In den letzten knapp 20 Jahren konnte ich etliche markante Gipfel der Hochschwab-Gruppe bei guten bis sehr guten Bedingungen besteigen. Die Serie begann mit dem Großen Ebenstein im Sommer 2008; Trenchtling und TAC-Spitze, Fölzstein und Fölzkogel, die Aflenzer Staritzen sowie zweimal die Mitteralm mit dem Kampl und gleich dreimal die Hochweichsel folgten. Im Sommer 2020 stand ich schließlich auch bei sommerlichem Prachtwetter auf dem Hauptgipfel. Freilich ist die Liste damit noch nicht vollständig. Mit dem Ringkamp fehlte mir zum Beispiel nach wie vor der höchste Gipfel im östlichen Teil der Gruppe. Noch dazu bieten seine fast 500 Meter hohen ostseitigen Felsabstürze zum Oberen Ring eine atemberaubende Gebirgsszenerie. Von der Hochweichsel und den Aflenzer Staritzen aus, aber auch aus größerer Distanz war ich von diesem Anblick stets fasziniert. Ein Grund mehr, dass der Ringkamp seit etlichen Jahren einen prominenten Platz auf der Liste meiner Wunschgipfel einnahm!
Es spricht viel dafür, eine Tour auf den Ringkamp mit zumindest einer Übernachtung in der Voisthaler Hütte oder dem Schiestlhaus zu kombinieren. Ein paarmal nahm ich gemeinsam mit Bergfreunden einen Anlauf dazu, aber am Ende hatten wir dann doch nicht genug Zeit dafür, oder aber das Wetter war zu unsicher. Freilich sind auch Tagestouren auf den Ringkamp möglich, sogar von mehreren Ausgangsorten, aber jede dieser Routen kommt auf über 20km Strecke und mindestens 1500 Höhenmeter. Da müsste von den Bedingungen wie der Tagesform alles passen, damit das doch geht.
Meine Urlaubswoche in der Mitte des Hochsommers wollte ich heuer von vornherein für ein paar Tagestouren nützen. Und bereits einige Tage davor war für Dienstag, den 30. Juli perfektes Bergwetter angekündigt: nach einer kühlen Nacht tagsüber sommerliche Werte ohne extreme Hitze, trockene Luft, fast wolkenlos und - am wichtigsten! - definitiv gewitterfrei. So meldete sich die Idee immer stärker, diesen Tag für die Tour von Weichselboden auf den Ringkamp zu nützen.
Am Sonntag bin ich bereits entschlossen, den Plan umzusetzen, und nütze daher den Montag noch für einige Vorbereitungen. Am Dienstag breche ich schließlich voll Erwartung zeitig von Wien auf. Erst fast am Ende der mehr als zwei Stunden dauernden Anfahrt stoppe ich erstmals: dort, wo die Straße westlich von Greith dem schluchtähnlich engen Salzatal ein Stück in die nördliche Flanke ausweichen muss. Ein kleiner Parkplatz hier trägt den zutreffenden Namen „Hochschwabblick“, und natürlich lasse ich mir dieses Motiv – als perfekte Einstimmung auf den Tag – nicht entgehen. Rechts überragt der Hochschwab-Hauptgipfel knapp die Eismauer, der felsige Mieskogel in der Mitte ragt direkt über Weichselboden auf, und links dahinter steht mein Tagesziel, der Ringkamp.
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Weichselboden ist heute eine Katastralgemeinde von Mariazell, in der trotz etlichen älteren Gebäuden gerade noch etwa 30 Einwohner leben; Tendenz weiter sinkend. Die landschaftliche Umgebung ist grandios: Wie der Name andeutet, bildet das Salzatal hier einen ebenen Boden, der ringsherum von Felswänden umgeben ist. Besonders eindrucksvoll sind die fast 1500m hohen Kläffermauern an der Nordseite des Hochschwabs, die hier im Hintergrund zu sehen sind.
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Knapp vor halb neun Uhr – etwas später als eigentlich geplant – starte ich meine Tour. Die Sandstraße zur Edelbodenalm beginnt eher moderat zu steigen und liegt zeitig am Tag noch fast vollständig im Schatten. Im Verein mit der immer noch kühlen Morgenluft komme ich so gut in den Rhythmus des Gehens. Nach etwa 50 Minuten bietet sich der erste Blick auf das, was mir noch bevorsteht: Der Weg hinauf zur Edelbodenalm führt dann steiler über die seit Jahren fast komplett geschlägerte Weichselleiten. Links darüber ragt bereits der Kamm des Ringkamps auf.
