Liebe Gipfeltreffen Freunde!
An wahrscheinlich dem kältesten Tag 2021 bin ich den folgenden Anstieg zum Schönhaltereck gegangen:
Screenshot.png
Eigentlich hatte ich diesen Anstieg für eine Sommererkundung im Auge, am Tag vor der Unternehmung schoss mir aber durch den Kopf, dass die ordentlich winterlichen Bedingungen ideal sein könnten für eine "Eis-Kraxlerei".
Die Temperaturen waren in der Tat zwischen -5°C/-10°C (unten) und -15°C/-20°C (oben), und das Wetter am Vormittag war hervorragend. Allerdings, eine Wetterverschlechterung war für die zweite Nachmittagshälfte angesagt. Lawinenberichten waren generell günstig, und ich erwartete, dass der Lahngraben – nomen est omen – bereits "abgelahnt" sei.
Ein guter Freund von mir begleitetet mich. Wir hatten viel Ausrüstung mit, einschließlich Schneeschuhe für mögliche Tiefschnee-Passagen, und etwa Kletterausrüstung für den Notfall, beide kamen aber nie zum Einsatz. Steigeisen + Pickel/Eisgeräte waren hingegen stets im Einsatz.
Die Bedingungen in dem Lahngraben waren perfekt wie erwartet, und so ergab sich eine geniale Kraxlerei durch den vereisten Bach und kleine Stufen/Eisfälle. Eine überraschende Begegnung mit zwei großen Steinböcken dürfen wir da auch erleben. Bei einer Gabelung nahmen wir eigentlich eine linke seichtere Variante anstatt den Hauptgraben, da im Letzteren waren größeren Stufen mit höherem Eisbedingt-Restrisiko, die ohne Seilsicherung nicht vertretbaren waren, und wir wollten schneller und seilfrei hinauf.
Nach dem Lahngraben querten wir über den durch Schnee kaum erkennbaren Jagdsteig zum Start der zweiten Teil der Tour, nämlich den Schöhnaltereck Südgrat – eigentlich ein Rücken, der nur nach Osten steiler abbricht und nur ganz oben schärfer und felsiger wird. In der unterer/mittlerer Partie des Rückens sind viele Latschen, im Sommer wahrscheinlich ein Halbtraum, aber diese waren meistens von einer betonharten Schneedecke überdeckt, über die wir einfach spazieren könnten.
Die angesagte Wetterverschlechterung kam früher als erwartet. Alles war aber gut im Griff, wir gingen also weiter. Dabei hatten wir eine gewaltige Stimmung oberhalb der Waldgrenze, dank auch einigen Sonnenstrahlen durch die dustere Atmosphäre. Der Nordwind wurde dann lebhaft, somit bildeten sich in der Flanke hin dünne aber extrem spröden Triebschnee-Inseln – in dem Südkar zur Öde Kirchen wären die Bedingungen schon sehr heikel gewesen.
Das Wetter wurde nach oben hin extremer, und auch deswegen hatten wir dann in den kurzen aber schrofigen steilen Metern des Schlussanstiegs die Schlüsselstelle. Als wir aufs Plateau ausstiegen waren Windspitzen um die 60 Km/h, mit Windchill um -25°, und die Sicht nahm deutlich ab. Wir gingen trotzdem zum Gipfelkreuz. Mein Handy schaltetet sich dabei durch die Kälte aus, meinem Freund gelang aber ein paar Videos als Zeugnis der Verhältnisse. Der Preis dafür war jedoch eine schmerzende eiskalte Hand die sich nicht erholt und wir mussten in Eile absteigen.
Hier die Videos:
https://photos.app.goo.gl/5bkWcgyhyJM1ukRHA
Ein Paar Screenshots aus den Videos in dem Sturm beim Gipfelkreuz:
sc1.png
sc2.png
sc4.png
Im Abstieg zur Öde Kirche brach die Sonne wie Auge Gottes durch die Finsternis durch. Das war ein magischer Moment der mit Wörter schwer zu beschreiben ist.
Von der Öde Kirche stiegen wir über den Glockriegel ab, und letztendlich erreichten wir das Tal in der Dunkelheit. Die Steigeisen zog ich erst bei der beleuchteten Barbarakapelle aus. Manchmal widerspiegeln Steigeisen den Wille am Leben verankert zu bleiben trotz dem Treib die Hohe zu erreichen. Denn Bergsteigen ist auch Heimkommen.
LG,
David
PS
Fotos folgen unten (die Bilder mit ausgedehnterem Format wie z.B das erste wurden von meinem Freund aufgenommen).
