Am 19. Juli stand ich auf dem polnischen Rysy auf 2499m, dem höchsten Gipfel Polens. Hier ist ein Bericht mit Facts und Fotos.
Mit einer geliehenen Kamera und vielen Müsliriegeln starte ich mit dem Nachtzug um 22Uhr in Wien, umsteigen in Bratislava und mit Verspätung in Liptovsky Mikulas. Ein paar Schlafminütchen sind in dem vollen Zug leider nicht drin. Ohne wirklichen Schlaf steige ich in Liptovsky aus und versuche das Abfahrtsgleis für den Anschlusszug zu finden. Einige ältere Herren mit Alkoholfahnen und rustikalen Rucksäcken steigen ebenfalls aus, ‘die wollen sicher in die Hohe Tatra’ denk ich mir und folge ihnen. Siehe da, schon sitze ich im Regionalzug nach Štrba. Ein zweistöckiger Zug, ähnlich wie die österreichischen Wiesel, scheint noch nicht lange in Benützung zu sein. Dennoch, weitere 40 Minuten ohne Schlaf endet die Fahrt in Štrba.
Nur wenige Menschen verirren sich um diese Uhrzeit hierher, sogar die älteren Saufnasen sind weitergefahren. Die nächsten 300 Höhenmeter nach Štrbské Pleso überwinde ich mit der Zahnradbahn (ohne Ticketkauf, Schalter waren noch nicht geöffnet und kontrolliert bin ich nicht worden), nach knapp 20minütiger Fahrt lande ich zu früher Stunde im Bergsteigerdorf. Die Zahnradbahn besteht mittlerweile seit 1896 und in ihrer Anfangszeit fuhren zwei Zahnradlokomotiven aus der Lokomotivfabrik Floridsdorf in Wien, nur für mich speziell interessant, weil ich ca. 1,5 Jahre in Floridsdorf gewohnt habe. Weiter im Text bevor ich mich in der Nostalgie verliere.
Ohne Umwege begebe ich mich auf den Pfad in Richtung Rysy neben der Straße. Schneller als gedacht erreiche ich am rot markieren Weg die erste größere Kreuzung beim Bergsee Popradské Pleso. Wer sich etwas unterfordert fühlt, der kann sich ab hier bis zur Berghütte Chata pod Rysmi als Sherpa üben. Jeder ist dazu eingeladen, notwendige Dinge aller Art aufzuladen und bei der Hütte abzugeben, je nach aufgeladenen Gewicht erhält man verschiedenste Belohnungen (Tee oder Rum). Ein besonderes Spektakel ist die jährlich stattfindende Sherpa-Rallye auf die Hütte. Ich bin ein ungemütlicher Zeitgenosse und lasse das kleine Bierfass stehen.
Auf einem leichten, blau markierten Waldweg geht es weiter bergauf, bis ich nach wenigen Minuten die Baumgrenze erreiche. Ein wunderschöner Ausblick auf die umliegenden Berge tut sich auf, der Rysy ist noch nicht in Sicht. Bei der nächsten Abzweigung geht es von nun an in Serpentinen auf einem rot markierten Steig hinauf zum Bergsee Žabie plesá, Zeit für ein kurzes Päuschen. Ein schöner Tag bis jetzt, wenige weitere Wandersmenschen, optimale Temperaturen, nur der Wind wird stärker. Am See lerne ich zwei slowakische Bergsteigerinnen kennen und schließe mich ihnen an, um beim Aufstieg wenigstens in Gesellschaft zu sein. Kurze Zeit später folgt die erste Schlüsselstelle, gesichert mit einer Kette hanteln wir uns 50m einem etwas steileren Stück entlang, ehe wieder der Weg in gewohnter steiniger Manier weiterführt. Nach einer Stunde erreichen wir das Willkommens-Schild der erst kürzlich neu errichteten Schutzhütte Chata pod Rysmi (2250m ü.A.), diese wurde vor einigen Jahren durch eine Lawine total zerstört. Der Wind wird stärker und bringt kalte Luft mit sich. Ohne Handschuhe und Haube geht’s nicht mehr. Ich überquere ein Schneefeld und erreiche den Sattel Sedlo Váha (ca. 2340m ü.A.), ordentliche Steherqualitäten sind hier notwendig, der Wind pfeift einem ganz schön heftig um die Ohren. Die letzten 150 Höhenmeter zwischen Blöcken und Schuttfeldern stehen noch bevor, die Hände werde ich nun verstärkt benötigen, vor allem um an manchen Stellen nicht vom Wind aus dem Gleichgewicht gebracht zu werden. Einige wenige kurze Klettereien später stehe ich am Gipfel des polnischen Rysy (2499m ü.A.), markiert mit einem rot-weißen Steinblock auf der Spitze und genieße die Rundum-Aussicht. Drei Grate treffen hier am Rysy zusammen, umso imposanter wirkt das Schauspiel der Berge und Seen im 360° Winkel. Zwei weitere Männer haben sich mittlerweile auch hier eingefunden und lassen glücklich ihre Rucksäcke fallen. Ein kurzer Schluck von ihrem Blindmacher und mich treibt es schon wieder abwärts.
