                      74-TorzursüdlichenVorhalle.jpg

                      Das Wetter hat wunschgemäß ausgehalten, aber etwas überraschend kommt das erste Gewitter nun nicht mit der näherrückenden Front von Südwesten, sondern genau in der Gegenrichtung im Nordosten über den Ausläufern der weißen Karpaten in Sichtweite. Die Wolke ist imposant anzuschauen, wir können aber doch einen beruhigenden Abstand zu ihr halten.
                      81-BlickNordosten-Gewitterwolke.jpg

                      Das Areal der Ruine bietet auch nochmals einen guten Blick über die Siedlung Plavecký Mikuláš zum Zarubý. Die Perspektive täuscht: Die rechte der beiden Kuppen, der Veterlin, ist um fast 50 Meter niedriger (724m), steht aber um einiges näher zu uns und wirkt dadurch höher als der Zarubý.
                      84-PlaveckyMikulas-Zaruby-Gewitter.jpg

                      Die Einschätzung von Felix bestätigt sich einmal mehr: Das Gewitter über den Weißen Karpaten dreht eher in die Gegenrichtung ab. Es bleibt uns ausreichend Zeit, über den Waldweg - kurz nochmals steiler - von der Ruine abzusteigen. Danach folgen wir einem Feldweg abseits der Siedlung, der uns fast direkt zum Parkplatz zurückbringt.

                      Auf der Rückfahrt wird der Aufzug der Frontbewölkung unübersehbar, aber wir kommen noch trocken auf der Fähre über die March nach Österreich zurück. Erst während der Einkehr im Uferlokal beginnt es dann leicht zu regnen.

                      Ein höchst gelungener gemeinsamer Tag in den Kleinen Karpaten rundet sich danach mit der Heimfahrt nach Wien (bzw. Baden ) ab.
                      Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 02.06.2024, 23:06.
                      Lg, Wolfgang


                      Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
                      der sowohl für den Einzelnen
                      wie für die Welt zukunftsweisend ist.
                      (David Steindl-Rast)

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                      • #12
                        Hinweis zu den Kleinen Karpaten

                        Im Frühjahr 2022 erschien in der bekannten Reihe der "Rother Wanderführer" der Band "Westliche Slowakei - von Bratislava bis zu den Beskiden". Darin werden insgesamt 60 Routen vom Kamzík im Stadtgebiet von Bratislava bis zur Veľká Rača an der slowakisch-polnischen Grenze (mit 1236m zugleich das höchstgelegene Ziel) vorgestellt.
                        Die Kleinen Karpaten sind mit den Routen 2-23 natürlich recht prominent vertreten. Insofern ist das Buch für alle, die in deutscher Sprache Informationen zu ihnen bzw. generell zum Wandern im Westen der Slowakei suchen, die aktuell vielleicht beste Informationsbasis.
                        Auf die Vápenná wird der kürzere Weg von Westen ab Sološnica beschrieben, der allerdings den Nachteil hat, dass sich keine Alternative für den Rückweg wirklich anbietet. Der Schlussabschnitt unserer Route (auch mit der Ruine) ist Teil des nächsten Wandervorschlags.

                        Der Autor Martin Moder (offenkundig nicht identisch mit dem bekannten Molekularbiologen und Mitglied der "Science Busters" ) bereist die Slowakei laut Verlagstext seit vielen Jahren.
                        Ich habe von ihm übernommen, dass die Bergnamen Vápenná und Vysoká auf slowakisch weiblich sind - also: die Vápenná und die Vysoká. (Hingegen: der Záruby).


                        Ansichten der Kleinen Karpaten aus Österreich

                        Die Kleinen Karpaten beginnen nicht so weit östlich von Wien und sind daher bei einigermaßen guter Sicht von vielen Plätzen in der Umgebung Wiens gut zu erkennen.
                        Wenn man sie bereits mit den Hundsheimer Bergen im Osten Niederösterreichs beginnen lässt, gilt das schon überhaupt. Aber auch der Thebener Kogel (Devínska Kobyla, 514m) ganz im Südwesten der Slowakei ist oft deutlich zu sehen; dahinter beginnt dann ein langer, teilweise nicht viel gegliederter Kamm.
                        Die drei höchsten Gipfel der Kleinen Karpaten stehen vom Osten Österreichs aus weiter links und sind bereits wesentlich weiter entfernt. Aber im Verlauf vieler Jahre ist die Fernsicht doch regelmäßig so gut, dass sie zu erkennen sind. Alle drei haben markante Umrisse, da man weitgehend auf die westliche Schmalseite ihrer Kämme blickt.

                        Zur Illustration möchte ich zwei meiner Bilder aus dem vergangenen Jahr zeigen.
                        Im März 2023 bot sich folgender Blick vom Veitsberg im Nordosten der Bisamsbergs über die Grenze. Die Vápenná steht in 67km Entfernung in der Mitte, rechts die Vysoká (62km). Die schmalen Kämme stehen nicht genau parallel, daher variiert ihre Gestalt von Standort zu Standort etwas. Ganz links Veterlin und Zarubý (77km), die deutlich breiter wirken, da der Blick eher schräg auf ihre Kämme fällt.
                        046-Veitsberg-BlickKleineKarpaten.jpg

                        Der Bisamberg ist eine der zahlreichen Anhöhen um Wien, die bei hinreichend klarer Luft garantierte Blicke zu den Kleinen Karpaten bieten.
                        Hingegen war ich am 1. November 2023 selbst überrascht, dass sich auch von der Bischofsmütze oberhalb von Mayerling ein Durchblick zu den Kleinen Karpaten bot.
                        Der Zarubý bleibt von dort aus allerdings verdeckt, somit steht die Vápenná nun links in 99km Entfernung. In der Mitte die Vysoká (93km), rechts die behäbige Teufelskoppe.
                        074-ZoomKleineKarpaten.jpg

                        Die am weitesten entfernten Orte, von denen aus ich bisher die Kleinen Karpaten bis zum Zarubý sehen konnte, waren der Große Otter sowie das Alpl im Wechselstock, jeweils im Herbst oder Winter. In der Fantasie stelle ich mir vor, wie toll an solchen Tagen der "Gegenblick" sein müsste.


                        Persönliches Fazit

                        Ich habe den Eindruck, wir waren uns in der Einschätzung des Tages sehr einig.
                        Für mich war es eine der gelungensten und schönsten "Rudelwanderungen" bisher, bei der - von der gemeinsamen Planung in Etappen über das ungewöhnlichere Ziel bis zu den guten Bedingungen bis zum späten Nachmittag - alles bestens gepasst hat.
                        (Vielleicht nicht nur) meine Lust auf weitere Besuche in der Region ist neu geweckt worden. Die Vysoká sollte eine zweite Chance ohne Hochnebel bekommen, und in der Nachbarschaft warten auch noch andere Ziele.

                        Vielen Dank an euch, Eli, Felix und Günter, für den gemeinsam verbrachten Tag in unserem östlichen Nachbarland!
                        Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 02.06.2024, 23:01.
                        Lg, Wolfgang


                        Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
                        der sowohl für den Einzelnen
                        wie für die Welt zukunftsweisend ist.
                        (David Steindl-Rast)

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