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Von der Schabspitze zur Schoberspitze, N. Tauern, 25.11.2020 

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  • Von der Schabspitze zur Schoberspitze, N. Tauern, 25.11.2020 

    Von Donnersbachtal/Perwein weglos Richtung Schabspitze, 1901 m, von dieser komplette Gratüberschreitung über Brandlspitz, ca. 1940 m; Hüttenkogel, 1940 m,
    Tattermann, 2047 m; bis Schoberspitze, dann Karlscharte, Plotscheralm, Forstraße



    Kleinere Berge am Rande bekannterer „Kollegen“ sind oft ein Stiefkind der Führerliteratur. Im Führer liest man dann ungefähr so etwas: Alpin unbedeutend, kaum besucht, unlohnend etc..
    Beschreibungen dazu sind oft mangelhaft oder nur aus einem Blick in die Karte entstanden, frei nach dem Motto: Wen interessiert das schon…
    Interesse wecken diese Berge, wenn bedeutendere Unternehmungen nicht mehr so möglich sind, vielleicht wegen fortgeschrittener Jahreszeit oder wenn vielleicht jemand bereits alle anderen berühmten Nachbarn besucht hat.
    In meinem Fall war beides zutreffend.
    Während der Winter in den höheren Regionen bereits Spuren hinterlassen hatte, waren die Gegenden am Rande noch vom Schnee verschont.
    Außerdem habe ich in diesen Randzonen schon öfters spannende Überraschungen erlebt. Wenn ich dann noch in der Karte entdecke, dass Grate sehr schmal sind, womöglich noch Felsen enthalten, ist mein Misstrauen geweckt.
    Ob das das im Führer angegebene: „unschwierig“ auch tatsächlich stimmt?
    Auch in diesem Fall hatte ich Zweifel, der Sache musste auf den Grund gegangen werden.

    Die Schabspitze kennen viele nur als Schiberg von der Planneralmstraße her. Vom Donnersbachtal hinauf gibt es eigentlich keinen ordentlichen Weg.
    Also weglos! Hier eine Übersicht über meinen „Weg“:
    Karte.jpg
    Kompass logo.jpg


    Der Wald lässt sich überraschend gut begehen, direkt von Forstraße zu Forstraße, auf jeder versetze ich mich ein wenig nach links (Norden), mein Ziel ist der obere Westkamm der Schabspitze.
    Wenig überraschend in dieser Gegend sind diverse „Leiteinrichtungen“ zum „Schutze des Wildes“.
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    Zumal sich dicht daneben recht schöne Steigspuren befinden, lasse ich mich gerne davon leiten.
    Recht rasch erreiche ich so die oberste Forstraße. Knapp vor meiner geplanten Aufstiegsroute entdecke ich allerdings einen allzu verlockenden Jagdsteig.
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    Fatalerweise lasse ich mich hier zu einer Querung in die steile Flanke verleiten.
    Als der Jagdsteig bei einem Hochsitz endet, bleibt mir nur noch der überaus steile Waldaufstieg zum Westkamm… na ja…
    Wie auch immer, ich schlage mich durch und werfe zur Entspannung einen Blick hinüber zum Knallstein (rechts).
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    Und als ich den locker verschneiten Westkamm erreiche, zeigen sich Möbegg (li.) und Hochstein (re.) bereits im Sonnenschein.
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    Die letzten Meter zum Gipfel führen zwar noch streng im kühlen Schatten
    S-005.jpg
    doch kurz darauf darf auch ich die Wärme genießen.
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    Hier findet sich merkwürdigerweise eine der in den Wölzer Tauern gelegentlich auftretenden Kalk-Auflagerungen, schon ein wenig ans Bratschengestein erinnernd
    (Geologen mögen mich korrigieren).
    Blick Hochstein Gstemmerspitzen
    S-007.jpg

    Und ein Blick Richtung von der Wölzer Schoberspitze (li.) bis zum Knallstein (re.):
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    Auch der Grimming wird herbeigezoomt
    S-008.jpg

    Vor mir liegt mein heutiger Tagesplan, der „Gupf“ links hinten ist die Schoberspitze und über die vorderen Höcker will ich hinüber:
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    Bis zur ersten Blöße des Brandlspitz erscheint der Weg noch übersichtlich, die wahren Überraschungen entziehen sich allerdings noch meinem Blick.
    Gleich zu Beginn ein kleiner Vorgeschmack:
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    Wenn man auf so ein Gebilde auf der einen Seite recht harmlos hinauf krabbelt, kann es sein, dass man auf der anderen Seite schon etwas ratlos in die Tiefe blickt…
    Doch dieser Zacken sollte erst der Auftakt einer ganzen Serie sein.
    Umgehungen finden sich schon, aber durchaus nicht immer auf den ersten Blick.
    Von einer entspannten „Zone“ aus, habe ich Zeit für einen Seitenblick;
    Mölbegg (li.), Hochstein und Gstemmerspitzen (re.).
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    Im Rückblick zur Schabspitze, erscheint die Strecke harmlos,
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    14

    Zuletzt geändert von tauernfuchs; 29.11.2020, 22:28.