An wahrscheinlich dem kältesten Tag 2021 bin ich den folgenden Anstieg zum Schönhaltereck gegangen:
Screenshot.png
Eigentlich hatte ich diesen Anstieg für eine Sommererkundung im Auge, am Tag vor der Unternehmung schoss mir aber durch den Kopf, dass die ordentlich winterlichen Bedingungen ideal sein könnten für eine "Eis-Kraxlerei".
Die Temperaturen waren in der Tat zwischen -5°C/-10°C (unten) und -15°C/-20°C (oben), und das Wetter am Vormittag war hervorragend. Allerdings, eine Wetterverschlechterung war für die zweite Nachmittagshälfte angesagt. Lawinenberichten waren generell günstig, und ich erwartete, dass der Lahngraben – nomen est omen – bereits "abgelahnt" sei.
Ein guter Freund von mir begleitetet mich. Wir hatten viel Ausrüstung mit, einschließlich Schneeschuhe für mögliche Tiefschnee-Passagen, und etwa Kletterausrüstung für den Notfall, beide kamen aber nie zum Einsatz. Steigeisen + Pickel/Eisgeräte waren hingegen stets im Einsatz.
Die Bedingungen in dem Lahngraben waren perfekt wie erwartet, und so ergab sich eine geniale Kraxlerei durch den vereisten Bach und kleine Stufen/Eisfälle. Eine überraschende Begegnung mit zwei großen Steinböcken dürfen wir da auch erleben. Bei einer Gabelung nahmen wir eigentlich eine linke seichtere Variante anstatt den Hauptgraben, da im Letzteren waren größeren Stufen mit höherem Eisbedingt-Restrisiko, die ohne Seilsicherung nicht vertretbaren waren, und wir wollten schneller und seilfrei hinauf.
Nach dem Lahngraben querten wir über den durch Schnee kaum erkennbaren Jagdsteig zum Start der zweiten Teil der Tour, nämlich den Schöhnaltereck Südgrat – eigentlich ein Rücken, der nur nach Osten steiler abbricht und nur ganz oben schärfer und felsiger wird. In der unterer/mittlerer Partie des Rückens sind viele Latschen, im Sommer wahrscheinlich ein Halbtraum, aber diese waren meistens von einer betonharten Schneedecke überdeckt, über die wir einfach spazieren könnten.
Die angesagte Wetterverschlechterung kam früher als erwartet. Alles war aber gut im Griff, wir gingen also weiter. Dabei hatten wir eine gewaltige Stimmung oberhalb der Waldgrenze, dank auch einigen Sonnenstrahlen durch die dustere Atmosphäre. Der Nordwind wurde dann lebhaft, somit bildeten sich in der Flanke hin dünne aber extrem spröden Triebschnee-Inseln – in dem Südkar zur Öde Kirchen wären die Bedingungen schon sehr heikel gewesen.
Das Wetter wurde nach oben hin extremer, und auch deswegen hatten wir dann in den kurzen aber schrofigen steilen Metern des Schlussanstiegs die Schlüsselstelle. Als wir aufs Plateau ausstiegen waren Windspitzen um die 60 Km/h, mit Windchill um -25°, und die Sicht nahm deutlich ab. Wir gingen trotzdem zum Gipfelkreuz. Mein Handy schaltetet sich dabei durch die Kälte aus, meinem Freund gelang aber ein paar Videos als Zeugnis der Verhältnisse. Der Preis dafür war jedoch eine schmerzende eiskalte Hand die sich nicht erholt und wir mussten in Eile absteigen.
Hier die Videos:
https://photos.app.goo.gl/5bkWcgyhyJM1ukRHA
Ein Paar Screenshots aus den Videos in dem Sturm beim Gipfelkreuz:
sc1.png
sc2.png
sc4.png
Im Abstieg zur Öde Kirche brach die Sonne wie Auge Gottes durch die Finsternis durch. Das war ein magischer Moment der mit Wörter schwer zu beschreiben ist.
Von der Öde Kirche stiegen wir über den Glockriegel ab, und letztendlich erreichten wir das Tal in der Dunkelheit. Die Steigeisen zog ich erst bei der beleuchteten Barbarakapelle aus. Manchmal widerspiegeln Steigeisen den Wille am Leben verankert zu bleiben trotz dem Treib die Hohe zu erreichen. Denn Bergsteigen ist auch Heimkommen.
LG,
David
PS
Fotos folgen unten (die Bilder mit ausgedehnterem Format wie z.B das erste wurden von meinem Freund aufgenommen).
Kommentar