Mit dem Glücksgefühl am höchsten Punkt Polens gestanden zu sein, gelingt mir der Abstieg bis zur Hütte ohne Probleme, jedoch mit der Erkenntnis zum richtigen Zeitpunkt am Gipfel gewesen zu sein. Eine Gruppe mit 30 oder mehr Personen kommt mir entgegen, etwas später blicke ich wieder zurück auf den Gipfel und beobachte den Stau in der Aufstiegsflanke. Nach kurzer Rast bei der Hütte setze ich den Abstieg fort und muss teilweise den Kopf schütteln, welch Schuhwerk hier rumläuft. Mit Hallenschuhen und Schlappen hier umherkraxeln zählt jedenfalls nicht zur intelligentesten Form des Bergwanderns. Viele Menschen scheinen auch schlicht und einfach überfordert zu sein von diesem Weg und legen schon im unteren, leichten Teil Erschöpfungspausen ein. Der Rysy mit seinen 2499m ist kein leichter Berg und kein Anfängerberg, ist so.
Die Mittagssonne treibt mich nach unten, unzählige Ausweichmanöver gestalten den Abstieg etwas mühsam, nach kurzer Rast am Popradské pleso erreiche ich nach einer Stunde wieder Strbske pleso, der Ort hat mittlerweile Tourismus-Fahrt angenommen, wie am Kirtag sieht’s hier aus, unzählige Stände mit Magneten, Stofftieren und Ansichtskarten weisen mir den Weg zurück zur Bergstation der Zahnradbahn (diesmal ehrlich ein Ticket gekauft). Knappe 8 Stunden nach meiner Ankunft mache ich mich schon wieder auf den Rückweg in der nun gut gefüllten Zahnradbahn.
In Štrba gönne ich mir einen Kaffee und genieße eine kurze Katzenwäsche am Bahnhofsklo. Nachdem ich der Klofrau die Gebühr von 30 cent ausgehändigt habe, bekomme ich eine „Eintrittskarte“ inklusive 8 Blatt eines einlagigen Toilettenpapiers, genug für den slowakischen Kaffee? Das Bier kostet hier nur etwas mehr als das Doppelte der Klogebühr, einen Hotdog für die Mutigen kann man in der Imbissbude neben dem Bahnhof um 55 cent erwerben. Ohne alldem erreiche ich am späten Abend ohne Umsteigen den Bahnhof in Bratislava (Sekundenschlaf im Zug, mehr ist nicht drin), von hier ist es nicht mehr weit in die Heimat. Nach 38 Stunden ohne wirklichen Schlaf, über 20km an Weglänge und 1.600 Höhenmetern lande ich erschöpft im Bett.
Anfahrt: mit dem Zug nach Bratislava, dort umsteigen und ein weiteres Mal umsteigen in Liptovsky Mikulas, mit dem Regionalzug weiter nach Štrba. Wer in der Nacht anreist, sollte sich im Vorhinein die Tickets bei der ÖBB besorgen (ca. 34 € von Bratislava nach Štrba). Rückreise erfolgte am Nachmittag und ich kaufte das Ticket nach Bratislava direkt in Štrba (diesmal nur ca. 14 €). EIne Zahnradbahnfahrt kostet 1€.
Unterkünfte: in Štrba gibt es einige Pensionen in Zimmer, in Strbske pleso gibt es u.a. noch Hotels und etwas mehr Tourismus. Auf der Berghütte gibt's auch die Möglichkeit der Übernachtung.
Karten: es gibt viele unterschiedliche Karten zur Hohen Tatra (Kompass, polnische und slowakische). Ich selbst verwendete eine slowakische VKU Nr. 2, 1:25.000, welche es bei freytag&berndt in Wien, Kohlmarkt 9 gibt.