  • #2
    jedoch verbergen die hübschen Zirben so manchen widerborstigen Gesellen.
    Vom Gipfel des Brandlspitz bietet sich mir dieser Anblick auf meinen dschungelartigen Weiterweg:
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    Erst am Grat zum dahinterliegenden Tattermann sollte sich die Lage entspannen.
    Immer wieder atme ich ein wenig auf, wenn sich zwischen den Zacken einige, durchaus steile Schneestreifen finden, die wenigstens ein zügiges Vorankommen ermöglichen.
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    Und dann schon wieder ein Abbruch
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    Gelegentlich gelingt der Abstieg mit Hilfe ein paar Bäumen, manchmal hilft ein Wacholderast über eine rutschige Platte. Klarerweise bietet sich auch Latschendschungel zum Hardcore-Trailrunning an. Das Gelände bricht beiderseits durchaus steil ab, garniert mit ein wenig Pulverschnee. Tja…Ausrutschen verboten!
    Der Tattermann ist nah und doch so fern,
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    aber immerhin, die Gehstrecken werden häufiger.
    Der Rückblick ist einfach nur grün
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    So – jetzt muss ich nur noch die Latschen vor mir runterwursteln
    dann beginnt die Genußstrecke
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    Kurze Rast am Hüttenkogel, Blick Knallstein, Hohe Wildstelle, Gumpeneck
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    Ein wunderbarer Kamm führt mich Richtung Tattermann. Nun endlich kann ich zurück schauen: Schabspitze, Brandlspitz und Hüttenkogel. Die Dschungelstrecken lassen sich nur erahnen…
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    Nichts behindert mehr meinen Übergang zur Schoberspitze
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    Über die Kuppen des Tattermann nähere ich mich meinem Ziel
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    Rückblick:
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    Und – Ziel erreicht!
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    S-031.jpg

    Keine Menschenseele weit und breit, selbst mit dem Fernglas sehe ich niemanden.


    Zuletzt geändert von tauernfuchs; 29.11.2020, 22:27.

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    • #3
      Die Sicht lässt sich kaum überbieten, jeder Blick ein Gemälde…
      Warscheneck und Hochmölbing:
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      Zwischen den Gstemmerspitzen lugen die Gipfel der Hallermauern hervor
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      Den Großen Priel und Brotfall zoome ich herbei
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      Ein Blick zurück über einen Teil meines Grates
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      Als ich mich gegen 15h verabschiede, liege ich gut in der Zeit, die Alm, die Forststraße, ich möchte sie in der Dämmerung erreichen.
      Diesen Hang kannte ich bisher nur in Weiß – vom Schifahren.
      Heute - im Abstieg - darf ich ihn in Gold genießen, herrlich!
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      Ich folge nun dem markierten Weg in die Karlscharte. Hier könnte man bereits eislaufen
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      weiter unten auf den Karlseen auch
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      Von der Karlscharte überschaue ich noch ein letztes Mal den Kamm der Gstemmerspitzen
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      Kurz folge ich noch dem markierten Weg, dann steige ich über gemütliche Hänge Richtung Plotscheralm ab. Ein Rückblick noch über meinen begangenen Kamm,
      hinten der Grimming:
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      Neben dem Knallstein verabschiedet sich die Sonne
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      und ich erreiche die Plotscheralm bei einbrechender Dämmerung
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      Hoch in den Lüften scheint noch die Sonne
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      meinen weiteren Weg begleitet aber alsbald der Mond
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      Ich folge entspannt einer Forstrasse, schlurfe durch einen stiebenden Streifen aus Pulverschnee, genieße ein adventisches Gefühl, mystisch, geheimnissvoll…
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      Die Lichter von Donnersbach und die Lichter des Himmels
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      • #4
        Mondlicht, aus dem Bauernhaus steigt Rauch,
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        mich umfängt eine klare Nacht – so darf eine Tour ausklingen!