013-Weichselleiten-Ringkamp-AmTremml.jpg
Schon stehe ich hoch genug, dass sich der Blick auf die Nordseite des Hochschwabstocks über die Kläffermauern (links im Bild) hinaus weitet. Links der Mitte der Ebenstein, rechts von ihm der Große Griesstein, dann folgen der spitze Schönberg sowie die Riegerin.
019-Ebenstein-GrGriesstein-Riegerin.jpg
In einer schattigen Kurve der Forststraße lädt diese Quelle – die letzte auf dem Weg zum Hochschwabgipfel! – zu einer Rast ein. Das Wasser ist ausgesprochen kühl und erfrischend. Kein Wunder, denn die Kläfferquelle – eine der größten Karstquellen Mitteleuropas und seit mehr als 110 Jahren über die Zweite Wiener Hochquellenleitun maßgeblich für die Versorgung Wiens mit gutem Trinkwasser – befindet sich nur etwa zwei Kilometer weiter westlich.
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Der Anstieg über die Weichselleiten ist, wie ich geahnt habe, teilweise durchaus holprig. Auf großen Schlägen wird der Boden meist recht steinig, und im Sommer verlangt die üppige bodennahe Vegetation ein aufmerksames Gehen. Dafür ist dieser Rückblick recht instruktiv, denn man ahnt, wie sehr Weichselboden unten an der Salza von Felswänden richtiggehend eingekesselt ist. Rechts die Querung der Forststraße im Bereich der Saatstatt, ein Abschnitt der Aufstiegsroute.
027-Ameiskogel-Saatstatt.jpg
Mit dem Bezwingen der Weichselleiten ändert sich die Szenerie dann schlagartig, und ich erreiche die flache, weitläufige Edelbodenalm. Die Alm ist nicht bewirtschaftet, es stehen nur zwei Jagdhütten hier. Aber ihre Lage ist großartig: Im Hintergrund ist das Gschöderer Kar zu sehen, das von der Nordwand der Eismauer überragt wird.
031-Edelbodenalm-GschödererKar.jpg
Selbst wenn ich nicht bereits gut zwei Stunden unterwegs wäre, würde ich an einer Rast- und Sitzgelegenheit in dieser Umgebung ganz sicher nicht vorbei gehen!
036-RastplatzEdelbodenalm-GschödererKar.jpg
Die so einladende Holztischgruppe und die benachbarte Jagdhütte.
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Gestärkt kann ich die nächste Etappe in Angriff nehmen: Nach dem Überqueren des flachen Almbodens führt der Weg im teilweise lockeren Nadelwald wieder einige Zeit steil hinauf. Der Boden ist weniger rumpelig als auf der Weichselleiten und wäre wohl nur direkt nach stärkeren Niederschlägen mühsam. In knapp 1600 Metern Höhe öffnet sich wieder ein neuer Blick: vor mir das Samkar, das der Steig eher flach quert, bevor es dann rechts über die Samstatt durch etwas felsdurchsetztes Latschengelände erneut steil bergauf geht.
047-SamkarSamstatt.jpg
Hier liegt das Samkar bereits unmittelbar vor mir, in das der Steig nun mit geringem Höhenverlust hineinquert. Die zwei Stellen, wo in jüngerer Zeit neues Geröll heruntergekommen ist, sind deutlich zu erkennen; dort ist der Steig etwas weniger breit ausgetreten.
051-Samkar.jpg
Im Kar öffnet sich dieser schöne Blick ins Salzatal nach Westen. Die Perspektive lässt besonders deutlich ahnen, wie der Fluss sich zwischen den Steilflanken links (Riegerin) und rechts (Türnach, Kräuterin) des engen Talbodens richtiggehend durchwinden muss.
053-RiegerinSalzatalHochtürnach.jpg
Rückblick ins Samkar. Bis auf ein paar steile, schottrige Meter beim Einstieg ist es recht angenehm zu gehen.