Mit einer geliehenen Kamera und vielen Müsliriegeln starte ich mit dem Nachtzug um 22Uhr in Wien, umsteigen in Bratislava und mit Verspätung in Liptovsky Mikulas. Ein paar Schlafminütchen sind in dem vollen Zug leider nicht drin. Ohne wirklichen Schlaf steige ich in Liptovsky aus und versuche das Abfahrtsgleis für den Anschlusszug zu finden. Einige ältere Herren mit Alkoholfahnen und rustikalen Rucksäcken steigen ebenfalls aus, ‘die wollen sicher in die Hohe Tatra’ denk ich mir und folge ihnen. Siehe da, schon sitze ich im Regionalzug nach Štrba. Ein zweistöckiger Zug, ähnlich wie die österreichischen Wiesel, scheint noch nicht lange in Benützung zu sein. Dennoch, weitere 40 Minuten ohne Schlaf endet die Fahrt in Štrba.
Nur wenige Menschen verirren sich um diese Uhrzeit hierher, sogar die älteren Saufnasen sind weitergefahren. Die nächsten 300 Höhenmeter nach Štrbské Pleso überwinde ich mit der Zahnradbahn (ohne Ticketkauf, Schalter waren noch nicht geöffnet und kontrolliert bin ich nicht worden), nach knapp 20minütiger Fahrt lande ich zu früher Stunde im Bergsteigerdorf. Die Zahnradbahn besteht mittlerweile seit 1896 und in ihrer Anfangszeit fuhren zwei Zahnradlokomotiven aus der Lokomotivfabrik Floridsdorf in Wien, nur für mich speziell interessant, weil ich ca. 1,5 Jahre in Floridsdorf gewohnt habe. Weiter im Text bevor ich mich in der Nostalgie verliere.
Ohne Umwege begebe ich mich auf den Pfad in Richtung Rysy neben der Straße. Schneller als gedacht erreiche ich am rot markieren Weg die erste größere Kreuzung beim Bergsee Popradské Pleso. Wer sich etwas unterfordert fühlt, der kann sich ab hier bis zur Berghütte Chata pod Rysmi als Sherpa üben. Jeder ist dazu eingeladen, notwendige Dinge aller Art aufzuladen und bei der Hütte abzugeben, je nach aufgeladenen Gewicht erhält man verschiedenste Belohnungen (Tee oder Rum). Ein besonderes Spektakel ist die jährlich stattfindende Sherpa-Rallye auf die Hütte. Ich bin ein ungemütlicher Zeitgenosse und lasse das kleine Bierfass stehen.
Auf einem leichten, blau markierten Waldweg geht es weiter bergauf, bis ich nach wenigen Minuten die Baumgrenze erreiche. Ein wunderschöner Ausblick auf die umliegenden Berge tut sich auf, der Rysy ist noch nicht in Sicht. Bei der nächsten Abzweigung geht es von nun an in Serpentinen auf einem rot markierten Steig hinauf zum Bergsee Žabie plesá, Zeit für ein kurzes Päuschen. Ein schöner Tag bis jetzt, wenige weitere Wandersmenschen, optimale Temperaturen, nur der Wind wird stärker. Am See lerne ich zwei slowakische Bergsteigerinnen kennen und schließe mich ihnen an, um beim Aufstieg wenigstens in Gesellschaft zu sein. Kurze Zeit später folgt die erste Schlüsselstelle, gesichert mit einer Kette hanteln wir uns 50m einem etwas steileren Stück entlang, ehe wieder der Weg in gewohnter steiniger Manier weiterführt. Nach einer Stunde erreichen wir das Willkommens-Schild der erst kürzlich neu errichteten Schutzhütte Chata pod Rysmi (2250m ü.A.), diese wurde vor einigen Jahren durch eine Lawine total zerstört. Der Wind wird stärker und bringt kalte Luft mit sich. Ohne Handschuhe und Haube geht’s nicht mehr. Ich überquere ein Schneefeld und erreiche den Sattel Sedlo Váha (ca. 2340m ü.A.), ordentliche Steherqualitäten sind hier notwendig, der Wind pfeift einem ganz schön heftig um die Ohren. Die letzten 150 Höhenmeter zwischen Blöcken und Schuttfeldern stehen noch bevor, die Hände werde ich nun verstärkt benötigen, vor allem um an manchen Stellen nicht vom Wind aus dem Gleichgewicht gebracht zu werden. Einige wenige kurze Klettereien später stehe ich am Gipfel des polnischen Rysy (2499m ü.A.), markiert mit einem rot-weißen Steinblock auf der Spitze und genieße die Rundum-Aussicht. Drei Grate treffen hier am Rysy zusammen, umso imposanter wirkt das Schauspiel der Berge und Seen im 360° Winkel. Zwei weitere Männer haben sich mittlerweile auch hier eingefunden und lassen glücklich ihre Rucksäcke fallen. Ein kurzer Schluck von ihrem Blindmacher und mich treibt es schon wieder abwärts.