        LG

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        • #5
          Sagenhaft. Das muss ein wunderschöner und eindrucksvoller Tag gewesen sein - und vermutlich ein schöner Abschied vom Spätherbst.
          Grüße vom Graddler

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          • #6
            Herrlich einsame Tour!
            Nur mit dem Bad in der Scharte war's wohl nichts.


            L.G. Manfred

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            • #7
              Wunderschön. Taugt mir sehr der Bericht. Spannende Gegend.

              Deinen einleitenden Worten zur Tour und zu den Beschreibungen der etwas niedrigeren "unbedeutenden" und "unlohnenden" Gipfel seh ich genau so!
              Dein Bericht zeigt, dass es sehr wohl äußerst lohnende Touren sein können. Die Aussichten auf die umliegenden, bekannteren Gipfel sind oft sehr eindrucksvoll, was dein Bericht und deine Bilder auch bestätigt.

              LG. Martin
              Alle meine Beiträge im Tourenforum

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              • #8
                Zitat von tauernfuchs Beitrag anzeigen
                Ich folge entspannt einer Forstrasse,
                Glatteis links und rechts...

                Unbedeutend aber wunderschön und mit der nötigen Prise Spannung gewürzt. So machen solche Unternehmungen garantiert Spaß.



                LG, Günter

                Meine Touren in Europa

                Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
                (Marie von Ebner-Eschenbach)

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                • #9
                  Dein Berichte sind ja alle interessant für mich, obwohl die meisten für mich zu schwierig sind. Diesmal ist es noch interessanter zu lesen wie du den Übergang beschreibst weil ich diese Tour selbst schon gegangen bin und dort meine Sünden abgebüßt habe. http://www.paulis-tourenbuch.at/2017...berspitze.html

                  Kennst du auch den Übergang vom nahen Kahorneck zum Hundskogel? Dort habe ich allerdings abgebrochen. Ich weiß nicht ob das schrieriger war oder ob ich empfindlicher geworden bin.

                  lg leopold
                  Besucht mich auf www.paulis-tourenbuch.at

                  "Das Beste, was wir auf der Welt tun können, ist Gutes tun, fröhlich sein, und die Spatzen pfeifen lassen." -Don Bosco-

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                  • #10
                    Danke euch!

                    @Graddler: Ja herrlich, aber noch immer kein Abschied vom Spätherbst. Zwei Tage später habe ich noch einmal in der Gegend Oppenberg. „zugeschlagen“. Erst mit dem nächsten Schneefall wird´s dann wohl endgültig Winter für heuer.

                    @manfred: In letzter Zeit hätte ich mir öfters Eislaufschuhe gewünscht…

                    @waldrauschen:
                    Die niedrigen Gipfel haben halt oft den besonderen Reiz, dass die höheren noch eindrucksvoller wirken.

                    @mountainrabbit: Mit dem Glatteis hatte ich ja Glück, zumal in der Mitte der Forstraße ein super begehbarer Pulverschneestreifen lag.

                    @pauli501:
                    Wie oft ich in deinem Tourenbuch geschmökert habe, weißt du ja gar nicht…
                    Und etwas amüsiert habe ich auch deinen Bericht über diese Tour gelesen. Es ist wirklich sehr nett, sich über solch ausgefallene Routen austauschen zu können!
                    Hundskogel - Kahorneck kenne ich auch nicht, obwohl ich am Kahorneck als Schlechtwetterschitour einmal war. Kommt aber alles noch mal dran…
                    Zwei Tage später bin ich übrigens von den Schafzähnen zum Schüttkogel gegangen, hoch überm Strechengraben, einem deiner „Favoriten“….

                    LG

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                    • #11
                      ​​Bei solchen Verhältnissen in so unwegsamem Gelände!
                      LG Rudolf
                      _________________________________________
                      Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit,
                      die wir nicht nutzen. (Seneca)

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                      • #12
                        Diese zum Teil widerspenstigen Wegstrecken machen die Tour schon sehr spannend.
                        Umso schöner wenn du es geschafft hast, wobei das Timing für den Abstieg auch noch gut passte.

                        LG:sigi

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                        • #13
                          Bei so viel Schnee und Latschen.
                          Lg. helmut55

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                          • #14
                            Sehr spannend! hab auch die Berichte von Pauli dazu gelesen und mich schon gewundert, das da solche Überraschungen warten.

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                            • #15
                              Danke nochmal für eure netten Meldungen! Wie´s momentan aussieht, war das wirklich das Spätherbst-Finale...jetzt müssen dann bald die Schi raus.
                              LG

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