058-Samkar.jpg
Am Ende des Kars wird durch diesen Blick zur Edelbodenalm deutlich, wie viel Höhe ich seither schon wieder gewonnen habe. Die Felsflanken um Weichselboden bilden hinter dem grünen Almboden einen faszinierenden Kontrast. Am Horizont schauen alte Bekannte drüber: der Ötscher, die Zellerhüte und die Gemeindealpe.
063-EdelbodenalmMieskogel-Ötscher.jpg
Der Anstieg über die Samstatt ist nochmals recht anstrengend: Der Steig ist steil, zwischen den Latschen meist steinig oder schottrig, und immer wieder sind kleine Felsstufen zu bezwingen. Da unterbreche ich gern für diesen Blick Richtung Nordosten: Hinter dem benachbarten Plateau der Zeller Staritzen links sind unter anderem Göller, Gippel und Tonion zu sehen.
067-ZellerStaritzen-GöllerTonion.jpg
Es spricht viel dafür, eine Tour auf den Ringkamp mit zumindest einer Übernachtung in der Voisthaler Hütte oder dem Schiestlhaus zu kombinieren. Ein paarmal nahm ich gemeinsam mit Bergfreunden einen Anlauf dazu, aber am Ende hatten wir dann doch nicht genug Zeit dafür, oder aber das Wetter war zu unsicher. Freilich sind auch Tagestouren auf den Ringkamp möglich, sogar von mehreren Ausgangsorten, aber jede dieser Routen kommt auf über 20km Strecke und mindestens 1500 Höhenmeter. Da müsste von den Bedingungen wie der Tagesform alles passen, damit das doch geht.
Meine Urlaubswoche in der Mitte des Hochsommers wollte ich heuer von vornherein für ein paar Tagestouren nützen. Und bereits einige Tage davor war für Dienstag, den 30. Juli perfektes Bergwetter angekündigt: nach einer kühlen Nacht tagsüber sommerliche Werte ohne extreme Hitze, trockene Luft, fast wolkenlos und - am wichtigsten! - definitiv gewitterfrei. So meldete sich die Idee immer stärker, diesen Tag für die Tour von Weichselboden auf den Ringkamp zu nützen.
Am Sonntag bin ich bereits entschlossen, den Plan umzusetzen, und nütze daher den Montag noch für einige Vorbereitungen. Am Dienstag breche ich schließlich voll Erwartung zeitig von Wien auf. Erst fast am Ende der mehr als zwei Stunden dauernden Anfahrt stoppe ich erstmals: dort, wo die Straße westlich von Greith dem schluchtähnlich engen Salzatal ein Stück in die nördliche Flanke ausweichen muss. Ein kleiner Parkplatz hier trägt den zutreffenden Namen „Hochschwabblick“, und natürlich lasse ich mir dieses Motiv – als perfekte Einstimmung auf den Tag – nicht entgehen. Rechts überragt der Hochschwab-Hauptgipfel knapp die Eismauer, der felsige Mieskogel in der Mitte ragt direkt über Weichselboden auf, und links dahinter steht mein Tagesziel, der Ringkamp.
002-RingkampMieskogelHochschwab.jpg
Weichselboden ist heute eine Katastralgemeinde von Mariazell, in der trotz etlichen älteren Gebäuden gerade noch etwa 30 Einwohner leben; Tendenz weiter sinkend. Die landschaftliche Umgebung ist grandios: Wie der Name andeutet, bildet das Salzatal hier einen ebenen Boden, der ringsherum von Felswänden umgeben ist. Besonders eindrucksvoll sind die fast 1500m hohen Kläffermauern an der Nordseite des Hochschwabs, die hier im Hintergrund zu sehen sind.
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Knapp vor halb neun Uhr – etwas später als eigentlich geplant – starte ich meine Tour. Die Sandstraße zur Edelbodenalm beginnt eher moderat zu steigen und liegt zeitig am Tag noch fast vollständig im Schatten. Im Verein mit der immer noch kühlen Morgenluft komme ich so gut in den Rhythmus des Gehens. Nach etwa 50 Minuten bietet sich der erste Blick auf das, was mir noch bevorsteht: Der Weg hinauf zur Edelbodenalm führt dann steiler über die seit Jahren fast komplett geschlägerte Weichselleiten. Links darüber ragt bereits der Kamm des Ringkamps auf.