Mit dem Glücksgefühl am höchsten Punkt Polens gestanden zu sein, gelingt mir der Abstieg bis zur Hütte ohne Probleme, jedoch mit der Erkenntnis zum richtigen Zeitpunkt am Gipfel gewesen zu sein. Eine Gruppe mit 30 oder mehr Personen kommt mir entgegen, etwas später blicke ich wieder zurück auf den Gipfel und beobachte den Stau in der Aufstiegsflanke. Nach kurzer Rast bei der Hütte setze ich den Abstieg fort und muss teilweise den Kopf schütteln, welch Schuhwerk hier rumläuft. Mit Hallenschuhen und Schlappen hier umherkraxeln zählt jedenfalls nicht zur intelligentesten Form des Bergwanderns. Viele Menschen scheinen auch schlicht und einfach überfordert zu sein von diesem Weg und legen schon im unteren, leichten Teil Erschöpfungspausen ein. Der Rysy mit seinen 2499m ist kein leichter Berg und kein Anfängerberg, ist so.
Die Mittagssonne treibt mich nach unten, unzählige Ausweichmanöver gestalten den Abstieg etwas mühsam, nach kurzer Rast am Popradské pleso erreiche ich nach einer Stunde wieder Strbske pleso, der Ort hat mittlerweile Tourismus-Fahrt angenommen, wie am Kirtag sieht’s hier aus, unzählige Stände mit Magneten, Stofftieren und Ansichtskarten weisen mir den Weg zurück zur Bergstation der Zahnradbahn (diesmal ehrlich ein Ticket gekauft). Knappe 8 Stunden nach meiner Ankunft mache ich mich schon wieder auf den Rückweg in der nun gut gefüllten Zahnradbahn.
In Štrba gönne ich mir einen Kaffee und genieße eine kurze Katzenwäsche am Bahnhofsklo. Nachdem ich der Klofrau die Gebühr von 30 cent ausgehändigt habe, bekomme ich eine „Eintrittskarte“ inklusive 8 Blatt eines einlagigen Toilettenpapiers, genug für den slowakischen Kaffee? Das Bier kostet hier nur etwas mehr als das Doppelte der Klogebühr, einen Hotdog für die Mutigen kann man in der Imbissbude neben dem Bahnhof um 55 cent erwerben. Ohne alldem erreiche ich am späten Abend ohne Umsteigen den Bahnhof in Bratislava (Sekundenschlaf im Zug, mehr ist nicht drin), von hier ist es nicht mehr weit in die Heimat. Nach 38 Stunden ohne wirklichen Schlaf, über 20km an Weglänge und 1.600 Höhenmetern lande ich erschöpft im Bett.
Anfahrt: mit dem Zug nach Bratislava, dort umsteigen und ein weiteres Mal umsteigen in Liptovsky Mikulas, mit dem Regionalzug weiter nach Štrba. Wer in der Nacht anreist, sollte sich im Vorhinein die Tickets bei der ÖBB besorgen (ca. 34 € von Bratislava nach Štrba). Rückreise erfolgte am Nachmittag und ich kaufte das Ticket nach Bratislava direkt in Štrba (diesmal nur ca. 14 €). EIne Zahnradbahnfahrt kostet 1€.
Unterkünfte: in Štrba gibt es einige Pensionen in Zimmer, in Strbske pleso gibt es u.a. noch Hotels und etwas mehr Tourismus. Auf der Berghütte gibt's auch die Möglichkeit der Übernachtung.
Karten: es gibt viele unterschiedliche Karten zur Hohen Tatra (Kompass, polnische und slowakische). Ich selbst verwendete eine slowakische VKU Nr. 2, 1:25.000, welche es bei freytag&berndt in Wien, Kohlmarkt 9 gibt.
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