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Schon stehe ich hoch genug, dass sich der Blick auf die Nordseite des Hochschwabstocks über die Kläffermauern (links im Bild) hinaus weitet. Links der Mitte der Ebenstein, rechts von ihm der Große Griesstein, dann folgen der spitze Schönberg sowie die Riegerin.
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In einer schattigen Kurve der Forststraße lädt diese Quelle – die letzte auf dem Weg zum Hochschwabgipfel! – zu einer Rast ein. Das Wasser ist ausgesprochen kühl und erfrischend. Kein Wunder, denn die Kläfferquelle – eine der größten Karstquellen Mitteleuropas und seit mehr als 110 Jahren über die Zweite Wiener Hochquellenleitun maßgeblich für die Versorgung Wiens mit gutem Trinkwasser – befindet sich nur etwa zwei Kilometer weiter westlich.
020-QuelleBeimWasserl.jpg
Der Anstieg über die Weichselleiten ist, wie ich geahnt habe, teilweise durchaus holprig. Auf großen Schlägen wird der Boden meist recht steinig, und im Sommer verlangt die üppige bodennahe Vegetation ein aufmerksames Gehen. Dafür ist dieser Rückblick recht instruktiv, denn man ahnt, wie sehr Weichselboden unten an der Salza von Felswänden richtiggehend eingekesselt ist. Rechts die Querung der Forststraße im Bereich der Saatstatt, ein Abschnitt der Aufstiegsroute.
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Mit dem Bezwingen der Weichselleiten ändert sich die Szenerie dann schlagartig, und ich erreiche die flache, weitläufige Edelbodenalm. Die Alm ist nicht bewirtschaftet, es stehen nur zwei Jagdhütten hier. Aber ihre Lage ist großartig: Im Hintergrund ist das Gschöderer Kar zu sehen, das von der Nordwand der Eismauer überragt wird.
031-Edelbodenalm-GschödererKar.jpg
Selbst wenn ich nicht bereits gut zwei Stunden unterwegs wäre, würde ich an einer Rast- und Sitzgelegenheit in dieser Umgebung ganz sicher nicht vorbei gehen!
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Die so einladende Holztischgruppe und die benachbarte Jagdhütte.
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Gestärkt kann ich die nächste Etappe in Angriff nehmen: Nach dem Überqueren des flachen Almbodens führt der Weg im teilweise lockeren Nadelwald wieder einige Zeit steil hinauf. Der Boden ist weniger rumpelig als auf der Weichselleiten und wäre wohl nur direkt nach stärkeren Niederschlägen mühsam. In knapp 1600 Metern Höhe öffnet sich wieder ein neuer Blick: vor mir das Samkar, das der Steig eher flach quert, bevor es dann rechts über die Samstatt durch etwas felsdurchsetztes Latschengelände erneut steil bergauf geht.
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Hier liegt das Samkar bereits unmittelbar vor mir, in das der Steig nun mit geringem Höhenverlust hineinquert. Die zwei Stellen, wo in jüngerer Zeit neues Geröll heruntergekommen ist, sind deutlich zu erkennen; dort ist der Steig etwas weniger breit ausgetreten.
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Im Kar öffnet sich dieser schöne Blick ins Salzatal nach Westen. Die Perspektive lässt besonders deutlich ahnen, wie der Fluss sich zwischen den Steilflanken links (Riegerin) und rechts (Türnach, Kräuterin) des engen Talbodens richtiggehend durchwinden muss.
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Rückblick ins Samkar. Bis auf ein paar steile, schottrige Meter beim Einstieg ist es recht angenehm zu gehen.
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Am Ende des Kars wird durch diesen Blick zur Edelbodenalm deutlich, wie viel Höhe ich seither schon wieder gewonnen habe. Die Felsflanken um Weichselboden bilden hinter dem grünen Almboden einen faszinierenden Kontrast. Am Horizont schauen alte Bekannte drüber: der Ötscher, die Zellerhüte und die Gemeindealpe.
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Der Anstieg über die Samstatt ist nochmals recht anstrengend: Der Steig ist steil, zwischen den Latschen meist steinig oder schottrig, und immer wieder sind kleine Felsstufen zu bezwingen. Da unterbreche ich gern für diesen Blick Richtung Nordosten: Hinter dem benachbarten Plateau der Zeller Staritzen links sind unter anderem Göller, Gippel und Tonion zu sehen.
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